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Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

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Antkönig
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#9 AW: Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

Beitrag von Antkönig » 5. Februar 2014, 23:53

Hallo,

vielen, vielen Dank für diese wirklich fantastischen Beiträge.

Als ich diese Beiträge meinem Varer zeigte, wie man früher Ameisen hielt war er baff das man schon zu damaliger Zeit soweit in der Haltung von Ameisen war. Mir ging es natürlich nicht anders.

@Attafive: Da ich hier auch zu einer der jüngeren Usern zähle, kann ich nur bestätigen das Merkur mich nicht nur,,anstecken'' konnte sondern auch echt sprachlos.

Jedenfalls bedanke ich mich sehr das Sie uns einen Einblick in diese, wie ich finde, spannende Zeit der Ameisenforschung/haltung gewährt haben.:)

LG Antkönig:)


LG Antkönig :)

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Colophonius
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#10 AW: Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

Beitrag von Colophonius » 6. Februar 2014, 12:51

Hallo,

Super Beiträge, die du da verfasst. Machen Spaß zu lesen, sind interessant und machen Lust auf mehr.

Eine Frage habe ich zu deinem letzten Post (der mit der Atta-Kolonie):
Die Ameisen scheinen ja recht frei auf dem Glastisch herumzulaufen. Wie habt ihr verhindert, dass die Atta euer gesamtes Institut"erobert" haben? Ich kann keinen Ausbruchsschutz erkennen.



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#11 AW: Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

Beitrag von Gast » 6. Februar 2014, 16:13

Hallo Colophonius,

Ich bin 1967 dann weggezogen; selbst geforscht habe ich an den Attas nicht. Aber die Tische, auf denen sie da frei herum laufen, standen mit den Füßen in Dosen mit Paraffinöl.
Auch sonst wurde viel Paraffinöl für Absicherungen verwendet.

Leider habe ich nie erfahren, was mit der Kolonie geschah, als Gößwald in Ruhestand ging.
Ob PHiL hier mitliest? Er studiert ja an der Uni Würzburg und könnte vielleicht etwas in Erfahrung bringen. :)

MfG,
Merkur



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Colophonius
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#12 AW: Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

Beitrag von Colophonius » 15. Februar 2014, 00:09

Danke für das weitere Update! Interessante und effektive Bauweise, die die Ameisen da haben.

Was mich persönlich interessieren, wären Ideen die du/andere Wissenschaftler über Ameisen hatten, die aus heutiger Perspektive falsch oder gar völlig abwegig erscheinen.

Doofes Beispiel: Ameisen orientieren sich ausschließlich nach dem Gehör und dazu dann das passende Experiment, wo diese These wohl widerlegt worden wäre.


Aber ich freue mich natürlich schon auf alle anderen Updates!



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Octicto
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#13 AW: Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

Beitrag von Octicto » 15. Februar 2014, 01:17

Hallo Merkur,

wie sonst auch, sehr fesselnd und interessant, der Bericht, vielen Dank!
Immer wieder erstaunlich, welche Bauwerke diese kleinen Tierchen vollbringen können.

Was sich mir da gleich als Frage aufdrängt.
Gab es Versuche, die auf Verteidigungsbauten eingegangen sind? So wie die Tunnel und "Dächer" von Lasius niger z.B. Die bauen über ihren Wegen zwischen Steinplatten oder ähnlichem ja oft solche schützenden Konstrukte.
Dient ja dem Sichtschutz gegenüber Fressfeinden und auch mehr oder weniger zum Schutz gegen zu starker Sonneneinstrahlung und anderen witterungsbedingten Verhältnissen, richtig?
Das würde mich interessieren, ob es da irgendwelche Aktivitäten seitens Forschern gab. In welcher Hinsicht auch immer.

Die Frage von Colophonius finde ich ebenfalls äußerst interessant,



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#14 AW: Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

Beitrag von Gast » 15. Februar 2014, 16:44

Zur Frage von Colophonius (# 12) (und auch von Octicto)
„…. Ideen die du/andere Wissenschaftler über Ameisen hatten, die aus heutiger Perspektive falsch oder gar völlig abwegig erscheinen.“
;) Das ist eine Frage, deren Beantwortung Bücher füllen könnte!

Die meisten Ideen sind zunächst Arbeitshypothesen: Man stellt sich vor, wie es sein könnte, und dann sucht man nach Hinweisen pro und contra, und versucht die Hypothese zu beweisen oder zu widerlegen. Oder es läuft auch mal umgekehrt: Man beobachtet etwas, und versucht es zu interpretieren, wobei die Deutung richtig oder falsch sein kann. – Ich bin sicher, dass sehr viel mehr Hypothesen verworfen werden müssen, als sich schließlich beweisen lassen, und das ganz allgemein in der Wissenschaft!
Ein ganz großes Beispiel wäre die Hypothese der „Schöpfung“ vs. Evolutionstheorie: Der Streit zwischen Kreationisten und Evolutionsbiologen ist noch nicht zu Ende, obwohl die Evolutionstheorie harte Beweise hat und die Schöpfungslehre aus wissenschaftlicher Sicht ein Mythos ist.

Ich will nur ein ganz kleines Beispiel aus eigener Erfahrung beisteuern:
Seit längerer Zeit hat man gewusst, dass es bei Ameisen Sexuallockstoffe geben muss, z. B.:
Buschinger, A. 1968: “Locksterzeln” begattungsbereiter ergatoider Weibchen von Harpagoxenus sublaevis NYL. (Hymenoptera, Formicidae). Experientia 24, 297.
Ich habe damals bereits Ameisen der Größenklasse von Leptothorax (3-5 mm) seziert, konnte die Hinterleibsdrüsen selektiv ausbauen und die Reaktion schwarmbereiter Männchen darauf testen.
Harpagoxenus-Weibchen haben ungewöhnlich große Dufourdrüsen. Was lag näher, als anzunehmen, dass diese Drüse so groß ist, weil sie das Sexualpheromon liefert? – Aber alle Experimente sprachen dagegen. Null Reaktion. Auf ganze, zerdrückte Gaster von Weibchen dagegen reagierten die Männchen positiv. :irre:
Ich kam einfach nicht auf die Idee, auch mal die Giftdrüse zu testen: Die Giftdrüse ist doch für das Gift zuständig, nicht für amouröse Signale! Drauf war ich geradezu fixiert.:andiewand:
Dann erschien:
Hölldobler, B. 1971: Sex pheromone in the ant Xenomyrmex floridanus. J. Insect Physiol. 17, 1497-1499. (Es war der erste Nachweis für das Vorkommen und die Herkunft eines Sexualpheromons bei Ameisen).
Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen:
Buschinger, A. 1972: Giftdrüsensekret als Sexualpheromon bei der Ameise Harpagoxenus sublaevis. Die Naturwissenschaften 59, 313-314.
(Die Titel erzählen eigentlich die ganze story!)

Die Giftdrüse liefert auch Giftsekret, aber daneben eben auch das Sexualpheromon, und zwar in der ganzen Tribus der Formicoxenini (Leptothorax, Temnothorax, Formicoxenus, Harpagoxenus, Xenomyrmex und ein paar andere). Das Sekret kommt auch in den Giftdrüsen von Arbeiterinnen vor, wo es zum Spurlegen dient, oder als Signal beim Tandemlauf. Sozusagen frei übersetzt heißt es: „komm her", oder "komm mit“! ;)

Mit Hilfe von Chemikern gelang es viel später dann sogar, die wirksamen Substanzen zu identifizieren:
Reder, E., Veith, H.J., Buschinger, A. 1995: Neuartige Alkaloide aus dem Giftdrüsensekret sozialparasitischer Ameisen (Myrmicinae: Leptothoracini). Helvetica Chimica Acta 78, 73-79.

Das muss genügen um zu zeigen, wie allenthalben falsche und auch abwegige Ideen existier(t)en! - Ein nettes Beispiel wäre etwa auch die ursprüngliche Vermutung, dass Blattschneiderameisen die Blattstücke als Sonnenschirmchen tragen. So glaubte man, bevor ihre Pilzzucht entdeckt wurde! ;)

MfG,
Merkur



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#15 AW: Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

Beitrag von Gast » 15. Februar 2014, 17:20

@ Octicto:

Zu Deiner Frage bezgl. Schutzbauten schreibe ich lieber ein paar Zeilen extra, nachdem die vorherige Antwort so lang geworden ist. ;)
Natürlich wurde auch dazu sehr viel geforscht, vor allem in älteren Büchern kann man Einiges dazu lesen.
So gibt es in K. Escherich (1917): Die Ameise (348 S.) ein Kapitel „Nestbau“ (28 Seiten), mit einem Abschnitt „Nebenbauten“.
W. M. Wheeler (1910): Ants, their structure, development and behavior (663 S.): Kapitel “Ant-Nests”, Abschnitt “Accessory Structures”, mit “covered runways” und “tents, or pavilions”.
K. Dumpert (1994, 2.Aufl.): Das Sozialleben der Ameisen (257 S.): Kap. 9: Die Nester der Ameisen. Da geht es bevorzugt um Gespinst- und Kartonnester.

Es würde auch hier alle Rahmen sprengen (vor allem meinen zeitlichen Rahmen…:)), ausführlich auf die Ergebnisse einzugehen. Die Bücher nehmen dann ja wieder Bezug auf zahlreiche Veröffentlichungen über die jeweiligen Themen.
Nachdem die Bauten und Nebenbauten der Ameisen doch recht auffällige Strukturen sind, hat man sich halt früher besonders intensiv damit befasst. Ob in jüngerer Zeit spezielle Untersuchungen vorgenommen wurden, kann ich nicht sagen; da müsste auch ich mich in ein intensiveres Literaturstudium vertiefen.

MfG,
Merkur



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#16 AW: Ameisenhaltung 1960er Jahre - Diskussionsthread

Beitrag von Colophonius » 16. Februar 2014, 11:06

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.
Die Idee mit den Sonnenschirmchen der Blattschneider finde ich klasse :D



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