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Stridulation in der Haltung

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Sahal
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#9 AW: Stridulation in der Haltung

Beitrag von Sahal » 22. März 2008, 20:21

ReHola,

@LJedi:
Bei den Myrmecinen und Pseudomyrmecinen sitzen die Stridulationsorgane an Postpetiolus und Gaster.
Auf der vorgewölbten Vorderseite der Gaster liegt eine waschbrettähnliche Struktur, die Rippenfeld genannt wird. An der Rueckseite des Postpetiolus liegt die sogenannte Schrillkante, eine Struktur ähnlich einem Fingernagel.
Durch kleine Drehbewegungen um die Querachse wird das Rippenfeld ueber die Schrillkante geratscht und es entstehen Geräusche... ähnlich wie ein Fingernagel über einen Kamm.

Je nach Geschwindigkeit der Drehbewegungen und Abstand der Rippen untereinander können so unterschiedlich hohe Laute (Frequenzen) erzeugt werden. Je nach Größe des Körpers (die Ameise fungiert hier als Resonanzkörper) wird entsprechend Schallenergie abgestrahlt, was die Lautstärke beeinflusst.

Stridulationsorgane findet man bei allen Pseudomyrmecinae, ~80% der Myrmicinae und ~50% der Ponerinae. (Prozentangaben basierend auf dahin untersuchte Arten.)
Irgendwie habe ich jetzt in meinem Kopf genaue Angaben vergraben... aber der Spaten ist weg: also ohne Gewähr konnten bei einer Pogonomyrmex drei unterschiedliche Signaltypen festgestellt werden. Es scheint also eine komplexere Signalisierung möglich zu sein.
Aber längst nicht bei allen Arten können die Geräusche wahrgenommen werden, denn diese sind entweder zu leise oder liegen ueber unserem Hörbereich.



Guguck Nectarine:
irgendwie bekomme ich dieses Gezirpe nicht aufgenommen, wahrscheinlich ist das Billig-Sonderangebots-Grabbeltisch-Ausverkaufs-Schnäppchen-Mikro doch Käse. Aber es werden lediglich durch die Aufmärsche die Schläuche erschüttert, eine Vibracromyrmex handius var Vodafoni habe ich nicht nicht gesichtet.
Bei Acromyrmex sollen die Stridulationsgeräusche ein rascheres und effektiveres Schneiden der Blätter anregen. Das passt eigentlich ganz gut zu dem Gezirpe aus dem Blätterwald... ich hatte zuerst schon befürchtet, die Armemeisen unter Blättern erquetscht zu haben.
Innerhalb des Nestes/Pilzes ist ebenfalls dann und wann ein leises Zirpen zu hören, nur sehr leise und unregelmäßig.


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Necturus
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#10 AW: Stridulation in der Haltung

Beitrag von Necturus » 22. März 2008, 20:49

Hey Sahal,
habe versucht, mir einen Überblick zu verschaffen, bei welchen Arten die Stridulation schon untersucht wurde, hast du dazu eine Liste parat?

In irgendeinem der kursierenden Filme wurde das Stridulationsverhalten von Atta mal näher beleuchtet, ist dir sicher auch schon untergekommen. Da wurde per Laserstrahl die Vibration der Blätter gemessen - da reicht das gängige Skype-Equipment glaube ich nicht für ;)

Gruß
Necturus



Sahal
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#11 AW: Stridulation in der Haltung

Beitrag von Sahal » 23. März 2008, 12:24

ReReHola,

"parat" habe ich diese Liste nicht, aber hier ein paar Arten, die ich ad hoc zur Hand habe.
Ein paar Arten, Artbezeichnung nach Veröffentlichung:
Atta cephalotes; A. fervens; A. sexdens;
Acromyrmex octospinosus;
Harpagoxenus sublaevis;
Megaponera foetens;
Messor barbarus; M. structor;
Myrmecocystus melliger;
Myrmica ruginodis; M. laevinodis; M. americana; M. scabrinodis; M. rubra;
Pogonomyrmex barbatus molefaciens; P. occidentalis;
Leptothorax tuberum; L. muscorum
Solenopsis invicta; S. richteri;


Leider ist die Stridulation nicht unbedingt Ziel der Arbeiten, oft finden sich interessante Berichte als Nebenprodukt einer Arbeit, die sich zB mit Schweißtarsen oder Mandibel-Parodontose beschäftigt.
Hier ein paar Klassiker, da diese immer wieder in den Quellennachweisen auftauchen, und so eine Erwähnung der Stridulation schnell erkannt werden kann.
Die erste Erwähnung findet sich wohl 1874:
Landois, H.: Stridulationsapparat bei Ameisen. 31. Gen. Versig. Nat. Ver. Preuss. Rheinl., S. 820. 1874a.

1878 bei SWINTON, der interessanter Weise durch die Drehbewegung auf die Stridulationsorgane aufmerksam wurde, jedoch nichts gehört hat:
- Swinton, A. H.: Note on the stridulation of. Myrmica ruginodis and other Hymenoptera. Ent. monthly Mag. 14, 187 (1878/79).

Die ersten Geräusche wurden dann 1880 von MC COOK bei Myrmecocystus melliger beschrieben:
McCook, H. C. The Honey Ants. Philadelphia, 1882.

1886 beschreibt ADLERZ die Organe von Leptothorax tuberum und Harpagoxenus sublaevis, hört aber auch nuescht:
Adlerz (G.), 1886: Myrmecologiska studies.Bihang till K. Svenska Vet. Akad. Handlingar,11, Nr. 18.

Recht umfassend, wenn auch mehr angerissen:
Autrum, H. 1936: Über Lautäußerungen und Schallwahrnehmung bei Arthropoden. I. Untersuchungen an Ameisen. Eine allgemeine Theorie der Schallwahrnehmung bei Arthropoden. Z. vergl. Physiol. 23, 332–373.


Interessant mit guten Quellen:
Tautz, Roces, Hölldobler, 1994 :Use of a Sound-Based Vibratome by Leaf-Cutting Ants, Science6, 1995, Vol. 267. no. 5194, pp. 84 - 87.




Nette Beispiele finden sich hier:
Solenopsis richteri
Stridulation Sounds of Black Fire Ants (Solenopsis richteri) in Different Situations


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Sahal
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#12 AW: Stridulation in der Haltung

Beitrag von Sahal » 27. März 2008, 14:05

Hola,

da krame ich doch mal im alten Thread rum und zerre ihn wieder an die Oberfläche.

nun ist es mir doch gelungen, ein paar Gespräche zu belauschen:
http://antfish.de/AntVoice/Acro_Food_1.wav
http://antfish.de/AntVoice/Acro_Food_2.wav
http://antfish.de/AntVoice/Acro_Food_3.wav (wohl die beste Aufnahme)
http://antfish.de/AntVoice/Acro_Food_4.wav

Leider bisher nur in unbearbeiteter Form .wav
Versuche aber noch die Quali zu verbessern.


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Necturus
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#13 AW: Stridulation in der Haltung

Beitrag von Necturus » 27. März 2008, 16:46

Zustände wie bei Lidl hier... :twak:
Danke Sahal!



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