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Camponotus nicobarensis - Diapause?

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Camponotus
henwot
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#1 Camponotus nicobarensis - Diapause?

Beitrag von henwot » 25. September 2016, 16:12

Hallo zusammen!

Nachdem ich mich nun schon seit ewigen Zeiten für die Ameisenhaltung interessiere, hab ich mich schließlich nach gründlicher Überlegung und Recherche für Camponotus nicobarensis entschieden. Die Art wird generell in allen Shops als gute Einsteigerart empfohlen und auch die Berichte hier im Forum haben mich überzeugt :)

Der langen Rede kurzer Sinn: Ich habe seit Ende August eine Starterkolonie mit 1 Königin und 3 Arbeiterinnen. Diese hat sich auch recht gut eingelebt. Leider ist zwar 1 Arbeiterin im Wassergraben ertrunken, als ich nach der Fütterung mal den Deckel zu lange offen hatte, und bei einer "Zwangsumsiedelung" in ein neues Reagenzglas (im alten gab's leider Anzeichen von Schimmel) hab ich auch 3 Eier verloren, aber die kleinen haben sich nichtsdestotrotz gut entwickelt. Die Königin hat nach dem Verlust der Eier nur wenige Tage danach neue gelegt und sie hatten auch immer einen ziemlichen Kohldampf für die kleine Koloniegröße.

Allerdings habe ich über die letzten paar Wochen festgestellt, dass der anfangs starke Hunger kontinuierlich abgenommen hat und die Kleinen auch sonst immer inaktiver wurden. Zuerst dachte ich mir nicht viel dabei, da ich auch gelesen habe, dass C. nicobarensis teilweise eine Diapause einlegen und die Aktivität somit auch (stark) zurückgeht. Was mich allerdings schon etwas beunruhigt ist, dass sich auch die Eier anscheinend nicht mehr weiterentwickeln.

Nach den Infos, die ich gefunden habe, sollte die Entwicklung bei C. nicobarensis in etwa 28 in Anspruch nehmen (11 Tage als Ei, 10 als Larve und weitere 7 als Puppe). Kurz nach dem Zwangsumzug hatte ich mind. 3 Eier (davon auch schon 2 neue), das war am 02.09.2016. Leider bin ich mir aber bis heute nicht sicher, ob die auch tatsächlich geschlüpft sind -- wenn, dann sind es maximal Minilarven, die sich kaum von Eiern unterscheiden lassen. Zwar ist die zuvor bereits erwähnte Inaktivität meiner Mädels schon seit gut 2 Wochen erkennbar und hat seitdem auch kontinuierlich zugenommen, aber dass sich die Eier scheinbar überhaupt nicht weiterentwickeln, bereitet mir schon etwas Sorgen.

Könnt ihr mir hier eventuell weiterhelfen? Ist das normal bei dieser Art oder sind das Anzeichen, dass ich etwas falsch mache oder vl. sogar keine C. nicobarensis sondern eine andere Art geliefert bekommen habe? Ich wäre euch echt überaus dankbar für euer Feedback!!

LG henwot



benai

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#2 Re: Camponotus nicobarensis - Diapause?

Beitrag von benai » 25. September 2016, 18:13

Hallo,

es käm wohl auch hier wieder auf die genaue Herkunft an, aber meines Wissens sind diese Tiere ohne Winterruhe zu halten. Aber es gibt überall etwas kühlere Monate, daher könnte eine Verminderung der Reproduktivität schon stattfinden, allerdings nicht gegen Null, sofern die Temperaturen nicht längere Zeit unter 15°C gehen in ihrem natürlichen Habitat.

Du schreibst leider nicht deine genauen Haltungsparamater (Wärme, Formicarium etc pp). Diese Art benötigt erhöhte Temperatur (24-28°C im Nest), damit sich sich auch gut entwickeln kann.

Wenn die Kolonie wirklich nur 1 Königin, 2 Arbeiterinnen und etwas Brut umfasst, wird diese selbst wenn sie vorher fleißig Nahrung eingetragen hat irgendwann auch einfach vollgefressen sein und Camponotus sind sehr gute Futterverwerter. Meine C. nicobarensis schälen z.b. die Futtertiere und fressen alles was da ist. Stellenweise finde ich nicht mal das gesamte Exoskelett der Futtertiere. Außerdem sind diese Tiere nachtaktiv, d.h. ihre eigentliche Aktivität siehst du eh nur spät abends oder nachts. Dies ändert sich nur wenn sie hungern oder wie bei Ernes Kolonie wenn sie sehr sehr groß sind.
Hinzu könnte auch der Stress vom Umsiedeln kommen das sie erstmal etwas langsamer machen. Wenn du umsiedeln willst mach beim nächstens mal einfach eine Verbindung zwischen dem alten und neuen RG und lass sie von selbst gehen, das erspart den Tieren unnötigen Stress. Alternativ kannst du auch einfach ein neues RG neben das alte legen die Tiere ziehen dann wenn es denen da nicht merh gefällt auch so um.

Um dir zu sagen ob das C. nicobarensis sind reicht die Beschreibung nicht da sind gute Bilder nötig.

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#3 Re: Camponotus nicobarensis - Diapause?

Beitrag von tlhuu » 25. September 2016, 19:47

ich würde dir aufjedenfall nen guten Ausbruchsschutz empfehlen, bei mir in der Kolonie ist schon die ein oder andere Ausbrecherin dabei gewesen. Nicht mal Parafinöl hält die wirklich auf. Mittlerweile habe ich sogar schon um mein Formicarium eine Plastikbox gestellt, damit mir nicht die ganze Kolonie über die Nacht flöten geht.



benai

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#4 Re: Camponotus nicobarensis - Diapause?

Beitrag von benai » 25. September 2016, 19:51

Hallo,

was für ein Parafinöl nutzt du und wie breit trägst du es auf?

Ein Deckel hilft immer Ameisen am Ausbrechen zu hindern und ist im späteren Verlauf der Haltung eh zwingend wegen den Geschlechtstieren.

Was viel interessanter ist bei dieser Art ist, das sie polygygn sind und somit die Chance besteht das wenn sowohl Jungköniginnen als auch Männchen entstehen das diese sich paaren und wieder ins Nest zurückkehren. Wenn ich das richtig las benötigt diese Kolonie dann aber in den Wintermonaten auch des nachts kühlere Temperaturen, damit Jungköniginnen entstehen sonst entstehen nur das ganze Jahr über Männchen aber keine Jungköniginnen.

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#5 Re: Camponotus nicobarensis - Diapause?

Beitrag von Formicarius » 25. September 2016, 21:12

@henwot

Ich habe schon mehrere Kolonien dieser Art hochgezogen. Bei der richtigen Temperatur (26 - 30 °C) und guter Fütterung kommen die Kolonien normalerweise auf 60-70 Arbeiterinnen in den ersten 3-4 Monaten. Eine Art Diapause legt die Königin erst ein wenn sie ungefähr 100-200 Arbeiterinnen hat. Diese dauert ca. 1-2 Monate, danach fährt die Gyne aber wieder richtig hoch und sie fängt jetzt erst an richtig viele Eier zu legen. Wenn sich die Brut deiner Gyne nicht entwickelt passt dein Setup nicht oder irgendwas stimmt nicht mit der Gyne.
Diese Art ist wirklich sehr einfach zu halten. Ich würde sagen noch einfacher als Lasius niger und co.

@benai

Bei dieser Art gibt es anscheinend nur Jungköniginnen bei Superkolonien. Diese haben dann eine ähnliche Arbeiterinnen Zahl wie unsere heimischen Waldameisen. Kleinere Kolonien ziehen generell nur Männchen für den Schwarmflug auf. Auch bezweifle ich das es bei dieser Art Verpaarung am Boden und in Nestnähe gibt.
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#6 Re: Camponotus nicobarensis - Diapause?

Beitrag von henwot » 26. September 2016, 18:00

Erstmal danke für die raschen Antworten und Infos!!

@benai: Dass sie eher nachtaktiv hab ich bereits im Internet gelesen bzw. auch selbst beobachtet. Die allerersten 2-3 Tage dürften sie wohl wirklich ausgehungert gewesen sein, da sie da auch öfter mal am Tag draußen waren und sich vom Honigwasser und Mehlwürmern bedient haben. Später hab ich dann den Kohldampf dadurch gemerkt, dass die Futtertiere (die ich extra immer auf ein altes Brillenglas lege) am Morgen immer in der Arena verteilt lagen. Das ist jetzt allerdings überhaupt nicht mehr der Fall und die Mehlwurmstücke liegen brav in Reih und Glied, so wie ich sie drappiert hab.

Das mit dem "sanften Umsiedeln" hatte ich auch zuerst probiert; hab das neue RG direkt mit der Öffnung zum anderen gelegt und mit roter Folie abgedeckt, nachdem ich die vom alten RG entfernt hatte. Leider sind sie zwar am Anfang nervös herumgelaufen, aber umgezogen sind sie auch am 2 Tag nicht. Da sich dann aber der Schimmel weiter ausgebreitet hat, hab ich ein bisschen Panik wegen den Eiern bekommen und hab sie zu ihrem Glück gezwungen :(

Allzugute Fotos hab ich leider nicht, nur vom Umzugsversuch. Die beiden Puppen auf dem Bild waren übrigens schon bei der Lieferung eingetrocknet und tot. Ich hab sie dann nach beim Zwangsumsiedel entfernt.
IMG_6195.jpg


Zu den Haltungsparametern: Momentan nisten sie noch im RG, das mit roter Folie abgeklegt und zusätzlich auch mit einem Stück Alufolie abgedunkelt ist. Das RG ist mit einem ca. 15 cm Schlaut mit der Arena (Plastikdose mit etwas Sand, Deckel und Netz zur Belüftung) verbunden. Das Ganze ist dann nochmal durch einen Wassergraben gesichert (siehe Foto). Temperatur sinkt über Nacht schon mal auf 22° ab, tagsüber so um die 23° bis 24° - eventuell ist das zu kalt?
IMG_6303.jpg


@Formicarius: Vielen Dank für die Info mit der Diapause bei ca. 100 bis 200 Tieren!! Allerdings stimmt mich genau das noch nachdenklicher :( :( :( Zwar bilde ich mir ein, dass zumindest 1-2 Eier jetzt geschlüpft sind, aber ich seh's im RG nicht wirklich gut und ich will die kleinen auch nicht noch mehr stressen, indem ich zu lange abgedeckt lasse und reinleuchte etc. Außerdem sind seit Wochen auch keine neuen Eier mehr dazugekommen - nach wie vor nur 1 Königin, 3 Arbeiterinnen und 4 Eier/Minilarven.

Habt ihr noch irgenwelche Ideen oder Tipps? Wäre wirklich für alles sehr dankbar!



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#7 Re: Camponotus nicobarensis - Diapause?

Beitrag von Formicarius » 26. September 2016, 20:38

@ henwot
Zimmertemperatur ist zu kühl für diese Ameisen. Klar sie werden sie über längere Zeit überleben, da sie sehr robust sind, aber wirklich entwickeln werden sie sich nicht. Diese 27 - 28 Tage vom Ei zur Ameise gibt es wirklich nur bei höheren Temperaturen. Die brauchen am Tag schon gute 26 - 30 °C. Selbst Temperaturen über 30 °C stecken diese Ameisen locker weg. Hatte letztes Jahr im Sommer um die 33 °C in der Arena. Während ich schon fast anfing zu verglühen haben sich diese Ameisen mit ihren Puppen sogar noch unter dem Strahler gesonnt.

Steigere einfach mal die Temperatur. Eigentlich brauchen diese Ameisen nichts bis auf eine Wasserquelle, eine Zuckerwasserquelle, Proteine und eben höhere Temperaturen.

Auch sehr künsterliche Konstruktion die du da gebaut hast ;)
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#8 Re: Camponotus nicobarensis - Diapause?

Beitrag von benai » 26. September 2016, 21:56

Mhm,

warum sollten nur extrem große Kolonien Jungköniginnen und Männchen erzeugen und kleinere Kolonien ausschließlich Männchen. Würde ja die genetische Vielfalt stark begrenzen.

Das mit den Jungköniginnen hab ich aber so gelesen, das die dennoch in den "Wintermonaten" herangezogen werden und die Temperaturen können da je nach Herkunftsland/Provinz stark schwanken von Nachttemperaturen bis 8°C bzw 15°C und Tagestemperaturen von 25°C.


Mehlwürmer zersetzen sich relativ schnell in einen fiesen schwarzen Brei, dieser wird nach meiner Beobachtung nicht gefressen und besonders von Gründerkolonien die erheblich mäkeliger sind wirst du damit keine Chance haben. Wenn du schon Mehlwürner verfüttern willst verfüttere Mehlkäferpuppen. Die werden lieber angenommen und die zersetzen sich nicht ganz so schnell.

Wie Formicarius schon sagte die Temperauren sidn zu niedrig. Wie ich in meinem letzten Post schrieb sollten die Temperaturen mindestens 24°C am besten gegen 28°C im Nest betragen. Höhere Temperaturen sind zwar auch möglich aber dann sollten die Tiere auch die Option haben diesen auszuweichen.

Du kannst das RG auch einfach in die Arena legen und dann die Arena mittels Heizmatte erwärmen und dir dieses Kunstwerk da sparen. Das Netz ist das so ein Fliegennetz das aus Kunstfasern besteht oder ist das aus Metall? Da die Ameisen durch das Kunstfaserteil entweder durchlaufen oder es durchbeißen werden.

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