Vielen Dank erstmal für die rege Beteiligung.
Ich schreibe jetzt auch mal meine Gedanken zur Fragestellung
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Zunächst musste ich an die Extreme denken, wenn wir über Repleten reden, sind dass wohl die Honigtopfameisen. Sie hängen die meiste Zeit vollgetankt an der Decke und dienen als lebendiges Vorratslager.
Serafine hat geschrieben:Ich wage ernsthaft zu bezweifeln dass die Nahrung länger als ein paar Tage in den Mägen bleibt.
Angesichts der Honigtopfameisen ist diese These wohl nicht zu halten. Dafür spricht auch, dass die "Honigtöpfe" bei intraspezifischen Konflikten als Kriegsbeute mit Heim gebracht werden und m. W. n. lebend weiter in der siegreichen Kolonie verbleiben.
Wie auch immer, wenn die Honigtopfameisen ihre gespeicherte Nahrung schon nach wenigen Tagen in Fett umwandeln würden, dann müssten sie gewissermaßen bei Nahrungsknappheit "geschlachtet" werden, um an die nun im Fettgewebe gelagerten Reserven zu kommen. Das ist aber wohl nicht der Fall.
Ein weiterer Gedanke, welcher mir in diesem Zusammenhang durch den Kopf geht, spielt die Zusammensetzung der Nahrung eine Rolle für ihre Konservierung im Sozialmagen? Bleiben wir dafür kurz bei den Honigtopfameisen. Diese gelten manchen Stämmen von Ureinwohnern als Leckerbissen. Wie auch der Name schon nahe legt, speichern die Repleten dieser Arten wohl in erster Linie Kohlenhydrate und sind entsprechend süß im Geschmack, und daher beliebt, sozusagen als Bonbon der Natur. Das würde bedeuten, dass die Nahrung im Sozialmagen der Tiere hauptsächlich aus Zuckern besteht, und Zucker wird nicht umsonst vielen Nahrungsmitteln vor der Konservierung beigesetzt, denn es macht die Lebensmittel länger haltbar.
Schauen wir uns hingegen den
Camponotus vagus-
Major oben auf meinem Foto an, so muss klar werden, dass es Unterschiede gibt bei der Speicherung von Nahrung. Diese Ameisen haben eine überwiegend zoophage Ernährungsweise. Können wir davon ausgehen, dass die Nahrungszusammensetzung hier anders ist als bei den Honigtopfameisen? Wenn wir diesen Gedanken weiterspinnen, müssen wir uns nicht dann fragen, ob sich die Zusammensetzung des Nahrungsbreis bei jedem einzelnen Tier unterscheidet?
Ich denke, dies wird zwangsläufig der Fall sein. Möglicherweise gibt es sogar eine Art individuelle Note, denn der Futteraustausch ist bekanntermaßen auch ein soziales Ritual, die Nahrung geht zwischen den Ameisen hin und her. So gesehen beeinflussen die Individuen womöglich sogar den Geschmack des Futterbreis ihres Gegenübers!
Das wirft die nächste Frage auf: Inwieweit können die Mitglieder einer Kolonie die Zusammensetzung ihres Futterbreis kontrollieren? Welche Mechanismen stehen ihnen da zur Verfügung? Sie können wohl jederzeit entscheiden, was in welchen der beiden Mägen kommt, also müssten sie doch steuern können, wie die gespeicherte Nahrung zusammengesetzt wird. Aber wenn erstmal eine gewisse Menge Nahrung im Sozialmagen ist, können sie dann noch selbst wissen, wie sich diese zusammensetzt? Wird vielleicht genau aus diesem Grund, auch die Nahrung hin und her getauscht, damit sie selbst merken, wie ihr Futterbrei schmeckt, und entsprechende Anpassungen treffen? So nach dem Motto, bei dir fehlt noch etwas Pfeffer?
Erne hat geschrieben:Bei der übermäßigen Fütterung unserer Ameisen in der Haltung, meine Befürchtung, der soziale Magen wird nie richtig leer.
Genau, wenn man die
Majorarbeiterin auf dem Foto sieht, erscheint es fast unmöglich, dass sie jemals ihren Magen wieder ganz leer haben wird, zumal sie nicht die einzige Arbeiterin in der Kolonie ist, die so prall gefüllt herum läuft. Da müsste ich wohl mehrere Monate am Stück nicht mehr füttern, und wer will seine Ameisen schon hungern lassen?
Wenn wir unser Beispiel auf die Natur übertragen, und von einer Kolonie ausgehen, die gut zurecht kommt, dann wird es dort auch wohl Individuen geben, welche als Speichertiere auserkoren sind und dementsprechend wohl immer einen mehr oder weniger gefüllten Sozialmagen haben, der nie komplett geleert wird.
Es wäre wirklich interessant zu wissen, wie und ob sich ein dauerhaft gefüllter Sozialmagen in irgendeiner Weise nachteilig auf die Lebenserwartung auswirkt. Oder sogar positiv, denn schließlich haben die Repleten reichlich soziale Kontakte und werden auch selten bis gar nicht selbst hungern.
Um nach diesen ganzen Gedankenspielen auf die Ausgangsfrage zurück zu kommen,
ich gehe davon aus, dass die Nahrung im Sozialmagen so lange haltbar ist, wie auch die Ameise lebendig ist. Zum einen dürfte der meist hohe Anteil an Zucker zur Konservierung beitragen, zum anderen sagt mir mein Bauchgefühl
einfach, dass die Ameisen Mittel und Wege haben, die Nahrung irgendwie haltbar zu machen.
Ok, soviel erstmal von meiner Seite, es wäre toll wenn jemand noch mehr Licht ins Dunkel bringen könnte
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