Hola,
durchaus gibt es Exoten, die einfach zu halten sind... keine Frage!
Eine fehlende
Winterruhe muss nicht zwangsläufig Hitze und Feuchte bedeuten, sondern nur einen fehlenden Winter bzw Winter mit stark gemäßigten Temperaturen. Andere "Exoten" sind wieder so anpassungsfähig, dass sie keine extra Heizung benötigen.
Und wenn wir schon das Thema Infektionsrisiko ausschlachten: schreibt doch bitte bei diesen Diskussionen nicht Exoten, sondern NICHTEINHEIMISCHE! Südeuropäer samt Parasitenfracht bilden wohl ein ebenso großes wenn nicht größeres Risiko!!
Milzen, Pilbe, Springdingse und andere Immigranten?
In einem Formikar herrschen vollkommen andere Bedingungen, die mit der Natur nicht zu vergleichen sind, natürliche Abwehrverhalten gegen Parasiten und ähnliche Freuden des Ameisenlebens können vollkommen versagen oder gegenteilige Wirkung haben!
Springpilze und Schwanzmilben werden wohl jede (Ameisen)Art in einem Formikar an den Rand des Wahnsinns treiben... zumindest aber den Halter.
Monsum + Erde = Schlammschlacht; klingt logisch.
Starkregen + Ameise = ersoffenes Insekt; klingt ungesund.
Und da Ameisen auch nicht Angeln gehen, finden sie generell auch wenig Nahrung während einer Regenphase.
Daraus folgert die Formel:
(Starkregen + Hunger + ersoffene, vorbeitreibende Schwestern) * Evolution = Zuhause bleiben!
Aber das Klima in der Haltung ist doch nicht einmal die halbe Miete und stellt wohl die geringsten aller Probleme!
Ameisen sind mit keinen anderen Haustieren zu vergleichen, und selbst Erfahrungen mit anderen Insekten sind nur zu einem geringen Teil hilfreich.
Gerade die straffe Organisation eines Volkes macht Ameisen zu "gefährlichen" Haustieren. Eine Horde Stabschrecken im Zaum zu halten ist keine Kunst. Ein "Ausbruch" beschränkt sich dann mal auf ein Tier (oder der Halter ist ein Vollpfosten...)
Ameisen jedoch agieren anders! Finden sie ein Schlupfloch im Becken, kann und wird es schnell zu einem Massenausbruch kommen, wenn nicht gleich die ganze Kolonie umzieht und auf nimmer Wiedersehen in der Wohnung verschwunden ist.
Keiner kann wohl dieses Risiko vollkommen ausschließen... und jetzt stellt sich die Frage: ist es besser, wenn eine Einheimische ausbricht, oder ein Alien?
1 entkommenes Volk ist kein Beinbruch?
Ne, aber kann ein ökologischer Genickbruch sein.
Neben dem Risiko durch Parasitenfracht bleibt noch die Einnistung in unser Ökosystem.
Bei keiner Art ist bisher die aktive Vermeidung von Inzucht nachgewiesen worden! Im Gegenteil werden mehr und mehr Berichte gerade von Haltern bekannt, bei denen sich Völker durch Inzucht vermehrt oder höchstwahrscheinlich vermehrt haben!
Es ist einige Erfahrung notwendig, um Ameisen am Ausbruch zu hindern. Weder Wassergraben noch PTFE oder ein Deckel stellen automatisch eine 100%ige Sicherheit dar. Routine und ein gutes Auge sind hilfreich, und das erfordert eben etwas "Erfahrung".
Wer möchte behaupten, dass er die PTFE-Sperre gleich zu 100pro hinbekommen hat, und diese auch gleich dauerhaft funktionierte? Wer hat nicht schon den Deckel abgenommen, und plötzlich ist unbemerkt ein Pulk Emigranten leise kichernd vorbeigezogen?
Du möchtest mit einer
Camponotus sp. anfangen?
Volltreffer... kommt ja gleich nach
Pheidole sp. Bitte halte Dir vor Augen:
sp. bedeutet, dass diese Art nicht bestimmt ist und das es sich bei diesem Angebot durchaus um verschiedene, sehr ähnliche Arten handeln kann.
Desweiteren ist über die angebotene Ameisenart nichts oder nur sehr wenig bekannt (alleine schon da man nicht weiß, um wen es sich denn nun handelt)!
Du holst Dir also eine nicht bestimmte Art mit unbekannten Ansprüchen und
Fähigkeiten ins Haus, die aus einer sehr flexiblen und anpassungsfähigen
Gattung stammt mit u.a. Holzzerstörern und Invasoren.
Sicher ist der Preis verlockend... aber der sollte für Dich nicht entscheidend sein!
So, und nun genug Finger erhoben... ich denke die Risiken sind hier und in den vorangegangenen Post deutlich geworden.
Du bist auf dieses Hobby gestoßen und vollkommen heiß auf Deine neuen Haustiere... lieber heute als morgen anfangen
Fast alle Einheimischen fallen im Moment leider flach, da diese schnorchelnd im Kühler so aufregend wie ein Stuhlbein sind!
Wenn es groß und auffallend sein soll, könntest Du Dir ein Volk
Camponotus ligniperda anschaffen... die halten jetzt zwar auch eine
Winterruhe ein, sind jedoch (zumindest für 1 Jahr) bei Zimmer-Temperatur zu überwintern und zeigen etwas Aktivität.
Beste Alternative: warte noch 3 Monate und schaffe Dir dann doch eine einheimische Art an.
Zumindest bei 1- und 2jährigen
Lasius niger habe ich schon oft genug die
Winterruhe bereits Mitte Februar beendet.
(Nur dann entsprechend früher in die folgende Saison beenden!)
In dieser Zeit kannst Du das Forum nach Herzenslust mit Fragen penetrieren, das
AWiki lesen und ein perfektes Formikarium planen und bauen! Sei Dir sicher, Du wirst alleine zu diesem Thema noch tausend Fragen haben und Dein erstes Formi zig mal umbauen (müssen).
Ansonsten solltest Du Dir die Anschaffung einer Art sehr gut überlegen!
Wählst Du falsch und überforderst Dich, kannst Du Dir mächtig ins Knie dingsen.
Halte Dich vor allem an Arten, über die es viele
längere Haltungsberichte gibt. Lese Dir die Berichte und Diskussionen in Ruhe durch und achte vor allem auf angedeutete oder beschriebene Probleme... nur zu gerne sagt man so für sich: "och, det ist kein Thema, mach ich doch mit Links." Kannst Du gerne mit Links machen, aber sei Dir sicher, dass die kleinen Biester dann Rechts ausbüxen und im vorbeiflitzen die Linke anpinkeln
Weiterhin: viele Arten klingen ach so interessant, haben so obergeile Verhalten, quergenippelte
Mandibeln in Lila oder was weiß ich.
Aus Erfahrung: im Grunde sind alles nur Ameisen und unterscheiden sich letztendlich nur gering.
Entscheiden sollte nur sein, dass Du die Art beherrschen kannst... und nicht die Art Dich beherrscht!
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!