Gigantiops destructor

Fotos von exotischen Ameisenarten.
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Boro
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#1 Gigantiops destructor

Beitrag von Boro » 31. März 2013, 17:55

Gigantiops destructor die "großäugige Zerstörerin" stammt aus Südamerika. Woher die Artbezeichnung "destructor" stammt ist mir absolut schleierhaft, möglicherweise zerstört sie das Totholz in dem sie wohnt. Sie ist lt. Alex Wild die Ameise mit den größten Augen aller Ameisenarten u. zudem die friedlichste Ameise, die ich je zu Gesicht bekam (wenn man etwa v. Myrmecina graminicola u. ein paar anderen Arten absieht, die sich bei Gefahr totstellen). Ich konnte nicht die geringste Aggression feststellen, man kann z. B. unmittelbar in das Nest greifen u. es passiert garnichts. Der Sehsinn ist sehr gut ausgebildet, das erkennt man bei der Annäherung mit der Hand; es erfolgt sofort die frontale Ausrichtung auf den bedrohlichen Gegenstand und gleichzeitig hohe Aktivität mit dem Fühlerpaar. Sie laufen auf meiner Hand herum, sie "betrachten" alle Gegenstände, die sich nähern; und sie können springen, nach meinen Messungen bis zu 15 cm weit. Das mag die Fortbewegung in den Bäumen des tropischen Waldes erleichtern.

Es ist die einzige außereurop. Art, die ich je gehalten habe. Es war ein Geschenk von Frank Mattheis, der mir eine kleine Kolonie anlässlich seines Besuches 2009 schenkte. Nun, ich hab in der Haltung auch Fehler gemacht, einen Winter nur bei Zimmertemperatur gehalten, dies hatte ein starkes Absterben der Arbeiterinnen zur Folge. Gestern haben wir (mein Sohn u. ich) das erste Mal eine Übersiedlung in ein neues Terrarium + Ytongnest + Pflanzen u. Erde vorgenommen. Und der Sohn hat seine Canon D 60 ausgepackt!
1. Gruppenbild: Oberhalb erkennt man eine alate Gyne, rechts vor der Arbeiterin die Königin. Gyne u. Arbeiterin unterscheiden sich kaum in der Größe, aber die Gyne hat einen etwas breiteren Kopf, einen nach oben gewölbten Thorax und eine etwas breitere Gaster.
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2. Hier sehen wir einige Kokonpuppen.
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3. Larven und ein Ei
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4. Eine Larve spinnt sich ein. Erde und kleine Holzstückchen wurden v. Arbeiterinnen um sie angelegt. Wenn man genau schaut, erkennt man einen Spinnfaden, der von den Mandibeln der Larve wegführt.
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5. Laterale Ansicht einer Arbeiterin. Man beachte die durchgehend konvexe Linie der Rückenpartie.
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6. Gut zu erkennen sind die riesigen Augen, die in der Größe denen von Bienen und den verwandten Wespen entsprechen.
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7. Nur damit man die Augen heimischer Ameisen, denen ein relativ besseres Sehvermögen attestiert wird, vergleichen kann: Kopf einer Formica cf. rufa.
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8. dorsale Ansicht des Kopfes.
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9. Die Ameisen sitzen noch immer im geöffneten Ytongstein, sie sind kaum lichtempfindlich, eine Begründung für dieses Verhalten habe ich nicht. Ich hoffe, dass sie bald in ihr neues Nest mit "Dschungel-feeling" einziehen werden.
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L.G.Boro



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#2 AW: Gigantiops destructor

Beitrag von Lacy » 31. März 2013, 19:46

Du hast recht, das sind wirklich sehr schöne Tiere. Auch die Fotos sind super geworden :clap:


"Die Chance steht Eins zu einer Million - aber es könnte klappen." Terry Pratchett

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#3 AW: Gigantiops destructor

Beitrag von moglie » 31. März 2013, 21:13

Hallo,

in der Natur ist das Verhalten etwas anders als in Gefangenschaft und die Tiere sind aggressiver, allerdings beschränken sich die Aggressionen auf Säure sprühen bei Neststörung. Dieses Säure sprühen ist allerdings recht effizient und reicht meist aus um andere Ameisen zu verjagen.
So Nisten die Gigantiops auch gerne im Nestbereich von Paraponera (nutzen Teilweise den gleichen Eingang) und luxen den Paraponera die Beute mit Hilfe der Säure ab.
Die Aggressionen verlieren sich aber recht schnell in Gefangenschaft, sind halt lernfähig...

MfG



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#4 AW: Gigantiops destructor

Beitrag von Imilius » 1. April 2013, 21:00

Hi Boro!

Die Fotos sind in einer top Qualität. Wirklich ausgezeichnet. Man erkennt so viele Details. Man kommt kaum vom Staunen heraus. Ich freue mich jetzt schon auf deine weiteren Berichte. Top!!!!!

Gruß Imilius


Ich bin jetzt bei Eusozial.de und bei Ameisenportal.eu!

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Boro
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#5 AW: Gigantiops destructor

Beitrag von Boro » 1. April 2013, 21:30

Danke für die Antworten. Es bleibt aber nur ein Fotobericht, es wird kein Haltungsbericht folgen, viell. gibts einmal neue Bilder. Ich finde die Art auch faszinierend, nicht nur wegen der guten Sehfähigkeit.
Die Stellungnahme v. Moglie ist interessant, demnach dürften die Arbeiterinnen bei längerer Haltung tatsächlich ihr Verhalten ändern. Ich habe noch bei keiner Art so wenig "Respekt" und absolut keine Aggression kennen gelernt. Wenn einmal eine Arbeiterin beim Füttern versehentlich entkommt, kann man sie einfach einfangen: Ich halte (ohne plötzliche Annäherung) einfach den Finger hin, nach kurzem Zögern klettert sie drauf u. ich kann sie leicht wieder ins Terrarium befördern.
Noch etwas zum Vergleich der Augengröße mit Formica sp.: Eine große Waldameise erreicht etwa 9 mm, die Gigantiops-Arbeiterin 10 bis 11 mm. Somit ist der Größenvergleich ziemlich passend. Gigantiops Arbeiterinnen haben auch deutlich ausgeprägte Ozellen, bei Formica-Arbeiterinnen sind diese auch vorhanden, aber weniger deutlich.
Wenn man mit dem Kopf näher zum Terrarium kommt, reagieren sie sofort und man gewinnt subjektiv den Eindruck, dass die Tierchen einem direkt ins Gesicht schauen, so nach dem Motto: "wenn du mich betrachtest, darf ich dich auch betrachten!"
L.G.Boro



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#6 AW: Gigantiops destructor

Beitrag von moglie » 1. April 2013, 21:45

Das Verhalten in Gefangenschaft ist ein sehr gutes Beispiel für die Lernfähigkeit von Ameisen. In der Natur wirst du so ein Verhalten nicht wirklich sehen bei den Gigantiops. Wenn du dich da einer Arbeiterin näherst verschwindet sie direkt in die Streuschicht wenn sie dich sehen und sind eher auf Flucht bedacht, neugierig sind sie natürlich schon, allerdings sehr viel Bedächtiger.



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#7 AW: Gigantiops destructor

Beitrag von Boro » 8. April 2013, 22:14

So, das neue Terrarium mit Erde, Pflanzen etc. war fertig. Das alte Ytongnest wurde in das neue Terrarium gelegt, damit die Tierchen freiwillig in das neue Ytongnest auswandern könnten.
Falsch geplant: Trotz voller Beleuchtung fühlten sich die Ameisen scheinbar pudelwohl u. "dachten" nicht im Traum daran, das neue gepflegte Heim zu beziehen.
Das ging jetzt ein paar Tage so, bis, ja bis wir eine grausige Entdeckung machten: Ein Pilzrasen auf einem toten Tier! Da schrillten sämtliche Alarmglocken; ich vermute, dass ich diese Pilze schon einmal bei noch lebenden Exemplaren einer Messor-Art aus dem Kopf bzw. Thorax wachsen sah (jenes Nest ging daran zugrunde!).
Was tun? Die sofortige zwangsweise Übersiedlung in das neue Nest u. die Entfernung der alten Anlage + Abfall wurde vorgenommen!
Und da gab´s wieder eine Überraschung: So coole Ameisen habe ich noch nie gesehen - weder bei unzähligen Nestöffnungen in der Natur, noch bei vielen Gelegenheiten in der Haltung.
Ohne die Hilfe des Sohnes wäre das nicht möglich gewesen: Ameisen u. Brut mussten einzeln mit dem Pinsel aus der Nistgrube geholt werden, diese Art kann man nicht einfach abschütteln. Und dann? Brut u. Ameisen, geflügelte Geschlechtstiere lagen auf dem Substrat im Terrarium und alle Imagines bewiesen totale Nervenstärke: Zuerst das Gelände erkunden, ein wenig Trophallaxis zw. den Tierchen, dann wurde ohne jede Hektik nach u. nach die Brut eingesammelt u. in das neue Nest transportiert - u. später wurden Geschlechtstiere und junge Arbeiterinnen in das neue Nest gebracht. Das ganze Geschehen dauerte bei etwa 30 Arbeiterinnen und ca. 8 Geschlechtstieren gut 20 Minunten.
Wenn ich da vergleichsweise an meine Lasius niger im Garten denke: Die gleiche Zahl an Arbeiterinnen hätte die gleiche Brutmenge nach einer unsanften Störung in 2 bis 3 Minuten versteckt, abtransportiert............

1. Hier noch ein paar Bilder von den coolen Arbeiterinnen:
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2. Noch einmal die Riesen-Augen!
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3. Und hier haben wir den Pilzrasen in und um eine Ameisenleiche:
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#8 AW: Gigantiops destructor

Beitrag von Boro » 10. April 2013, 21:44

Jetzt erfolgt fast jeden Tag die Kontrolle wegen des Pilzbefalls. In den letzten 14 Tagen sind immerhin 5 Arbeiterinnen gestorben. Das ist sehr bedenklich!
1. Ein paar Fotos, bevor es zu spät ist!
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2. Noch einmal: Die extrem großen Augen!
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3. Eine vor kurzem gesponnene Kokonhülle. Sie ist noch ganz hell und auf der Seite erkennt man, dass es sich um ein Gespinst handelt!
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