Fragen zum sozialen Magen

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Genetix
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#1 Fragen zum sozialen Magen

Beitrag von Genetix » 26. November 2017, 14:49

Hallo zusammen,

wie es der Titel schon vermuten lässt, habe ich ein paar Fragen die das Thema sozialer Magen betreffen.

Ich weiß, dass der soziale Magen bei Ameisen dazu dient, Nahrung zu speichern und zu verteilen.

Allerdings möchte ich weit aus mehr über das Thema Wissen.

Ich frage mich, wie lange Ameisen etwas in ihrem Kropf speichern können. Ist es so lange "haltbar" wie sie leben, oder gibt es begrenzte Zeiten, wenn ja,
sind diese eventuell temperaturabhängig? Kann eine Arbeiterin gleichzeitig Proteine und Kohlenhydrate speichern?

Und dann gibt es ja noch so viele verschiedene Ameisenarten, ich konnte Erfahrungen mit folgenden Sammeln:

C. cruentatus und C. ligniperda können sehr viele Kohlenhydrate aufnehmen, der Gaster ist direkt nach der Aufnahme von Honigwasser stellenweise durchsichtig,
später jedoch wird er eher milchig. Können die Arbeiterinnen auch viele Proteine speichern? Das habe ich noch nicht genau beobachten können.

L. niger und L. grandis können ebenfalls sehr viele Kohlenhydrate aufnehmen, es zeigt sich das gleiche bild wie bei den Camponotus, selbst bei den winzigen Arbeiterinnen
kann man den teils durchsichtigen Gaster sehen.

Myrmica spec. scheinen einen vergleichsweise winzigen Sozialmagen zu haben.

Messor barbarus haben auch einen kleineren Sozialmagen. Man sieht jedoch den unterschied zwischen einen "vollen" und "leeren" Kropf. Speichern sie auch ihr
Ameisenbrot im Sozialmagen, oder ist dieser nur für Proteine und Wasser reserviert?


Wie ihr seht habe ich doch einige Fragen zu dem Thema, wenn jemand einen Link oder eine Buchempfehlung zu dem Thema hat würde mich das sehr freuen.



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trailandstreet
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#2 Re: Fragen zum sozialen Magen

Beitrag von trailandstreet » 26. November 2017, 21:02

Was die Haltbarkeit angeht, müsste diese wohl sehr lang sein. Immerhin ist es bei den Speichertieren der Honigtopfameisen ja auch der Sozialmagen, in dem sie die Nahrung speichern. Wird wohl auch an den Enzymen liegen, die noch dazu kommen.
Mir ist aber auch keine Studie hierzu bekannt.
Bei den Messor ist es soweit mir bekannt ist so, dass die diesen als solchen gar nicht nutzen, dafür legen sie ja die Kornkammern an. Zum Wassertransport wohl der schon.
Für die Gyne, die ja ausschließlich Kropfnahrung bekommt, wird diese aber noch speziell aufbereitet.
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Genetix
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#3 Re: Fragen zum sozialen Magen

Beitrag von Genetix » 27. November 2017, 17:45

Es macht auf jeden Fall Sinn, dass die aufgenommen Kohlenhydrate mit Hilfe von Enzymen weiter aufbereitet werden, um ihn so länger zu speichern.


Ich habe heute Nachmittag noch etwas im Internet herumgestöbert und bin wieder etwas schlauer geworden.

So wie es ausschaut haben viele Arten in der Familie der Formicinae (Lasius, Formica, Camponotus und noch viele mehr) die Möglichkeit Proteinspeicher anzulegen. Das wiederum
müsste heißen, dass größtenteils Gynen der Familie Formicdae claustral gründen. Nicht nur die Königinnen haben diese Fähigkeit, sondern auch die Arbeiterinnen. Bei fehlender Brut
können auch die Arbeiterinnen die aufgenommenen Proteine speichern, diese werden dann in Form von zwei verschiedenen Proteinen gespeichert. Eines davon ist das Lipoprotein.

Die Arbeiterinnen der Familie der Formicinae können Proteine über längere Zeit einspeichern, ich denke man kann es gut mit dem Fett vergleichen, dass Wirbeltiere ansetzen.

Meine Messoren haben die Angewohnheit leere Reagenzgläser vollzuschei***. Ihr wisst ja vermutlich wie Ameisenkot ausschaut. Durch das Verhalten meiner Messoren hatte ich auch
schon öfters das Vergnügen diese von Kot übersäten Reagenzgläser anzufassen. Der Kot meiner Messoren ist teilweise extrem fettig, es fühlt sich fast so an, als wäre das Reagenzglas
mit Butter eingeschmiert wenn man es in die Hand nimmt.

Messoren gehören nicht zu der Familie der Formicinae und leider habe ich keine Kolonie die groß genug ist genügend Kot zu liefern. Nun frage ich euch, habt ihr auch schon die
Erfahrung mit dem Kot von Formicinae machen können. Ist dieser auch so fettig?


und mir fällt gerade auf, dass dieser Thread einen sehr seltsamen Weg einschlägt.. :D



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trailandstreet
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#4 Re: Fragen zum sozialen Magen

Beitrag von trailandstreet » 27. November 2017, 19:17

Da kann ich jetzt leider nichts dazu sagen.
Gut, die Messor bevorzugen Glas als Toilette. Bei den Formica ist es trotz wohl ausreichender Koloniegrösse so, dass sie lieber irgendwo auf saugfähigem Untergrund ihr Geschäft verrichten.
Das macht es dann etwas schwierig. Zum einen, weil der Untergrund die Exkremente schon mal aufsaugt und zum anderen, weil diese bereits durch Schimmel usw abgebaut sind, bevor ein prüfbarer Belag drauf ist.
Warum sie aber generell fett nicht verdaut, also unverwertet wieder ausscheiden sollten, ist mir etwas schleierhaft.
Wahrscheinlich fühlt sich der Kot lediglich so an. Möglicherweise wegen der Stärke.
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#5 Re: Fragen zum sozialen Magen

Beitrag von Kalinova » 27. November 2017, 19:25

Solche Schweinereien wie Erne von seinen Messor berichtet hat, kenne ich von meiner Camponotuskolonie nicht. Die Arena ist weitgehend sauber, im Nest gibt es "Mülldeponien". Bei Interesse kannst du dir diese auf dem Video und den Bildern in diesem Beitrag meines HBs anschauen. Welche Konsistenz dieser Müll (teils sicher auch Kot) hat, dazu habe ich keine Erfahrungen da das Nest noch bewohnt ist.
An der Watte der Wassertränke sind auch häufig schwarze Punkte zu erkennen, ob es sich dabei um Chitinteilchen von Futtertieren oder eher um Kot handelt kann ich nicht sagen.

Samen von Getreide enthalten Fette und Öle (besonders im Keimling) der Hauptteil (Mehlkörper) besteht jedoch hauptsächlich aus Stärke und etwas Eiweiß. Ölsaaten (Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne etc) enthalten mehr Öle und Fette. Könnte mir vorstellen, dass sich der Kot von Ernteameisen je nach Futterangebot ändert. Unbrauchbare Stoffe (beispielsweise zuviele unverwertbare Öle/Fette) werden sicherlich ausgeschieden - ist bei uns nicht viel anders.
Was fütterst du deinen Messor denn?

Gruß Kalinova
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Meine erste Ameise: Lasius niger -> weisellos abgegeben für Chthonolasius Gründungsversuch
Aktuelles Volk: Camponotus cosmicus

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Genetix
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#6 Re: Fragen zum sozialen Magen

Beitrag von Genetix » 27. November 2017, 20:01

Der vermutlich fettige Kot ist mir das erste mal im Sommer aufgefallen, zu der Zeit hatten sie einen sehr großen Appetit und ich habe fast täglich eine ausgewachsene Steppengrille
oder Schokoschabe angeboten, an manchen Tagen habe ich sogar zwei oder drei ausgewachsene Futtertiere angeboten.

Das war wirkliche eine verrückte Zeit, es kam mir so absurd vor wie viele Futtertiere ich in dieses Formikarium herein geworfen habe. Man könnte es mit einem schwarzen Loch
vergleichen (man muss sich diese gesamte Masse an Futtertieren einfach mal vor Augen halten). :D

Kohlenhydrate beziehen sie aus einer Mischung an "Kleinsämerein", zusätzlich biete ich noch immer Kanariengrassamen an, diese lieben meine Messoren über alles. Das liegt aber
auch vermutlich an den 13% Proteinen und 5% Fett die diese Samen enthalten.

Aber wie trailandstreet es schon anmerkte, es ist komisch, dass sie Fett ausscheiden, denn schließlich enthält Fett eine Menge an Energie und irgendwie passt dieses Verhalten nicht
ganz zu Ameisen.
Wenn ich bei Camponotus, Lasius oder Formica auch diesen fettigen Kot nach starker Fütterung habe, dann denke ich liegt das einfach an einem extremen Überangebot an Nahrung.
Sollte der Kot sich aber nicht fettig sein, schlussfolgere ich für mich, das Camponotus, etc. Arbeiterinnen, große Fettreserven anlegen können.

Aber sollte wirklich nur Messor solche Schweinerein veranstalten muss ich mir was überlegen wie ich an den Kot von den anderen Ameisen komme. (Das hört sich so seltsam an :rolleyes: )

Kalinova hat geschrieben:Solche Schweinereien wie Erne von seinen Messor berichtet hat, kenne ich von meiner Camponotuskolonie nicht.


Ich musste schmunzeln, Messoren scheinen wirklich ganz besondere Ameisen mit ihrer ganz besonderen Art zu sein. Irgendwie dämlich, chaotisch und knuffig, deswegen habe ich sie
vermutlich auch so in mein Herz geschlossen. :)


Gruß



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#7 Re: Fragen zum sozialen Magen

Beitrag von Serafine » 28. November 2017, 17:22

Die Ausscheidungen meiner Camponotus wirken ziemlich solide, irgendwas schmieriges hab ich bis jetzt noch nicht gefunden. Die scheinen ziemlich gut darin zu sein das Wasser aus ihrem Kot zu ziehen, alles was ich bisher sehe sind kleine schwarze Kügelchen (wie Hasenkot) in der Müllkammer.



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