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Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

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ReliAnt

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#1 Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

Beitrag von ReliAnt » 14. Oktober 2019, 21:00

Hallo liebe Ameiseninteressierte,

heute bin ich auf einen bereits etwas älteren aber nicht minder interessanten Artikel gestoßen:

"Resistance to nutritional stress in ants: when being fat is advantageous"

https://jeb.biologists.org/content/219/6/824#sec-7

Dort wird an mehreren Lasius niger Kolonien unter anderem der Einfluss des Verhältnisses von Proteinen zu Kohlenhydraten auf die Lebensspanne der Ameisen behandelt.

Finde den Artikel sehr interessant.

Auch die Beobachtungen von Dussutour und Simpson, 2012 auf die im Artikel verwiesen wird.
Sie haben untersucht, mit welchem Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate die Lebensspanne von weiselosen Lasius niger Arbeiterinnen maximiert werden kann.
Ergebnis Ihrer Studie bezüglich des optimalen Verhältnisses bei den von ihnen untersuchten Versuchstieren: Protein : Kohlenhydrate 1:5.
Meint ihr dies gilt auch für intakte Kolonien?

Weitere Beobachtungen wie die Zunahme der fouragierenden Arbeiterinnen bei drohendem Verhungern der Kolonie oder unterschiedliche Mortalitätsraten bei Verschiebung des P:K Verhältnisses in die eine oder andere Richtung.

Finde die Artikel jedenfalls anregend.

Achtet jemand von euch ganz bewusst auf eine bestimmte Futterzusammensetzung oder vielleicht sogar soetwas wie ein Verhältnis P:K?

Viele Grüße,
ReliAnt



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Safiriel

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#2 Re: Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

Beitrag von Safiriel » 14. Oktober 2019, 21:30

Ich meine, dass das Verhältnis variiert.

Ich glaube, dass es so gut wie unmöglich ist herauszufinden wie viel exakt eine Kolonie in dem Moment braucht.
je nachdem wie viele Larven gerade in welchem Stadium sind, ändert sich das Verhältnis von dem, was gerade angemommen wird.

Nicht nur die Art und Jahreszeit, sondern auch für uns nicht so einfach nachvollziehbare Gründe mag es hier geben.
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ReliAnt

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#3 Re: Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

Beitrag von ReliAnt » 14. Oktober 2019, 22:23

Safiriel hat geschrieben:Ich meine, dass das Verhältnis variiert.

Ich glaube, dass es so gut wie unmöglich ist herauszufinden wie viel exakt eine Kolonie in dem Moment braucht.
je nachdem wie viele Larven gerade in welchem Stadium sind, ändert sich das Verhältnis von dem, was gerade angemommen wird.

Nicht nur die Art und Jahreszeit, sondern auch für uns nicht so einfach nachvollziehbare Gründe mag es hier geben.


Hi Safiriel,

Da stimme ich zu.
Das jeweils benötigte Nährstoffspektrum wird sicher variieren und den genannten Ratio als allgemeingütige Ernährungsempfehlung zu nehmen ist sicher unrichtig.

Aber als Anhaltspunkt?
Da wäre ich schon eher dabei.

Jedenfalls bringt mich der Artikel wieder auf die Bhatkar-Diät durch das erwähnte Agar.
Vielleicht koche ich diese am Wochenende mal - habe bereits vor einiger Zeit alles dafür benötigte zusammengekauft bzw. ohnehin hier.

Hast Du die schonmal ausprobiert? Immerhin wurden damit dutzende, wahrscheinlich hunderte Völker offenbar ordentlich ernährt.
Ob's Spaß macht damit zu füttern steht auf einem anderen Blatt :)

Viele Grüße,
ReliAnt



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Maddio

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#4 Re: Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

Beitrag von Maddio » 14. Oktober 2019, 23:54

Hi ReliAnt,

ReliAnt hat geschrieben:Jedenfalls bringt mich der Artikel wieder auf die Bhatkar-Diät durch das erwähnte Agar.
Vielleicht koche ich diese am Wochenende mal - habe bereits vor einiger Zeit alles dafür benötigte zusammengekauft bzw. ohnehin hier.

Hast Du die schonmal ausprobiert? Immerhin wurden damit dutzende, wahrscheinlich hunderte Völker offenbar ordentlich ernährt.
Ob's Spaß macht damit zu füttern steht auf einem anderen Blatt


Denke du beziehst dich dabei auf das Werk von Wilson/Hölldobler. Eine Kleinigkeit wird dabei gerne übersehen, direkt nach dem Rezept findet sich nämlich folgender Absatz (Hervorhebung durch mich):

Die meisten insektenfressenden Ameisenarten gedeihen prächtig mit dieser Diät, wenn man sie dreimal wöchentlich damit füttert und ihnen zusätzlich kleine Stücke frisch getöteter Insekten wie Mehlwürmer [...], Schaben [...] und Grillen in geringer Menge anbietet.
Wenn es sich bei den Ameisen um jagende Arten handelt, gedeihen sie besonders gut, wenn sie Zugang zu Fläschchen mit Fruchtfliegen [...] haben. Alternativ kann man Fruchtfliegen einfrieren und dann in der Futterarena für die Ameisen verstreuen.

Hölldobler/Wilson: Ameisen. Die Entdeckung einer faszinierenden Welt. Basel 1995, S. 253.


Damit ist die Aussage, dass mit der Bhatkar-Diät als einziges Nahrungsangebot "dutzende, wahrscheinlich hunderte Völker offenbar ordentlich ernährt" wurden, komplett hinfällig.

Das wollte ich nur eben deutlich machen; dieses Missverständnis taucht regelmäßig wieder auf. Du kannst natürlich trotzdem hergehen, es mal versuchen und dann davon berichten. Honig, Insektenteile und Wasser reichen in der Haltung aber völlig aus.

LG Maddio
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ReliAnt

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#5 Re: Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

Beitrag von ReliAnt » 15. Oktober 2019, 00:24

Hi Maddio,

ja, genau.
Was diese Diät anbelangt juckt es mich schon eine ganze Weile - vielleicht erinnerst Du Dich: Zum ersten mal haben wir zwei vor ca. 1,5 Jahren im Mai 2018 darüber philosophiert :)
Hier unser Konsens von damals.

Maddio hat geschrieben:
ReliAnt hat geschrieben:In den Beiträgen vorher habe ich stets von Erleichterungen für die Urlaubsvertretung gesprochen und damit meinte ich, dass von dieser dann die Bhaktar Diät nur alle paar Tage ausgetauscht werden müsste für die 14-21 Tage.
Ein, zwei Mehlwurmpuppen dazu und fertig ist.
Quality-of-life also für die Pflegerin, nicht für die Ameisen.

Wir haben also das gleiche Verständnis :division:


Ok, ich war mir auch nicht ganz sicher wie es gemeint war. Danke für die Aufklärung :)

Wobei die quality of life der Urlaubsvertretung schon durch den häufigen Kontakt mit den Ameisen verbessert werden sollte ;)


Habe nicht vergessen, dass sie nicht als alleinige Diät zu verstehen ist aber mittlerweile ist das Interesse daran, wie diese Nahrung überhaupt angenommen wird wenn sie vernünftig gekocht ist maximal groß.

Meine Kolonien nur mit dieser zu füttern sähe mir auch garnicht ähnlich - dazu werden sie viel zu sehr verwöhnt hier :p

Offen gesagt habe ich auch bereits einen missglückten Versuch sie nachzukochen hinter mir.
Das Eiweiß ist gestockt und geflockt in der heißen Lösung. Habs trotzdem verfüttert und es wurde mäßig angenommen.
Beim nächsten Mal werde ich die Agar Lösung abkühlen lassen bis auf deutlich kleiner als 60°C (ca. ab da stockt der Dotter).

Ich filme das Vorhaben am Wochenende mal.

Viele Grüße,
ReliAnt

EDIT: Jetzt muss ich aber doch mal nachhaken beim zweiten Mal lesen da Du mich ziemlich genau zitierst aber eine entscheidene These in den Kontext ergänzt und sich daraus - möglicherweise unbeabsichtigt- eine Suggestion herauslesen lässt

Du schreibst:
Maddio hat geschrieben:Damit ist die Aussage, dass mit der Bhatkar-Diät als einziges Nahrungsangebot "dutzende, wahrscheinlich hunderte Völker offenbar ordentlich ernährt" wurden, komplett hinfällig.


Hab ich dies (als einziges Nahrungsangebot) so geschrieben oder zum Ausdruck gebracht in obigen Beiträgen?

Mir sind Details sehr wichtig und wahrscheinlich hast du das "als einziges Nahrungsangebot" deswegen in den Kontext mit meinem ansonsten identischem Satz eingefügt um deutlich zu machen, dass an dem nicht so ist?



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Harry4ANT

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#6 Re: Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

Beitrag von Harry4ANT » 15. Oktober 2019, 01:01

Der Abschnitt

Jedenfalls bringt mich der Artikel wieder auf die Bhatkar-Diät durch das erwähnte Agar.
Vielleicht koche ich diese am Wochenende mal - habe bereits vor einiger Zeit alles dafür benötigte zusammengekauft bzw. ohnehin hier.

Hast Du die schonmal ausprobiert? Immerhin wurden damit dutzende, wahrscheinlich hunderte Völker offenbar ordentlich ernährt.


suggeriert (ohne weitere Ergänzung) schon, dass ausschließlich damit xxx Völker offenbar ordentlich ernährt wurden ;)


Zu deiner Ursprungsfrage:
Ich würde auch davon ausgehen, dass der Bedarf einer Ameisenkolonie nicht mit einer Konstanten angegeben werden kann, sondern von Art zu Art und je nach Entwicklungsstand (z.B. wie viel Brut & in welchen Stadien), Jahreszeit (Temperatur), Örtlichkeit (Klima, Nest, Feuchtigkeit...) sicher stark variiert.

Am besten und einfachsten ist sicher beides schlicht in ausreichender Menge & regelmäßig anzubieten --> Ist sofort alles weg war es wohl zu wenig (es herrscht Bedarf), wird es über längere Zeit nicht oder nur teilweise angerührt ist es entweder nicht attraktiv bzw. nicht verwertbar oder eben schlicht zu viel (Bedarf ist gedeckt).

Und etwas Abwechslung bei den Grundzutaten ist sicher kein Fehler um Nährstoffmangel (in welcher Form auch immer) zu vermeiden und natürlich macht es auch die Haltung an sich interessanter & vielseitiger.


A.octospinosus_ 4) _C.cosmicus_ 4) _T.nylanderi_ 4) _C.nicobarensis_ 4) _P.megacephala_ 4) _A.gracilipes_ 4) _M. barbarus_ 4) _C.japonicus_ 4) _C.fellah

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Serafine

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#7 Re: Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

Beitrag von Serafine » 15. Oktober 2019, 09:22

In der Studie geht es um eine weisellose Kolonie ohne Königin und Brut. Die Larven sind in einer Ameisenkolonie (zumindest bei den meisten Arten) integraler Bestandteil der Proteinverarbeitungskette. Die Studie ist für eine voll funktionale Kolonie mit Königin und Brut ungefähr so hilfreich wie eine Studie über die Fettverdauung ohne Gallenblase für vollkommen gesunde Menschen.

Meine Camponotus fressen übrigens in Schüben. Im Extremfall wird da 6 Wochen einfach mal nahezu das gesamte Futter ignoriert und dann an einem Wochenende zwei Packungen Schaben plus eine Packung Heuschrecken und eine Packung Grillen verdrückt (dass es so extreme Ausmaße annimmt ist selten, kam aber schon vor).



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Maddio

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#8 Re: Optimales Verhältnis Protein zu Kohlenhydrate

Beitrag von Maddio » 15. Oktober 2019, 10:49

ReliAnt hat geschrieben:Hab ich dies (als einziges Nahrungsangebot) so geschrieben oder zum Ausdruck gebracht in obigen Beiträgen?

Mir sind Details sehr wichtig und wahrscheinlich hast du das "als einziges Nahrungsangebot" deswegen in den Kontext mit meinem ansonsten identischem Satz eingefügt um deutlich zu machen, dass an dem nicht so ist?


Ja, genau. So kam das jetzt jedenfalls rüber, auch wenn du es womöglich gar nicht so gemeint hast. Da das immer mal wieder Thema ist, fand ich es sinnvoll für alle Mitleser eben klar zu machen, dass auch Insektenteile von den Wissenschaftlern dazugegeben wurden, und eben nicht ausschließlich mit der Bhatkar-Diät gefüttert wurde.

Ich will dir deinen Enthusiasmus auch gar nicht nehmen, bin gespannt wie die Diät ankommt.
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