Meine Kleinen fressen sich gegenseitig

Benutzeravatar
Joachim

User des Monats Juli 2023
Experte der Haltung
Offline
Beiträge: 3241
Registriert: 17. November 2001, 13:07
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 379 Mal
Danksagung erhalten: 671 Mal

#9 Meine Kleinen fressen sich gegenseitig

Beitrag von Joachim » 28. März 2025, 11:04

AfroIV hat geschrieben: ↑
28. März 2025, 10:36
C. nicobarensis ist monogyn, so weit ich weiß (allenfalls oligogyn). In diesem Fall werden weitere fertile (Eier legende) Individuen nicht im Volk geduldet. Oft werden sie aggressiv behandelt, z. T. getötet. „Policing“ ist ein in diesem Zusammenhang zu lesender Begriff.
Daher mein vager Verdacht: Den C. nicobarensis-Völkern geht es „zu gut“: Arbeiterinnen produzieren ja bei vielen Arten Drüsensekrete, die an Königinnen (und Brut) verfüttert werden. Wird zuviel davon produziert, "verbrauchen" es die Arbeiterinnen um selbst entwicklungsfähige Eier zu entwickeln (werden dann ggf. oft zu Männchen aufgezogen). Falls diese Arbeiterinnen pheromonal (oder evtl. durch eigenes Dominanzverhalten) als Konkurrenten der Königin wahrgenommen, könnten sie deshalb eliminiert werden.
Bitte nicht falsch verstehen: Es ist nicht experimentell belegt, nur eine Hypothese, die von anderen Arten bekannte Verhaltensmuster berücksichtigt.
https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/ ... 69881.html - Nach Arbeiten von J. Heinze, allerdings bei Myrmicinen.
Man könnte mal versuchsweise weniger Proteine verfüttern.

LG Afro
Das ist eine faszinierende Hypothese und ich frage mich, ob eine solche außerplanmäßige Eiablage dadurch begünstigt werden könnte, dass C. nicobarensis in einem besonders stark ausgeprägten Maße beständige Zweignester anlegen, deren Arbeiterinnen erstaunlich ortstreu zu sein scheinen. Einige Majore sind sehr markant und dadurch kann man auch bei großen Völkern gut beobachten, dass viele Arbeiterinnen eines solchen Zweignestes kaum, wenn nicht sogar nie wieder einen Fuß in das Hauptnest und damit die Nähe der Königin setzen. Diese ständige Distanz würde sicherlich eine Eiablage von gut genährten Arbeiterinnen weiter anreizen, bzw ein eher unerwünschter und regelmäßiger Nebeneffekt sein.

C. nicobarensis gehört inzwischen zu den am besten erschlossenen Arten in der Haltung. Ich bin gespannt, ob noch mehr Halter solche Verhaltensmuster beobachten können. Am Ende ist das die Art von Einblick in das Funktionieren eines solchen Volkes, die man sich von der Heimhaltung erhofft.



Benutzeravatar
Erne
Administrator
Offline
Beiträge: 4263
Registriert: 18. April 2014, 11:00
Hat sich bedankt: 5914 Mal
Danksagung erhalten: 4830 Mal
Kontaktdaten:

#10 Meine Kleinen fressen sich gegenseitig

Beitrag von Erne » 28. März 2025, 16:51

Eine interessante und für mich durchaus denkbare Theorie.
Selber bin ich davon ausgegangen, das kranke Ameisen, die weil sie sich nicht weit genug vom Nest entfernen können, getötet werden.
Mein erstes Camponotus nicobarensis Volk habe ich 2010 gehalten, mittlerweile sind es deren 4.
Mein jetziges Volk befindet sich derzeit 6 Jahre in meiner Haltung.
Alle Völker hatten/haben es auf richtig viele Arbeiterinnen gebracht mit Geschlechtstieraufzucht.
Das einzelne Arbeiterinnen angegriffen und getötet wurden, gehört bei dieser Art nicht zu meinen Beobachtungen.
Bei dem jetzigen Volk habe ich durchaus die Vermutung, dass Arbeiterinnen Eier legen.
Das begründet sich dadurch, das nach der vor kurzen abgeschlossen Ruhezeit dermaßen viele Eier und kleinste Larven vorhanden sind, das es für mich nicht vorstellbar ist, das eine Königin in einer so kurzen Zeitspanne derart viele Eier legen kann.

Eierlegende Arbeiterinnen kann ich jedes Jahr bei den Camponotus singularis beobachten, mit später vielen schlüpfenden Männchen.
Die Eiablage der Königin beginnt erst einige Wochen später.
Die Eierlegenden Arbeiterinnen werden geduldet, eher sieht es nach Pflege aus.
Das ist immer nur zu beobachten nach einer Ruhezeit, danach gibt es keine Arbeiterinnen die Eier legen.
Ob diese Arbeiterinnen später sterben oder normal weiter leben, ist nicht beobachtbar, angegriffen werden sie nicht.

Das einige Arbeiterinnen, nicht nur beobachtet bei diesen beiden Arten (auch Messor Arten), nicht mehr ins Nest zurückgehen, in der Arena leben, konnte ich mehrfach beobachten.
Möglich war das durch farbliche Markierungen einzelner Ameisen.
Allerdings scheint das eher ein Verhalten bei großen Völkern zu sein, möglicherweise beziehen sie Areale der Arena als Nest mit ein.

Grüße Wolfgang
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Erne für den Beitrag (Insgesamt 2):
SajikiiJoachim



Snackbottom
Offline
Beiträge: 15
Registriert: 28. März 2025, 18:33
Hat sich bedankt: 9 Mal
Danksagung erhalten: 17 Mal

#11 Meine Kleinen fressen sich gegenseitig

Beitrag von Snackbottom » 28. März 2025, 18:45

Aloha,

hatte damals (2015) schon ähnliches beobachtet und auch in meinem damaligen Haltungsbericht geschrieben.
Das scheint bei der Art wohl so ein Ding zu sein.
bildnicostreit.PNG
Konnte das auch einige Male beobachten. Die Kolonie war damals auch schon recht groß, kann nur leider keine Links posten zu dem damaligen HB, weiß nicht warum.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Snackbottom für den Beitrag:
Joachim



Sabrina
Halter
Offline
Beiträge: 446
Registriert: 13. September 2021, 00:49
Hat sich bedankt: 61 Mal
Danksagung erhalten: 215 Mal

#12 Meine Kleinen fressen sich gegenseitig

Beitrag von Sabrina » 28. März 2025, 19:19

Kannst du noch nicht mit neuem Account, müsste der sein

post379696.html#p379696
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Sabrina für den Beitrag (Insgesamt 2):
SnackbottomJoachim



Thyrun
Einsteiger
Offline
Beiträge: 26
Registriert: 27. Juni 2024, 09:49
Hat sich bedankt: 19 Mal
Danksagung erhalten: 18 Mal

#13 Meine Kleinen fressen sich gegenseitig

Beitrag von Thyrun » 17. Mai 2025, 23:21

Hi zusammen,

war wieder viel los im privaten Bereich...
Die Lage hat sich wieder "beruhigt". Ich habe in letzter Zeit keine "Opferungen" mehr gesehen. Ich habe aber auch seit längerem kein Lebendfutter mehr angeboten.

Die Königin war sehr fleißig und das 2. große Korknest füllt sich.

Anfangs war es nur die linke Seite mit der Heizmatte dahinter, nun wird auch die rechte Seite langsam bevölkert.

Den Futterbedarf abzuschätzen fällt mir immer noch schwer. Alle 2 Tage gibt's an 3 Stellen Futter und sie stürzen sich gierig drauf. Schokoschaben + Bienenmaden. Heute gab es mal eine dicke Fliege.

Was mich aber auch wundert, meine sind gar nicht so wuselig, wie bei anderen. Ein paar streunern durch die Gegend, ein paar am Wasser und an den Invertzuckerstellen. Sonst ist aber kaum was los und im Nest ist auch wenig Bewegung.

Erst wenn ich Futter reingebe, ist ordentlich Bewegung. Scheint mir effektiv zu sein, benötigen meine kleinen vielleicht mehr "Zuckerquellen", dass sie verschwenderischer mit ihrer Energie sein können?



Benutzeravatar
Barristan
Halter
Offline
Beiträge: 235
Registriert: 30. Juli 2024, 12:59
Hat sich bedankt: 286 Mal
Danksagung erhalten: 233 Mal
Kontaktdaten:

#14 Meine Kleinen fressen sich gegenseitig

Beitrag von Barristan » 18. Mai 2025, 12:23

Welche Quellen beschreiben Camponotus nicobarensis als eindeutig monogyn, oligogyn oder polygyn? Ich habe immer unterschiedliches gelesen, wobei viele die Art auch als polygyn beschrieben haben.



Thyrun
Einsteiger
Offline
Beiträge: 26
Registriert: 27. Juni 2024, 09:49
Hat sich bedankt: 19 Mal
Danksagung erhalten: 18 Mal

#15 Meine Kleinen fressen sich gegenseitig

Beitrag von Thyrun » 14. August 2025, 13:22

Hallo zusammen,

ich wollte hier noch abschließend einen Kommentar dar lassen: Seit ich kein Lebendfutter mehr gebe, hatte ich dieses "gegenseitig fressen" nicht mehr. Könnte es sein, dass sie sich beim Jagen etwas "doof" angestellt haben, ein paar Mädels Säure abbekommen haben und dadurch der "Kolonieduft" abhanden gekommen ist?

Ich überlege derzeit noch weitere Kohlenhydrat-Quellen hinzuzufügen, ansonsten steht als Poteine auf der Speisekarte: Bienenmaden, Schoko-Schaben, Heimchen.. alles gefroren. Dazu im Wechsel auch mal Katzenfutter. Hatte ich vor einiger Zeit getestet und sie haben sich gierig drauf gestürzt. Koloniewachstum ist.. ähmmm... schnell :-)

Foto folgt gleich...
20250813_220952.jpg
20250813_220948.jpg
20250813_220958.jpg
30x30 Korknest-Einsatz.. mittlerweile Nest 3... Heizmatte dahinter auf 27 Grad.. Nest 1 25 Grad, Nest 2 26 Grad... aber hier in das haben sie die Brut sehr schnell rübertransportiert.



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Einsteiger Fragen und Informationen“