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Camponotus nicobarensis an der Grundschule - ein Fotobericht

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Joschi

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#1 Camponotus nicobarensis an der Grundschule - ein Fotobericht

Beitrag von Joschi » 18. Juni 2024, 22:02

Die Königin stammte aus dem Schwarmflug im Sommer 2022. Ich habe drei Königinnen aus dieser Zeit, eine Kolonie bei mir zuhause, eine bei meiner Freundin. Hier und heute geht es aber um die dritte Kolonie, die ich an meinem Arbeitsplatz im Klassenzimmer stehen habe, einer Kölner Grundschule. Die Kinder hatten die Möglichkeit, live die Geburt eines mächtigen Ameisenstaates mitzuerleben - Tag für Tag.

Schon jetzt ist das ist ein voller Erfolg und ich möchte das in einer kurzen Fotostory wiedergeben, um das rasante Wachstum dieser Art zu demonstrieren.

Okt 22.jpg
Oktober 22
Das hier war ihr erstes Setup. Sie sind auf einer aus Ytong gefertigten Insel in einem Aquarium, umgeben von einem Wassergraben, der durch eine Pumpe ständig in Bewegung ist. Eine Wärmelampe ist in den kälteren Zeiten stets an.
Zu diesem Zeitpunkt war die Kolonie kaum 25 Arbeiterinnen groß, ich hatte sie im Reagenzglas aufgezogen und sie sind schnell in das kleine Ytong Nest umgesiedelt. Diese handliche Konstruktion eines Ytong mit Holzrahmen sieht nicht nur schick aus, ist auch leicht mitzunehmen und stabil und mein Lieblingsnest für gründende Kolonien größerer Ameisen.


Januar 23.jpg
Januar 23
Es sind jetzt etwa 50-60 Ameisen und nach mehrwöchiger Pause war dies der Moment, in dem der Sturm startete - ein großer Berg Eier und kleiner Larven. Die Kolonie bereitete sich auf eine große Expansion vor.


März 23.jpg
März 23
Die vorhin gezeigte junge Brut ist zu Puppen geworden. Schon bald wird sich die Volksgröße auf einen Schlag verdoppeln.


Mai 23 erster Major.jpg
Mai 23
Ein großer Moment jeder Camponotus Haltung: Der erste voll ausgewachsene Major Arbeiter erscheint im Volk, deutlich größer als die kleinen Zwischenstadien.


Juni 23.jpg
Juni 23
Die Kolonie braucht ein größeres Ytong Nest. Ich baue ihnen aus Restbeständen ein liegendes Nest, in dem die Kammern im 45° Winkel sind. Das ermöglicht guten Platz und erleichtert den Kindern die Beobachtung.


Juli 23.jpg
Juli 23
Schon einen Monat später ist dieses Nest hoffnungslos übervölkert.


August 23.jpg
August 23
Ein großes Holznest wird gefertigt, das tausende Ameisen halten kann. Die Pflanze auf der Insel ist durch Efeu ersetzt, auf denen Kolonien von Läusen sind, von denen die Ameisen Honigtau holen. Spannend für die Kinder, und Erwachsenen.


August 23 erster Supermajor.jpg
Beim Umzug zeigt sich dieses Monster. Selbst heute sind nur zwei davon insgesamt in der Kolonie, welche die ganze Nest im Nest verweilen. Ein "Super"-Major, deutlich größer als selbst die voll ausgewachsenen Majore. Ob diese Ameisen ein Freak-Unfall sind weiß ich nicht, sind aber sehr selten und ich konnte keine Infos dazu von anderen nicobarensis Berichten finden.


Sonnung Sommer 23.jpg
Die Kolonie nutzt das warme Wetter, um auf dem feuchten Stein einige Brut unter freier Luft zu sonnen.


September 23 Setup.jpg
September 23
Die Ameisen reagieren auf das große Nest mit einem Schub an Brut.


September 23.jpg
Woche für Woche wird mehr vom Nest erschlossen.


Oktober 23.jpg
Oktober 23
Ein großer Brutschub im Oktober kündigt eine große Expansion an.


November 23 Setup.jpg
November 23
Die Bevölkerung explodiert, das Nest wird stark befestigt.


November 23.jpg
Ein nährerer Blick, um die Dichte an Ameisen zu sehen, die hier innerhalb von nur einem Monat entstanden ist.


Januar 24.jpg
Januar 24
Die Kolonie füllt nun einen guten Teil des Nestes.


März 24.jpg
März 24
Der rechte Teil des Nestes wird nun beansprucht. Auch dünnt die Kolonie etwas aus, da sie auf der Insel zwei Zweignester errichtet haben. Die Gesamtzahl der Ameisen ist ab jetzt nicht mehr schätz- oder zählbar.


März 24 Königin.jpg
Ein sehr seltener Anblick, da sie sich meistens im Schatten tarnt: Die Königin der Kolonie, in der Mitte des Holznestes.


April 24.jpg
April 24
Das ganze Nest wird beansprucht, zusätzlich der beiden Zweignester mit ihrerseits mehreren hundert Arbeiterinnen.


Dieses ganze Wachstum ist von einer einzelnen Königin an über nicht einmal zwei Jahre passiert und gibt hoffentlich einen guten Eindruck, zu was eine Camponotus nicobarensis fähig ist. Sie haben clevere Kolonien, immer haben sie ihre Ziele und Projekte. Sie besetzen gerne Zweigstellen und halten diese unerbittlich, und sind zu einer Vielzahl Verhaltensweisen fähig. Wahrhaftig aus meiner Sicht eine "perfekte" Camponotus für die Ameisenhaltung.
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#2 Camponotus nicobarensis an der Grundschule - ein Fotobericht

Beitrag von AfroIV » 19. Juni 2024, 10:40

Frage: Wie geht es weiter? - Irgendwann wird das Volk zu groß.
Du musst den Kindern erklären, dass man solche Ameisen keinesfalls in die heimische Natur entlassen darf!
Vielleicht musst du sie töten, was für Kinder sehr traumatisch sein kann.
An Zoo oder privaten Interessenten abgeben dürfte schwierig sein.
Heimlich töten und den Kindern vorlügen, sie seien nun in „besten Händen“?
Oder in der Ferienzeit „verschwinden“ lassen?

Mir fällt bei solchen Projekten oft auf, dass man leider nicht über eine vertretbare Beendigung nachdenkt!
(Das gilt ja auch für die private Haltung von derart rasch und stark wachsenden Arten)

LG Afro



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Joschi

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#3 Camponotus nicobarensis an der Grundschule - ein Fotobericht

Beitrag von Joschi » 19. Juni 2024, 11:29

Das sind natürlich berechtigte Sorgen aber nach über 25 Jahren Ameisenhaltung weiss ich zum Glück, was ich da unterschrieben habe. Volksstarke Camponotus entwickeln sich am Ende immer ähnlich (bei guter Pflege) und zweimal habe ich diesen Zyklus bei Camponotus schon durchlaufen.

Auch speziell auf nicos bezogen, wenn man sich langfristige Berichte wie von Rapunzula oder Pinco anschaut, kann man das Leben so einer Kolonie relativ gut in drei Phasen teilen.

Demnach wäre diese hier sogar noch in Phase 1. Das Einsetzen großer Sterbewellen läutet Phase 2 ein, wenn die ersten Hunderten Ameisen das Ende ihrer natürlichen Lebensspanne erreichen. Von hier aus ist es kein exponentielles Wachstum mehr, sondern geht runter und hoch, mit einem Aufwärtstrend. Hier werden eine hohe Zahl Geschlechtstiere ausgebildet.
In Phase 3 sind die sterbewellen dann größer als die Geburtenrate, Geschlechtstiere vorrangig männlich und das Volk geht nach und nach zu Ende.

Wie geht es also mit dieser Kolonie weiter?

Mit dem Ende dieses Schuljahres geht die jetzige Klasse von der Grundschule ab. In den Sommerferien im Juli werde ich diese Kolonie abbauen und sie wird bei mir zuhause weiter gepflegt, bis sich ein Abnehmer findet oder sie zu Ende geht. Ich habe jedenfalls noch einiges mit ihnen vor (u.a. blattlaus versuche) und ein Holznest in fünffacher Größe ist bereits konstruiert.
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#4 Camponotus nicobarensis an der Grundschule - ein Fotobericht

Beitrag von PincoPallino » 19. Juni 2024, 19:46

Hallo Joschi,

auf das Riesen-Holznest bin ich jetzt schon gespannt, nachdem ich das für diese Kolonie gesehen habe. Wie dick ist das? Ich hatte mal so etwas ähnliches, aber da ist das Holz nach Befeuchtung gesprungen.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich auch schon solche Supermajore hatte, könnte aber gut sein. Es gibt ja nicht nur die Minor-, Media- und Majorklassen, sondern auch alle Größen dazwischen. Die Übergänge sind fließend. Und manchmal denke ich auch "was für ein Brummer". Manche scheinen wirklich noch größer als die anderen zu sein. Meistens fehlt dann aber der direkte Vergleich zu anderen Majoren.

Grüße vom Pinco
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#5 Camponotus nicobarensis an der Grundschule - ein Fotobericht

Beitrag von Joschi » 19. Juni 2024, 21:53

Das Holznest ist nicht in einem Stück, es sind mehrere in dieser Größe mit Schläuchen verbunden. Die Öffnung für die Schrauben muss man bei Holznestern immer mit etwas Freiraum gestalten, damit sich das Holz ausdehnen oder zusammenziehen kann - sonst ist das Plexiglas schnell gesprungen. Das hat man aber schnell raus, wenn man ein paar größere Holznester gebaut und geschrottet hat.

Ich würde auch denken, bei den beiden großen Majoren handelt es sich einfach um das seltene "Ende des Spektrums". Diese beiden haben aber keine sichtliche Funktion, verlassen nie das Nest und werden im Gegensatz zu den anderen Majoren nicht als Futterspeicher benutzt - diese haben alle so gut wie immer eine sehr pralle und gut gefüllte Gaster. Die beiden "Riesen" haben aber, wie im Bild gut sichtbar, eine relativ wenig gefüllte Gaster und einen unnormal großen Kopf. Auch sind beide sehr hell geblieben, der Kopf färbte sich beim Aushärten nicht ins übliche rötlich-dunkelrötlich. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie das Limit ihrer Anatomie erreicht haben und das unerwünschte Nebenwirkungen hat. Sicherlich hattest du auch den ein oder anderen, aber da sie nur im Nest verbleiben, wahrscheinlich nie gesehen.



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#6 Camponotus nicobarensis an der Grundschule - ein Fotobericht

Beitrag von Serafine » 20. Juni 2024, 07:35

Ich vermute mal, das sind die "Türstopper", also die Ameisen, die im Notfall einfach mit ihrem kompletten Kopf den Tunnel blockieren (so ein bisschen wie die zweite Soldatenkaste bei einigen Pheidole-Arten) und alles zerlegen, was in Reichweite ihrer Mandibeln kommt. Da sie in dieser Rolle quasi-ersetzbar sind (also im Sinne von, dass sie sich im Ernstfall für die Kolonie opfern) würde es auch nicht viel Sinn machen sie mit Futter vollzustopfen.
Meine Camponotus barbaricus haben auch eine Handvoll so überdimensionierte Riesenmajore (die ersten davon haben sie in Jahr 4 oder 5 produziert), die hängen meistens im Nest herum und ganz selten sieht man sie auch mal draußen. Sind aber farblich nicht von den anderen zu unterscheiden.
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