Ich fĂĽhre mal einen Fachbegriff in die Debatte ein:
Fakultative Polygynie:
https://ameisenwiki.de/index.php/Polygynie
Ist hier zwar nur definiert und bisher kaum endgĂĽltig verstanden, aber als Tatsache gut bekannt.
Das Beispiel
Formica rufa zeigt es am besten: Es gibt große Völker, die nur eine einzige
Königin enthalten (Koloniegründung sozialparasitisch), und es gibt nach den Bestimmungsmerkmalen eindeutig derselben Art zuzuordnende hoch polygyne Völker (Jungköniginnen werden zum Teil auf dem Nest
begattet und bleiben darin), die dann gelegentlich auch Kolonieverbände bilden, wie es von
Formica polyctena bekannt ist. Hybride kommen auch noch vor.
Genetisch dürfte es ein geringer Unterschied sein, der die eine oder andere Organisationsform bewirkt. Lokale ökologische Gegebenheiten könnten der Grund sein, dass monogyne Einzelnester oder eben polygyne Superkolonien erfolgreicher sind.
Ă„hnliches ist denkbar fĂĽr
Acromyrmex versicolor und andere Arten hinsichtlich der haplo- oder pleometrotischen KoloniegrĂĽndung. Die Sammler wissen das natĂĽrlich nicht; da ist
Königin gleich
Königin; äußere Unterschiede gibt es nicht.
Da helfen auch vergleichende Haltungsversuche nicht weiter. So lange solche Daten nicht wissenschaftlich untersucht sind, bleibt es ein GlĂĽcksspiel, ob man eine in Haplometrose erfolgreiche
Königin erwischt, oder solche, die es in
Pleometrose besser packen. Woran die GrĂĽndung scheitert, weiĂź man dann halt nicht.
Übrigens fällt mir bei der Schilderung der „Lieferkette“ durch Lifestyler (#74 hier:
acromyrmex-versicolor-einstieg-t64164-72.html#p458613 ) etwas auf:
Das Ganze ist ja purer Stress fĂĽr die jungen
Königinnen. Danach aber, beim Halter angekommen, wird diesem immer intensiv auf die Seele gebunden, dass er jeden Stress für die Tiere vermeiden muss. Oft wird zu häufiges Nachschauen schon verantwortlich gemacht für ein vorzeitiges Verenden der Tiere. Das ist eine erhebliche Diskrepanz!
Zu #89 Denis:
Du hast ja schon einen sehr interessanten Werdegang der Gynen auf dem Weg bis zum Händler oder Kunden beschreiben. Der schon einen Teil der Gynen der natürlichen Auslese bis zum Händler stattgefunden hat.
Eine
„natürliche“ Auslese kann ich da absolut nicht erkennen! Das fängt schon damit an, dass der jeweilige Sammler beim Aufnehmen der Tiere unterschiedlich hart zupackt und innere oder äußere Beschädigungen verursachen kann. Sauerstoffmangel in den Eppendorfs (sind kleiner als ein Fingerhut!) und anderen Transportgefäßen kann unterschiedlich ausgeprägt sein, usw., Selektions-Faktoren, die in der Natur keine Rolle spielen.
Es lohnt, sich ĂĽber diese Probleme Gedanken zu machen.
LG Afro