Freiland Fütterung Protokoll

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hormigas
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#1 Freiland Fütterung Protokoll

Beitrag von hormigas » 18. Mai 2013, 18:09

Freiland Fütterung´s Protokoll

Leider kann ich euch keine eigenen Bilder anbieten. Fotoapparat kaputt - Mist.

Ich konnte einen Tag, in einem kleinen Häuschen am Stadtrand von Berlin-
nichts tun :)
Es gab einen ziemlich naturbelassenen Garten.
Natürlich sah ich verschiedenste Ameisenarten. Doch im Garten eigentlich nur zwei.
Dann dachte ich mir Honig anzubieten. Also wurde ein Stein mit Honig in ein Gemüsebeet
gestellt. Das Gemüsebeet war ein Bretterrahmen (1x1Meter) mit 25 cm Erde gefüllt.
Darin wächst ein Basilikum und ein Schnittlauch.
Bild

Die erste Ameise die den Honig fand war Schwarz, max. 4mm groß.
Gräulicher Gaster. Wenn man von hinten auf die Gaster guckte war, glänzte sie schwarz.Eher gedrungener Körperbau.
Zuerst dachte ich, es ist eine
Formica fusca. Ich selbst halte diese Art, doch beim längeren Betrachten war sie
zu gedrungen und nach dem messen auch zu klein. Es musste fast eine
Lasius niger sein oder zumindest Lasius sp.
Ich hatte natürlich keine Lupe dabei, Deshalb bin ich mir nicht 100% sicher.


18:30 Uhr, Honig wird angeboten.
18:35 Uhr, Die erste Ln (Lasius sp.) beim Honigtrinken

10 Sekunden später kommt eine zweite Arrbeiterin und erschreckt die erste so,
dass diese einen Sprung in den Honig macht. Nach einer Minute war klar, alleine kommt
sie nicht mehr raus - also Rettung. Der Honig wurde verdünnt. Es ist erstaunlich wie viele andere Insekten da herumkrabbeln.

18:52 6 Ln
19:00 10 Ln ... es wurde eine zweite Honigstelle angeboten

Ich bot einen zweiten Stein mit Honig an. Links unten mit einer Entfernung von 30 cm
vom Gemüsebeet. An der Stelle sah ich eine andere Ameisenart.
Rotbräunliche Färbung. ca. 5mm groß, elegant langgezogene Thorax, mit Sicherheit
eine Myrmica rubra. Die habe ich schon oft auf Bildern gesehen.
Ein wunderschönes Fahrgestell :)

19:18 16 Ln auf dem ersten Stein und 1 Ln auf dem zweiten Stein.

Also hat die As doch noch die zweite Honigstelle zuerst entdeckt. Doch...

19:20 1.Stein 16 As 2.Stein 1 Ln und 1Mr (Myrmica rubra) und 19:22 2Mr

Auf dem zweiten Honigstein saßen 2Mr und 1As. Als die As den Futterplatz verlies
stolperte sie über eine Mr und wurde kurz aber erfolgreich vertrieben. Nur ein kleiner
Zwicker. Und ich habe keine As mehr auf dem zweiten Futterstein gesehen.

19:27 1.Stein 18 Ln 2.Stein 2 Mr
19:34 1.Stein 22 Ln
19:38 1.Stein 35 Ln 2.Stein 3 Mr
19:40 1.Stein 40 Ln 2.Stein 4 Mr
19:45 1.Stein 46 Ln 2.Stein 5 Mr
19:51 1.Stein 50 Ln 2.Stein 10 Mr



An der Honigstelle „1.Stein“ wurde der Platz eng. Kam eine neue Arbeiterin dazu,
arbeitete sie sich von einer Gaster zur Nächsten, bis sie einen Freien Trinkplatz fand.
An der Honigstelle „2.Stein“ kletterten die Mr über ihre Schwestern um an den Honig
zu gelangen, egal ob anderswo noch Platz war. Die Ameisen von 1.Stein fangen nun damit an.

20:09 1.Stein 80 Ln 2.Stein 20 Mr
20:14 1.Stein 90 Ln 2.Stein 24 Mr
20:28 1.Stein +90Ln 2.Stein 35 Mr


Mittlerweile führt eine dicke Ameisenstraße von 1.Stein durch das Gemüsebeet,
direkt zum Lasius sp. Nest. Der Nesteingang ist eine Spalte die zwischen oberen Rahmenbrett
und Erdaufschüttung entstanden ist. Der Nesteingang ist 80 cm von der Futterstelle
entfernt. Eine Mr die dem Nest zu nahe kam wurde kurz attackiert worauf sie sofort
kehrt machte. Ich glaube die beiden Kolonien kennen sich schon länger :)

Der Nesteingang der Myrmica rubra Kolonie liegt links an der unteren Kante des vorderen Brettes.
Er ist 28 cm von 1.Stein (ohne Höhenunterschied) und 37 cm von 2.Stein entfernt.
Das Gemüsebeet wird eindeutig von den Lasius sp. Ameisen beherrscht.
Die Myrmica rubra furagieren eher links außerhalb vom Beet.

Dann wurde es dunkel.

Ich hoffe ihr findet meinen Bericht nicht total sinnlos, was er ja wohl auch ist.
Aber diese Momente waren einfach total spannend, und ich werde bald zurückkehren
und vielleicht eine weitere Kolonie in unmittelbarer Nähe der zwei Nester finden.

1.Frage: Kann man anhand der Anzahl der Honigtrinkenden Ameisen die Koloniengröße
bestimmen?
2.Frage: Wo bekommen Ameisen in der Natur, um diese Jahreszeit, ihren Honig her.
Gibt es schon Blattläuse?
3.Frage: Ich komme mit dem Buch „Ameisen Mitteleuropas“ (Seifert) nicht zurecht.
Anhand der Bilder kann ich die gesuchte Ameise nicht erkennen, und es steht bei den
Bildern keine Größenangabe. Gibt es da eine Alternative mit guten Bildern?

Danke fürs Lesen - viel Spaß noch...
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arriba hormigas :)

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#2 AW: Freiland Fütterung Protokoll

Beitrag von NnUuMmBbEeRr » 19. Mai 2013, 12:05

Hallo!

Ich kann leider nur eine deiner Fragen beantworten: Ja, ich habe in meinem Garten schon vor einer Woche gesehen, dass Lasius sp. Blattläuse gemolken hat. Blattläuse sind bei uns vor allem auf Brenneseln zu finden. Kannst ja mal gucken.
Und mir ist zum ersten Mal aufgefallen, dass Lasius sp. bei uns total scharf auf Löwenzahnblüten ist. Auf jeder einzigen Blüte sind durchschnittlich 10 Arbeiterinnen. Und bald wird es wohl auch wieder Rosenknospen geben, da lecken die Lasius sp. auch gerne dran.
Jetzt weißt du, wo die Ameisen in meinem Garten ihren Nektar/Honigtau her kriegen.

LG NnUuMmBbEeRr! :)



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hormigas
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#3 AW: Freiland Fütterung Protokoll

Beitrag von hormigas » 19. Mai 2013, 17:49

Ja sehr schön. Da werde ich beim nächsten mal suchen!
Danke für die Antwort :)


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DermitderMeise
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#4 AW: Freiland Fütterung Protokoll

Beitrag von DermitderMeise » 23. Mai 2013, 20:06

hormigas hat geschrieben:Eine Mr die dem Nest zu nahe kam wurde kurz attackiert worauf sie sofort
kehrt machte. Ich glaube die beiden Kolonien kennen sich schon länger :)

Das kann sehr gut sein - s. Dominanzhierarchie (kennst du evtl. schon, ist aber sicherlich auch für andere interessant).

Ich hoffe ihr findet meinen Bericht nicht total sinnlos, was er ja wohl auch ist.

Dein Bericht ist eine 1a-Naturbeobachtung! Warum sollte so etwas sinnlos sein? Wie man im Anschluss sieht, entstehen daraus interessante Fragen, also kann der Bericht nicht sinnlos sein. :)

1.Frage: Kann man anhand der Anzahl der Honigtrinkenden Ameisen die Koloniengröße
bestimmen?

Jein, also nicht genau. Kolonien die gleichzeitig 90+ Arbeiterinnen aufbringen dürften aber gehörig groß sein.

2.Frage: Wo bekommen Ameisen in der Natur, um diese Jahreszeit, ihren Honig her.
Gibt es schon Blattläuse?

Ja. Dann gibt's auch noch Rindenläuse, die kann man in Zusammenhang mit Lasius fuliginosus gut beobachten - jedenfalls wenn man das Glück hat dass sie auch den unteren Stamm besiedeln.

3.Frage: Ich komme mit dem Buch „Ameisen Mitteleuropas“ (Seifert) nicht zurecht.
Anhand der Bilder kann ich die gesuchte Ameise nicht erkennen, und es steht bei den
Bildern keine Größenangabe. Gibt es da eine Alternative mit guten Bildern?

Nicht wirklich, nein. Die Bestimmung nach Bildern ist bei vielen Arten nicht möglich oder nicht verlässlich, daher sparen sich das Taxonomen meistens gleich. In so einem Fall muss man sich dann oft genug mit der Gattung zufrieden geben.
zu mehr Bildern guckst du: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Ameisen_im_Internet#Bilder_von_Ameisen
Besonders http://www.ameisen-net.de/ hat hervorragende Bilder von einigen mitteleuropäischen Arten.



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Antkönig
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#5 AW: Freiland Fütterung Protokoll

Beitrag von Antkönig » 31. Mai 2013, 18:34

Nach Erlaubnis von Hormigas darf ich nun auch meine Beobachtungen posten.;)
@Hormigas dein Bericht ist ganz und gar nicht sinnlos ich finde dies ist eine super Idee für einen längerfristigen Thread.

Kommen wir zu meinem Beobachtungen. Bei mir handelt es sich auch um eine in einem Baumstamm lebende Kolonie (Lasius sp.). Ich bot genauch so wie Hormigas auch Honig an (es wahr eigentlich echter kanadischer Ahornsirup, echt teuer;)). Ein paar Infos zum Baumstamm:
Er ist etwa 3 Meter lang und wurde vor ungefähr 7 jahren gefällt und lag lange in einem Gebüsch rum. Nun nutzen wir ihn als Sitzbank für Lagerfeuer abende. Bei einen dieser legendären Abende fiel mir ein Stück Wurst herunter und bemerkte das dort rege Interesse vorhanden war.
Zurück in die Gegenwart:
Insgesamt wurden drei Tropfen angeboten und eine tote Mücke (der dritte Tropfen kam erst später). Da das Nest nicht so groß war wie das von Hormigas, sind verständlich weniger am Sirup.;) Ich mache es wie Hormigas mit den Uhrzeiten:

17:02 Uhr Siruptropfen wurde entdeckt (1)<-Anzahl Arbeiterinnen (Bild1-2)
17:44 Uhr Es werden mehr (8) (Bild3-4)
17:48 Uhr Ich bot ihnen einen neuen Tropfen an (0)(Bild5)
Bild 6 gesamt Übersicht
18:09 Uhr Mücke wird angeboten (20) (Bild7)
18:13 Uhr Mücke wird entdeckt (18) (Bild8)
18:16 Uhr Mücke am Nest angelangt (20) (Bild9)
19:14 Uhr hier nocheinmal drei Bilder als es angefangen hat zu regnen :( Ich hätte gerne weiterberichtet (Bild 10 (11,12<-nächster Beitrag)).
Mein Bericht ist nicht so ausführlich wie der von Hormigas, aber ich hoffe ich habe positiv zu diesem, wie ich finde tollem Thema, beigetragen.
Seperat habe ich zu einer Honig-Wassermischung den selben Test gemacht, es entstand keine Aktivität. Ich konnte das selbe verhalten auch bei meinen Lasius niger sehen. Kein Interesse an Honig, riesig Interesse am Sirup.

LG Antkönig:D
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LG Antkönig :)

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Antkönig
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#6 AW: Freiland Fütterung Protokoll

Beitrag von Antkönig » 31. Mai 2013, 18:37

Hier die restlichen drei Bilder. Das letzte zeigt den besagten Baumstamm:
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LG Antkönig :)

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Aaron
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#7 AW: Freiland Fütterung Protokoll

Beitrag von Aaron » 4. Juni 2013, 22:17

Guten Abend,

auch wenn hormigas Fragen ja schon beantwortet wurden, möchte ich mich noch kurz zum Thema Freilandbeobachtung allgemein äußern. Meines Erachtens ist dies gerade für Anfänger (wie beispielsweise mich :D ) sehr lohnenswert. Man kann diese spannenden Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten und zunächst schauen, ob die Faszination für sie auch über einen kurzen Impuls hinaus erhalten bleibt. In meinem Garten habe ich nun schon seit längerer Zeit eine Lasius cf. niger Kolonie im Blick und schaue fast täglich nach neuen Aktivitäten. Besonders spannend wird es dann natürlich immer bei der Fütterung. Zumeist biete ich verdünntes Ahornsirup an, welches sehr gut angenommen wird, sodass schon nach kurzer Zeit um die Stelle dichtes Gedränge entsteht. Toll ist es auch zu sehen, wenn kleinere Insekten fortgetragen werden. Durch diese andauernde Beobachtung hat sich mein anfänglicher Wunsch, Ameisen zu halten, gefestigt und inzwischen bin ich mir sicher, dass ich dieses Hobby auch über einen längeren Zeitraum mit Freude ausüben werde :yellowhopp:. An alle interessierten Einsteiger kann ich also nur die Empfehlung geben, auch einmal vor der Tür nach geeigneten ,,Beobachtungsobjekten" Ausschau zu halten.

Mit freundlichen Grüßen
Aaron
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#8 AW: Freiland Fütterung Protokoll

Beitrag von hormigas » 5. Juni 2013, 12:29

...Dem kann ich mich nur Anschließen!
Eure Bilder sind auch richtig toll geworden!
Ich persönlich finde spannend durch diese Beobachtungen den Standort
des Nestes ausfindig zu machen. Und die Erkenntnis, dass Ameisen keineswegs
Jagt auf andere Insekten machen. (Ausnahmen bestätigen die Regel :) ).
Vielmehr das Zusammenleben verschiedenster Insekten auf wenigen Quadratzentimetern zu Beobachten ist der Hammer!
Mann bekommt auch ein Gefühl dafür welche Arten am häufigsten vorkommen.
Und irgendwann - später - wird es auch mit der Bestimmung klappen!
Ich selbst komme gut damit zurecht, ein Anfänger zu sein :)
Danke für die Beiträge!

LG


arriba hormigas :)

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