Der Umzug ist nun abgeschlossen und ich konnte nach über einem halben Jahr endlich das Reagenzglas raus nehmen!
Erstmal das Dach entfernt, unter welchem der größte Teil der Kolonie in den letzten Monaten lebte:
Mithilfe der umherliegenden Nadeln, Steinchen etc. hatten sie es noch ein bisschen gemütlicher gemacht.
Das Stück Pappe rechts ist übrigens die Abdeckung vom Außenthermometer. Wie ein wahrer Meteorologe messe ich die Schattentemperatur.
Das hier werden sie nicht mehr brauchen.
Die rote Folie ist wie gesagt sehr reflektiv aber dennoch, hier ein Ãœberblick vom Nestinneren:
Wie man sieht, bevorzugen sie eindeutig die linke Seite, auf welcher die Heizmatte etwas wärmer ist; dort herrschen durchgehend 27-28°C.
Nun gibt es das versprochene...
Zwischenfazit
Einer der Gründe, warum meine Wahl ausgerechnet auf diese Art fiel, ist, dass es zu ihr noch keine Haltungsberichte gibt und ich gespannt war,
wie sie sich in der Heimhaltung macht. Meine bisherigen Erfahrungen und Beobachtung fasse ich im Folgenden in ein paar Punkten zusammen.
Verhalten
Von Beginn an war ich verwundert, wie aktiv diese Ameisen sind. Nachdem ich das RG ins Becken legte, dauerte es nur wenige Tage, bis die erste
(zu dem Zeitpunkt einzige) Arbeiterin im ganzen Becken unterwegs war und das wohlgemerkt tagsüber, nicht erst im Schutz der Dunkelheit. Jetzt
kann ich täglich dutzende Arbeiterinnen furagieren sehen. Sie trinken, sie laufen umher und am allerliebsten tragen sie ihren Müll durch die
Gegend, ohne ihn jemals abzulegen...
Erst nachts kommen sie zur Ruhe.
Wenn es sein muss, können sie aber auch Ernst machen; mit der Anzahl der Arbeiterinnen ist auch ihre Aggression angestiegen. Nehmen sie eine
vermeintliche Bedrohung wahr, gehen sie in eine Angriffshaltung über, in welcher sie blitzschnell umherlaufen oder minutenlang verharren können,
bis andere Arbeiterinnen Entwarnung geben. Sie sind äußerst mutig, schrecken auch vor größeren, noch agilen Beute-Insekten, wie Pferbremsen,
nicht zurück und sparen nicht mit ihrer Säure. Auch meine Pinzette wurde schon mit Säure attackiert.
Gruppenaggression
All das gilt aber in erster Linie für die Minor-Arbeiterinnen, welche zur Zeit etwa 90% der Kolonie ausmachen. Die Medias und Majore sind für gewöhnlich
nur dann außerhalb vom Nest zu sehen, wenn es darum geht, Insekten zu zerlegen und ins Nest zu transportieren. Die Majore werden ganz offensichtlich
auch als lebende Flüssigkeitsspeicher verwendet, wie es für viele Camponotus-Arten typisch zu sein scheint. Man sieht sie nie an der Tränke oder am
Ahornsirup aber sie haben bei weitem die dicksten
Gaster!
Größe/Aussehen
Camponotus compositor gehört definitiv zu den kleinen Vertretern der
Gattung, keine Frage. Die durchschnittliche Minor-Arbeiterin ist mit 5-6mm etwa
so groß, wenn nicht kleiner, als eine Arbeiterin von Serviformica fusca und auch die schwarze Färbung mit Grau-/Silber-Anteilen in Kombination mit den
roten Extremitäten und dem für eine Camponotus untypisch kurzen
Thorax erinnert an eine Serviformica. Die Majore schaffen es auf etwa 7-8mm und ein paar sehr große Exemplare sind einen guten cm groß; hoffentlich bekomme ich die auch mal vor die Linse. Die
Königin ist etwa 12mm groß.
Bei dieser Media-/
Major-Arbeiterin sieht man gut, wie stark behaart diese Ameisen sind:
Je nach Lichteinfall sieht man es mehr oder weniger.
Koloniewachstum
Da nun die ganze Kolonie für mich einsehbar ist, habe ich eine grobe Zählung vorgenommen oder besser gesagt bis 100 gezählt und das als Maßstab für
den Rest der Kolonie genommen. Es sind etwa 300 Arbeiterinnen und gemessen an der Anzahl der
Puppen sind es bald um die 400; für mich sehr
beeindruckend und bei weitem mehr, als ich innerhalb eines halben Jahres erwartet hätte. Die Angabe bei MyAnts "Maximale Koloniegröße: in der
Heimhaltung bis 300 Tiere" ist denke ich etwas knapp bemessen.
Ich bin mir sicher, dass die schnelle Wachstumsrate nicht zuletzt damit zutun hat, dass die Temperatur im Formicarium tagsüber fast immer über 26°C
und nachts im Nestbereich, wo sich auch das RG befand, dank der Heizmatte unter dem Nest, selten unter 25°C lag, was mich zum nächsten Punkt bringt.
Wärme
Wenn es eines gibt, was diese Ameisen lieben, dann ist es Wärme. Bei Temperaturen zwischen 25 und 30°C scheinen sie sich am wohlsten zu fühlen und
zeigen sich sehr aktiv. Zieht von draußen kühle Luft ins Zimmer, verkriechen sie sich oftmals im warmen Nest. Die südamerikanische Herkunft dieser Art
macht sich in dieser Hinsicht auf jeden Fall bemerkbar.
Zusammenfassend kann ich nur sagen, dass diese Art eine Menge Spaß macht, man viel zu sehen bekommt und meiner Meinung nach auch für Anfänger
tauglich ist. Bis zum nächsten Update!