Gude!

Kurze Version: Habt ihr Gründungstipps, oder weitere hilfreiche Infos zur Haltung?

Lange, etwas schönere Version :

Vor mittlerweile fast 2 Monaten ging ich, voller Zuversicht, während der letzten 20 Minuten eines gewaltigen Sommer-Regenschauers auf die Suche nach ausschwärmenden Gynen. Zwei Tage zuvor hatte ich während eines solchen Schauers, ohne es zu wissen, ein Männchen der Spezies Colobopsis truncata entdeckt und wollte unbedingt mein Glück versuchen, eine frisch verpaarte Königin derselbigen zu finden.

Kurz nachdem der Regen dann tatsächlich nachließ und ich völlig durchnässt den kleinen, sehr löchrigen Feldweg neben einer Kleingartenanlage im Norden Frankfurts entlangspazierte, sah ich zu meiner Freude auf der A-Säule des x-ten geparkten Autos eine kleine, sehr eigenartig aussehende flügellose Gyne, die mir unbekannt erschien. Schnell zückte ich also eins meiner Reagenzgläser und verstaute sie vorsichtig. Das Glück, weitere Königinnen zu finden, war mir nicht gegönnt, obwohl ich auf einem weiteren Auto mehrere Männchen entdecken konnte.


Zu Hause angekommen machte ich natürlich sofort die entsprechenden Fotos für ein Discord-Bestimmungs-Forum, ich hatte schließlich keinen blassen Schimmer, um was es sich bei meinem Fund handelte. Als die ersten Bestimmungsvorschläge eintrafen wurden zwei Dinge sehr schnell klar;
1. Hatte ich doch tatsächlich eine Stöpselkopfameise(!) gefunden, mein Glück konnte ich kaum fassen.. !
2. würde das Gründen eine echte Herausforderung werden.


Nach ausgiebigem recherchieren kann ich zusammenfassen, dass sich die allgemeine Seltenheit der Art negativ auf die Fülle an Informationen auswirkt, die im Internet zu finden ist. War ich es doch von den meisten Arten, die ich hier in Deutschland bisher finden konnte gewohnt, einen Berg an Haltungs- und Gründungsberichten zu finden, mit deren Hilfe (und überwiegend aufgrund der Selbstständichkeit der meisten Königinnen) das Gründen einer Kolonie zum Kinderspiel wird.
Also versuchte ich, mein neu erlangtes Wissen anzuwenden und der Königin die ideale Gründungskammer bereit zu stellen.

Da ich natürlich entsprechend der niedrigen Gründungserfolgsrate vorgewarnt wurde, stellte ich der Königin schnellstmöglich in einem kleinen Formicarium verschiedene Nistmöglichkeiten zur Verfügung:

- ein offenes Reagenzglas mit Wasserteil

- ein durch ein Korkstück (mit kleinem Loch als Eingang) verschlossenes Regenzglas mit Wasserteil

- ein durch ein Korkstück (mit Loch) verschlossenes Reagenzglas mit Wasserteil, im Nistbereich Korkstücke verschiedener Größen (mit dieser Art von Nest hatte ich insbesondere mit sehr kleinen Ameisen bisher großen Erfolg)

- ein durch ein Korkstück (mit Loch ) verschlossenes Reagenzglas mit Wasserteil, im Nistbereich ein Ast mit kleinem Loch, um als natürliche Gründungskammer zu dienen

Über Nacht stellte ich das Formicarium an einen ruhigen Ort, um ihr die Möglichkeit zu geben alle Nester zu begutachten und sich hoffentlich eines als geeignet herauszusuchen. Am nächsten Morgen sah ich sie noch immer im Formicarium herumstreunen, als ich jedoch Abends erneut nach ihr suchte stellte ich voller Freude fest, dass sie es sich in dem letzten Reagenzglas (mit Ast) ‚gemütlich‘ gemacht hatte. Sie saß nicht in dem Loch, welches ich in dem Ast für sie vorgesehen hatte. Das Innere des Korkeingangs schien mir aber als ebenso adäquate Nistmöglichkeit.

Dieser glorreiche, erfolgsverhoffende Abend ist nun 2 Monate her. Das Formicarium steht seither auf meinem Balkon in einem kleinen Gewächshaus, in dem die Temperatur meist nicht viel höher ist, als außen (ich laß, dass die Gesundheit der Gynen und somit der Gründungserfolg stark von einem natürlichen Tag-Nacht-Temperaturwechsel abhängen).
Wöchentlich füttere ich entsprechende Zuckerlösungen und Proteine in From von Insekten zu, auch wenn ich bisher noch nicht beobachten konnte, dass die Gyne, die dauerhaft in ihrem Nesteingang sitzt, daran interessiert ist. (Das Internet scheint hier gespaltener Meinung zu sein, ob ein Zufüttern notwendig ist, schaden kann es in jedem Fall nicht(oder?)).

Lange Rede kurzer Sinn: Es ist noch immer keine Brut vorhanden. Und ich frage mich, wieso das der Fall ist.
Kann es sein das sie in diesem Jahr sowieso noch keine Eier legen wird und ich einfach nur bis zum nächsten Frühling warten muss? (Wenn ja, gibt es Dinge, die ich beim Überwintern einer einzelnen Gyne beachten muss?)
Ist das Nest noch nicht ihren Vorlieben genügend? Sollte ich noch weitere Nistmöglichkeiten anbieten? (Wenn ja, welche?)
Gibt es noch weitere Punkte, die ich bei der Gründung solch einer seltenen und komplizierten Art beachten sollte, die ich bisher übersehen habe?

Falls ihr Tipps, Anregungen oder sonstiges Wissen habt, würde ich mich sehr freuen, wenn ihr es mit mir teilt.

Vielen Dank und hoffentlich wisst ihr mehr als ich

~ wackmire

wackmire hat geschrieben: ↑

6. September 2023, 15:04

Wöchentlich füttere ich entsprechende Zuckerlösungen und Proteine in From von Insekten zu, auch wenn ich bisher noch nicht beobachten konnte, dass die Gyne, die dauerhaft in ihrem Nesteingang sitzt, daran interessiert ist. (Das Internet scheint hier gespaltener Meinung zu sein, ob ein Zufüttern notwendig ist, schaden kann es in jedem Fall nicht(oder?)).

Mööp da liegt wahrscheinlich der Fehler, die Art ist claustral gründend, heißt sie gräbt oder verkriecht sich in ein Loch und verlässt dieses nicht mehr. Heißt für uns, wir füttern sie nicht, denn das hat nur Stress zu folge, weshalb sich die Gyne nicht sicher fühlt und keine Eier legt. Ich würde deshalb, das RG nehmen, es schön einpacken und ins hinterste Eck deines Schranks packen und erstmal vergessen bis Oktober. Dann sollte sich was getan haben, wenn nicht, dann ist sie wohl nicht begattet oder die Gründungskammer ist ihr nicht passend genug, aber ob sie letztendlich eine besondere braucht, weiß ich nicht.

TheDravn hat geschrieben: ↑

6. September 2023, 15:21

wackmire hat geschrieben: ↑

6. September 2023, 15:04

Wöchentlich füttere ich entsprechende Zuckerlösungen und Proteine in From von Insekten zu, auch wenn ich bisher noch nicht beobachten konnte, dass die Gyne, die dauerhaft in ihrem Nesteingang sitzt, daran interessiert ist. (Das Internet scheint hier gespaltener Meinung zu sein, ob ein Zufüttern notwendig ist, schaden kann es in jedem Fall nicht(oder?)).

Mööp da liegt wahrscheinlich der Fehler, die Art ist claustral gründend, heißt sie gräbt oder verkriecht sich in ein Loch und verlässt dieses nicht mehr. Heißt für uns, wir füttern sie nicht, denn das hat nur Stress zu folge, weshalb sich die Gyne nicht sicher fühlt und keine Eier legt. Ich würde deshalb, das RG nehmen, es schön einpacken und ins hinterste Eck deines Schranks packen und erstmal vergessen bis Oktober. Dann sollte sich was getan haben, wenn nicht, dann ist sie wohl nicht begattet oder die Gründungskammer ist ihr nicht passend genug, aber ob sie letztendlich eine besondere braucht, weiß ich nicht.

Das sie claustral Gründen ist leider nur ein Gerücht, es hat noch niemand geschafft sie claustral gründen zu lassen und es gibt auch nur wenige die es durch Füttern geschafft haben.
Außerdem verlassen sie in der Natur auch ihre Gründungskammer, was schon ein paar mal von einem bekannten von mir gesehen wurde, was auch eher auf eine semiclaustrale gründung hin deutet.

Wenn sie eine Arena hat in der das RG (offen) herumliegt, schadet es nicht ihr etwas zum futtern hinzulegen, in die Arena, solange das keine Störungen verursacht. Ich weiß nicht wie Du fütterst (und sie sicherlich auch dunkel hältst), evtl. sind die Störungen zu groß? Manchmal seh ich auf Youtube Leute, wie sie mit Gründer-RGs umgehen... da wundern mich deren Fehlversuche nicht. Ich behandel die immer, als wären sie aus Nitroglycerin.

Wenn man sich in Wikipedia einliest, würde es Sinn machen, wieso sie den Nesteingang bevorzugt. Wenn ein Feind anrückt, steckt sie ihren Kopf hin und versperrt so den Zugang. Oder hab ich da was missverstanden? Muss einen Grund haben, warum die Gynen genauso wie die Majore aussehen. Möglich wäre auch, dass sie ein geschlossenes Nest bevorzugt, zur Gründung, was sie aber selber wieder öffnen kann, wegen semiclaustral und so. Hat sie etwas feuchten Sand zur Verfügung, den sie verwenden könnte?

Überwintern soll sie bei nur 15°C?

Man kann nur spekulieren.

katzenhai2 hat geschrieben: ↑

6. September 2023, 22:10

Wenn sie eine Arena hat in der das RG (offen) herumliegt, schadet es nicht ihr etwas zum futtern hinzulegen, in die Arena, solange das keine Störungen verursacht. Ich weiß nicht wie Du fütterst (und sie sicherlich auch dunkel hältst), evtl. sind die Störungen zu groß? Manchmal seh ich auf Youtube Leute, wie sie mit Gründer-RGs umgehen... da wundern mich deren Fehlversuche nicht. Ich behandel die immer, als wären sie aus Nitroglycerin.

Wenn man sich in Wikipedia einliest, würde es Sinn machen, wieso sie den Nesteingang bevorzugt. Wenn ein Feind anrückt, steckt sie ihren Kopf hin und versperrt so den Zugang. Oder hab ich da was missverstanden? Muss einen Grund haben, warum die Gynen genauso wie die Majore aussehen. Möglich wäre auch, dass sie ein geschlossenes Nest bevorzugt, zur Gründung, was sie aber selber wieder öffnen kann, wegen semiclaustral und so. Hat sie etwas feuchten Sand zur Verfügung, den sie verwenden könnte?

Überwintern soll sie bei nur 15°C?

Man kann nur spekulieren.

Die Temperatur zum überwintern hängt von der Herkunft ab, wenn sie bei uns gefangen wurde braucht sie auch die Gleiche Winterruhe wie unsere Einheimischen.
Außerdem sollen sie angeblich auch erst nach der Winterruhe mit dem Eierlegen anfangen, das ist aber bisher auch nicht bestätigt.