Ameisen in der Mietwohnung

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myrmikonos
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#17 AW: Ameisen in der Mietwohnung

Beitrag von myrmikonos » 9. April 2013, 20:56

Sicherlich meinte ich im Kontext unserer Unterhaltung das Ameisenwiki. Entschuldigung fuer die Unannehmlichkeit mich nicht praezise ausgedrueckt zu haben. Ich versuche meinen mangelhaften Ausdruck zu verbessern. Fuer die Klarheit; ich beziehe mich auf Ameisenwiki Artikel Bekämpfung von Ameisen

Die Konnotation meiner offensichtlichen Sprachbehinderung:
Sollte demnaechst wieder ein Mißverstaendnis auftreten, so bitte ich darum ersteinmal die naeherliegende Bedeutung meiner Aussage zu erfassen und mich lediglich auf die Ambiguitaet hinzuweisen. Meine schlichten Beitraege sollten kein Anlaß sein, sich auf alle semantischen Moeglichkeiten hinaus ein Raetsel zu bilden.

Kreide:
Kreide ist weitestgehend uneffektiv zur Bekaempfung von Ameisen.
Ich behalte mir aber vor, die Vertreibung von Ameisen mit Calciumcarbonat (keine Kreide!) und Zimt weiterhin im privaten Kreis anzuwenden, da sich die Methode als aeußerst effektiv herausgestellt hat. (Nicht Bekaempfung, aber es reicht als deutliche Reviermarkierung, solange der Mensch keine kuenstlichen Pheromone fuer einen solchen Zweck bereit haelt.)

Schaedlingsbekaempfer-Branche:
Dein Kommentar ist berechtigt, allerdings kann es sich die Mehrheit der Menschen leisten, Hilflos und Ahnungslos zu bleiben, so daß immer ein Bedarf bestehen bleibt. Außerdem werden nicht nur Ameisen bekaempft, oder umgesetzt, sondern fast alle Tiere, die aus dem Schatten der Menschen hervortreten. (Ratten, Maulfwuerfe usw) Bleiben wir aber beim sapere aude, erkennen wir, daß wir selber die Ursachen anpacken muessen. (Stichwort Hygiene weiter unten)

Termiten:
Zuersteinmal ein Lob an das Ameisenwiki-team, die Termiten gesondert zu betrachten.
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Termiten Den Absatz zur Bekaempfung hab ich leider nicht auf Anhieb finden koennen. Allerdings wird zum Beispiel in Hamburg deutlich http://www.scinexx.de/dossier-detail-292-4.html, daß ein Befall nicht immer von den Bewohnern eines Hauses induziert wird. Bau-maengel kann man auch nicht immer mit einer "Schuld" verorten. Aber die Grundlage und Ursache ist eindeutig menschengemacht.

Komplexitaetsproblem:
Warum zieht welche Ameisenart in eine Wohnung? Zuersteinmal muß ich einraeumen, daß aus meiner Beobachtung die Moeglichkeit an zuckerhaltige Nahrung zu kommen (offene Obstschale, Kuchenkruemel etc), ausreicht von der Terasse in die Wohnung eine Straße anzulegen. Ein staendiges 1) Nahrungs-Angebot ist eine Einladung genug. In den meisten Faellen beschraenkt sich meine Erfahrung auf solche Sachverhalte, (5 Faelle Lasius spec). Sicherlich wirke ich recht anmaßend & vermessen, wenn ich Hygiene fordere, bzw das als alleinigen Grund hinstelle. Aber das ist in dem Moment der eine Schritt, den ich von mir selbst auch verlangen wuerde. Ueber Nacht Baumaengel abzuschaffen scheint mir absurder.
Das soll also kein Vorwurf gewesen sein, sondern eine schlichte Maßnahme! Ich hoffe sehr, daß wir uns in diesem Fall verstehen.

Weitere Anreize fuer Ameisen in die Wohnung zu ziehen sind:
Raum/Platz, also Baumaterial wie Holz an sich, oder 2) besondere Nistverhaeltnisse und Moeglichkeiten in Hohlraeumen, oder Abdichtungen. (Aehnlich nach dem Prinzip einiger Faltenwespen unter Daechern)
Dabei reicht es meistens schon eine ameisenfreie Umgebung vorzufinden.

3) Waerme: Es ist bekannt, daß sich Ameisen gerne hinter Holzverkleidungen, unter Fließenheizungen, oder entlang der Warmwasserleitung einnisten. Man vermutet sogar, daß die Monomorium Pharaonis entlang der Warmwasserleitung von Haus zu Haus wandern.
3.5) Trockenheit oftmals sind nur Brutstellen fuer Puppen benoetigt, so daß nur ein Teil im Haus siedelt und der Rest in einem verbundenen Erdreich, bzw einer feuchteren Stelle nistet.

4) elektrische Geraete Ameisen koennen vermutlich elektromagnetische Felder wahrnehmen. Besonders die Solenopis invicta ist dafuer bekannt in Amerika im großen Stil fuer Kurzschluesse zu sorgen. Auch die Monomorium pharaonis sucht sich derartige Raeume.

5) Baumaengel, offene Zugaenge. Die meisten Haeuser sind nicht hermetisch abgerieget, oder sauber, wie ein Reinraum. Inwiefern man etwas als Baumangel ansieht, moechte ich das als subjektiv auslegen. Ein altes Fachwerkhaus mit Camponotus ligniperdus hat nicht unbedingt durch ein Mangel, sondern einfach durch die Bauweise einen Befall erlitten. Auch halte ich die einfachen Fenster mit Holzrahmen zum wohnen fuer geeigneter, als Doppelglasfenster mit Plasterahmen und Schnickschnack. Zuersteinmal besteht keine Schimmelgefahr durch ausreichende Luftzirkulation, zweitens heizt man durchaus weniger, wenn man wegen der Fenster generell nicht heizt. Aber das ist jedem selbst ueberlassen. Manches Defizit ist fuer mich persoenlich ein Pluspunkt.

6) Einschleppung, ungewollt via Großeinkauf von Tropenpflanzen, fremde Terrariensysteme, Erdhaufen fuer eigene Pflanzen, in Hartschalenfruechten, oder Nuessen vom Obsthandel, im Moos an den eigenen Stiefeln. Generell sind die Moeglichkeiten enorm und man wundert sich worin ueberall die Ameisen nisten, bzw sich aufhalten. Selbst im dichten Fell von Haustieren, koennen Koeniginnen in die Wohnung getragen werden.

7) Einschleppung, gewollt. Viele Ameisenhalter betrachten die gewollten Ameisen nicht als Plage. Das ist in etwa so willkuerlich, wie man Unkraut definiert, oder Studenten als temporaeres Prekariat darstellt. Im Prinzip trennen den Menschen meistens nur ein paar Millimeter Plexiglas bis zum Paradigmenwechsel.

8) unter sonstige Moeglichkeiten moecht ich kurz die Lebensweise des urbanen Homo sapiens beschreiben, welcher am lautesten schreit, wenn er befallen wird. (Lassen wir hier die Hygiene außer Acht.) Ueblich faellt eine Ameise leider erst in Massen auf, so ist es meistens schon zu spaet fuer eine friedliche Loesung. Die Wahrnehmung des Menschen kann ihn zur Panik verleiten, obwohl eher keine direkte Gefahr auftritt.

Zum Beispiel kann es zur Kalamitaet bei schwaermenden Ameisen zur Paarungszeit kommen. (siehe auch Ameisenwiki) Das ist zuerstmal ein Schock und Menschen ohne Naturverbundenheit erleben generell haeufiger solche Momente. Folgenschwer ist die systematische Einstellung, daß man etwas dagegen tun muß. Saemtliche Maßnahmen koennen theoretisch den Zustand verschlimmern. Der Versuch die Kontrolle herzustellen, der Kampf um die Erhabenheit hat begonnen und langsam trudeln die ersten Eintraege in die Ameisenforen ein.

Ich werd mich demnaechst mit Aeußerungen diesbezueglich vornehm zurueckhalten, da ich begriffen habe, daß ich kaum hilfreich bin.

grueßend,
myrmikonos



Gast
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#18 AW: Ameisen in der Mietwohnung

Beitrag von Gast » 10. April 2013, 09:38

[font=Times New Roman]Vielen Dank, myrmikonos, für diese Übersicht und Deine Überlegungen dazu.[/font]

[font=Times New Roman]Bevor hier im Einzelnen diskutiert wird, möchte ich empfehlen, mal etwas auf dieser Seite zu blättern, oder auch (mit sehr viel Zeitaufwand!) die einzelnen Threads zu studieren: [/font][font=Times New Roman]http://www.ameisenschutzwarte.de/forum/viewforum.php?f=23[/font]
[font=Times New Roman]Die "Beratung" wird dort seit 2005 betrieben.[/font]

[font=Times New Roman]Meine Kenntnis und Einschätzung von Ameisenbefall stammt wesentlich von diesen zahlreichen Beispielen (plus etwa ebenso vielen, die per e-mail, Briefpost usw. abgehandelt wurden), hat also eine sehr breite Basis![/font]

[font=Times New Roman]Zur Termitenbekämpfung gibt es im Ameisenwiki keinen Artikel, weil Termiten als Schädlinge in unseren Breiten keine nennenswerte Bedeutung haben (Ausnahme Hamburg). Zudem hat sich bis heute niemand bereit gefunden, einen solchen Artikel für das AWiki zu schreiben. Ansonsten verweise ich auf den Eintrag in der Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Termiten#Sch.C3.A4den_und_Bek.C3.A4mpfung [/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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#19 AW: Ameisen in der Mietwohnung

Beitrag von myrmikonos » 16. April 2013, 03:43

@Merkur
Ich danke ebenfalls, denn selten werden meine Beitraege so gruendlich gelesen und wahrgenommen. Das bin ich so gar nicht (mehr) gewoehnt! Eher kenne (ich diesem Forum) negative Bewertung durch die Moderation, die kaum sachdienlich ist und eher maßregelnd & bewertend wirkt.

Die Konvolute auf der Ameisenschutzwarte bezueglich Ameisenberatung sind immens. Ich gehe davon aus, daß damit schon ein gutes, kompaktes Handbuch zu der Problematik fertig gestellt werden kann. Ich vermute weiterhin, sie sind, oder haben Kontakt zu Prof. Buschinger, so daß die Inhalte einvernehmlich & gewinnbringend fuer jedermann verschnuert werden koennten. Was halten sie von der Idee? (Das schmoekern im DASW-Forum stellt sich tatsaechlich als zeitintensiv heraus.)

Zu meinem letzten Beitrag: sicherlich ist kein Gedankengang, wie auch diese Verschriftlichung, exakt, oder vollstaendig: Zbsp wurde ich von Phil in diesem Sachverhalt aufmerksam gemacht, daß die Lasius brunneus recht willkuerlich in die Behausungen der Menschen einziehen. Ich wuerde diese Vorkommnisse unter "sonstige Moeglichkeiten" subsumieren, insofern der Mensch, welcher schon Holzhaeuser, oder dergleichen als Habitat waehlt ein besonderes Augenmerk auf die Besonderheiten entwickeln sollte. Auch wenn man eben nicht alles verhindern kann, so ist schon allein das Wissen um die Gefahr ausreichend, um ausreichend/vorkehrend wachsam zu sein, weil rechtzeitiges/richtiges erkennen hier schon viel helfen kann. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Gibt es eigentlich eine Hausratsversicherung in diese Richtung?

Solche Lebensraum-Konflikte wird es leider immer geben. Da hilft aus meiner Sicht nur eine gruendliche Sanierung des Bildunsgsystems, wenn man idealistisch am "Guten im Menschen" festhalten will. Man vergleiche einfach die naiven Haeuslebauer an den Flußufern, die mindestens alle 100 Jahre unvorbereitet von einer Flut getroffen werden.
- Zumindest liest sich das Ameisenforum interessanter.
abendlicher Gruß
myrmikonos



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