User des Monats September 2024   ---   Vlodex  ---   Danke vom TEAM Ameisenforum  

Pygmäen sterben früher?

Benutzeravatar
trailandstreet
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 3748
Registriert: 21. August 2013, 13:48
Hat sich bedankt: 1001 Mal
Danksagung erhalten: 1154 Mal

#9 Re: Pygmäen sterben früher?

Beitrag von trailandstreet » 1. März 2017, 09:29

Die Nahrung ist sicher ein mitentscheidender Gesichtspunkt, aber bei Lasius niger wurden bereits Versuche zur Entwicklung der Pygmäen gemacht und diese bleiben nicht aufgrund des Futters kleiner.
Selbst die, die zu größeren Kolonien gegeben wurden, entwickelten sich nur zu Pygmäen. Diese wurden aber da bereits von "normalgroßen" Arbeiterinnen aufgezogen.
In diesem Fall ist mir aber nicht bekannt, ob auch Untersuchungen bezüglich der Lebensdauer durchgführt wurden.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor trailandstreet für den Beitrag:
Sir Joe



Benutzeravatar
Serafine

User des Monats September 2017
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 2524
Registriert: 1. März 2017, 16:07
Auszeichnung: 1
Hat sich bedankt: 496 Mal
Danksagung erhalten: 1735 Mal

#10 Re: Pygmäen sterben früher?

Beitrag von Serafine » 1. März 2017, 17:21

Warum sollten Arbeiter früher sterben nur weil sie kleiner sind? Allein die These macht schon keinen wirklichen Sinn. Zumal ja bei weiten nicht nur der erste Satz Arbeiterinnen kleiner ist, sondern die nachfolgenden 3-4 ja auch. Gerade für jungen Kolonien würde es kaum Sinn machen Arbeiter zu produzieren, die gleich wieder ersetzt werden müssen.

Das Problem liegt wohl eher daran, dass kleine Kolonien viel größere Probleme haben die Nestbedingungen ideal zu gestalten (dafür muss ja erstmal gebaut, gegraben und ggf. bewässert werden - sprich die ersten "Generationen" Arbeiter verbringen ihr Leben meist unter deutlich schlechteren Bedingungen als die später geborenen.
Auch Nährstoffe dürften ein Problem sein, wenn die Kolonie erst genug Arbeiter oder ausreichend große Majors hat kann man auch größere Beutetiere knacken. Hat die Kolonie nur kleine Arbeiter muss sie sich oft auch mit kleiner (ggf. weniger nahrhafter) Beute abgeben. So ein Grashüpfer beispielsweise stellt für eine Kolonie die nur über 10 Mini-Arbeiter verfügt ein echtes Problem dar, selbst wenn er schon tot ist. Ein Camponotus-Major dagegen kann den im Alleingang abtransportieren und aufbrechen.


Es sind wie immer bei solchen Untersuchungen die Durchschnittswerte, die am Ende zählen, aber das bedeutet nicht, dass nicht auch die größeren Arbeiter ein hohes Alter erreichen können (immerhin mehr als 10-mal so alt wie Honigbienen).

Camponotus pennsylvanicus (Arbeiter) können laut aktuellen Studien (in der freien Natur) bis zu sieben Jahre alt werden.


Ich finde es schon erstaunlich, das die Pygmäen vermütlich ausgeprägtere Überlebensinstinkte haben als spätere Arbeiterinnen. Sie sind kleiner, und zumindest bei meinen Ameisen ist mir aufgefallen, dass sie den Gaster nicht so vollladen (können?) wie andere Arbeiterinnen. Ob sie nun scheuer oder aggressiver sind als die anderen ... schwer zu sagen.

Hm, also meine Erstgeborenen können sich schon enorm vollpumpen, tun das aber nur wenn es was entsprechend leckeres im Angebot gibt. Als ich zum ersten mal eine tote Spinne verfüttert hab dachte ich die platzen gleich (die sahen aus wie die Honigtöpfe der Winterameisen und waren praktisch transparent). Möglicherweise sind die einfach wählerischer.



Benutzeravatar
Unkerich

User des Monats Mai 2017 User des Monats Juli 2017
Erfahrener Halter
Offline
Beiträge: 1366
Registriert: 15. August 2016, 13:04
Auszeichnung: 2
Hat sich bedankt: 1976 Mal
Danksagung erhalten: 1741 Mal

#11 Re: Pygmäen sterben früher?

Beitrag von Unkerich » 1. März 2017, 17:54

Hallo,
Also mit Studien etc. kann ich jetzt gerade leider nicht dienen, ich wollte hier aber mal erwähnen, dass mir aufgefallen ist, dass nach einiger Zeit (von Kolonie zu Kolonie unterschiedlich, vielleicht nach etwa 2 Jahren) häufig keine Ameisen in Pygmäen Größe mehr zu finden sind.
Es kann zwar natürlich auch sein, dass die Pygmäen nur unter den ganzen größeren Arbeitern untergehen, aber ich denke, dann müsste man wenigstens hin und wieder noch eine Pygmäe finden können.

Das Pygmäen deutlich anfälliger für Haltungsfehler sind, denke ich eher nicht. Denn in der Natur müssen die meisten Pygmäen in den noch kleinen und jungen Kolonien wahrscheinlich häufig unter schwereren Bedingungen leben, als das später bei größeren Kolonien der Fall wäre. Logischer wäre es doch, wenn Pygmäen robuster wären, oder? Aber warum verschwinden sie dann mit zunehmender Koloniegröße recht schnell? :confused: Da erscheint es mir am wahrscheinlichsten, dass die Pygmäen nicht so lange leben, evtl. da sie bei größeren Kolonien mehr oder weniger überflüssig werden.
Naja, das sind so meine Ãœberlegungen zu dem Thema...

Viele Grüße



Benutzeravatar
Harry4ANT

User des Monats März 2017 User des Monats Janur 2019
Moderator
Offline
Beiträge: 3076
Registriert: 8. Dezember 2016, 21:48
Auszeichnung: 2
Hat sich bedankt: 1153 Mal
Danksagung erhalten: 2207 Mal

#12 Re: Pygmäen sterben früher?

Beitrag von Harry4ANT » 1. März 2017, 17:58

Warum sollten Arbeiter früher sterben nur weil sie kleiner sind? Allein die These macht schon keinen wirklichen Sinn


Eine für mich logische These (wenn es den so ist das Pygmäen grundsätzlich eine kürzere Lebenserwartung haben) wäre, dass ja die erste Brut allein aus den Reserven der Königin oder (je nach Art) aus dem wenigen das sie selbst erbeutet (unter der Gefahr getötet zu werden) entstehen muss.

Zum einen heißt das wohl, das nicht viel Energie zur Verfügung steht um "vollwertige Ameisen" zu schaffen und zum andern ist es wohl in der Gründungsphase sinniger möglichst viele, kleine (eventuell nicht so gut ausgebildete und daher vielleicht kurzlebigere, schnellere Entwicklungszeit von Ei zum Tier) Arbeiterinnen zu haben als nur 1-2 große (vollwertige = langlebigere ?) Major Monster ---> werden die beiden getötet hat die Königin alleine keine Kraft mehr für weiteren Nachwuchs und das Ende der Kolonie ist besiegelt.

Werden 2-3 von den Pygmäen getötet und die anderen 4 (als Beispiel) kommen durch geht das Spiel weiter.
Ihr primärer natürlicher Zweck (Erkundung und kurzfristige Nahrungsbeschaffung für die weitere Brut) ist nach kurzer Zeit erfüllt ...



Benutzeravatar
Maddio

User des Monats April 2017 User des Monats April 2019
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 1994
Registriert: 15. März 2007, 11:35
Auszeichnung: 2
Hat sich bedankt: 3283 Mal
Danksagung erhalten: 2126 Mal

#13 Re: Pygmäen sterben früher?

Beitrag von Maddio » 1. März 2017, 18:04

Serafine hat geschrieben:Camponotus pennsylvanicus (Arbeiter) können laut aktuellen Studien (in der freien Natur) bis zu sieben Jahre alt werden.


Hast du zu diesen Studien ein paar Links? Ich habe ähnliches auch schon mehrmals über Formica fusca gehört, jedoch werden diese Studien von vielen Seiten angezweifelt.



Benutzeravatar
Unkerich

User des Monats Mai 2017 User des Monats Juli 2017
Erfahrener Halter
Offline
Beiträge: 1366
Registriert: 15. August 2016, 13:04
Auszeichnung: 2
Hat sich bedankt: 1976 Mal
Danksagung erhalten: 1741 Mal

#14 Re: Pygmäen sterben früher?

Beitrag von Unkerich » 1. März 2017, 18:08

Hier: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Leb ... on_Ameisen ist z. B. von 8 Jahren für Formica fusca und 7 Jahren für Lasius niger Arbeiter die Rede. Da sind auch Quellenangaben dabei, ob die aber alle seriös sind, weiß ich natürlich auch nicht.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Unkerich für den Beitrag (Insgesamt 2):
MaddioSir Joe



Benutzeravatar
Maddio

User des Monats April 2017 User des Monats April 2019
Fortgeschrittener Halter
Offline
Beiträge: 1994
Registriert: 15. März 2007, 11:35
Auszeichnung: 2
Hat sich bedankt: 3283 Mal
Danksagung erhalten: 2126 Mal

#15 Re: Pygmäen sterben früher?

Beitrag von Maddio » 1. März 2017, 18:33

Danke für den Link. Die sehr auffälligen Angaben zu den Arbeiterinnen beziehen sich alle auf ein Werk von Stitz und Dahl von 1939. Ich muss sagen, ich finde diese Angaben sehr zweifelhaft. Ich meine mich erinnern zu können, dass diese Angaben auch in der Literatur als zweifelhaft beschrieben wurden, leider finde ich grade die Textstelle nicht mehr.

Leider habe ich nicht die nötige Zeit um ausgedehnt zu recherchieren, aber auf diesem Datenblatt wird eine Lebenserwartung von 1-2 Jahren bei Arbeiterinnen von Lasius niger angegeben, gestützt auf mehrere verhältnismäßig aktuelle Studien, welche leider ohne weiteres nicht vollständig einsehbar sind:

http://genomics.senescence.info/species/entry.php?species=Lasius_niger

Maximum longevity: 28 years
Source: ref. 411
Sample size: Medium
Data quality :Acceptable
Observations: Like in other species of ants, there are major differences in longevity between queens and workers. Workers normally live up to 1-2 years while queens have [sic] can live up to 28 years [0411].


Diese Angaben stehen natürlich im krassen Gegensatz zu den im Ameisenwiki aufgeführten Wert von bis zu 7 Jahren.

Eine weitere Quelle von 2003 scheint die Angaben von wenigen Jahren zu stützen:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.0014-3820.2003.tb00254.x/pdf

This difference is even more pronounced in several ant species, in which individual queens have been kept in captivity for over 28 years, while workers typically die after several months or at most a few years even under protected laboratory conditions (Lubbock 1894; Wheeler 1910; Hölldobler and Wilson 1990).


Mir ist nur eine Art bekannt, dessen Königin über 28 Jahre alt wurde und dieser Fall auch dokumentiert wurde, und dass ist Lasius niger.

Die Angaben im Ameisenwiki stehen zumindest bei Lasius niger im Widerspruch zum aktuellen Wissensstand der Forschung.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Maddio für den Beitrag (Insgesamt 4):
UnkerichSir JoeErneCraftblock



Benutzeravatar
Erne
Administrator
Offline
Beiträge: 4071
Registriert: 18. April 2014, 11:00
Hat sich bedankt: 5631 Mal
Danksagung erhalten: 4646 Mal
Kontaktdaten:

#16 Re: Pygmäen sterben früher?

Beitrag von Erne » 1. März 2017, 19:19

Im Ameisenwiki scheinen mir die Personen abhandengekommen zu sein, die nachprüfen, ob Geschriebenes einen sachlichen Hintergrund hat.
Mit anderen Worten, dortige Daten können auch angezweifelt werden.

Das Pygmäen deutlich anfälliger für Haltungsfehler sind, denke ich eher nicht. Denn in der Natur müssen die meisten Pygmäen in den noch kleinen und jungen Kolonien wahrscheinlich häufig unter schwereren Bedingungen leben, als das später bei größeren Kolonien der Fall wäre.

Um von der Natur zurück auf unsere Haltung zu kommen, es geht nicht unbedingt darum, dass Pygmäen anfälliger für unpassende Haltungsparameter sind.
Wo ich ansetzen möchte, dass mit der Haltung einer neuen Art oder mit Haltungsbedingungen, die Anfänger ihren Ameisen zukommen lassen, derartig falsche Haltungsbedingungen vorkommen, die dazu führen, das selbst größere Völker eingehen würden.
Oftmals handelt es sich dabei aber um Gründervölker, wenn sie nicht gepuscht wurden, mit Pygmäen.
Wegen unpassender Haltungsparameter sterben die Arbeiterinnen solcher Völker und abgeleitet wird, Pygmäen leben nicht lange.
Würden solche Völker in die Hände erfahrener Halter kommen, ist es meine Fragestellung, würde es solche Beobachtungen auch geben?

Es wurde angesprochen, das es später, wenn es mehr Arbeiterinnen gibt, die kleinen, ersten Arbeiterinnen (Pygmäen) nicht mehr zu beobachten sind.
Könnte das an der Erwartungshaltung der Halter liegen, die ihren Focus eher auf den Fortschritt der Ameisenhaltung legen, auf größere Arbeiterinnen?

Sicherlich trifft es zu, dass mit steigender Arbeiterinnenanzahl, die wirklich Kleinen kaum noch aufgezogen werden.
Allerdings schlüpfen, wenn auch seltener, derartig kleine Ameisen weiterhin.

Warum sollten Arbeiter früher sterben nur weil sie kleiner sind? Allein die These macht schon keinen wirklichen Sinn

Das ist eine Fragestellung auch für mich, warum sterben kleinere Arbeiterinnen früher?
Möglicherweise sind diese nicht so robust wie größere der gleichen Art, reagieren eher auf falsche Haltungsparameter.
Sicherlich ist es nicht repräsentativ, derartige Beobachtungen mache ich immer wieder, wenn mir die Haltungsparameter bei meinen Carebara diversa ode Pheidole sinica aus dem Ruder laufen.

Eine interessante These die angesprochen wurde, eine Gründerkönigin hat nicht genug Futterreserven um ihren Nachwuchs so auf zu ziehen, das dieser länger leben kann.
Um das zu verhindern, ist für mich eine kleine Körpergröße (Pygmäen), die Maßnahme um mit wenig Futterreserven, vollwertige Arbeiterinnen auf zu ziehen.
Wäre sicherlich ein interessanter Ansatz, z. B. mit Lasius niger, in Erfahrung zu bringen, wie lange Pygmäen leben.
Dazu müssten alle größeren, später schlüpfenden Arbeiterinnen immer wieder entfernt werden.

Habt hier ein breites Spektrum an Informationen, Beobachtungen, Ideen und weiterführenden Verlinkungen zusammen getragen. :clap:
Ist und bleibt ein überaus interessantes Thema, das sich lohnt, weiter erörtert zu werden.

Grüße Wolfgang
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Erne für den Beitrag (Insgesamt 2):
MaddioSir Joe



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Einsteiger Fragen und Informationen“