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Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

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Safiriel

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#9 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Safiriel » 14. August 2014, 18:53

Die intraspezifische Homogenisierung als Solches finde ich eher interessant, als wirklich bedrohend. Auch der Wind treibt schon mal Gynen ein paar Kilometer weit. Dazu kommt, dass eine Verarmung des Erbgutes durch eine zu niedrige Vermischung mit anderen Populationen auch nicht gut ist.

Allerdings lässt sich das Erbgut von Ameisen kaum mit dem von Menschen vergleichen. Es gibt auch Wirbeltiere, deren Erbgut sogar auf Inzest unempfindlich ist (Ratten). Generell gilt: Je weniger "Datenpakete" die DNA enthält, desto weniger Fehler können auftreten. Ich kenne mich mit der DNA von Ameisen nicht aus, da es aber Arten gibt bei denen die Begattung teilweise sogar im eigenen Nest unter den nesteigenen Geschlechtstieren statt findet, glaube ich dass Ameisen eher zu der letzteren Gruppe gehört.
Ratten passen sich dank des Inzestes teilweise sogar schneller ihrer Umwelt an.

Also glaube ich nicht, dass ein Laie das Risiko einzuschätzen vermag.

Wenn ich beim Aussetzen das Argument der intraspezifischen Homogenisierung komplett weg lasse, scheint es dennoch keine Option.

Eine plötzlich in der Umgebung auftauchende ausgewachsene Kolonie (und sei die Gyne exakt an diesem Ort gefunden worden) wird unweigerlich Folgen für die Umwelt haben. Entweder sie wird die hiesige Population dezimieren, oder selbst dahingerafft (oder zumindest dezimiert).

Wenn eine Art an einem Ort nicht (mehr) vorkommt, wird es einen Grund dafür geben. Wer vermag darüber zu entscheiden, welche Art wo wohnen darf?

Dass auch auf anderem Wege Tiere und Pflanzen woanders angesiedelt werden, ist kein Grund sich selbst keine Gedanken zu machen. Dieses Totschlagargument lässt sich auf alle Lebensbereiche anwenden, und ist nie besonders hilfreich.
Hier zwei Beispiele:
"Es lohnt sich nicht wählen zu gehen, weil eh die falschen Leute zur Wahl gehen und die dann gewinnen. Auf meine Stimme kommt es da nicht an."(wirklich schon gehört)
oder: "Warum soll ich meinen Dreck in öffentliche Mülltonnen werfen, hält sich doch eh keiner dran" In Japan gibt es übrigens keine öffentlichen Mülltonnen - weil die Japaner ihren Müll selbstverständlich mit NACH HAUSE nehmen.

Wir haben alle die Verantwortung für unser eigenes Handeln zu tragen, unabhängig davon was andere tun.

Es gibt keinen Grund dazu, sich Dinge schön zu reden, nur weil man ihre Tragweite nicht versteht.
Auch, wenn durch intraspezifische Homogenisierung vermutlich nicht die (Ameisen-)Welt untergeht.

Ich wüsste gerne mehr über Hybridisierung bei Ameisen!!!



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#10 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Gast » 14. August 2014, 19:24

Hi,

Safiriel hat geschrieben:Wenn eine Art an einem Ort nicht (mehr) vorkommt, wird es einen Grund dafür geben.


richtig, und ich stelle jetzt mal schlicht die Behauptung auf das dort überwiegend der Lebensraum durch dem Mensch gestört oder auch vernichtet wurde.
Allein Recherchen von nur einem Jahr im Umkreis von 50 km um meinen Standort bestätigt mir das. Tausende von Tonnen zum teil hochbelasteter Bauschutt in Biotope gekippt, Waldwegebau, und Wirtschaftswege.

Was spricht nun dagegen den vermutlich sinnlosen versuch zu unternehmen dort diese Arten wieder anzusiedeln wo sie eigentlich schon mal gelebt haben ?
Wir jammern wenn ein Halter seine Kolonie überbrüht weil er nicht weis was er sonst damit machen soll, andererseits klatschen wir Beifall wenn zig tausende Ameisen im Labor geschreddert werden, es geschieht ja dann zum wohle der Wissenschaft.

Wir nutzen zu oft vorgefertigte Meinungen von selbsternannten Allwissenden, man könnte manchmal meinen der Mensch rennt nur allzu gerne den Meinungen von anderen hinterher, spart durchaus das selber denken.
Auch ich werde nächstes Jahr zwei meiner Camponotus herculeanus Kolonien wieder im Geschützen Lebensraum aussetzen als Ersatz für die dieses Jahr durch Radfahrer zerstörte Kolonie in nächster Umgebung. Mir stellt sich nun natürlich die Frage wer diese vertrottelten Wald zerstörenden Fahrradfahrer ausgesetzt hat, ich hoffe die vermehren sich nicht unkontrolliert.

Bildet euch eine eigene Meinung, setzt euren Verstand ein und dann weis jeder für sich selbst was er zu tun hat.

Gruß Dreamwolf



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#11 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Gast » 14. August 2014, 20:02

Natürlich hat Safiriel recht. Jeder Ansiedlungsversuch hat Auswirkungen auf die bestehenden Ameisenarten.

Derzeit würde ich sagen, dass die größte Auswirkung der Ansiedlung Lasius niger zu spüren hat.

Evtl. fragen sich jetzt einige, warum nicht Myrmica sp.?. Ich habe ja schon einige Bilder gepostet, bei denen zu sehen ist, wie diese von den Camponotus vagus getötet und von den Nahrungsquellen vertrieben wurde. Ganz einfach: Für sie ändert sich nichts. Vorher wurden sie von den Lasius niger von den Nahrungsquellen vertrieben und getötet, jetzt tun das eben die Camponotus vagus. Anscheinend finden sie trotzdem noch genug Nahrung und überleben trotzdem.

An kleineren Arten wie Temnothorax oder Tetramorium stören sich die großen Ameisen auch nicht. Ja es leben sogar Temnothorax oder Leptothorax direkt im selben Baumstumpf wie die Camponotus vagus.

Mit Lasius niger geraten sie in letzter Zeit häufiger aneinander und die Camponotus vagus greifen auch gezielt Nesteingänge an und blockieren diese. Vor allem als der Schwarmflug kurz bevorstand, haben sie etliche Geschlechtstiere getötet und abtransportiert.

Aber muss ich mir jetzt große Sorgen machen? Lasius niger ist eine so häufige Art, was spielt es für eine Rolle, selbst wenn sie in dem Garten verdrängt wird?

Manche Leute sprühen regelmäßig Gift auf die Terrasse, damit die Ameisen sterben. Andere bestimmen durch ihre Bepflanzung, Grashöhe usw auch massiv, was sich dort für Arten ansiedeln können.

Exotische Pflanzen im Garten scheinen ja im übrigen überhaupt kein Problem zu sein und auch die Gefahr der intraspezifischen Homogenisierung ist da auch kein Thema.

Liegt es evtl. daran, dass man wohl selber gerne exotische Pflanzen im Garten und Haus hat und deshalb auf diesem Auge blind zu sein scheint? Immerhin zählen ja auch viele Pflanzenarten zu den biologischen Invasoren und können sich teils leicht ausbreiten. Jeder, der einen Garten hat, weiß wie schnell sich manche Pflanzen oder Büsche sich im eigenen Garten ausbreiten können.

Das ist auch der Grund, warum sich Naturschutzorganisationen gerne gegen den Handel mit exotische Tiere wenden, aber bei Pflanzen dann komischerweise nichts sagen. Sie haben schlicht Angst, dass man sich den Zorn der breiten Masse auf sich zieht, denn was würde denn passieren, wenn man ein Verkaufsverbot für exotische Blumen z. B. fordern würde? :)



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Sajikii
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#12 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Sajikii » 14. August 2014, 20:14

Damals, als ich noch als Landschaftsgärtner tätig war, gab es manchmal Baustellen wo wir einen Fertigrasen anbauten. Die Lieferung kam aus einer rund 200km entfernten Firma, die diesen herstellte. Und wisst ihr, was ich da in jeder einzelnen Rasenrolle fand? Mindestens zehn Lasius niger Gynen bei der Gründung (man erkannte auch oft sehr gut die Gründungskammern im Humusbereich). Und ja, dass waren locker über 100 Fertigrasenrollen, also ganz sicher über tausend Gynen aus einer doch weit entfernten Region!

Was soll man dazu noch sagen? ;)

Jo, ein sicher interessantes Thema hier!


LG

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#13 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Diffeomorphismus » 14. August 2014, 20:18

Barristan hat geschrieben:Das ist auch der Grund, warum sich Naturschutzorganisationen gerne gegen den Handel mit exotische Tiere wenden, aber bei Pflanzen dann komischerweise nichts sagen. Sie haben schlicht Angst, dass man sich den Zorn der breiten Masse auf sich zieht, denn was würde denn passieren, wenn man ein Verkaufsverbot für exotische Blumen z. B. fordern würde? :)


Insgesamt dürften seit 1492 mehrere zehntausend gebietsfremde Zier- und Nutzpflanzen nach Deutschland beabsichtigt eingeführt worden sein, von denen sich bisher ca. 220 Arten etablieren konnten. Weitere 210 etablierte Neophyten wurden im Zuge von Verkehr, Personen- und Warenaustausch unbeabsichtigt eingeschleppt. Zusätzlich kommen bei uns ca. 2000 Neophyten unbeständig vor (weitere Informationen Kowarik 2010, Biologische Invasionen, Ulmer Verlag).

[SIZE="2"]Quelle: http://www.neobiota.de/12601.html[/SIZE]

Ist zwar etwas Abseits vom Thema, aber ich denke auch, dass man solche Überlegungen nicht nur auf Ameisen und/oder andere exotische Tiere anwenden sollte. Wer weiß, welche Gefahr von diesen Pflanzen ausgeht, insbesondere auch für die einheimischen Ameisenarten!

PS: Die meisten Leute würde es wahrscheinlich sogar begrüßen, wenn sich eine so schöne exotische Pflanzenart bei uns etablierte...


„Die Heuchelei ist die materia prima des Teufels, von der aller Lug und Trug, alle Schwachheit und Abscheulichkeit herrührt, von der nichts Wahres kommen kann. Denn die Heuchelei ist selbst eigentlich eine doppelt destillierte Lüge, eine Lüge in der zweiten Potenz.“ (Thomas Carlyle)

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#14 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Safiriel » 14. August 2014, 20:44

Exotische Pflanzen im Garten scheinen ja im übrigen überhaupt kein Problem zu sein und auch die Gefahr der intraspezifischen Homogenisierung ist da auch kein Thema.

Und wie das ein Thema ist - bei den Leuten, die sich für Pflanzen interessieren. Mein Vater ist Orchideen-verrückt. Der kann stunden über Arten referieren, die sich mit der Klimaveränderung ausbreiten oder zurück gehen. Bei Themen wie "Hybridisierungen" oder (wie er es nennt) "aus Gärten abgehauene Einwanderer, die nicht hierher gehören", die diese und jene Orchidee von diesem und jenem Standort vertreiben, wird er sogar laut.

Ist zwar etwas Abseits vom Thema, aber ich denke auch, dass man solche Überlegungen nicht nur auf Ameisen und/oder andere exotische Tiere anwenden sollte. Wer weiß, welche Gefahr von diesen Pflanzen ausgeht, insbesondere auch für die einheimischen Ameisenarten!
Immer wieder schafft es derlei sogar in die Presse.
Natürlich verändert der Mensch seit seines Auftretens auf diesem Planeten die Erde wie kein anderes Tier zuvor. Unzählige Arten rotten wir aus, oder domestizieren sie. Kaum einer weiß, wie Naturmais aussieht.
Oft nutzt es uns, oft schadet es uns später. Das eine schließt das andere nicht aus.

Wichtig ist, dass wir eine bewusste Entscheidung treffen, dass es uns nicht egal ist.



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#15 AW: Intraspezifische Homogenisierung und freisetzen von Ameisen!

Beitrag von Diffeomorphismus » 14. August 2014, 21:25

Das grundlegende Problem ist ja einfach, dass jeder auf seinen Interessen beharrt: Der eine möchte exotische Tiere halten, der andere eben exotische Pflanzen im Garten haben und wieder ein anderer möchte mit 250 km/h über die Autobahn brettern. Eines ist klar: Verbote werden dies nie verhindern können. Denn gerade der Personenkreis der eh verantwortungslos handelt, wird sich von Verboten in keinster Weise abschrecken/abhalten lassen.

Folglich bleibt nur, wenigstens die empfänglichen Personen zu einem verantwortungsbewussten Verhalten zu bringen.


„Die Heuchelei ist die materia prima des Teufels, von der aller Lug und Trug, alle Schwachheit und Abscheulichkeit herrührt, von der nichts Wahres kommen kann. Denn die Heuchelei ist selbst eigentlich eine doppelt destillierte Lüge, eine Lüge in der zweiten Potenz.“ (Thomas Carlyle)

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#16

Beitrag von Piccolo » 15. August 2014, 10:57

Mann sollte sich der gefahren immer bewust seien. Manche Arten sind nicht unbedingt Invasiv und können sich bei uns nicht vermehren, aber gut Überleben. Ich nehme mal ein Beispiel mit dem ich mich schon seit meinem 14 Lebensjahr Rumschlage. Es betrifft die Rotwangen Schmuckschildkröten. Die sind wen sie klein sind schön Anzusehen und Stinken nicht. Dann werden sie groß und lästig und werden in den Teichen und Seen ausgesetzt. Unsere Böden sind zu kalt um darin zu Brüten vermehren können sie sich also nicht, aber mit unseren Wintern kommen sie sehr gut zurecht und schädigen das Ökosystem ungemein. Sie fressen den Frosch und Kröten Leich und auch so ziemlich jedes größere Insekt und dessen Larven. Fische und Fisch Eier sowiso. Und wenn man davon ausgeht das sie mit einem alter von 3-5 Jahren ausgesetzt werden, sie aber 30-35 Jahre Alt werden haben sie eine Menge Zeit schaden am Ökosystem zu vollbringen. Seid meinem Ich acht bin Halte ich Schmuckschildkröten und habe nur zwei von meinem Vater geschenkt bekommen, momentan habe ich 45 in meinen Teich. Hätte ich alle behalten die mir von Anglern und Naturschützern aud den umliegenden Gewässern gebacht wurden währe ich bei weit über 300 (konnte aber alle bei Befreundeten Haltern oder Zoos und Parks unterbringen). Und das nur aus dem Landkreis Schaumburg. Und es sind noch grob geschätzt 40 Kröten in den Teichen die wir noch nicht zu fassen bekommen haben.
Es sind in den betroffenen Seen und Teichen auch merklich weniger Libellen und Frösche vorzufinden.
Es gibt immer andere wege sich dieser nicht Einheimischen Tiere zu entledigen. Man muss sich halt nur die Mühe machen bei Haltern Züchtern oder dem Naturschutz Bund nachzufragen. Die reizen einem nicht den Kopf ab sondern sind eher erfreut das sie nicht achtlos ausgesetzt werden. Die kennen auch eigrndlich immer leute die sich ihrer annehmen. Das ist halt nur Zeit und Arbeits aufwendig.
Das ist meine meinung dazu.

Mfg Daniel



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