Startschuss fĂŒr die Saison 2019
Nun geht es fĂŒr diese Kolonie in das fĂŒnfte Haltungsjahr. In den letzten Wochen habe ich daran gearbeitet eine neue Arena fĂŒr meine
C. vagus-Kolonie zu erschaffen. Hatte ich in der letzten Saison einen eher minimalistischen Ansatz, die Haltung auf Glas, bin ich nun ins andere Extrem herĂŒbergewandert. Hier möchte ich euch den Werdegang meines neuen Waldbeckens mit Bodenpolizei schildern.
Bei der Haltung auf Glas hatte sich gezeigt, dass es zwar machbar ist, hinter den Tieren aufzurĂ€umen, aber doch einiges an Aufwand mit sich bringt. Die steigende KoloniegröĂe macht den Job natĂŒrlich auch nicht leichter.
Von daher hatte ich die Idee, ein sich selbstregulierendes Becken einzurichten. Dabei soll eine "Bodenpolizei" eine tragende Rolle spielen, welche sich aus weissen Asseln, SpringschwÀnzen und Albino-Rollasseln zusammensetzt.
An erster Stelle muss ich hier den HĂ€ndler und Blogbetreiber "Insektenliebe" nennen. Solltet ihr ihn noch nicht kennen, er beschĂ€ftigt sich mit der Haltung von Asseln, aber auch TausendfĂŒĂer und vertreibt diese auch in seinem eigenen Shop. Man merkt bei seinen Videos auf YouTube, das er mit viel Herzblut bei der Sache ist. Ich habe sehr viele Informationen aus seiner HP und seinen Videos ziehen können, und von dort auch meine Bodenpolizei bezogen zu einem fairen Preis und top Versand.
Kann jedem Interessenten nur empfehlen sich dort einmal umzusehen, aber seid gewarnt, die Asselhaltung hat ein Àhnlich hohes Suchtpotential wie die Ameisenhaltung

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https://insektenliebe.com/https://www.youtube.com/channel/UC9pHo8DLxs6qhN_ldO965KgEine weitere Informationsquelle, war fĂŒr mich die Homepage einer privaten Halterin von u.a. Asseln, TausendfĂŒĂern und einiges mehr:
https://my-little-creatures.page4.com/Dort findet ihr ebenfalls tolle Fotos und groĂe Mengen an Infos.
Ich teile diese Links mit euch um zu verdeutlichen, dass umfangreiche Recherche nötig war, um in die Asselhaltung einzusteigen, Ă€hnlich wie es sich beim Einstieg in der Ameisenhaltung darstellt. FĂŒr mich ist besonders von Bedeutung, das ich deutlich mache, das die im folgenden gezeigten Schritte auf dem Wissen erfahrener Terraristiker basieren und nicht auf meinem eigenen Mist gewachsen sind.
Nach diesem etwas lÀngeren Vorwort aber nun zur Einrichtung des Beckens.
Als Becken dient ein gĂŒnstiges 60 cm x 30 cm x 30 cm Aquarium, wie es sie in einigen BaumĂ€rkten fĂŒr preiswerte 25⏠gibt. Da die BaumĂ€rkte in meiner Umgebung leider keine Aquarien im Sortiment haben und sie auf Nachfrage auch nicht von ihren besser bestĂŒckten Partnerfillialen eines anliefern lassen wollten, habe ich das Becken notgedrungen bei Amazon bestellt. GrundsĂ€tzlich bekommt man die Dinger aber auch z.B. bei OBI (wenn der lokale Markt sie denn im Sortiment hat).
ZunĂ€chst habe ich zwei 27mm Bohrungen in das Glas geschliffen, fĂŒr die SchlauchanschlĂŒsse. Dabei bin ich streng nach dem sehr guten Tutorial von ReliAnt vorgegangen, welches ihr hier findet:
https://www.ameisenforum.de/glasbohren-leicht-gemacht-t58085.htmlPro Loch habe ich ca. 15 Minuten benötigt, es ist wirklich ein Geduldsspiel aber im Grunde nicht schwer.
Im nĂ€chsten Schritt habe ich mich um einen Rahmen fĂŒrs Becken bemĂŒht, der von unten mit Paraffinöl eingestrichen werden soll und das Becken gegen AusbrĂŒche sichern soll. Auch hier haben mich die lokalen BaumĂ€rkte etwas enttĂ€uscht, niemand hat sich bereit erklĂ€rt mir beim Holzzuschnitt etwas Plexiglas zurecht zu schneiden. Offenbar verstopfen die dabei anfallenden AcrylspĂ€ne die Filteranlagen.
Also auch hier wieder selbst Hand angelegt. Aus einer 50cmx50cmx0,2cm Plexiglasplatte fĂŒr 4,50 ⏠habe ich die Teile fĂŒr den Rahmen ausgeschnitten. Dabei habe ich die bewĂ€hrte Technik angewandt, bei der man die Schnitte vorher anzeichnet, dann ca. 10mal mit einem scharfen Teppichmesser (auf die Sicherheit achten!!!) entlang der vorgesehen Schnittkante schneiden und dann das eingespannte StĂŒck "ĂŒber Kante" brechen. Hat Gott sei Dank ohne Probleme funktioniert, und so konnte ich aus den schön geraden RandstĂŒcken der Platte den Rahmen bauen, ohne Teile aus dem Inneren der Platte schneiden zu mĂŒssen. So ist nur die jeweils innenliegende Kante etwas unsauber von Hand geschnitten.
Mit Aquariensilikon habe ich den Rahmen auf das Becken geklebt:
An den Ecken findet sich je eine zusĂ€tzliche StĂŒtze in Form einer kleinen Plexiglasplatte, um die ganze Konstruktion etwas widerstandsfĂ€higer zu machen:
Jetzt war das Becken soweit eingerichtet zu werden. Dazu habe ich mit meinem Vater im Wald einiges an Material gesammelt (falls ihr das nachmachen wollt, denkt bitte dran nicht in Naturschutzgebieten zu sammeln):
Gesammelt haben wir Walderde, weiĂfaules Holz, Eichenlaub, moosbewachsene RindenstĂŒcke und ein gröĂeres HolzstĂŒck als Landmarke.
An dieser Stelle habe ich mich an den Rat von "Insektenliebe" gehalten, und das gesammelte Substrat sterilisiert. Um das zu erreichen, habe ich die Walderde fĂŒr einige Minuten in die Mikrowelle gegeben; die gröĂeren Teile sind fĂŒr ca. 20 Minuten bei 100 °C in den Backofen gewandert.
Warum habe ich das gemacht? In dem gesammelten Substrat können sich neben nĂŒtzlichen Kleinstlebewesen auch unliebsame Tierchen verstecken. So z.B. Milben, Spinnen oder Spinneneier, SteinlĂ€ufer usw., also Tiere die den Ameisen oder Asseln schaden können.
Es gibt im Eusozial den Bericht eines C. vagus-Halters, der auf das Sterilisieren beim Einrichten seines Waldbeckens verzichtet hat, weil er ein naturbelassenes Becken haben wollte, mit dem Ergebnis, dass die
Königin vermutlich von einem SteinlÀufer gefressen wurde:
http://forum.eusozial.de/index.php?thread/995-camponotus-vagus/&postID=11793#post11793Die Gefahr ist also nicht zu unterschÀtzen.
Damit hat man dann nach dem Sterilisieren also kein natĂŒrliches Formikarium, sondern ein kontrolliertes Ăko-System. Ich hoffe das es funktioniert.
Das eigentliche Einrichten des Beckens musste warten, bis die Lieferung von "Insektenliebe" bei mir eingetroffen war (was innerhalb eines Tages der Fall war
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). Denn neben der Bodenpolizei sind noch einige Zutaten fĂŒr den Bodengrund mit der Lieferung gekommen (Kalkgranulat, Sepiaschalen).
Zusammen mit meinem Bruder habe ich mich dann an die Einrichtung des Beckens gemacht. Es hat echt total viel SpaĂ gemacht!
Auf eine Schicht Walderde werden StĂŒcke von Holzkohle gelegt. Diese sollen Schimmelbildung entgegenwirken:
Kalkgranulat wird im Becken verteilt. Asseln brauchen kalkhaltige Böden:
Zwischen den Schritten habe ich immer mal wieder das Substrat befeuchtet, um eine gute Durchmischung und Verbindung des Substrats zu erreichen:
Die Bodenpolizei wird eingesetzt. In der Erde befinden sich weiĂe Asseln, SpringschwĂ€nze und Albino-Rollasseln:
WeiĂfaules Holz wird in den HĂ€nden zerbröselt und im Terrarium verteilt:
Darauf kommt dann wieder eine Schicht Walderde mit Holzkohle und Kalkgranulat:
Zwei Sepiaschalen haben wir in TeilstĂŒcke zerbrochen und im Substrat verteilt. Die Asseln nagen gerne an diesen Schalen, um ihre Kalziumzufuhr zu decken:
Zwei moosbewachsene RindenstĂŒcke wurden platziert, ebenso ein StĂŒck Korkrinde aus dem Zoohandel. In der Mitte des Bildes das Ast- bzw. WurzelstĂŒck, das als Landmarke dienen soll:
Nun fehlt nur noch eine Laubschicht, ich habe versucht bevorzugt Eichenlaub zu verstreuen; dieses soll besonders beliebt sein bei den Asseln. Wer genau hinschaut, kann eine Rollassel auf dem groĂen HolzstĂŒck in der Bildmitte erkennen:
Somit war das Becken dann fertig eingerichtet. Mein Bruder und ich haben noch einige Zeit vor dem Terrarium verbracht und die Asseln beobachtet. Es handelt sich bei den Rollasseln um eine Zuchtform, die in der Natur nicht vorkommt. Sie werden als
Armadillidium spec. "Albino" bezeichnet, es wird vermutet das die zugrunde liegende Wildform eine
Armadillidium vulgare ist.
Sie können sich wirklich sehen lassen und sind sehr interessant zu beobachten, in jedem Fall eine Bereicherung fĂŒr ein Waldbecken:
FĂŒr mich war das Waldbecken so bereits ein toller Blickfang und ich habe bereits eine schöne Zeit beim Beobachten der Rollasseln gehabt. Doch fehlen noch die eigentlichen Hausherren, die Rossameisen. Im nĂ€chsten Beitrag seht ihr wie diese das Becken angenommen haben, und wie die ersten Aufeinandertreffen von Ameisen und Asseln abgelaufen sind.
DiskussionsthreadDanke fĂŒrs Lesen.
LG Maddio