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Welche Art passt zu meinen Gegebenheiten?

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shanon
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#1 Welche Art passt zu meinen Gegebenheiten?

Beitrag von shanon » 22. August 2017, 22:05

Hallo zusammen,

ich bin momentan am Überlegen, welche Art für mich die Geeigneteste wäre.
Zu den Gegebenheiten:
Die Ameisen sollen auf meine "Loggia". Die Anführungszeichen, weil es eigentlich eher ein Wintergarten ist, da es keine dauerhafte Öffnung nach draußen gibt (nur ein großes Fenster ;) ). Im Sommer scheint die Sonne dank Südseite herein und die Temperaturen können dementsprechend sehr hoch gehen. Im Winter fällt die Temperatur dank Sonne und Gebäude nicht unter 15°C. Es Bestände aber die Möglichkeit die Ameisen unter der Fensterbank im Schrank zu überwintern, der als Rückseite nur Licht undurchlässiges Plastik hat, so dass im Schrank die Temperaturen vermutlich in der Mitte zwischen Außen- und Innentemperatur liegen (sollte zum Überwintern reichen).
Ein anderer Standort ist nicht möglich.

Eigentlich wollte ich mir Marmica Rubidia Manica rubida holen, jedoch war ich im einzigen Shop der diese vorrätig hatte aber wohl zu langsam.
Grundsätzlich sollte es eine etwas größere Art sein, die sich im von mir vorbereiteten Ytong Nest heimisch fühlen kann. Dazu sollte eine gewisse Grundaggressivität vorhanden sein (keine Messor).

vielen Dank schonmal für die Hilfe



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Serafine

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#2 Re: Welche Art soll passt zu meinen Gegebenheiten?

Beitrag von Serafine » 22. August 2017, 22:26

Wenn die Temperaturen im Sommer hoch sind und im Wintern nicht unter 15°C fallen sind das eigentlich hervorragende Bedingungen für mediterrane Arten (Camponotus barbaricus, Camponotus cruentatus, Pheidole pallidula, Südeuropäische Crematogaster- und Cataglyphis-Arten, etc.). Solange das Nest im Sommer nicht voll in der Sonne steht sollten die sich da sehr wohl fühlen.
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trailandstreet
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#3 Re: Welche Art soll passt zu meinen Gegebenheiten?

Beitrag von trailandstreet » 23. August 2017, 08:57

Soweit ganz gut für mediterrane Arten.
Die Gefahr von Hitzestau sollte aber durch Beschattung gebannt werden.
Das Nest sollte sowieso nicht in der Sonne stehen und die Arena wohl gut durchlüftet sein.

Einen großen Vorteil hat das Ganze aber schon, wenn man die Anlage fix stehen lassen kann. man kann ihnen vielleicht auch mehrere Arenen anbieten, die je nachdem im Schatten oder in der Sonne stehen, so können sie selbst entscheiden, wo sie Brut lagern etc.
Da kann man sich auch die Heizung sparen.
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HennY
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#4 Re: Welche Art soll passt zu meinen Gegebenheiten?

Beitrag von HennY » 23. August 2017, 11:29

Meine Vorredner haben dir schon gute Hinweise gegeben und dir damit auch ein Spektrum aufgezeigt.
Ich würde dir gerne eine konkrete Empfehlung geben.
Und zwar sind das die Camponotus cf. nicobarensis, da du ja eine große und ''aggressive'' Art haben möchtest.
Die Camponotus cf. nicobarensis gehört definitiv zu einer großen Art und eine die dafür bekannt ist sich schnell zu vermehren.
Der Zyklus vom Ei zur Arbeiterin beträgt grade mal 28-30 Tage (vom Temperatur abhängig). Zum Vergleich die lokal Camponotus
ligniperdus hat einen Zyklus von 8-10 Wochen.
Das heißt die Kolonie wächst schnell an und bringt dann die gewünschte Aggressivität mit. Zugleich ist sie für die weniger geduldigen Halter geeignet.
Da bei anderen Arten von Camponotus der Entwicklungszyklus ähnlich lange wie oben geschrieben ist. Diese lange Entwicklung sorgt grade bei Einsteigern
für Missmut und Ungeduldigkeit. Außerdem ist die Kolonie relativ Temperatur tolerant, auch wenn sie es lieber warm mögen und generell robust und würden
Halterfehler verzeihen.

So nun aber zu den Faktoren die berücksichtig werden müssen:
1. Diese Art ist in Asien heimisch, also darf sie auf keinen Fall in unsere Umwelt gelangen.
2. Diese Art kommt aus den Tropen, deswegen hält die Art keine Winterruhe (kann Vor- aber auch Nachteil sein)
3. Diese Art kann bei guter Haltung von der Anzahl explodieren, das kann für einen Einsteigen Fluch und Segen zugleich sein.
4. Dessen bist du dir wahrscheinlich bewusst aber dennoch möchte ich es erwähnen: diese Art braucht Proteine, also sollte es für dich ok sein andere
Insekten abzutöten(abkochen) und in Stücke zu schneiden.

Falls diese Art dein Interesse geweckt hat kannst dich ja gerne über sie informieren oder bei Bedarf hier um nach Erfahrungsberichten suchen. :)

LG
Henny
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shanon
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#5 Re: Welche Art passt zu meinen Gegebenheiten?

Beitrag von shanon » 23. August 2017, 14:52

vielen Dank für die Antworten.

Die mediterranen Arten hatte ich irgendwie ganz verdrängt. Die Camponotus schauen interessant aus. Pheidole sind mir zu ausbruchsfreudig (dank der Größe).

Vor dem Nest und der Arena werde ich einen Vorhang platzieren, so dass die Sonne nicht direkt darauf scheint. Es wäre aber sowieso nur Nachmittags einen kurzen Moment der Fall.
Das das Nest nicht mehr bewegt werden müsste ist wirklich ein großer Vorteil. Zunächst wollte ich auch genau deswegen eine Exotische Art halten. Das war jedoch bevor sich der Standort vom Arbeitszimmer auf die Loggia verlergt hatte.

Camponotus cf. nicobarensis hatte ich mir bereits angesehen und war für mich sehr Interessant, solange die Ameisen ins Arbeitszimmer sollten. Auf der Loggia herrschen im Winter halt 15°C in der Nacht oder wenn es stark bewölkt ist. Oder verträgt diese Art im Winter auch kühlere Temperaturen? Leider habe ich nicht herausfinden können, wie in welchen Regionen diese Art in China vertreten ist, um die Mindesttemperatur für den Winter herauszubekommen. Hat da jemand Erfahrungswerte oder genauere Angaben?

Edit:
Anscheinend gibt es einen Halter aus Guangzou, der diese Armeisen vor Ort gefangen hat. Zur Provinz: http://www.iten-online.ch/klima/asien/c ... ngzhou.htm
Aus dem Link: "Guangzhou liegt in der subtropischen Zone. Es ist warm, regenreich und immer grün. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 22 °C, die höchste erreicht im Juli und August bis zu 40 °C; die niedrigste im Januar beträgt 4-5 °C. Von März bis August ist Regenzeit."

D.h. ein zwei Monate mit niedrigen Temperaturen sollten die Ameisen aushalten?



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Serafine

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#6 Re: Welche Art soll passt zu meinen Gegebenheiten?

Beitrag von Serafine » 23. August 2017, 15:27

HennY hat geschrieben:Und zwar sind das die Camponotus cf. nicobarensis, da du ja eine große und ''aggressive'' Art haben möchtest.
Die Camponotus cf. nicobarensis gehört definitiv zu einer großen Art und eine die dafür bekannt ist sich schnell zu vermehren.
Der Zyklus vom Ei zur Arbeiterin beträgt grade mal 28-30 Tage (vom Temperatur abhängig). Zum Vergleich die lokal Camponotus
ligniperdus hat einen Zyklus von 8-10 Wochen.

Dazu sei mal eingeworfen, dass die Größe einer Ameise nicht zwangsläufig etwas über die Entwicklungsdauer aussagt. Anthouse gibt die Entwicklungsdauer von Camponotus barbaricus (Ei -> Arbeiterin) mit einem Monat an (bei 30°C), war da bisher skeptisch denn meine haben immer so 8-10 Wochen gebraucht, aber seitdem ich sie heize beginne ich zu das glauben - kann den Larven gerade beim wachsen zuschauen, die gehen alle 1-2 Tage durch eine Häutung.
Der einzige Nachteil an der Art ist halt, dass es totale Nachteulen sind (zumindest meine), wobei sie ab einer gewissen Koloniegröße eigentlich auch tagsüber sehr aktiv werden sollten.
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#7 Re: Welche Art passt zu meinen Gegebenheiten?

Beitrag von Kalinova » 23. August 2017, 16:53

Bei südeuropäischen oder exotischen Arten sollte man prinzipiell bereit sein diese auch zu beheizen. Wie Camponotus nicobarensis in der Region mit den "winterlichen" Temperaturen umgeht ist vermutlich noch nicht bekannt.

Zur Ameisenhaltung gehört immer auch ein gewisser Grad der Ungewissheit. Man kann nicht zum Tierarzt mit ihnen gehen und auch die Haltungsparameter sind manchmal nicht mal genauer bekannt oder beruhen auf groben Schätzungen. Auch wie sensibel die Tiere auf Abweichungen vom Optimum reagieren ist von Art zu Art oder gar von Kolonie zu Kolonie unterschiedlich. Manchmal hat man innerhalb weniger Stunden viele Verluste zu beklagen ohne genau zu wissen was da nun falsch gelaufen ist.

Was ich damit sagen will, es gibt in der Ameisenhaltung nicht auf jede Frage eine Antwort. Sich vorab bestmöglich zu informieren ist zweifelsohne der beste Weg! Jedoch bezweifle ich, dass dir jemand garantieren kann, das die Ameisen sich an dem Standort den du für sie ausgewählt hast (ohne Klimatechnik) problemlos entwickeln werden.

Prinzipiell sollte es funktionieren, laut einigen Artenbeschreibungen ist eine Winterruhe bei der Art nicht notwendig. Ob eine Phase von 2-3 Monaten mit Temperaturen von 15-20°C den Tieren schadet - keine Ahnung. Zur Sicherheit würde ich einen Bereich des Nestes jedoch beheizen, und das wohl auch im Sommer, dabei wichtig ist ihnen aber ein Temperaturgefälle im Nest anzubieten. Die Tiere werden dir dann anzeigen was ihnen eher zusagt.

Gruß Kalinova
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Sir Joe

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#8 Re: Welche Art passt zu meinen Gegebenheiten?

Beitrag von Sir Joe » 23. August 2017, 22:12

Serafine hat geschrieben:Dazu sei mal eingeworfen, dass die Größe einer Ameise nicht zwangsläufig etwas über die Entwicklungsdauer aussagt.

Schön zu lesen, dass du deine Meinung geändert hast, vor ein paar Wochen hat sich das noch ganz anders angehört.
" von Serafine » 29. Juli, 2017, 14:01"] Je größer die Ameisen desto langsamer entwickeln sich halt und desto langsamer wächst die Kolonie.


shanon hat geschrieben:Edit:
Anscheinend gibt es einen Halter aus Guangzou, der diese Armeisen vor Ort gefangen hat.

Woher stammt denn diese Info?

Ich spiele selbst mit den Gedanken über die Winterzeit die Heizung bei meinen Camponotus nicobarensis runter zu fahren oder gänzlich auszuschalten. Eine richtige Winterruhe mit Kühlung hatte ich nicht eingeplant und sollte, wie viele Berichte zeigen, wohl auch nicht nötig sein. Von eine kurzen Diapause hatte ich schon öfters gelesen, das könnte allerdings auch daran liegen, dass unerfahrene Halter die schubweise Entwicklung junger Kolonien als Diapause ansehen.

Schöne Grüße



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