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Lasius cf. niger - Winterruhe: Aufwachbericht.

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Lasius
gergi
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#1 Lasius cf. niger - Winterruhe: Aufwachbericht.

Beitrag von gergi » 27. Januar 2013, 23:52

Ich halte zur Zeit zwei schlafende Ameisenkolonien die wohl in den nächsten Wochen/Monaten langsam lebendiger werden. Dieser Bericht soll das Aufwachverhalten der Kolonien beschreiben.

Hier eine kurze Beschreibung der Kolonien:
  • Die erste wurde letzten Frühling von einem der Shops erstanden und besteht jetzt aus rund 70 Tieren. Gehalten wird sie in einer Plastik "Glasfarm" vergleichbar mit dieser hier. Generell würde ich dieser Kolonie eine sehr guten Zustand zusprechen. Jetzt im Winter haben sie sich recht gut um und auf der Brut versammelt sodass ich diese nicht sehe und daher nichts genaues feststellen kann. Vor der Winterruhe war jedoch sehr viel Brut vorhanden.
  • Die zweite ruht in einem Ytong Nest mit roter Frontscheibe. Die Gyne wurde im Freien gefunden und hier von der Community bestimmt, im Reagenzglas gegründet, und rund 2 Tage vor dem Schlüpfen der ersten Arbeiter in den Ytong zwangsumgesiedelt [1] was recht problemlos vonstatten ging. Es sind wohl im Moment rund 20 Tiere. Den Zustand der Kolonie würde ich als etwas fragwürdig(?) bezeichnen. In den letzen Monaten vor der Winterruhe (also September+Oktober) gab es beinahe keine Nahrungsaufnahme mehr. Brut war ein wenig vorhanden (~10 Einzelobjekte). Auch der Hinterleib, der meines Wissens nach unter anderem als Energiespeicher dient, ist bei den Arbeiterinnen deutlich kleiner als bei der ersten Kolonie.

Beide Kolonien überwintern in einer Kühlbox (aka Wärmebox) auf dem Balkon. Im unteren Bereich der Kühlbox wurden zuerst zwei Holzstreben eingelegt die ein Aufliegen des Inhaltes auf dem kalten Kühlboxboden (die ja auf dem kalten Balkonboden steht) vermindern. Außerdem wurde ein altes feuchtes Bettlaken auf diese Streben gelegt um den Ytong feucht zu halten. Zusätzlich habe ich Kühlakkus als Wärmespeicher in die Box gelegt welche zusätzlich Frost innerhalb der Box verhindern sollen. Diese wurden bei Temperaturen unter 0 Grad regelmäßig gewechselt. Dies sorgt nicht nur dafür, dass Frost vermieden wird, sondern auch für gleichmäßigere Temperaturen wie sie auch im Erdreich vorkommen. (Im Gegensatz zu Tag/Nacht oder Wettertemperaturschwankungen auf dem Balkon)

Eingeschläfert wurden die beiden Kolonien recht natürlich. Sie wurden mitte September (damals noch ohne Kühlbox) vom Wohnzimmer auf den Balkon verfrachtet um eine längere Temperaturübergangsphase zu erreichen. Als dann der erste Frost drohte (ich glaub das war Anfang Dezember) wurden sie in die Kühlbox gesteckt.

Den Aufwachprozess möchte ich ähnlich gestalten. Da in den nächsten Tage recht ordentliche Plusgrade (+16°C im Jänner wtf!; 20° Temperaturunterschied in einer Woche, 15°C in 2 Tagen) angesagt sind habe ich ein wenig sorge wie ich das am besten anstelle. Idealerweise sollte ich in den kommenden Tagen eher kalte Akkus zuführen um einen langsameren Temperaturanstieg zu erreichen. Aber erstmal abwarten wie das Wetter wirklich wird. Der Ytong stellt ja ohnehin einen guten Wärmepuffer dar.

[1] Vier Puppen wurden als Vorhut aus dem Reagenzglas genommen und in den neuen Ytong gelegt. Das Reagenzglas anschließend mit der Öffnung an die Puppen im Ytong gelegt. Nach rund 5 Minuten hat sich die Gyne entschlossen dass ihr diese vier Puppen wichtiger waren als die vielen (~5-8) anderen Brutbestandteile (sie ist also freiwillig gewechselt). Danach wurde die Restbrut aus dem Reagenzglas in den Ytong gegeben.

P.S. Ich würd mich über Kommentare / Anregungen / Wünsche sehr freuen. Dann komm ich mir hier nicht so alleine vor :D



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Javis
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#2 AW: cf. Niger - Winterruhe Aufwachbericht.

Beitrag von Javis » 28. Januar 2013, 01:52

Hallo gergi

Also zum beenden der Winterruhe ist es noch viel zu früh.:nono:
Erst ab Mitte März solltest du deine Kolonien langsam wieder an wärmere Temperaturen gewöhnen.
Richte dich doch einfach an die Natur.
Erst wenn du draußen die ersten Ameisen laufen siehst ist es Zeit auch deine aus der Winterruhe zu holen.
Oder richte dich an den im Wissensteil gegebenen Ratschlägen.

Zitat aus dem Wissensbereich: Winterruhe
Ende September-Anfang Oktober, sollte man die Ameisen langsam an kalte Temperaturen gewöhnen (z.B. ins Treppenhaus stellen oder andere kühlere Orte), und sie dann in die Winterruhe schicken. Nach 5-6 Monaten, ca. Mitte März kann man sie dann langsam an wärmere Temperaturen gewöhnen. Bitte nicht gleich ins warme Zimmer schleppen, sondern langsam (über 1-2 Wochen) die Temperaturen erhöhen. Die Temperatur zur Überwinterung sollte etwa 0-8 Grad bei einheimischen Arten, bei anderen Arten die Wintertemperatur des Ursprungslands betragen.

http://www.ameisenforum.de/vbseiten.php?page=18


im Reagenzglas gegründet, und rund 2 Tage vor dem Schlüpfen der ersten Arbeiter in den Ytong zwangsumgesiedelt [1] was recht problemlos vonstatten ging.

Zwangsumgesiedelt Warum denn bloß?


Es sind wohl im Moment rund 20 Tiere. Den Zustand der Kolonie würde ich als etwas fragwürdig(?) bezeichnen. In den letzen Monaten vor der Winterruhe (also September+Oktober) gab es beinahe keine Nahrungsaufnahme mehr. Brut war ein wenig vorhanden (~10 Einzelobjekte). Auch der Hinterleib, der meines Wissens nach unter anderem als Energiespeicher dient, ist bei den Arbeiterinnen deutlich kleiner als bei der ersten Kolonie.

Zwangsumsiedelung führt zu stress und das kann nie gut für die Entwicklung einer Kolonie sein.
Natürlich sind einige Arten Widerstandsfähiger als andere, aber ich kann nur von Zwangsumsiedelungen ohne wichtigen Grund abraten.

Eingeschläfert wurden die beiden Kolonien recht natürlich. Sie wurden mitte September (damals noch ohne Kühlbox) vom Wohnzimmer auf den Balkon verfrachtet um eine längere Temperaturübergangsphase zu erreichen. Als dann der erste Frost drohte (ich glaub das war Anfang Dezember) wurden sie in die Kühlbox gesteckt.


Eingeschläfert?
Dann erübrigt sich alles weitere, dann sind sie nämlich Tod.:evil:
Du meinst sicherlich in die Winterruhe geschickt.

Vier Puppen wurden als Vorhut aus dem Reagenzglas genommen und in den neuen Ytong gelegt. Das Reagenzglas anschließend mit der Öffnung an die Puppen im Ytong gelegt. Nach rund 5 Minuten hat sich die Gyne entschlossen dass ihr diese vier Puppen wichtiger waren als die vielen (~5-8) anderen Brutbestandteile (sie ist also freiwillig gewechselt). Danach wurde die Restbrut aus dem Reagenzglas in den Ytong gegeben.

Von Freiwillig kann keine rede sein, du hast ihr ja schliesslich die Puppen weggenommen.
Warum hast du sie nicht im Ytongnest gelassen?:confused:

LG Javis
 


Das größte Vorbild in der Ameisenhaltung sollte die Natur sein, dann kann man nicht viel falsch machen.

Camponotus Haltungsbericht, Diskussionsthread-camponotus-ligniperdus Baubericht: Naturformikarium

gergi
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#3 AW: cf. Niger - Winterruhe Aufwachbericht.

Beitrag von gergi » 28. Januar 2013, 09:12

Anmerkung 1: Vielleicht habe ich das nicht so rüber gebracht. Ich hab nicht vor die beiden Kolonien jetzt aufzuwecken. Sie stehen ja am Balkon und werden aufwachen wann ihnen die Natur die nötigen Temperaturen liefert. Für mich ist nur die Frage ob die enormen und in schneller Folge auftretenden Temperaturschwankungen sich irgendwie auswirken.

Anmerkung 2 zur Umsiedlung: Die damals nur aus Brut und der Gyne bestehende Kolonie wurde vom RG in den Ytong gesiedelt. Und nicht aus dem Ytong heraus woanders hin.



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#4 AW: Lasius cf. niger - Winterruhe: Aufwachbericht.

Beitrag von swagman » 28. Januar 2013, 12:04

Hallo.

Eine Zwangsumsiedlung, auf die Art wie bei dir durchgeführt, ist keinesfalls schädlich für die Ameisen.
Negativen Stress haben die Ameisen damit keinen, da es bei den meisten Arten zu ihrem natürlichen Verhalten gehört bei einer Zerstörung des Nestes schnell umzusiedeln.
Wären Ameisen so phlegmatisch wie manche meinen, wären sie wohl schon längst ausgestorben.

Zum Thema aktuelle Temperaturen:
Momentan erwärmt sich nur die Luft, was erstmal auf die Bodentemperaturen wenig Einfluss hat.
Allerdings hatte es hier bei uns zuerst geschneit, so dass der Boden durch den Schnee vor Frost geschützt war und deswegen nur oberflächlich gefroren ist. Dennoch ist der Boden kalt und es dauet seine Zeit bis dieser sich erwärmt.
Um sich vor solchen Wetterkapriolen zu schützen kommen viele Insekten, wie Wespen- und Hummelköniginnen, auch erst aus ihren Winterquartieren hervor wenn eine bestimmte Temperatur über eine bestimmte Zeitspanne herrscht.
Auf deinem Balkon wirst du dir daher etwas einfallen lassen müssen, um zu verhindern dass die Temperaturen zu schnell ansteigen. Immerhin überwintern deine Ameisen nicht im schützenden Boden, wie es natürlich wäre.


Übrigens, als Gärtner erlebte ich oft genug, dass sich im Boden Eisnester sehr lange halten können.
Je nach vorangegangenen Winter und Bodenart, kann sich Bodenfrost und Eis in tieferen Schichten sehr lange halten. Auch wenn Bäume und Sträucher schon grün werden und es überall zu blühen beginnt, kann man von tiefgefrorenem Boden überrascht werden.



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#5 AW: Lasius cf. niger - Winterruhe: Aufwachbericht.

Beitrag von hormigas » 28. Januar 2013, 12:54

Hi,
Auch wenn das Umsiedeln etwas "ungeduldig" war, traue ich Dir einen
guten Umgang mit den Tieren zu!
Ich werde Deinen Bericht aufmerksam lesen und Dir auf die Finger klopfen
wenn ich da eine Ungeduld spüre ;)
Aber das haben meine beiden Vorgänger ja schon gemacht.
Ich freue mich auch schon sehr meine Kolonie hoffentlich wohlbehalten wieder zu sehen.
LG


arriba hormigas :)

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#6 AW: Lasius cf. niger - Winterruhe: Aufwachbericht.

Beitrag von Danimaster » 28. Januar 2013, 14:35

Hey,

Gut das du so einen Bericht schreibst,weil es ist meine erste Winteruhe mit meiner Ameisenkolonie und dann kann ich mich einwehnig nach dir richten :) .


Lg.Daniel


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gergi
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#7 AW: Lasius cf. niger - Winterruhe: Aufwachbericht.

Beitrag von gergi » 28. Januar 2013, 18:12

swagman hat geschrieben:Momentan erwärmt sich nur die Luft, was erstmal auf die Bodentemperaturen wenig Einfluss hat.
Allerdings hatte es hier bei uns zuerst geschneit, so dass der Boden durch den Schnee vor Frost geschützt war und deswegen nur oberflächlich gefroren ist. Dennoch ist der Boden kalt und es dauet seine Zeit bis dieser sich erwärmt.


Danke für den wichtigen Hinweis. Ich werde wohl in den nächsten Wochen versuchen kühlere Bedinungen zu emulieren.



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#8 AW: Lasius cf. niger - Winterruhe: Aufwachbericht.

Beitrag von Gaster » 28. Januar 2013, 19:26

gergi hat geschrieben:Ich werde wohl in den nächsten Wochen versuchen kühlere Bedinungen zu emulieren.


Wichtiger wäre wohl in erster Linie eine konstantere Temperatur.
Einige Halter berichteten von Kühlakkus oder Beuteln gefüllt mit Wasser in den Behältern der überwinternden Ameisen. Die Flüssigkeit speichert die Wärme/Kälte und passt über die Temperatur, die er abgibt, die Lufttemperatur konstant an.


Grüße

Jan



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