Nabend

Ich habe eine neue Kolonie Raptiformica sanguinea erhalten mit ca. 40 Workern inkl. 10 Hilfsameisen.

Nun habe ich heute beim Gassi gehen ein weiteres Nest Formica sanguinea entdeckt und ca. 2m daneben ein Nest einer Lasius niger Kolonie.

Nur rein hypothetisch:
Könnte man dem Raptiformica sanguinea Nest auch Puppen entnehmen und die eigene Kolonie damit pushen?

Oder würde das eher zu Problemen führen?

Und was wäre mit anderen Arten als Beispiel Camponotus Arten?
Oder mal rumgesponnen:
Ich würde eine Puppe meiner Myrmecia pyriformis Kolonie entnehmen und den Raptiformica geben? Was wäre dann?

Vielleicht hat ja jemand Erfahrungen damit

Danke euch!

Direkte Erfahrung hab ich keine, aber man sagt als Faustregel:

• Puppen derselben Art oder derselben Untergattung werden eigentlich von allen Ameisen immer angenommen. Im Falle von Raptiformica funktioniert logischerweise auch Serviformica immer.
• Puppen derselben Gattung (zB Lasius niger zu Lasius flavus) werden oft, aber nicht immer, angenommen.
• Alles andere wird meistens gefressen oder direkt entsorgt, gibt nur wenige Berichte über Ausnahmen. Selbst wenn es funktioniert, besteht das Problem oft in den anatomischen Unterschieden zwischen den "eigenen" und "fremden" Arbeiterinnern, sodass bspw. kein Nahrungsaustausch möglich ist.

Also gleich vorneweg, du gehst jetzt bitte nicht raus und fängst an in Rapitformica-Nestern herumzustochern. Das ist nämlich nicht nur blöd für die betroffenen Ameisen deren Nest beschädigt wird, sondern in Deutschland auch schlicht nicht erlaubt. Zudem auch noch das Risiko besteht, dass du aus Versehen das Nest einer geschützten Formica sensu stricto erwischen könntest.

Pushen ist normalerweise etwas, das man macht, um einer einzelnen Königin bessere Startchancen zu geben, gerade bei Arten die dafür bekannt sind in der Gründung problematisch zu sein oder damit an der Gründung scheiternde Königinnen vielleicht doch noch die Kurve kriegen.
Bei einer gesunden Kolonie ist das nicht nur schlicht unnötig, sondern kommt auch mit gewissen Risiken.
Du könntest Parasiten in deine Kolonie einschleppen (Milben, Fadenwürmer, Pilze) oder Geschlechtstierpuppen erwischen (v.a. Männchen, deren Puppen sind oft nicht sehr viel größer als die der Arbeiterinnen), die der Kolonie nur zur Last fallen.

Wenn du eine gesunde Kolonie hast ist pushen komplett sinnlos, in der Regel werden Ameisen sowieso irgendwann so zahlreich, dass viele Halter nicht mehr damit zurechtkommen, durch pushen wird dieser Prozess nur beschleunigt.

Hallo & lieben Dank an euch Beide.

@RAND
Danke, sehr gut erklärt

@Serafine
Ich werde natürlich nicht in die Natur eingreifen und irgendwelche Nester plündern.
Mir kam einfach nur der Gedanke "was wäre wenn"

Bei nahe verwandten Arten kann man durchaus Puppen unterschmuggeln, habe z.B. schon gesehen wie jemand Camponotus barbaricus ein paar Puppen seiner Camponotus cruentatus untergeschoben hat. Die wurden auch tatsächlich angenommen und integriert, weil die beiden Arten sehr nah verwandt sind.

Bei Myrmica (myrmicine Ameise) und Formica (formicine Ameise) wird das - abgesehen davon, dass es schon aufgrund des Größenunterschieds anatomisch unmöglich ist für die Arbeiterinnen beider Arten überhaupt miteinander zu kommunizieren - zum Problem.
Beide Arten (bzw. die Unterfamilie der Schuppenameisen und die Unterfamilie der Knotenameisen) gehen in grundlegenden Verhaltensweisen sehr weit auseinander, die sind nämlich weniger nah miteinander verwandt als das rote Riesenkänguruh mit der Zwergspitzmaus. Der letzte gemeinsame Verwandte dürfte irgendwann in der mittleren bis späten Kreidezeit gelebt haben (einer Zeit in der Säugetiere insgesamt eher eine Randerscheinung waren).