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Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

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Joachim

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#9 Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

Beitrag von Joachim » 28. Juli 2023, 12:40

PincoPallino hat geschrieben: ↑
28. Juli 2023, 01:39
Hallo Joschi,
Der Honigtau einer einzigen Laus kann, wie es aussieht, mehrere Arbeiterinnen dieser GrĂ¶ĂŸenordnung versorgen.
In Filmen und Videos habe ich schon hĂ€ufiger gesehen, dass die Honigtautropfen durchaus an die GrĂ¶ĂŸe eines Gasters herankommen können. Das hĂ€ngt natĂŒrlich auch vom GrĂ¶ĂŸenverhĂ€ltnis von Ameise und Laus ab. Aber trotzdem, ein voller Gaster ernĂ€hrt mehrere Ameisen.

Ansonsten, mal wieder danke! NĂ€chste Woche habe ich Urlaub und bin auch ein paar Tage in der Natur. Werde die Augen offen halten. Im Moment ist das Wetter wirklich nicht einladend.

GrĂŒĂŸe vom Pinco
Ja, die Zeit rennt und das Ameisenjahr geht schon in seine zweite HĂ€lfte. Ich wĂŒnschte, es wĂ€re nochmal April und man hĂ€tte mehr Zeit fĂŒr die ganze Lausgeschichte.

Beim Ahorn wollte ich dir noch sagen, dass die LĂ€use auch da sehr wĂ€hlerisch sind: Eine Laus vom Berg-Ahorn wird nicht auf Spitz-Ahorn oder Feld-Ahorn gehen. Da musst du dann gucken, welche Arten von Ahorn du mit nach Hause gebracht hast. Auch ist es besser, direkt flĂŒgellose LĂ€use unter den BlĂ€ttern zu sammeln, da sich diese sofort vermehren. Die sind allerdings eher oben im Baum und schwieriger zu finden und zu sehen als die geflĂŒgelten.



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Joachim

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#10 Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

Beitrag von Joachim » 13. August 2023, 13:15

Niederschlag und Sonnenschein!

Zuerst der Niederschlag zu den diesjÀhrigen Versuchen:

Die Robinien sind wie erwartet schwierig innen zu kultivieren, wĂ€hrend sie eine massive Traube LĂ€use tragen. Inzwischen geht meine zweite Robinie zur Neige und ich muss die LĂ€use ein drittes Mal auf eine frische Pflanze siedeln lassen. Das geht zwar recht problemlos, ist aber ein Mehraufwand, der ja eigentlich bei diesen Versuchen gelöst werden soll. Es mĂŒssen Reservepflanzen nebenher gehalten werden und das Umsiedeln der LĂ€use bringt auch eine Verkleinerung der Kolonie mit sich. Die Lebensdauer einer lausbesetzten Robinie liegt bei mir jetzt zwischen 4 und 6 Wochen, das ist schlechter als die Rosen letztes Jahr, wird aber durch einen deutlich geringen Aufwand beim Vorbereiten der Pflanzen ausgeglichen.

Das Ziel ist es aber am Ende, eine einzige jahresbestÀndige Pflanze mit einer durchgÀngigen Lauskolonie zu haben. Die Robinie ermöglicht dies nicht aus meiner Sicht und diese Pflanze werde ich ab nÀchstes Jahr nicht mehr verwenden.

Nun zum Ahorn: In dem jetzt recht kalten Juli hat sich die Zahl der LĂ€use am Ahorn deutlich verschlechtert, etwa um den Faktor 10. Da die Kolonien sowieso nicht besonders groß werden und die LĂ€use auch hoch mobil sind und sich ungern an einem Ort aufhalten, werde ich schweren Herzens auch die Ahorn-Experimente einstellen. Eine leichte Pflanze zur Aufzucht und Vorbereitung, aber die LĂ€use sind nicht sehr zahlreich selbst unter optimalen Bedingungen, und produzieren auch bisher den wenigsten Honig von allen Arten, die ich in Haltung hatte.

Doch es gibt einen Lichtblick. ZufĂ€llig ist mir im Juli der heilige Gral ĂŒber den Weg gelaufen: Die Efeu-Laus. Efeu ist natĂŒrlich ein Traum, wenn es um unkomplizierte Pflanzen geht. Eine sehr bestĂ€ndige Pflanze, die sowohl in knaller Sonne als auch grĂ¶ĂŸtem Schatten gedeiht. Nur eine kleine Lauskolonie konnte ich finden, eine einzige Traube von etwa 50 Tieren. Inzwischen habe ich diese auf mehrere tausend Tiere und ein dutzend Jungpflanzen bekommen.

Diese LĂ€use bilden ĂŒberschaubare, aber dennoch zahlreiche Trauben aus 50-100 Tieren und besetzen nicht die frischen Triebe, sondern eher die verhölzerten, stabilen Abschnitte der Pflanze. Dazu produzieren sie Honig in einer unvorstellbaren Menge. Man kann mit bloßem Auge sehen, wie die Kolonie sekĂŒndlich Honigtropfen von der Pflanze schießt, die bis zu 20cm weit fliegen können.

Könnte dies die Antwort sein? Die perfekte Kombination aus Pflanze und Laus? Ein Strauß aus Stecklingen mit etwa 1000 LĂ€usen insgesamt ist bereits (als Trostpreis fĂŒr den Ahorn) seit zwei Wochen bei den Formica. Da ich bereits Besuch von kleinen Schlupfwespen auf den ungeschĂŒtzten Kolonien hatte, sind die Formica wahrscheinlich zwingend notwendig, um die Tiere zu beschĂŒtzen. Mal schauen, welche Kolonie mehr gedeiht: Die ohne oder die mit Ameisen.

Im September schreibe ich ĂŒber diese Versuche einen Bericht. Daumen drĂŒcken!
August 2.jpg
August 1.jpg
August 3.jpg
Die Formica cunicularia Kolonie hat jetzt etwa 400 Arbeiterinnen und hat seit dem Tag, an dem sie die LĂ€use bekommen hat, nicht einen einzigen Arbeiter zum Zuckerwasser geschickt.
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#11 Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

Beitrag von PincoPallino » 13. August 2023, 20:05

Hallo Joschi,

und wieder ein neuer Ansatz :)

Efeu hört sich echt gut an. Ich kann wohl davon ausgehen, dass die LÀuse auch im Wohnzimmer eine Winterpause einlegen, oder?

GrĂŒĂŸe vom Pinco
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#12 Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

Beitrag von Joachim » 13. August 2023, 21:04

PincoPallino hat geschrieben: ↑
13. August 2023, 20:05
Hallo Joschi,

und wieder ein neuer Ansatz :)

Efeu hört sich echt gut an. Ich kann wohl davon ausgehen, dass die LÀuse auch im Wohnzimmer eine Winterpause einlegen, oder?

GrĂŒĂŸe vom Pinco
MĂŒhsam ernĂ€hrt sich das Eichhörnchen. Ohne den Efeu hĂ€tte ich dieses Jahr auch die Motivation verloren, noch etwas neues auszuprobieren. Wie lĂ€uft es mit der Sal-Weide? Konntest du ein paar Jungpflanzen ziehen?

Die Frage nach der Winterpause ist eine gute. BlattlĂ€use sind leider lange nicht so gut erschlossen wie Ameisen oder Bienen, und wenn dann eher in Hinsicht der SchĂ€dlingsbekĂ€mpfung. SchildlĂ€use und WolllĂ€use können den Winter durchgepflegt werden. Was aber LĂ€use und Efeu angeht, wird das eine interessante Geschichte. Erstmal bin ich aber froh, beide ĂŒberhaupt so lange im Zimmer am Leben zu erhalten.
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#13 Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

Beitrag von Joachim » 16. August 2023, 17:06

Es ist jetzt Tag 21 der Efeu-Laus und bisher ist nicht eine einzige Pflanze eingeknickt oder eine Lauskolonie verstorben. Da die Lauskolonien ohne Ameisen von Schlupfwespen heimgesucht werden (selbst im Zimmer) sind jetzt alle Pflanzen unter Obhut von Formica cunicularia, die sich nur zu gern darum kĂŒmmern.

Ein kurzer Einblick in das tÀgliche Gewusel. Man muss anscheinend auf den youtube link klicken, da die Vorschau bei shorts nicht ganz funktioniert.




Es wird sich zeigen, wie stabil die Blattlaus Kolonien sind. Mal schauen, ob sie es bis zum Herbst schaffen.
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#14 Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

Beitrag von Joachim » 21. August 2023, 19:41

Ein paar EindrĂŒcke des nun 26 Tage alten Versuchsaufbaus. Die Pflanzen wachsen gesund, Probleme konnten bisher "on the fly" behoben werden und es ist eine richtig schöne Lauskolonie geworden. Der Schlauch durchlĂŒftet das Wasser mit einem Aquarium-Blubbler, sodass die OberflĂ€che keine Bakterienschicht bildet und die Wurzeln vor FĂ€ule geschĂŒtzt sind. Die Verwendung von reinem Wasser macht das Setup vollstĂ€ndig ameisensicher, ohne Seramis oder Erde.

Hier ist der Versuchsaufbau im Überblick und darunter nochmal 4 ausgewĂ€hlte Trauben im Zoom.
Setup ganz.jpg

(1)
5.jpg

(2)
4.jpg

(3)
3.jpg

(4)
1.jpg
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#15 Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

Beitrag von Joachim » 23. August 2023, 17:57

Da es ursprĂŒnglich in diesem Thread im Camponotus nicobarensis ging, mal ein Update von dieser Kolonie. Nach dem Tod der letzten Robinie habe ich auch hier ein Efeu Setup gebaut, das die Lauskolonien wesentlich stabiler hĂ€lt. Die Ameisen leben auf einer großen Insel, die aus einem massiven Ytong Block gefertigt ist. Eine Hochdruckpumpe hĂ€lt das Wasser mit großer Geschwindigkeit kreisförmig in Bewegung, um die ausbruchfreudigen Ameisen in Schach zu halten. Eingebaute unterirdische GĂ€nge und Schlitze sorgen dafĂŒr, dass die Wurzeln des Efeus Platz haben und immer mit frischem Wasser umspĂŒlt werden - das beugt WurzelfĂ€ule vor.

Die Ameisen leben jetzt in einem schnittigen Holznest, in das sie trotz der GrĂ¶ĂŸe ihrer neuen Behausung gerne eingezogen sind. Die Kolonie wird nach wie vor ohne Abdunklung gehalten.
Nicos Schule August 2023.jpg



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#16 Lausbericht 2023 - Trophobiose am Beispiel von Camponotus nicobarensis

Beitrag von katzenhai2 » 23. August 2023, 18:22

Joschi hat geschrieben: ↑
13. August 2023, 13:15
[...] Dazu produzieren sie Honig in einer unvorstellbaren Menge. Man kann mit bloßem Auge sehen, wie die Kolonie sekĂŒndlich Honigtropfen von der Pflanze schießt, die bis zu 20cm weit fliegen können.
[...]
Hallo Joschi, hoffe ich habe es nicht ĂŒberlesen, aber: Meine Erfahrung mit LĂ€usen ist minimial, ich habe einmal ein paar mit der Wirtspflanze in ein Glas gesperrt und nach einer halben Stunde war das Glas innen ĂŒbersĂ€t mit Honigtropfen. Das Zeug war so stark klebrig, dass ich es selbst nachher beim SpĂŒlen des Glases nur schwer abbekam.

Meine eigentliche Frage ist: Wo landen bei Dir die 20cm weit geflogenen Honigtropfen? Oder erwischen bei Dir alle Ameisen wirklich alle Tropfen?



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