Erne hat geschrieben:Ein anderer Weg scheint mir besser geeignet.
Etwa 20 Puppen und wenige frisch geschlüpfte Arbeiterinnen, zusammen mit der Königin in ein kleines Nest oder Reagenzglas.
Junge Arbeiterinnen sind noch nicht aggressiv und ein ganzes Wirtsvolk braucht es auch nicht.
Sollte die Zusammenführung klappen, kann das Volk schnell durch weitere Puppen auf viele Arbeiterinnen gebracht werden.
Auch eine Möglichkeit. Für mich habe ich diese Möglichkeit aber aus zwei Gründen nicht gewählt.
Erstens gründet zumindest
L. umbratus, die wohl häufigste
Chthonolasius hier, in kürzester Zeit nach dem Schwarmflug. Ich habe etwas von 1-2 Tagen nach dem Schwarmflug gelesen. Das bedeutet, man würde erst die
Königin fangen, und dann müsste man sich umgehend um
Lasius s. str. Puppen und unausgefärbte Arbeiterinnen bemühen.
Wenn man sich darauf vorbereitet, und genügend Nester auf dem Radar hat wo man gut an beides heran kommt, ist das auch kein Hexenwerk, aber man hat doch erheblich mehr Aufwand als wenn man nur die
Königin einsetzen muss und alles andere schon vorhanden ist. Das ist natürlich auch eine Frage der Freizeit die man zur Verfügung hat, und wo man sich gerade befindet wenn man die
Königin findet.
Aber der zweite Grund könnte schwer wiegender sein. In den Ausführungen von
Frank Mattheis wird geschildert, dass die Wirtsameisen durchaus bemerken, dass aus den Eiern der
Königin nicht ihre eigenen Schwestern schlüpfen. Und er vertritt die Ansicht, dass die Gründung erst dann geglückt ist, wenn ein ausreichend großer Schub von Arbeiterinnen des Sozialparasiten geschlüpft sind, so dass diese sich behaupten können und bald die Mehrheit bilden.
Wenn man nun die Wirtsarbeiter künstlich vermehrt könnte dies dazu führen, dass es die neuen Arbeiterinnen schwieriger haben sich durchzusetzen. Dazu kommt evtl noch, dass
Puppen zum Pushen oft reifen Nestern entnommen werden, dadurch sind vermutlich viele größere Arbeiterinnen dabei, während die Arbeiterinnen des Sozialparasiten erst Pygmäengröße haben.
Ich persönlich würde mir auch nicht zu trauen, im Felde
Lasius niger Arbeiterinnen von
Lasius platythorax zu unterscheiden. Es könnte schnell passieren, dass man zwei Wirtsarten im Nest hat.
Das ist natürlich alles sehr theoretisch und ich will nicht damit sagen, dass es in der Praxis nicht auch genauso funktionieren kann. In der Tat könnte es ein sehr sicherer Weg sein so vorzugehen, zumindest was die Eingliederung der
Königin betrifft.
Die Frage des Pushens ist dann wieder eine ganz andere. Ich persönlich sehe keinen großen Sinn darin, man muss halt geduldig sein, hat dann aber später auch eine natürlich zusammen gesetzte Kolonie und kann alle Phasen des Koloniewachstum miterleben. Die Alternative ist eine große Kolonie zu erwerben, wenn es denn gleich eine große Kolonie sein soll.
Ameise2000 hat geschrieben:Glückwunsch ich hoffe deine bleibt am Leben denn meine wurde zunächst auch Augenscheinlich angenommen, ein paar Tage Später dann aber von den anderen Arbeiterinnen zerrissen es waren deutlich weniger Arbeiterinnen als bei deinem Versuch.
Danke
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wie gesagt ich schaue erst in einer Woche wieder nach. Geglückt ist die Gründung wohl erst, wenn die gelben Arbeiterinnen schlüpfen und das Heft in die Hand nehmen.
Ameise2000 hat geschrieben:Was mir allerdings auch auffiel ist das sie genau wie deine ebenfalls mit einer toten Lasius niger Arbeiterin zur Kolonie gerannt ist, wahrscheinlich versuchen die Gynen so besser den Duft aufzunehmen.
Das ist die in der Forschung vorherrschende Meinung. Ich finde allerdings die von
Frank Mattheis in dem verlinkten Bericht geäußerte These gibt auch eine gute Erklärung ab. Er sagt, dass die Tötung einer Arbeiterin und das herumtragen ein übrig gebliebenes Verhalten aus einer früheren Entwicklungsstufe der Sozialparasiten ist. Während dieser Entwicklungsstufe haben
Chthonolasius-
Königinnen möglicherweise
semiclaustral gegründet, und sich von erbeuteten Lasius-Arbeiterinnen, als zuverlässige Nahrungsquelle, ernährt und darauf spezialisiert.
Der Körperbau der
Königinnen scheint zumindest dafür geeignet zu sein. Später sind die
Königinnen dazu übergegangen, gleich bei den
Lasius zu gründen, und hier könnte sich dann eine weitere Entwicklungsstufe dazu gekommen sein, nämlich die Abgabe von (chemischen) Stoffen, die dazu führt dass die Wirtsarbeiter die
Königin attraktiver als die eigene
Königin finden, und diese sogar töten.
Das erhaltene Relikt der Jagd würde so immerhin zum schnellen und zielstrebigen Auffinden einer Wirtskolonie führen.
Das ist auch wieder alles sehr theoretisch, ich finde die Erklärung aber einleuchtend.
Es freut mich sehr, dass jetzt so viele Informationen ausgetauscht werden, vielen Dank für die Beteiligung!
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