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Stammen diese Ameisen aus meinem Volk?

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KraPzU
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#1 Stammen diese Ameisen aus meinem Volk?

Beitrag von KraPzU » 29. Mai 2020, 12:24

Hallo liebes Forum,

kurz zu mir: Ich bin Neueinsteiger in der Haltung von Ameisen und mittlerweile stolzer Besitzer von einer Lasius niger Kolonie (Schwarmflug 2019, selbst gefangen) und einer kleinen camponotus barbaricus Kolonie (Schwarmflug 2019) mit 5 Arbeiterinnen und einem Haufen Brut.
Ziemlich zügig habe ich meiner ersten Kolonie, der Lasius niger, etwas gutes tun wollen und habe ihnen eine freiwillige Möglichkeit gegeben, in ein mit Erde gefülltes Formicarium zu ziehen (Reagenzglas bedeckt mit Erde in das Formicarium gelegt und ihnen die Wahl gelassen). Zur Ausbruchssicherung habe ich einen Wassergraben Bild . Überraschenderweise haben sie ziemlich fix angefangen, in einer Ecke zu buddeln und 2 Tage später war das Reagenzglas leer :D . Eingesetzt habe ich sie mit etwa 15 Arbeiterinnen und ordentlich Brut (viel zu früh, ich weiß) aber bisher konnte ich ein gutes Wachstum der Kolonie feststellen, was für mich heißt, dass sie mit dem Nest, dem regelmäßigen 'Regen' (Gießen der Pflanze und allgemeines Befeuchten),dem angebotenen Futter und allen anderen Bedingungen gut klar kommen ;) .

Nun gab es mal wieder ein feines Stück gekochtes Hühnchen ohne Gewürze (darauf fahren sie total ab, bevorzugen sie sogar den Mehlwurmpuppen) und da ist mir heute etwas aufgefallen.
Am Fleisch direkt habe ich Ameisen gesehen, die mir Fremd wirkten. Ihre Gaster sind im Vergleich zu den anderen größer, länger und teilweise transparent. Außerdem haben sie weiße Beine und schienen deutlich aggressiver als meine vollschwarzen lasius niger Bild
Bild .
Beobachten konnte ich auch, dass sie von meinen Lasius niger geputzt wurden während sie selbst am Fleisch zugange waren. Fing eine lasius niger Arbeiterin an ebenfalls am Fleisch zu arbeiten, wurde sie direkt von den anderen vertrieben. Komisch finde ich zudem, dass NUR die Ameisen mit den größeren Gastern am Fleisch sind während die anderen brav Erdstücke aus ihrem Loch holen. Erde tragen habe ich von denen noch nicht eine einzige gesehen. Die Stücke Fleisch, die sie abtrennen, werden aber in dasselbe Loch gebracht.

Ich kann mich auch täuschen aber soweit ich weiß hat lasius niger keine spezielle Aufteilung was die Arbeiten angeht. Meine Befürchtung ist, dass sich eine invasive Königin eingenistet hat.

Ein wenig Sorgen mache ich mir schon um sie aber ich hoffe, dass ich einfach noch unwissend bin und alles ein riesen Missverständnis meinerseits ist. :?

Schon mal vielen Dank für eure Hilfe :D


Auch schon mal vorab: Entschuldigt die miese Fotoqualität :mrgreen:

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#2 Stammen diese Ameisen aus meinem Volk?

Beitrag von Maddio » 29. Mai 2020, 18:14

Hi KrazPzU,

da die Erde nicht steriliert wurde und das Formikarium keinen Deckel hat, ist nicht komplett auszuschließen, das womöglich eine andere Kolonie drin lebt. Der Wassergraben dürfte aber verhindern, dass ungeflügelte Ameisen sich in das Formikarium begeben können. Grundsätzlich rate ich immer zu einem fest schließenden Deckel und zur Sterilisierung der Einrichtung, um genau so welche Sachen von vorneherein zu vermeiden.

Das erstmal nur vorweg.

Den Bildern nach zu urteilen handelt es sich aber wohl eher um ein Missverständnis im weitesten Sinne. Ich sehe da ausschließlich Lasius cf. niger-Arbeiterinnen. Einige davon haben Dehnungsstreifen am Gaster. Das passiert, wenn eine Kolonie gut genährt ist und die Arbeiterinnen einen prall gefüllten Sozialmagen haben. Die Tergit- und Sternitplatten schieben sich dann ein Stück auseinander und die hell gefärbten Intersegmentalhäute oder sogar das Futter selbst wird sichtbar (bei fast transparent gefärbten Arten). Wird der Sozialmagen später geleert, dann ziehen sich die Ringe wieder zusammen und die Gaster erscheint wieder einfarbig schwarz.

Durch diesen Effekt können Ameisen tatsächlich an Länge gewinnen und größer erscheinen.

Besonders eindrucksvoll ist dieser Physogastrie genannte Zustand übrigens bei Königinnen, deren Hinterleib von der Eierproduktion angeschwollen ist. Einige Gattungen wie Myrmecocystus (ugs. Honigtopfameisen) haben auch sogenannte Repleten (Speichertiere), die ebenfalls stark physogastrisch sein können.

Zusammengefasst bedeutet das also, es sind höchst wahrscheinlich Ameisen deiner Kolonie und deine Kolonie ist gut versorgt!

LG Maddio

P.S.: @Mods: Ist das so gedacht, dass im Beitrag die Erklärung für phys0gastrisch im Fließtext angezeigt wird? Wirft etwas die Syntax durcheinander...
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#3 Stammen diese Ameisen aus meinem Volk?

Beitrag von KraPzU » 29. Mai 2020, 18:25

Hallo Maddio,

für die Erde habe ich gute 2 Stunden gebraucht, um auch nur augenscheinlich kontrollierte Erde zu benutzen wo nichts weiteres drinne lebt.

Dennoch meinen größten Dank, dass du mir da so präzise geantwortet hast und mir so einen Schrecken abgenommen hast :mrgreen:

Komischerweise, wie gesagt, waren nur die gut genährten Arbeiterinnen am Futter zugange, die anderen waren fleißig mit dem Ausbau des Nests beschäftigt. Gibt es bei Lasius niger eventuell auch strikte Arbeitsteilungen wie bei anderen Arten?

LG
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#4 Stammen diese Ameisen aus meinem Volk?

Beitrag von Ameisenstarter » 29. Mai 2020, 18:56

@ Maddio
Nein, das soll natürlich nicht so sein.
Ich gebe den Fehler weiter, danke.

Liebe Grüße :)
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#5 Stammen diese Ameisen aus meinem Volk?

Beitrag von Maddio » 29. Mai 2020, 22:25

KraPzU hat geschrieben: ↑
29. Mai 2020, 18:25
Hallo Maddio,

für die Erde habe ich gute 2 Stunden gebraucht, um auch nur augenscheinlich kontrollierte Erde zu benutzen wo nichts weiteres drinne lebt.

Dennoch meinen größten Dank, dass du mir da so präzise geantwortet hast und mir so einen Schrecken abgenommen hast :mrgreen:

Komischerweise, wie gesagt, waren nur die gut genährten Arbeiterinnen am Futter zugange, die anderen waren fleißig mit dem Ausbau des Nests beschäftigt. Gibt es bei l. niger eventuell auch strikte Arbeitsteilungen wie bei anderen Arten?

LG
Hi,

eine Kleinigkeit: Es ist üblich, den Gattungsnamen groß zu schreiben und den Artnamen klein. Also Lasius niger oder L. niger. Kann man als Einsteiger natürlich nicht wissen.

Eine klare Arbeitsteilung gibt es bei Lasius niger und bei vielen Ameisen, deren Arbeiterinnenkaste nicht in weitere Kasten unterteilt ist (z.B. Soldaten), nicht. Es gibt aber Tendenzen, dass z.B. kleine Arbeiterinnen eher für den Innendienst eingesetzt werden, bspw. in der Brutpflege, während große Arbeiterinnen häufiger bei Konfrontationen mit anderen Kolonien zu sehen sind oder als Wächter am Nesteingang fungieren.

Es kann aber auch durchaus sein, dass eine Ameise in ihrem Leben mehrere Tätigkeiten nacheinander durchläuft, ähnlich wie bei den Bienen. Die sind ja zuerst nur im Stock und betreiben Brutpflege, bauen das Nest aus usw.. Zum Ende ihres Lebens kommen sie dann erst in den Außendienst. Das bedeutet, alle Bienen die man draußen herumfliegen sieht, sind im Grunde schon alt und in ihrer letzten Lebensphase. Gut denkbar, dass die Natur sich was dabei gedacht hat, eine alte Biene die im Außendienst einer Gefahr zum Opfer fällt, ist kein so großer Verlust, wie eine junge Biene.

Jetzt werden Honigbienen-Arbeiterinnen aber nur ca. 35 Tage alt, was im Vergleich zu den meisten Ameisenarten erstaunlich wenig ist. Die Arbeiterinnen vieler einheimischer Ameisenarten werden ohne Probleme mehrere Jahre alt. Daher würde ich bei Ameisen davon ausgehen, dass die Phasen ihres Lebens nicht so deutlich einzuteilen sind. Es wäre tatsächlich interessant, da mehr drüber zu erfahren.

Meine eigenen Beobachtungen gehen auch in die Richtungen, dass junge Arbeiterinnen tendenziell eher im Nest bleiben und die älteren im Außendienst anzutreffen sind. Das lässt sich z.B. bei Camponotus gut beobachten. Wenn die ersten Majorarbeiterinnen schlüpfen, sieht man erstmal nicht viel von denen in der Arena. Nach einigen Jahren treten sie dann immer mehr in Erscheinung, was eigentlich nur mit dem Alterungsprozess einer Kolonie befriedigend zu erklären ist.

Ameisenstarter hat geschrieben: ↑
29. Mai 2020, 18:56
@ Maddio
Nein, das soll natürlich nicht so sein.
Ich gebe den Fehler weiter, danke.

Liebe Grüße :)
Besten Dank! Die Funktion mit dem Hervorheben der Fachausdrücke ist im Übrigen wirklich eine Top-Idee 3)

LG Maddio
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#6 Stammen diese Ameisen aus meinem Volk?

Beitrag von Serafine » 30. Mai 2020, 11:10

Maddio hat geschrieben: ↑
29. Mai 2020, 22:25
Es kann aber auch durchaus sein, dass eine Ameise in ihrem Leben mehrere Tätigkeiten nacheinander durchläuft, ähnlich wie bei den Bienen. Die sind ja zuerst nur im Stock und betreiben Brutpflege, bauen das Nest aus usw.. Zum Ende ihres Lebens kommen sie dann erst in den Außendienst. Das bedeutet, alle Bienen die man draußen herumfliegen sieht, sind im Grunde schon alt und in ihrer letzten Lebensphase. Gut denkbar, dass die Natur sich was dabei gedacht hat, eine alte Biene die im Außendienst einer Gefahr zum Opfer fällt, ist kein so großer Verlust, wie eine junge Biene.
Da habe ich letztens was zu gelesen, es ist anscheinend so, dass ältere Ameisen durchaus auch wieder in den "Innendienst" zurückkehren können, was durch bestimmte genetische/hormonelle Trigger ausgelöst wird - mehr kann ich dazu aber gerade auch nicht sagen.
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#7 Stammen diese Ameisen aus meinem Volk?

Beitrag von Safiriel » 1. Juni 2020, 12:13

KraPzU hat geschrieben: ↑
29. Mai 2020, 18:25
Hallo Maddio,

für die Erde habe ich gute 2 Stunden gebraucht, um auch nur augenscheinlich kontrollierte Erde zu benutzen wo nichts weiteres drinne lebt.

Dennoch meinen größten Dank, dass du mir da so präzise geantwortet hast und mir so einen Schrecken abgenommen hast :mrgreen:

Komischerweise, wie gesagt, waren nur die gut genährten Arbeiterinnen am Futter zugange, die anderen waren fleißig mit dem Ausbau des Nests beschäftigt. Gibt es bei Lasius niger eventuell auch strikte Arbeitsteilungen wie bei anderen Arten?

LG
Ich denke hier vermischen sich Ursache und Wirkung:
Es sind nicht die Ameisen mit ohnehin vollem Sozialmagen, die Futter beschaffen.
Die Sozialmägen füllen sich mit dem Hühnchen während der Nahrungsbeschaffung.
Im Gegensatz dazu wird die Erde nur in den Mandibeln transportiert, sie gelangt nicht IN die Ameise. Dazu kommt, dass ein dicker Gaster beim graben wohl eher hinderlich ist. Selbst Menschen setz(t)en in engen Gängen oft Kinder als Arbeiter ein, weil diese leichter überall durch kommen.



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