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Hilfe...Camponotus ligniperdus nimmt kein Protein zu sich

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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InfiniteDarkness
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#1 Hilfe...Camponotus ligniperdus nimmt kein Protein zu sich

Beitrag von InfiniteDarkness » 20. Juni 2012, 09:38

Hallo zusammen,

ich habe mal eine Frage bzgl. der Ernährung meiner Camponotus ligniperdus. Und zwar ist es meines Wissens (korrigiert mich, wenn ich jetzt Mist erzähle) ja wichtig, dass Ameisen u.A. proteinreiche Nahrung zu sich nehmen, da diese für die Gyne essenziell zur Produktion von Eiern ist.

Nun habe ich aber das Problem, dass sich meine Ameisen...ich möchte fast sagen...für einen "veganen Lebensstil" entschieden haben.
Ich versuche eigentlich, sie möglichst abwechslungsreich zu ernähren.
Biete ich den Ameisen Zuckerwasser, Honig und Obst (z.B. Apfel, Birne, Banane) an, kann ich umgehend beobachten, wie die Arbeiterinnen anrücken und die Nahrung aufnehmen. Wandern jedoch Hautflügler, Maden, Heimchen, Ei, Fisch und Fleisch auf den Tisch, so interessieren sich meine Schützlinge in keinster Weise dafür.

Parallel zu den Camponotus ligniperdus haben wir noch eine junge Kolonie Lasius niger, welche das gleiche Futter bekommt und damit sehr zufrieden zu sein scheint (es wird praktisch alles gefressen und die Kolonie wächst und gedeiht).

Meine Idee war jetzt, den Camponotus ligniperdus die Proteine über ein Jelly zu verabreichen. Aber auch das wird verschmäht.

Ich könnte jetzt sagen "die Ameisen werden selbst am besten wissen, was sie brauchen", aber da meine Kolonie immer kleiner wird (ich bin vor gut 2 Monaten mit 12 Arbeiterinnen gestartet, jetzt sind es nur noch 7) scheint sich dies in meinem Fall nicht zu bewahrheiten.

Brut war übrigens von Beginn an massig vorhanden und es kommen auch hin und wieder neue Eier dazu, allerdings konnte ich bisher erst ein einziges mal einen Zuwachs meiner Kolonie verbuchen (ich zähle täglich durch), was ja vermuten lässt, dass die Brut immer wieder gefressen wird.

Hat vielleicht jemand eine Idee, was ich falsch mache, oder wo das Problem liegen könnte?
Ich wäre Euch sehr dankbar, da mir das Wohl meiner Tierchen sehr am Herzen liegt.



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#2 AW: Hilfe...Camponotus ligniperda nimmt kein Protein zu sich

Beitrag von Intro » 20. Juni 2012, 11:57

Hallo InfiniteDarkness!

Könntest du vielleicht noch die Haltungsbedingungen genauer beschreiben? Du hast ja nur die Fütterung beschrieben. Es wäre von Vorteil, wenn wir wissen würden, wie oft die Kolonie gestört wird, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist, in was für einem Nest sie wohnen, usw...

Wenn du uns das sagst, werden wir eher helfen können!



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hormigas
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#3 AW: Hilfe...Camponotus ligniperda nimmt kein Protein zu sich

Beitrag von hormigas » 20. Juni 2012, 12:11

Hmm...sie mögen auch keine frischgefangenen Fruchtfliegen?
Die sind gut zu transportieren für die Arbeiterinnen.
(Honig ist nicht Vegan)


arriba hormigas :)

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InfiniteDarkness
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#4 AW: Hilfe...Camponotus ligniperda nimmt kein Protein zu sich

Beitrag von InfiniteDarkness » 20. Juni 2012, 12:54

Blabbi hat geschrieben:Hallo InfiniteDarkness!

Könntest du vielleicht noch die Haltungsbedingungen genauer beschreiben? Du hast ja nur die Fütterung beschrieben. Es wäre von Vorteil, wenn wir wissen würden, wie oft die Kolonie gestört wird, wie hoch die Luftfeuchtigkeit ist, in was für einem Nest sie wohnen, usw...

Wenn du uns das sagst, werden wir eher helfen können!


Gerne:
Die Kolonie wohnt in einer Farm, welche mit Sand-Lehm-Gemisch befüllt ist. Diese ist mit einem Schlauch mit einer Arena verbunden. Wenn gewünscht kann ich Fotos posten, sobald ich zu Hause bin (aktuell im Büro).
Die Ameisen sind allerdings bisher noch nicht auf die Idee gekommen, unter die Erde zu ziehen, obwohl der Grund nicht zu fest ist und ich auch zwei Gänge eingebracht habe.
Die Gyne wechselt ihren Standort incl. einiger Arbeiterinnen und Eier öfters zwischen Schlauch und Farm.
Dort hinzuziehen war übrigens auch ihre eigene Entscheidung. Ich hatte damals ihr abgedunkeltes Reagenzglas an den zweiten Anschluss der Farm angebracht. Nachdem die Kolonie wenige Stunden danach schon ausgezogen war, haben sie sich auch nicht mehr für das Reagenzglas interessiert, so dass ich es nach ~2 Wochen entfernt habe.

Gestört werden die Ameisen nicht allzu oft. Vielleicht alle 2 Tage, wenn ich mich um Speis und Trank kümmere. Wobei ich "Stören" schon fast zu hart ausgedrückt finde. Ich habe das Gefühl, dass sie es häufig gar nicht mitbekommen, wenn ich an der Arena zu gange bin (ich suche mir, wenn möglich, Augenblicke aus, in denen gerad keine Arbeiterinnen unterwegs sind).
Eine hefige Störung habe ich den Mädelz bisher nur 1x vor ~2-3 Wochen zugemutet, als ich die Drenage in der Farm neu befüllt hab.
Wie hoch die Feuchte genau ist, kann ich leider nicht beantworten. Ich sehe jedoch, dass das Sand-Lehm-Gemisch in der Farm feucht ist. Außerdem haben wir ein großes Aquarium in der Bude, so dass wir uns über trockene Luft nicht beklagen können.

hormigas hat geschrieben:Hmm...sie mögen auch keine frischgefangenen Fruchtfliegen?
Die sind gut zu transportieren für die Arbeiterinnen.

Nein, auch die nicht. Ich habe ihnen schon mehrfach Fruchtfliegen und junge Stubenfliegen angeboten. Leider ohne Erfolg.
(Honig ist nicht Vegan)
Ansichtssache. Wir können aber gern aus dem "vegan" ein "vegetarisch" machen, wenn Dir das lieber ist.;)



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hormigas
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#5 AW: Hilfe...Camponotus ligniperda nimmt kein Protein zu sich

Beitrag von hormigas » 20. Juni 2012, 13:25

Leider kann ich dir keine Tips zu deinem Anliegen geben.
Aber es gibt einen Film auf You Tube http://www.youtube.com/watch?v=OxDJg2vfuBk der die Koloniegründung der "Rossameise" Camponotus ligniperda beschreibt. Am anfang ist der Film eher philosophisch, davon darfst du dich nicht irritieren lassen.
(Vegan-Vegetarisch egal ;))
Alles Gute für deine Kolonie


arriba hormigas :)

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#6 AW: Hilfe...Camponotus ligniperda nimmt kein Protein zu sich

Beitrag von Imago » 20. Juni 2012, 13:34

Hallo InfiniteDarkness!

Also das Problem liegt bereits klar auf der Hand. Ich versuche Dir das mal zu erleutern.

Camponotus ligniperdus ist, wie oft leider fälschlicherweise angenommen keine Ameise die man so einfach in einer Farm halten kann. Meiner Meinung nach dürfte man in Verbindung dieser Art, gar keine Farm anbieten.

Camponotus ligniperdus lebt in der Natur unter Steinen, in Totholz ebenfalls in reinen Erdnestern. Am häufigsten jedoch ist die Kombination, zwischen Totholznnest mit Erdanteil, sowie natürlich auch unter Steinen mit einem Erdnest.

Soweit steht die farm natürlich noch hoch im Kurs.

Ein Anfänger kann aber nicht wissen, das die Nester dieser Art sehr sonnenexponentiell ausgerichtet werden. Hänge, die nach Süden ausgelegt sind mit Sandanteil, karger Bepflanzung aber blühenden Sträuchern in der Nähe, dort findet man auch mittig bis südlich von Deutschland häufig Nester dieser Art. Durch den Sandanteil, also einer guten Drainageschicht, die Stauwasser und übermäßige Feuchtigkeit schnell absickern lässt und der Sonnenexponierte Standort, lassen keine hohe Nestfeuchtgkeit zu.

Camponotus ligniperdus ist eine stark thermophil geprägte Ameise.

Ihre Nester sind zwar z.T in der Erde, das bedeutet aber nicht das die Erde auch feucht sein muss.

Ein sehr geringer Feuchtigkeitsanteil reicht dieser Art schon aus.

Man kann sie sogar bei einer stetig Wasser führenden Quelle in der Arena trockenen Nestes halten.

Die Ameisen benötigen, so wie Du richtig geschrieben hast, Proteine um Nachkommen hervorzubringen. Ein Ameisenvolk wird gelenkt durch Duftstoffe, Instinkte und Reize. Hat das Volk kein Nest, wird die Brut vernachlässigt, da ein Nest höchste Priorität hat. Die Larven werden so lange kein stabiles Nest vorhanden ist, kaum bis gar nicht gefüttert.

Erst wenn die Kolonie ein Nest gefunden hat, in dem die klimatischen Bedingungen stimmen, sprich die Brut wachsen und die Arbeiterinnen sowie die Gyne überleben können, dann werden auch wieder Proteine angenommen.

Die Farm nehmen sie nicht an, da es ihnen dort schlicht und ergreifend zu feucht ist. Ein Reagenzglas ist es meist auch. Das Reagenzglas wird für eine Gründung angenommen, da ist es wirklich dienlich. Aber ist das Volk eigenständig verlassen sie das Reagenzglas zügig und suchen sich eine trockenere Nistoption.

Sobald sich die Feuchtigkeit legt, sollten sie anfangen zu graben. Das kann aber eine ganze Weile dauern.

LG Imago



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InfiniteDarkness
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#7 AW: Hilfe...Camponotus ligniperda nimmt kein Protein zu sich

Beitrag von InfiniteDarkness » 20. Juni 2012, 14:06

Ok, schonmal vielen Dank für die detaillierten Ausführungen (auch vielen Dank an Hormigas; das Video werde ich mir zu Hause zu Gemüte führen).

Viele dieser Punkte waren mir bisher unbekannt, obwohl ich eigentlich der Überzeugung war, mir sehr gut über die Camponotus ligniperdus informiert zu haben, bevor ich sie mir zugelegt habe.

Das legt dann auch die Vermutung nahe, dass die Ameisen auch aufgrund der für sie zu hohen Feuchte immer wieder in der Schlauch übersiedeln (und zurück, weil es dort wahrscheinlich zu ungemütlich, zu hell und unruhig ist)...

Was wäre denn jetzt Deine Empfehlung? -Abwarten, Tee trinken und hoffen, dass sich die Kolonie nicht zu weit dezimiert hat, bevor die Farm etwas trockener ist?

Alternativ bzw. bis dahin könnte ich ein abgedunkeltes Reagenzglas mit etwas trockner Sand/Lehm-Mischung drin und ohne Feuchtedepot anschließen. -Natürlich alles andere als artgerecht, aber immernoch besser als der transparente Schlauch.
Meinst Du, das macht Sinn?



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#8 AW: Hilfe...Camponotus ligniperda nimmt kein Protein zu sich

Beitrag von Imago » 20. Juni 2012, 14:15

Hallo!

Ja, das macht druchaus Sinn.

Du wirst ja sehen ob es angenommen wird. Wenn ja, dann leg das Reagenzglas aber bitte nicht später in die Farm, wenn die etwas abgetrockent ist, weil die sonst in dem Reagenzglas bleiben, und dieses dann langsam aber sicher vergraben :)

Sollten sie in das Reagenzglas ziehen dann lass sie so lange dort, bis sie eigenständig in die abgetrocknete Farm umziehen.

Sobald die klimatischen Bedingungen in der Farm stimmen, sollte das große Graben beginnen.

LG Imago



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