Kolonie Natur vs. Haltung

marcsoziusnb87
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#1 Kolonie Natur vs. Haltung

Beitrag von marcsoziusnb87 » 24. Mai 2020, 09:55

Guten Morgen,
falls diese Frage nicht hierher passt, bitte verschieben, danke !

Mir ist gerade eine Frage eingefallen: was passiert mit einer Kolonie in der Natur, wenn die Königin verstirbt und was passiert mit dieser Kolonie in der Haltung ?

Von meinem Kenntnisstand her würde ich davon ausgehen, das jede Kolonie auch männl. Tiere ausbildet und begattungsfähige weibl. Tiere, so das Quasi eine "Nachfolgerin" kommen kann, oder ?

Oder stirbt die Kolonie dann einfach nach und nach ab ?

Wäre dankbar für Antworten, auch wenn es wohl eine eher akademische Frage sein dürfte :)



Grüße

Marcus



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Erne
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#2 Kolonie Natur vs. Haltung

Beitrag von Erne » 24. Mai 2020, 10:28

Interessante Fragestellung.
In der Natur wird sich das kaum bis gar nicht beobachten lassen.
Denke dass es starke Parallelen zu Ameisen in der Haltung gibt.
Wie sich das speziell entwickelt hängt von der Ameisenart ab.
Manche Arten haben mehrere Königinnen oder adoptieren Königinnen der gleichen Art.
Stirbt da eine Königin hat das kaum Auswirkungen.
Bei Arten mit einer Königin ist davon auszugehen dass das Volk ausstirbt.
Es gibt Arten die Inzucht betreiben, nicht auszuschließen dass wenn Jungköniginnen und Männchen im Nest vorhanden sind, es zu Verpaarungen kommt um eine gestorbene Königin zu ersetzen.
Bei etlichen Arten müssen deren Geschlechtstiere schwärmen, Begattungen erfolgen in der Luft und oder nach dem Flug.
Überwiegend kommen diese nicht mehr zu ihrem Nest zurück.
Bei einigen polygynien Arten die Polygynien leben, wandern geschwärmte Königinnen ein, bzw. werden von solchen Völkern aufgenommen.
Das sind allerdings Arten die sowieso mehrere Königinnen haben und eine gestorbene Königin nicht unbedingt ersetzen müssen um zu überleben.

Soweit ein paar der Möglichkeiten.

Grüße Wolfgang
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#3 Kolonie Natur vs. Haltung

Beitrag von marcsoziusnb87 » 24. Mai 2020, 12:34

Hallo Wolfgang,

danke für deine Ausführungen. Die Fragestellung war eig eher spontan am Vormittag aufgetreten, keine Ahnung warum.

Ich war jetzt auch nur von monogynen Arten, wie die von mir auserwählten Messor spec. ausgegangen (wobei ich gar nicht genau weiß, ob da wirklich alle monogyn sind), aber selbst die Arten leben ja dann gute 20 Jahre richtig ?

Sag mal... was hat Messor spec. eigentlich noch so an Arten im Angebot, die ebenfalls Anfängergeeignet sind ? Evtl will ich mir die Auswahl nochmal überlegen, da M. barbarus ja schon recht oft gehalten wurde... ich bin eher ein Mensch für selteneres, natürlich nur so lang, wie die Arten ebenfalls Anfängergeeignet sind und ich deren Ansprüche auch erfüllen kann. Wäre nett, wenn dazu noch ein paar Tipps kommen (bitte nur granivore Arten, aber das sind Messor spec. ja alle)



Grüße

Marcus



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#4 Kolonie Natur vs. Haltung

Beitrag von Eskapist » 24. Mai 2020, 18:15

Erne hat geschrieben: ↑
24. Mai 2020, 10:28
Interessante Fragestellung.
In der Natur wird sich das kaum bis gar nicht beobachten lassen.
Aber es wurden schon genetische Fingerprints von Königinnen analysiert, die zu zweit bis zu fünft in oligo-gynisch strukturierten Kolonien residierten.
Erstaunlicherweise waren die Gynen nicht nahe miteinander verwandt!

https://ameisenwiki.de/index.php/Oligogynie

Was die Wissenschaftler in eine Erklärungsnot bezüglich der evolutionären Mechanismen bei der Entstehung der Staatenbildung und des Altruismus bei Insekten bringt:
Die Reproduktion des "egoistischen Genes" kann nämlich auch bewerkstelligt werden, indem das Individuum auf die Reproduktion des eigenen genetischen Codes verzichtet zugunsten der Förderung nahe verwandter Individuen beziehungsweise deren Genetik...Je geringer aber der Verwandtschaftsgrad...desto "unvernünftiger", unwahrscheinlicher ist diese Vorgehensweise für das Gen...

Ähmm, wie dem auch sei, die Gynen waren, so zeigt die Analyse, nicht näher miteinander verwandt, daraus folgere ich, dass eine große Kolonie, ursprünglich von einer Königin gegründet, die weiteren begatteten Jungköniginnen, die auf Nistplatzsuche waren, kurzerhand adoptiert hat, unabhängig davon, ob die adoptierten Gynen aus dem eigen Volk stammten oder von eigenen Drohnen begattet wurden....
oder?
:roll:
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#5 Kolonie Natur vs. Haltung

Beitrag von marcsoziusnb87 » 24. Mai 2020, 18:21

Hallo Eskapist,

sehr interessant mit den genetischen Fingerprints, da müsste man echt tief in die Materie graben und ich glaube, wir hätten alle einen Job mit unseren Lieblingen. Hier wird ja so gut wie jede Ameisen-Art gepflegt, dadurch könnte man quasi alle untersuchen ^^

Deine Schlussfolgerung klingt halbwegs logisch.... aber wird vermutlich nur auf einen Teil der Arten zutreffen, da es ja einige Arten so gar nicht mit dem adoptieren haben, oder sehe ich das falsch ?

Jedenfalls ein sehr interessantes Thema, da hab ich offenbar was angezettelt :o :oops:



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#6 Kolonie Natur vs. Haltung

Beitrag von Eskapist » 24. Mai 2020, 20:38

Deine Schlussfolgerung klingt halbwegs logisch.... aber wird vermutlich nur auf einen Teil der Arten zutreffen, da es ja einige Arten so gar nicht mit dem adoptieren haben, oder sehe ich das falsch ?
Ja, vermutlich ist das nur zutreffend für Species, bei denen regelmäßig Oligogynie vorkommt, oder eben Polygynie, oder/und Zweignestbildung (Soziotomie), oder permanenter Sozialparasitismus...
Was weiß ich... :mrgreen:
Bin doch selber Laie.
Glaube aber, habe mal gelesen, es gibt auch Messor-species, bei denen Oligogynie regulär in der Natur vorkommt...

In der Haltung der staatenbildenden Insekten durch den Menschen sind noch ganz andere Dinge machbar, die so in und von der Natur nicht vorgesehen sind.
Das "Pushen" der Ameisenkolonien wird zb. regelmäßig mit Erfolg praktiziert.
Und in der Honigbienenhaltung ist das Austauschen der Königin eines Volkes durch eine fremde Königin, die mit dem Volk in keiner näheren verwandtschaftlichen Beziehung steht, sogar reguläre Routine...



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Erne
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#7 Kolonie Natur vs. Haltung

Beitrag von Erne » 24. Mai 2020, 20:48

“Eskapist“ hat geschrieben:Aber es wurden schon genetische Fingerprints von Königinnen analysiert, die zu zweit bis zu fünft in oligo-gynisch strukturierten Kolonien residierten.
Erstaunlicherweise waren die Gynen nicht nahe miteinander verwandt!
“Erne“ hat geschrieben: In der Natur wird sich das kaum bis gar nicht beobachten lassen.
Die Antwort bezieht sich auf diese Fragestellung
Mir ist gerade eine Frage eingefallen: was passiert mit einer Kolonie in der Natur, wenn die Königin verstirbt
nicht auf das Zusammenleben von Königinnen in der Natur, was allerdings ein ebenso interessantes Thema ist.
Habe über längere Zeit ein Lasius flavus Volk mit mehreren Königinnen gehalten, wo zumindest die Möglichkeit bestand, das diese nicht alle aus einem Volk geschwärmt waren.

Grüße Wolfgang



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#8 Kolonie Natur vs. Haltung

Beitrag von Eskapist » 24. Mai 2020, 21:02

Aber was passiert denn nun, wenn die Katastrophe eintritt, eine mühsam aufgepäppelte, (vorwiegend monogyne) Kolonie die Queen verliert und das Volk schon eine ordentliche Größe erreicht hat ???
Theoretisch müsste der Halter dem Volk doch einen "Ersatz unterjubeln" können...
Praktisch/faktisch kann ich mich aber an keinen Haltungsbericht entsinnen, in dem vom Erfolg einer solchen Aktion berichtet wird...
:?



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