Nilsy8214 hat geschrieben: ↑19. Juni 2024, 15:32
einige Haltungsberichte gelesen, in denen stand, dass Camponotus ligniperdus entgegen häufigen Behauptungen keine einsteigerfreundliche Art ist.
Das einzige an dieser Art, was ich persönlich als "nicht einsteigerfreundlich" werten würde, wäre die anfangs langsame Entwicklung der Kolonie. Die meisten Einsteiger wollen (verständlicher Weise) gleich viel zu sehen bekommen und bei den großen
Camponotus können eben Jahre vergehen, bis richtig viel Außenaktivität zu beobachten ist. Zumindest kleinere Kolonien reagieren mitunter schlechter als andere Arten aufs Aufdecken des Nestes und neigen bei Stress zu Brutfraß, aber wenn man in dieses Hobby einsteigt, muss man sowieso eine Menge Geduld mitbringen und die Fähigkeit, sich die Neugier zu verkneifen, wenn man die Tiere sonst stresst.
Was man vielleicht noch bedenken sollte, ist, dass diese großen Tiere einen entsprechenden Platzbedarf haben, sobald sie ein paar hundert Tiere stark sind und richtig aktiv werden außerhalb des Nests.
Nilsy8214 hat geschrieben: ↑19. Juni 2024, 15:32
Ich habe gelesen, dass es falsch sein soll, das Nest oder das Formicarium generell zu erwärmen, da die Ameisen sonst zu früh in die Winterruhe gehen. Das Problem ist, dass ich mich im Keller befinde, wo es tagsüber nur 18 Grad Celsius warm ist. Daher bin ich unsicher, wie ich das regeln soll.
Meiner Meinung nach kannst du dir jegliches Beheizen auch sparen. Eine größere Kolonie in der Nähe nistet in einer ziemlich dunklen Ecke im Wald im Boden und da drin hat es nahe der Erdoberfläche vielleicht 15°C, weiter unten weniger. Ein zu warmes Nest ist bei
Camponotus ligniperda definitiv schlechter als ein zu kühles. Ich würde die 18°C ohne Matte über die 24°C mit Matte bevorzugen.
Hygrometer brauchst du übrigens auch nicht.
Nilsy8214 hat geschrieben: ↑19. Juni 2024, 15:32
Weiterhin habe ich gelesen, dass man den Ameisen trockene Erde geben sollte, sobald die ersten Arbeiter schlüpfen, damit sie sich dort einnisten können, da es im Reagenzglas zu feucht sein soll. Meine Idee wäre, ein Reagenzglas mit Erde zu füllen und zu sehen, was passiert.
Im RG könne sie so lange leben, wie Platz und Wasser vorhanden sind. In trockener Erde werden sie allein schon deshalb nicht nisten, weil sie keine Formstabilität hat und einfach zusammenfällt, sollten sie darin buddeln. Es stimmt zwar, dass man sie vergleichsweise sehr trocken halten kann (solange Trinkwasser vorhanden ist), aber draußen rennen sie auch nicht aus dem Nest, wenn es geregnet hat.
Das einzige, wofür sie in dieser Phase Substrat brauchen, ist, um das RG zu verschließen und eigentlich ist es daher auch immer von Vorteil, wenn man in der Arena nicht zu feines Substrat, Nadeln, Steinchen und was sonst noch draußen rumliegt hat. Wenn sie die Möglichkeit haben, selbst das RG zu verschließen, können sie so auch die Luftfeuchte im Inneren regulieren.
Übrigens gehört
Camponotus ligniperda nicht gerade zu den nesttreusten Arten und du kannst selbst einer kleinen Kolonie ein anständiges Nest anbieten, in welches sie, mit etwas Glück, nach kurzer Zeit einziehen.
Nilsy8214 hat geschrieben: ↑19. Juni 2024, 15:32
Ich habe die Kolonie erst seit drei Tagen, aber ich habe abgebrühte Insekten hineingelegt (siehe Foto, Kellerassel), die sie jedoch nicht angerührt haben. Ist das normal oder liegt es daran, dass sie sich nicht wohlfühlen?
So kurz nach Erhalt der Ameisen ist es nicht ungewöhnlich, dass sie noch nicht viel Interesse an Nahrung zeigen, zumal der Nahrungsbedarf einer so kleinen Kolonie sehr gering ist, aber abgebrühte Insekten, vor allem gut "gepanzerte", wie Kellerasseln, sind nicht gerade optimal, da das Eiweiß bei der Hitze gerinnt und nicht mehr gut verwertbar ist. Du kannst ihnen einfach eine Fliege geben, Heimchen kaufen und sie einfrieren, dann bei Bedarf auftauen. Frisch oder aufgetaut ist gut, abgebrüht nicht so sehr.
Im Großen und Ganzen empfand ich die Haltung dieser Art als unkompliziert, sogar einfach, aber man darf es eben nicht zu eilig haben.