Heute war ich wieder einmal ganze zwei Stunden in den Wäldern unterwegs, diesesmal aber mit der Digicam ausgerüstet . Ich suchte ein Stückchen Wald aus, dessen Ameisenbestand ich vor rund zehn Jahren das letzte Mal so wirklich "auf den Zahn fühlte", soweit es eben für mich möglich war. Klarer Weise hat sich die Flora in den letzten Jahren sehr verändert, einmal wurden stellenweise Bäume gefällt wo jetzt ordentlich die Sonne hinbrennen kann, anderer Seits gibt es wieder Stellen wo jetzt richtige dunkle Baumbestände (Fichte, Monokultur), wo eben kaum mehr ein Sonnenlicht den Boden berührt, vorherrschen. Dementsprechend hat sich natürlich auch die Natur durch die Eingriffe des Menschen etwas verändert.
Relativ am Anfang meiner Tour ging ich wie seit jeher gewohnt bei einer Formica polyctena Kolonie vorbei und sagte da mal kurz "hallo". Diese Kolonie existiert sicher schon seit rund 18 Jahren, und hat seit den letzten vier Jahren ein Zweignest, rund 50m entfernt, errichtet. Sie besitzen stark belaufene Ameisenstraßen und haben auch bei manch Bäume schöne Straßen angelegt. Ich vermute hier (was sonst) ordentliche Lachnidenvorkommen, die sie natürlich liebend gerne betreuen, doch seht selbst:
...alte Erinnerungen machten sich im Kopf breit
Nach diesem Video, verfolgte ich eine weitere Ameisenstraße dieser Kolonie, die in den dichten Wald führte. Irgendwann verstreute sich die Ameisenmasse, womöglich sind sie hier auf Nahrungssuche gewesen o.ä.
Dann, ging ich weiter zu einem Plätzchen, wo ich noch von früher wusste, dass da eine Formica rufa Kolonie lebte. Das traurige war, dass man dieser Kolonie in der Vergangenheit beim sterben "zusehen hat können". Kann sein, dass der Druck der F.polyctena zu groß war, oder gar die rufa-
Schritt für Schritt...
Auch merkte ich sofort, dass am ehemaligen rufa-Platz vereinzelt große Bäume entfernt wurden. Auch neu gepflanzte Lärchenbäumchen gestalten dieses Plätzchen auf eine neue Art, zwischen all dem Todholz. Die meisten Baumstümpfe sind aber schon älter, besonders diese Stellen zeigten bei späterer, näherer Betrachtung wunderbare Tiere! Hier griff ich auch dann wieder die Theorie auf, dass oftmals Waldameisen andere Ameisenarten ganz schön unterdrücken können oder kaum eine Überlebenschance (bis auf die Zwerge) gewähren. Waldameisen sind nun mal sehr agile und wirklich wunderschöne, aggressive Jägerinnen! Früher fand ich dort kaum eine Serviformica
...inmitten des Platzes stehend
Mit all ihrer Kraft wärmte die Nachmittagssonne diese baumfreie Stelle auf, warf interessante kleine Schattenmuster und brachte so vielleicht manch Verborgene ans Tageslicht, und offenbarte dabei ein wahres Ameisenparadies!
Unglaublich, aber ich musste richtig aufpassen, wo ich hintrat. Flächendeckend war eine schwarze und besonders flinke Serviformica
Da diese sonnige Stelle mich doch sehr an ein typisches Camponotus-Habitat erinnerte, fand ich auch kurz darauf eine Bestätigung! Eine wirklich schöne, große Media-Arbeiterinnen lief einem Baum herab . Ich verfolgte diese Ameise dann, um vielleicht das Nest dann ausfindig machen zu können... und ja, es waren keine zwei Meter, zeigte sie mir quasi den Weg zu einem alten Baumstumpf. Bei näherer Betrachtung entdeckte ich mehrere C. ligniperdus und auch einen Nesteingang hinter einer etwas nach vor gebogene Rinde. Die Freude war natürlich groß, und ich versuchte da ein paar Videos für euch zu machen.
...die Suche hat sich gelohnt
Hier versuchte ich von der C. ligniperdus Kolonie ein paar Scouts zu erwischen, was nicht so einfach war . Dabei sieht man auch kurz einmal die schwarze Serviformica
[youtube]8LrIeO9miDk&feature=youtu.be[/youtube]
Im nächsten Video versuchte ich die (ich vermute) Leptothorax
[youtube]75MV42kNwL4&feature=youtu.be[/youtube]
Sonnenplätze sind heiß begehrt...
Unterm Strich offenbarte dieses sonnige Plätzchen eine wahre Artenvielfalt! Es machte mir große Freude dort den Tieren bei ihrer täglichen Arbeit zusehen zu können, auch der Camponotus-Fund machte richtig fun! :clap:
Was auch vielleicht noch erwähnenswert wäre, ist die Beobachtung, dass sobald ich vier oder fünf Schritte weiter in die Monokultur ging, plötzlich kaum mehr Ameisen zu sehen waren. Die Kolonien meiden so richtig diese Stellen, bereits der Halbschatten wird kaum mehr belaufen. Ich finde diese Beobachtung wirklich interessant, zudem dann nach mehreren Metern der dichte Bodenbewuchs von Moos anfing und sonst auch weniger Insekten zu sehen waren. Meiner Einschätzung nach war es aber nur eine Frage der Zeit, bis ich Ameisen der
Schlußendlich machte ich dann aber kehrt, weil je dunkler der Wald wurde, umso mehr Bremsen und anderes Blutgesauge mich anflogen. Obwohl ich bei sowas eigentlich immer die Ruhe bewahre, war es diesesmal etwas heftig. Stellenweise flogen mich plötzlich geschätzte 20-30 Bremsen an, und forderten mein Blut . Es war schon irgendwie stressig, und manchmal schafften sie es wirklich mich zu beißen, aber schlußendlich machte ich das Beste aus dieser Situation und erschlug welche für meine BIG FIVE .
Dann noch eine Kurzbeschreibung zu den anhängenden Fotos:
Foto 1: Zweignest von der genannten Formica polyctena Kolonie
Foto 2+3: das sonnige Plätzchen mit Todholzbestand und Camponotus-Fund
Foto 4+5: die halbschattigen und dunklen Waldstellen (mit dichten Moosbewuchs) mit primäre Myrmica-Fünde
Foto 6: der Alptraum aller Ameisen, eine Spinnenfalle ^^
Foto 7: meine erfolgreiche Gegenwehr und zugleich sinnvolle Beute