Dann wäre aber der pädagogische Effekt, Ameisen möglichst in naturnaher Haltung zu beobachten, dahin.Und es wären ja prinzipiell auch andere Eiweißquellen denkbar.
Darum geht es doch gar nicht. Es geht darum, dass es einfach weniger Freude bereitet, sich so was anzusehen als Ameisen, die friedlich Körner sammeln. Wenn mein Hund nen kompletten Schweinekopf mit Augen, Nase und Ohren kleinmacht, dann will ich da auch nicht zugucken sondern lege ihm den in die hinterste Ecke vom Garten. Das hat nichts mit Verweichlichung der Kinder zu tun sondern ist einfach manchen unangenehm.Wenn man also befürchtet die besorgten Eltern würden ihren Kindern den schwer traumatisierenden Anblick eines toten Insekts nicht zumuten wollen, spricht das noch nicht gegen Lasius.
Körner sind eben auch in der Anschaffung und Fütterung weitaus unkomplizierter, schon allein weil das nervige Überbrühen und Kleinschneiden (für kleine Kolonien) wegfällt. Und das Honiggepansche ebenfalls. Man denke bitte auch daran, dass Erzieher meist sehr stark im Alltag mit den Kindern eingespannt sind und sich über jede Arbeitserleichterung freuen, und wenn es die Einsparnis von 10 Minuten Futterzubereitung ist.
Und im Urlaub ist es auch einfacher mit Messor - die kriegen ihren Körnerhaufen und ihre Vogeltränke und dann kann man sie notfalls auch mal drei Wochen allein lassen - bei Lasius ist alles, was über max. 3 oder 4 Tage hinaus geht, ein reines Glücksspiel.
Oder mal andersrum gefragt, was spricht denn gegen Messor?
EDIT:
Merkurs Bedenken würde ich (als Erzieherin) teilweise zustimmen. Man muss aber sagen, auch wenn so was in der Öffentlichkeit nicht gern gehört wird, es kommt auch auf das Klientel an, dessen Kinder vorwiegend die Einrichtung besucht. Einer Kita im sozialen Brennpunkt würde ich, wenn überhaupt, dann Tiere empfehlen, die nicht auf die direkte Zuwendung durch den Menschen angewiesen sind und sich vor zudringlichen Kindern zurückziehen können, zB eine Vogelvoliere im Außenbereich, jedoch NICHT im Spielgelände. Ggf. könnte man sich die Genehmigung zur ganzjährigen Fütterung von wildlebenden Vögeln bei der Stadt einholen.
Ich habe jedoch auch schon in Einrichtungen gearbeitet, wo die Kinder sehr vernünftig und zugänglich waren und die räumlichen Gegebenheiten ein Formikarium zugelassen hätten. Im Gruppenraum hätte ein solches natürlich NICHTS zu suchen, aber evntl im Gang, wenn es dort eine ruhige Ecke gibt.
Nagetiere werden in Kitas häufig unter alles anderen als artgerechten Bedingungen gehalten und als Streichelzoo missbraucht, ohne, dass sie sich zurückziehen können - auch, wenn diese Tiere wie Kaninchen und Meerschweinchen bei Kindern auf großen Anklang stoßen, würde ich auch für diese ein großes Gehege mit für Kinder absolut unzugänglichen Bereichen empfehlen, keinesfalls einen gewöhnlichen Stall, da erstens sowie so bei weitem zu klein und zweitens dieser keine Rückzugmöglichkeiten bietet - ein solches Gehege muss jedoch gut geplant sein, da es sehr viel Platz wegnimmt. Ein Formikarium ist da denkbar platzsparender.
Von den sogenannten "Aquarien", d. h. Wasserpfützen mit nem veralgten Stengel Wasserpest und nem Schwarm verplizter Platys darin, will ich gar nicht reden... ein Aquarium hat in einer Kita nichts zu suchen, so lange es nicht wirkliche Experten der Fischhaltung dort gibt.
Fazit:
Wenn das Klientel stimmt, sich mindestens eine Erzieherin richtig in die Ameisenhaltung reinkniet und die räumlichen Gegebenheiten Ruhe und Schutz gewährleisten können, dann finde ich Ameisen zur Haltung in Kitas deutlich geeigneter als so ziemlich alle anderen Tiere.