Eine wie ich finde erfolgreiche Saison ist rum und schon seit einigen Wochen sitzen die Räuber mit prallen Gastern in Erwartung der hereinbrechenden Kälte im Nest. Wie vielerorts in Deutschland kam diese sehr lange nicht und als die Temperaturen schließlich tief genug fielen, dass ich das Nest in den Keller bringen konnte, war da noch das Problem, dass stets ein paar Arbeiterinnen in der Arena rumliefen.
Ich dachte mir, sie würden vielleicht alle das Nest aufsuchen, wenn ich nachts den Balkon offen ließe, aber davon waren die
Winterruhe-Verweigerer unbeeindruckt. Schade, dass man sie nicht wie Hühner in den Stall scheuchen kann, ohne sofort mit Säure attackiert zu werden.
Nach langem Überlegen fand ich schließlich die Lösung:
Nest von Arena trennen, Schlauchadapter verschließen, mit Talkum versehenen Trichter mit Klebeband an Schlauch befestigen, Nest bisschen kippen, Arbeiterinnen mit Papierstreifen "einfangen" und in den Trichter werfen. Die übertragenen Arbeiterinnen waren natürlich ziemlich stinkig und gaben ihr Bestes, den Trichter hochzulaufen, aber ich habe ein passendes Röllchen aus Küchenpapier reingesteckt und es bis in den Schlauch geschoben.
Um die 150 Frauen ist die Kolonie nun stark und zwar haben sie noch keine "Trauben" gebildet, wie es die
Camponotus ligniperda schon sehr früh tun, aber auch sie haben sich fast alle in drei Kammern zusammengefunden:
Ich habe übrigens nicht vergessen, die Heizmatte auszuschalten.
Die Arbeiterin, welche oben links ganz alleine in der Ecke hockt, habe ich "Kringel" getauft. Sie ist mit eingekringelten Fühlern geschlüpft und ich habe neulich noch gesehen, wie sie gefüttert wurde, aber keine Ahnung, ob sie noch lebt. Tragik im Miniformat...
Ich bin mir so gut wie sicher, dass es sich bei den beiden markierten Arbeiterinnen um die zwei von drei verbliebenen "importierten" Arbeiterinnen handelt, die ich damals vor zwei Jahren als
Puppen gemeinsam mit den
Serviformica-
Puppen aus einem
Raptiformica-Nest entwendet habe:
Sie sind immer noch ein gutes Stück größer als die meisten anderen Arbeiterinnen, aber manche der dieses Jahr geschlüpften kommen schon wirklich nah dran. Hoffentlich werden nächstes Jahr noch viele solche Brummer schlüpfen.
Von den Sklaven sind nur noch zwei übrig geblieben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass einige, wenn nicht die meisten von den
Raptiformica dezimiert wurden. Ob es bei der Adoptiv-Mama wohl sicher ist?
Ich hatte mir überlegt, diesen Sommer ein paar
Serviformica-
Puppen zu klauen, wenn ich einen größeren Raubzug mitbekomme, aber ich sah nur ein paar mickrige Raubzüge, bei welchen keine Haufen von
Puppen "zwischengelagert" wurden, sodass man sie leicht entwenden kann und überhaupt finde ich, die Räuber kommen ganz gut ohne Sklaven klar.
Mag zwar interessant zu beobachten sein, zwei verschiedene Arten im Nest zu haben, aber ich bin nicht der größte Fan dieser ethnischen Säuberungen, die früher oder später stattfinden.
Nächstes Jahr gibt es dann entweder ein größeres Becken oder ich werde das jetzige zumindest anständig einrichten mit mehr Fläche. Jetzt geht es aber erstmal bald ins Gemüsefach!