NestdekorationDie Nestdekoration von Harpegnathos saltator ist aus vorher genannten Gründen sehr interessant. Es lässt sich kaum erklären warum die Ameisen genau das Nest dekorieren, es können aber einige Spekulationen gemacht werden.
Zunächst lässt sich vermuten, dass die furagierenden Arbeiterinnen Probleme damit haben könnten ihr Nest, besonders wenn sie Beute zurück ins Nest tragen, zu finden. Die Beute wird nämlich stets vor den Augen getragen, weswegen es naheliegend ist, dass sie das Sichtfeld der Tiere beeinträchtigt. Eine auffällige Nestdekoration wäre also bei der Orientierung der Arbeiterinnen hilfreich.
Außerdem könnten während der Monsunzeit die wahrscheinlich schimmelnden und verwesenden Pflanzenreste weit weniger wasserdurchlässig sein, als der Lehmboden in dem die Nester angelegt sind. Dies wäre nur eine der zahlreichen Anpassungen an die Monsunzeit die bei dem Nestbau der Tiere eine zentrale Rolle spielen.
Da Harpegnathos saltator aber wahrscheinlich vorwiegend auf Grasflächen vorkommen ist es auch möglich, dass das angeschleppte Pflanzenmaterial als Tarnung fungiert.
Die Ameisen könnten auch mit der Dekoration potentielle Beute anlocken.
Es ist also nicht möglich, in einem Versuch festzustellen wozu das Nest dekoriert wird, dazu müssten Freilandbeobachtungen gemacht werden.
Es können aber Versuche gemacht werden zu der Dekorationsweise der Ameisen. Diese Dekorationsweise will ich in meinem Versuch etwas genauer untersuchen.
VersuchsaufbauMaterialien & Durchführung
Der Versuch wurde mit einer 40 Arbeiterinnen großen Kolonie Harpegnathos saltator durchgeführt. Die
Gyne ist vorhanden und es sind keine Gamergates in der Kolonie. Erste Alate (nur Gynomorphen) sind schon zur Welt gekommen. Es ist
Brut in allen Stadien vorhanden.
Als Dekorationsmaterial wurden zunächst mit Lebensmittelfarbe eingefärbte Papierstückchen vom Maß 5mmx5mm angeboten, später wurden zerschnittene Blattstücke (keine Blütenstücke) von Nidularium spp., verschiedene vertrocknete und grüne Laubblätter angeboten (Quercus spp., Rubus sectio, Fagus spp. und andere) später wurden auch zerschnittene Blüten, sowie Blütenstiele und Blätter von Galanthus spp. angeboten, sowie Rinde verschiedener Bäume und Blütenstücke einer gelben Narcissus spp. angeboten, sowie Narcissus spp. in Lila, Rot und weiß.
Die Kolonie lebte während des Versuches in einem etwa 20x25cm großem Beobachtungsnest, welches zur Kontrolle der Tiere eine Scheibe an der Oberseite hat, während des Versuches war das Nest verdeckt und wurde nur zu Kontrollzwecken eingesehen. Das Nest wurde aus Ytongstein gemacht.
Das Nest war mit einem etwa 7cm langem Schlauch mit einem Becken (1m lang, 20cm breit, 40cm hoch, Glas und Holz) verbunden, welches 10cm hoch mit rötlich brauner Lehmerde gefüllt war. Zu Versuchsbeginn der Schlauch etwa 3cm unter der Oberfläche in die Erde geleitet, die Ameisen sollten sich ausgraben und den nun neu entstandenen Ausgang dekorieren.
Wie in 3.1 schon bemerkt, ist ein Umzug bei diesen Ameisen höchst unwahrscheinlich, deswegen wurde vorausgesetzt, dass die Kolonie im Nest bleiben würde. Die relative Luftfeuchtigkeit während des Versuches in dem Becken betrug
etwa 80%±10% und die Temperatur schwankte zwischen 20 und 23°C, was für die Tiere angemessen ist. Das Nest wurde warmgehalten, bei etwa 23°C±4°C.
Der Lehmboden war während des Versuches mäßig feucht, um ein Ausschwärmen der Alaten unwahrscheinlicher zu machen, welche, wie unter 3.1 gesagt, bei starken Regenfällen bzw. hoher Bodenfeuchte zum Schwärmen verleitet werden könnten.
Das Becken stand während des Versuches vor dem Fenster, damit Sonnenlicht einfällt, so sollte gewährleistet, dass der Versuch nicht durch künstliches Licht von Leuchtkörpern verfälscht wird.
BeobachtungAm ersten Tag, an dem nur die genormten und gefärbten Papierstücke angeboten wurden, fand keine Dekoration statt, im weiteren Verlauf des Versuches wurden diese Papierstücke weiterhin ignoriert. Am dritten Tag wurden die genannten Laubblätter (trocken/braun und frisch/grün), verschiedenen Blüten und der Rest des naturbelassenen Materials angeboten. Am dritten Tag wurden hauptsächlich die grünen Blätter zum Nest getragen und zuerst unstrukturiert verteilt, vereinzelt nahmen Arbeiterinnen vertrocknete Stücke der Laubblätter an und legten sie zu den grünen Blattstücken.
Um 21Uhr am vierten Tag (es war bereits kein Tageslicht vorhanden) begann ein Tier die Blattstücke räumlich zu trennen. Dabei wurden die braunen/trockenen Blattstücke mittig gelagert, die grünen wurden zur Fensterseite angeordnet. Um 22Uhr wurde die Arbeiterin von einer anderen Arbeiterin abgelöst, die nun das Umsortieren weiterführte.
Am morgen (um 12Uhr) des fünften Tages war das komplette grüne Laub unter das trockene geschichtet worden. Gegen 15Uhr begannen einzelne Arbeiterinnen gezielt aus dem Nest zu kommen um das Nest zu dekorieren, angebotene Futtertiere wurden dabei ignoriert! Es wurden nun erstmals Stücke von Papier angenommen, welche bogenförmig am Eingang angelagert wurden, es wurde allerdings nur das ungefärbte weiße Papier genommen, welches auch Ausgangsstoff für die restlichen Papierproben war. Es wurden auch Blütenstücke von den Narcissus spp. und auf einem Haufen auf Fensterseite angeordnet. Im späteren Tagesverlauf wurden auch einige Stücke Rinde in das Nest getragen und den
Larven bei der Verpuppung angelegt. Die gezielt Material tragenden Arbeiterinnen zeigten bei der Auswahl des Materials ein neues Verhalten, das Material wurde nun äußerst intensiv mit den Fühlern untersucht.
Die Arbeiterinnen zeigen ein bemerkenswertes Verhalten am Nesteingang: werden sie durch Außenfaktoren erschrocken, so springen sie schnell unter trockene Laubstücke und verharren so bewegungslos.
Am sechsten Tag gegen 14Uhr wurde der Nesteingang stark verkleinert indem grüne Papierstücke in den Eingangstunnel gezogen wurden und teilweise darüber gelegt wurden. Sämtliche Blütenstücke wurden mit trockenen Laubblättern überdeckt.
Es zeigte sich erster Schimmel, welcher von den Tieren nicht beachtet wurde.
Da der Lehmboden im Beobachtungsbecken trocken wurde und anfing an einigen Stellen trocken und staubig zu werden wurde erstmalig der Lehmboden bewässert.
Am Morgen des siebten Tages wurde der Nesteingang mit Pflanzenmaterial verschlossen und blieb vier Tage verschlossen. Es schien nicht als würden Versuche unternommen werden das Nest wieder zu öffnen, Anordnung des Pflanzenmaterials blieb gleich.
Da kein Fressen mehr im Nest vorhanden war und das Wohlergehen der Tiere so unter Gefahr stand musste das Experiment an dieser Stelle abgebrochen werden.
Während des ganzen Experimentes wurden nur drei Rindenstücke in das Nest eingetragen, keine Laubblätter etc.
Während des ganzen Versuches wurden Materialstücke in verschiedensten Größen verbaut, teilweise hatten die Arbeiterinnen wegen der Größe erhebliche Probleme diese zu tragen. Am Ende war auf einer Grundschicht aus überwiegend grünen Laubblättern verschiedenster Pflanzen ein Ring aus vertrocknetem Laub und wiederum darauf ein Ring aus weißem Papier zu erkennen.
AuswertungAus dem Fakt, dass die gefärbten und genormten Papierstücke nicht angenommen wurden, hingegen das ungefärbte weiße Papier, lässt sich ableiten, dass eines Kriterien der Tiere wohl der Geruch bzw. die Beschaffenheit ist, die Farben dieser gefärbten Papierstücke unterschieden sich kaum von den der naturbelassenen Materialien.
Da die benutzten Materialien räumlich aufgeteilt waren lässt sich sagen, dass die Tiere wahrscheinlich Vorzüge in der Farbwahl haben, bzw. einige Farben gezielt ordnen. So wurden braune Materialien auf Grüne gelegt; Gelbe Blütenstücke wurden stets vom weißen Papier getrennt. Außerdem wurden bis auf die Gelben Narcissus spp. Stückchen alle anderen Stücke dieses Materials ignoriert.
Es lässt sich also eindeutig sagen, dass die Arbeiterinnen ihre Materialwahl von der Farbe aber auch von der sonstigen Beschaffenheit der Materialien abhängig machen, allerdings scheint die Farbe ein sehr wichtiger Faktor zu sein.
Das war meine Facharbeit "Verhaltensbeobachtungen an der exotischen Ameisenart Harpegnathos saltator", ich hoffe sie hat euch gefallen.Alle Bilder wurden selber gemacht, alle Messungen wie Mandibellänge etc wurden selber gemacht oder sind mit Fußnoten markiert. Die Messungen wurden entweder an lebenden oder an frisch toten Ameisen vorgenommen, eine Verfälschung der Messungen durch Vertrocknung ist also ausgeschlossen.
Weiter zur HaltungEinige Zeit her habe ich von zwei zusammengewachsenen
Puppen berichtet. Es ist leider kein Einzelfall geblieben.
Die Ameisen legen öfters mehrere
Larven zur Verpuppung auf einen Haufen Puppenreste. Da die
Larven sehr wenig Platz haben neigen sie dazu sich leicht zu verkleben.
Die Arbeiterinnen versuchen dann oft die verklebten
Larven zu trennen, schaffen es nur nicht immer.
Im Extremfall verkleben sich drei
Puppen, vielleicht auch mehr.
Es wurden während der Versuche für meine Facharbeit auch große Rindenstücke zwischen die
Larven gelegt, meiner Meinung nach um sie eben daran zu hindern sich aneindner zu verpuppen.
Zu Zeiten des Fotos hat sich leider keine Lave verpuppt. Außer diesen schweren Rindenstücken wurden übrigens keine anderen Materialien ins Nest getragen. Auch kein Sand als Verpuppungsmaterial, was ich erwartet habe.
Es kommen übrigens endlich mehr Geschlechtstiere als Arbeiterinnen zur Welt. Die Jungköniginnen schwärmen zum Glück auch noch nicht, denn ich habe keinerlei Männchen, was mich etwas stört. Ich habe auch versucht von anderen Haltern Männchen zu erhalten, aber vergebens. Zumal es scheint, dass keine anderen Halter mehr vorhanden sind? Sollte jemand aber Männchen von Harpegnathos saltator haben, kann er sich gerne melden.