Hi,
Sir Joe hat geschrieben:Wie man es auch macht, auch wenn wir Halter von einheimischen Arten gerne damit argumentieren, dass diese einfach freigelassen werden können (Aus welchen Gründen man die Kolonie aussetzt bleibt jetzt mal dahin gestellt), so sollte einem doch bewusst sein, dass die Überlebenschancen der Kolonie nicht gerade hoch sind.
Ich habe bisher noch keinen Bericht über eine erfolgreiche Auswilderung einer einheimischer Ameisenart gefunden. Ich habe schon mehrere Kolonien freigelassen, was mit denen passiert ist, kann ich ehrlich gesagt nicht sagen. Bei einer Kolonie hatte ich genauer hingeschaut, das ist hier nachzulesen. Es kam anders als erwartet und nun lebt die Kolonie, mittlerweile von Lasius fuliginosus übernommen, doch wieder bei mir und ist momentan in einer Thermobox auf dem Balkon.
Richtig, die Überlebenschancen für eine ausgesetzte Gründerkolonie sind nicht besonders hoch, allerdings gilt das ganz allgemein für Gründerkolonien, ob sie jetzt in der Natur gegründet haben oder ob sie aus den Händen eines Halters kommen. Umso mehr gilt es allerdings für einzelne
Königinnen beim Schwarmflug. Die Chancen einer ausgesetzten Gründerkolonie dürften grundsätzlich erstmal höher sein, als die einer Jungkönigin, welche nach einem Schwarmflug alleine umherläuft und sowohl die Herausforderungen der Koloniegründung als auch der Nistplatzsuche noch zu bestehen haben.
Die Schwierigkeit liegt auch aus meiner Sicht, wie du schon erwähnst, klar darin, dass ein Nachweis einer erfolgreichen Aussetzung schwierig ist. Ich habe auch schon die ein oder andere Kolonie wieder in der Nähe des Fundorts ausgesetzt, solange man die Ameisen nicht markiert, kann man nie sicher sein, ob es noch dieselben Individuen sind, die man noch Jahre später am Fundort vorfindet, insbesondere bei den allgegenwärtigen Arten. Bei monogynen Arten müsste man um sicher zu gehen, sogar zwingend die
Königin markieren und ausgraben, denn die Arbeiterinnen können ja von der ausgesetzten Kolonie sein, nur einer später (=in Freiheit) geschlüpften Generation angehören (welche dann vor dem Aussetzen nicht markiert werden konnte).
Erne hat geschrieben:Bodenbeschaffenheiten, Versteckmöglichkeiten, Sonneneinstrahlung, Wärme, Feuchtigkeit und vor allem geeignete Futterquellen müssen passen.
Sonst wandern sie ab oder gehen ein.
Ergänzend noch der Hinweis, selbst wenn ein geeignetes Habitat gefunden wurde, ist die Stabilität eines solchen Habitats schwer-unmöglich hervorzusagen. Mögen aktuell noch die Parameter stimmen (die man in Zahlen ausgedrückt wo erfährt?) kann sich durch Bodenverdichtung oder Nitratüberbelastung (Dünger) ein geeignetes erscheinendes Habitat innerhalb weniger Jahre zu einem ungeeigneten Habitat entwickeln. So gibt es z.B. in meiner Umgebung ein Waldstück indem zahlreiche Hügel von Waldameisen zu finden waren, heute lässt sich dort kein einziger mehr finden, wohl aber Unmengen an Brennesseln (Stickstoffanzeiger).
So oder so, ausgesetzte Ameisen haben immer noch eine höhere Chance zur Arterhaltung etwas beizutragen, als Ameisen in der Haltung, da es die Regel ist, in der Haltung die Ameisen nicht regulär schwärmen zu lassen und sie somit nicht die geringste Chance haben, ihrem Lebenssinn nachzugehen.
LG Maddio