Zitrus' Blutrote Räuber

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Formica
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Zitrus

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#17 Zitrus' Blutrote Räuber

Beitrag von Zitrus » 28. Juli 2023, 19:39

Ich muss schon sagen, die Larven der Räuber sind wirklich mobil. Verglichen mit denen von Camponotus spp. fast schon Wurm-artig!
Nicht, dass sie im Nest rumkriechen, aber die Futtertiere werden ihnen direkt vor die Nase gesetzt und sie knabbern selbstständig daran rum. Auch bei der Trophallaxis mit Arbeiterinnen schlürfen sie mitunter aktiv zwischen den Mandibeln und lassen sich nicht einfach nur füttern. Verzeiht die zittrigen Hände; leider ist da nicht genug Platz für mein Stativ.





Ich hätte gar nicht erwartet, dass diese Saison noch so viel Brut aufgezogen wird. Nach dem so schleppenden Start dieser Kolonie und den Verlusten während der Winterruhe freut mich das auf jeden Fall.

Einige der neueren Arbeiterinnen sind schon ein gutes Stück größer als die der ersten "Würfe" und da ist definitiv noch Luft nach oben. Formica sanguinea ist finde ich die einzige heimische Formica-Art, die man als polymorph bezeichnen könnte.
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#18 Zitrus' Blutrote Räuber

Beitrag von Zitrus » 30. Oktober 2023, 22:15

Eine wie ich finde erfolgreiche Saison ist rum und schon seit einigen Wochen sitzen die Räuber mit prallen Gastern in Erwartung der hereinbrechenden Kälte im Nest. Wie vielerorts in Deutschland kam diese sehr lange nicht und als die Temperaturen schließlich tief genug fielen, dass ich das Nest in den Keller bringen konnte, war da noch das Problem, dass stets ein paar Arbeiterinnen in der Arena rumliefen.

Ich dachte mir, sie würden vielleicht alle das Nest aufsuchen, wenn ich nachts den Balkon offen ließe, aber davon waren die Winterruhe-Verweigerer unbeeindruckt. Schade, dass man sie nicht wie Hühner in den Stall scheuchen kann, ohne sofort mit Säure attackiert zu werden. ;)

Nach langem Überlegen fand ich schließlich die Lösung:

P1100473.JPG

Nest von Arena trennen, Schlauchadapter verschließen, mit Talkum versehenen Trichter mit Klebeband an Schlauch befestigen, Nest bisschen kippen, Arbeiterinnen mit Papierstreifen "einfangen" und in den Trichter werfen. Die übertragenen Arbeiterinnen waren natürlich ziemlich stinkig und gaben ihr Bestes, den Trichter hochzulaufen, aber ich habe ein passendes Röllchen aus Küchenpapier reingesteckt und es bis in den Schlauch geschoben. =)100

Um die 150 Frauen ist die Kolonie nun stark und zwar haben sie noch keine "Trauben" gebildet, wie es die Camponotus ligniperda schon sehr früh tun, aber auch sie haben sich fast alle in drei Kammern zusammengefunden:

P1100449.JPG

Ich habe übrigens nicht vergessen, die Heizmatte auszuschalten.

Die Arbeiterin, welche oben links ganz alleine in der Ecke hockt, habe ich "Kringel" getauft. Sie ist mit eingekringelten Fühlern geschlüpft und ich habe neulich noch gesehen, wie sie gefüttert wurde, aber keine Ahnung, ob sie noch lebt. Tragik im Miniformat...

Ich bin mir so gut wie sicher, dass es sich bei den beiden markierten Arbeiterinnen um die zwei von drei verbliebenen "importierten" Arbeiterinnen handelt, die ich damals vor zwei Jahren als Puppen gemeinsam mit den Serviformica-Puppen aus einem Raptiformica-Nest entwendet habe:

P1100445.JPG

Sie sind immer noch ein gutes Stück größer als die meisten anderen Arbeiterinnen, aber manche der dieses Jahr geschlüpften kommen schon wirklich nah dran. Hoffentlich werden nächstes Jahr noch viele solche Brummer schlüpfen.

Von den Sklaven sind nur noch zwei übrig geblieben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass einige, wenn nicht die meisten von den Raptiformica dezimiert wurden. Ob es bei der Adoptiv-Mama wohl sicher ist?

P1100447.JPG

Ich hatte mir überlegt, diesen Sommer ein paar Serviformica-Puppen zu klauen, wenn ich einen größeren Raubzug mitbekomme, aber ich sah nur ein paar mickrige Raubzüge, bei welchen keine Haufen von Puppen "zwischengelagert" wurden, sodass man sie leicht entwenden kann und überhaupt finde ich, die Räuber kommen ganz gut ohne Sklaven klar.

Mag zwar interessant zu beobachten sein, zwei verschiedene Arten im Nest zu haben, aber ich bin nicht der größte Fan dieser ethnischen Säuberungen, die früher oder später stattfinden. :?

Nächstes Jahr gibt es dann entweder ein größeres Becken oder ich werde das jetzige zumindest anständig einrichten mit mehr Fläche. Jetzt geht es aber erstmal bald ins Gemüsefach! (=55
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#19 Zitrus' Blutrote Räuber

Beitrag von Zitrus » 28. Juni 2024, 18:28

Falls sich jemand gewundert hat - Ja, es gibt die Räuber noch!

Sie sind gut über den Winter gekommen, aber recht gemütlich in die neue Saison gestartet und es gab daher zunächst nicht so viel zu berichten. Außerdem bin ich bis heute nicht ganz zufrieden mit der Arena und wollte sie nicht herzeigen. :?

P1110598.JPG

Da gehören eigentlich noch eine Menge Flechten rein, aber die sind nun, aus welchem Grund auch immer, schwer zu finden. Falls jemand die Wurzel zum Adapter wiedererkennt - ja, das ist das ehemalige Becken meiner Camponotus ligniperda und die Wurzel ist das einzige, was noch an die vorige Einrichtung erinnert.

Nun dürfen die Räuber genau wie ihre Vorgänger daran ihre Schaben hochziehen, was soweit ganz gut klappt.

P1110583.JPG

Zu einfach sollte das Leben daheim für die Ameisen auch nicht sein...

Vor ein paar Wochen hatten sie tatsächlich zeitweise den Appetit auf Insekten gänzlich verloren und ließen sowohl Schaben als auch Fliegen nach anfänglichem Interesse einfach liegen, aber das änderte sich schnell, als ich wieder ihre Heizmatte anschloss. Nun sind sie agil und aggressiv wie eh und je.

Die erste Generation dieses Jahres ist größtenteils verpuppt und bald wird das große Schlüpfen beginnen:

P1110584.JPG

Ein paar wenige Nacktpuppen gibt es auch:

P1110603.JPG

Wenn ich richtig geschaut habe, ist das hier die erste neue Arbeiterin der Saison:

P1110589.JPG

Die Räuber-Königin wird wahrscheinlich nie Lege-Weltmeisterin, aber solange die Kolonie wächst, macht sie ihren Job ganz gut. 4)

P1110550.JPG

Die letzte Serviformica feiert bald ihren dritten Geburtstag und packt immer noch fleißig mit an! Gleich daneben die Verpuppungsstation:

P1110587.JPG

Interessante Sache, Raptiformica und Serviformica im selben Schrank zu haben - sie gehören zur selben Gattung aber könnten kaum unterschiedlicher sein. Schlagt euch übrigens jegliche Raubzug-Gedanken aus dem Kopf... :lol:
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