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Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Themen über andere Insekten und Spinnentiere.
Gilthanaz
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#1 Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Beitrag von Gilthanaz » 9. Dezember 2011, 13:03

Liebe Spezialisten für die Familie Vespidae/Vespinae!

Wir heizen mit Scheitholz, das aus der direkten Umgebung kommt, und auf Paletten geliefert wird. Dadurch kommt man natürlich auch in Kontakt mit einigen Insekten, die im Holz nisten, oder sich die Paletten für die Winterruhe aussuchen.

Es kommt nun ein bis zwei mal im Jahr vor, das sich aus der Holzkiste in der Nähe des Ofens, eine Wespe hervortraut; Anscheinend durch die Wärme aktiviert und doch recht "verwirrt" krabbeln die Tiere dann herum. Obwohl Wespen nicht meine besten Freunde sind (Aua), habe ich mir das letzte Tier genauer angesehen, und glaube darin eine Gyne zu erkennen. Die Gaster ist jedenfalls merklich wuchtiger.

Fragen:
1. Überwintern Wespengynen vor der Gründung? Nur so könnte ich mir erklären, warum jedes Jahr welche im Heizholz sitzen würden...

2. Wie mit den Tieren umgehen? Ab in eine Art Überwinterungshilfe und im Frühjahr fliegen lassen?

3. Halten die Tiere die massive Störung der Winterruhe aus? Neben dem Ofen hat es oft 30°C+. Nachdem sie erwacht sind, scheinen sie zwar schnell sehr beweglich, aber reagieren kaum auf Berührung oder Bewegung, und schon gar nicht aggressiv.

Wenn es hilft, würde ich mir etwas basteln, in dem ich die gestörten Schläfer unterbringen und überwintern kann; Sehr ungern "entsorge" ich die Tiere sonst nach draußen, wo sie aber vermutlich erfrieren, bevor sie eine neue Schlafmöglichkeit gefunden haben :(

Auch als Futtertiere für meine Ameisen sehe ich keine Verwendung, da ich kein Lebendfutter anbiete, schon gar keine Gynen von anderen staatenbildenden Insekten...

lg,
- Gilthanaz



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Boro
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#2 AW: Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Beitrag von Boro » 9. Dezember 2011, 14:00

Hallo Gilthananz!
Im Gegensatz zu den Polestinae (Feldwespen) verfallen die Echten Wespen-Königinnen in vollkommene Winterstarre. Sie sind in diesem Zustand praktisch bewegungslos und wehrlos. Sie nehmen dabei die Stellung einer Puppe ein.
Bei hohen Temperaturen können sie "aufwachen" und werden dann aktiv.
Man sollte die Tiere in dieser Situation unbedingt retten, d. h. sofort in die Kälte bringen, eventuell lose mit einem Tuch einschlagen und an einem trockenen, sicheren u. störungsfreien Platz die Winterruhe durchstehen lassen. Man muss aufpassen, in diesem Zustand können Vögel (Meisen!!) od. Mäuse die Gyne fressen!
Wenn man die schönen Insekten weiter beobachten will, könnte man sie auch in eine Zündholzschachtel legen, wiederum der Kälte aussetzen und dann im März bei entsprechenden Temp. in die Wärme bringen und den "Aufwachprozess" studieren. Bei etwa 15° fliegen sie aus! Mitte/Ende März sind sie dann fit für die Nahrungssuche. Man darf sie nur nicht in irgendeiner Schachtel vergessen.....
L.G.Boro

P.S.: An (auch vor der Witterung) geschützten Orten halten sie die normalen Wintertemperaturen aus!
Kleine Vorschau: 2008 fand ich diese Gyne Anf. April im Garten u. habe ihr gleich auf einem Löffel Honig angeboten:Bild



Gilthanaz
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#3 AW: Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Beitrag von Gilthanaz » 21. Dezember 2011, 11:56

Lieber Boro!

Danke für die Informationen. Inzwischen sind zwei weitere aus dem Holz gekrabbelt, bzw. konnte ich eine durch erhöhte Aufmerksamkeit gleich in ein RG verfrachten, bevor sie ungut aus der Winterruhe gerissen wurde.

Die RGs (mit Wassertank und Watteverschluss, waren eigentlich für Ameisen vorbereitet) liegen jetzt im Außenkeller. Ob es tatsächlich Gynen sind, kann ich nicht sagen - werde versuchen demnächst einige Fotos zu bringen. Könnten sich auch Arbeiterinnen bei einem Temperatursturz im Holz verkrochen haben, oder ist das eher Unwahrscheinlich?

Unter der Annahme, das es sich bei allen Tieren um Gynen handelt - wie gehe ich im Frühjahr mit den Tieren um, als da wären:

* Zu welchem Zeitpunkt sollte man die Tiere in die Freiheit entlassen (Oben entnehme ich, das es mitte/ende März bei 15°C+ sein sollte - was, wenn die Zeit stimmt, die Temperatur aber nicht? Warten?)

* Wo sollte man die Tiere in die Freiheit entlassen - bauen sie dann recht Ortsnah oder fliegen noch um einen Neststandort zu finden? Wegen Kindern etc. wären viele Wespennester in unmittelbarer Nähe eher suboptimal, und ich selbst vertrage Wespenstiche auch sehr schlecht

* Sollten die Gynen in Abstand ausgesetzt werden, zeitlich wie auch räumlich, um Kämpfe um die selben Nistplätze zu minimieren?

lg,
- Gilthanaz



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Boro
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#4 AW: Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Beitrag von Boro » 21. Dezember 2011, 18:35

Das wichtigste ist, dass die Gynen möglichst "natürlich" eingewintert werden. Ich weiß nicht, ob Reagenzgläser da optimal sind, zumal der Luftaustausch fast unmöglich ist. Ich hab einmal solche Tiere in kleine Schachteln gelegt, ganz lose mit einem alten Tuch eingewickelt und in einem Schuppen so deponiert, dass keine Mäuse dazukommen. Die normale Kälte wird ohne weiteres vertragen, nur sollte kein Niederschlag dazukommen. Die im Winter meist recht hohe Luftfeuchtigkeit reicht aus.
Wenn man die Tiere in einen Behälter gibt, besteht die Gefahr, dass man dann im Frühjahr einfach vergisst.
Das "Aufwachen" der starren Insekten geschieht langsam, bei höheren Durchschnittstemperaturen und ausbleibenden Nachtfrösten. Das hängt eben vor allem von der unterschiedlichen Witterung ab. Theoretisch kann man die Aktivitätsphase auch selbst (nicht vor Mitte März) einleiten, wenn man die Tierchen langsam an höhere Temperaturen gewöhnt.
Besonders interessant ist ja die "embryonale" Haltung, die einer Puppe vor dem Schlüpfen entspricht. Mir ist nicht bekannt, dass dies bei den verwandten Ameisen vorkommt, dort gibts bestenfalls eine Wintertraube od. einfach eine Zusammenballung der Tiere. Wichtig ist da der Schutz der Königin allgemein und besonders vor dem Austrocknen. Sonst sitzen die Ameisen einfach "irgendwo" herum.
Die Unterscheidung - ob Gyne od. Arbeiterin - ist nicht schwer: An sich ist der Größenunterschied doch beachtlich, hinzu kommt, dass eine Arbeiterin nicht überwintern kann und sich vor dem Sterben wohl oft verkriecht, aber dabei eben nicht die oben beschriebene "embryonale" Haltung einnimmt. Außerdem zeigen sich in diesen Fällen bald Verfallserscheinungen, z. B. ein Schrumpfen der Gaster, zerschlissene Flügel etc.
Dass die Wespenkönigin im Frühjahr ausgerechnet in deiner unmittelbaren Nähe ein Nest gründet, ist sehr unwahrscheinlich, auch deshalb, weil die Erfolgsquote bei den Nestgründungen erstaunlich gering ist.
Falls du ein Foto hast würde mich das interessieren. Es gibt ja auch ganz seltene und sehr friedliche Wespenvölker, z. B. jene der Langkopfwespe Dolichovespula media, eine wunderschöne und friedliche Art, die kaum jemand gesehen hat od. bei den Kurzkopfwespen Paravespula rufa.
L.G.Boro



Gilthanaz
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#5 AW: Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Beitrag von Gilthanaz » 18. Januar 2012, 16:12

Lieber Boro!

Ich werde die Gynen - es werden immer mehr! - demnächst wohl in ein Holzkästchen (mit Unterteilungen) umsiedeln, da anscheinend eine den Aufenthalt im RG nicht überlebt hat. Ob das RG der Grund ist, kann ich nicht sagen - aber eben auch nicht ausschließen, deshalb werde ich, wie von Dir vorgeschlagen, eine "natürlichere" Art der Winterruhe anbieten (obwohl es den anderen Bewohnerinnen der RGs recht gut zu gehen scheint).

Ich habe diese Bestimmungshilfe* für Wespen gefunden. Beim nächsten Besuch im Außenkeller packe ich mir eine Lupe ein, sofern sich vorher nicht mein Freund mit der Canon 600D für einige Makroaufnahmen einfindet (die ich sowieso noch machen will - wann halten Wespen sonst so brav still!), und werde mich dann in der Wespenbestimmung üben. Drei sehen übrigens sehr Deinem Bild weiter oben ähnlich, und bei der vierten Wespe bin ich mir nicht mal sicher, ob es eine Gyne ist. Die Gaster ist viel schlanker, das Tier an sich sehr zierlich gebaut, und die Gasterzeichnung ist komplett anders...

Eine interessante Beobachtung habe ich aber gemacht. Du schreibst, Zitat: "Im Gegensatz zu den Polestinae (Feldwespen) verfallen die Echten Wespen-Königinnen in vollkommene Winterstarre. Sie sind in diesem Zustand praktisch bewegungslos und wehrlos." - Zitat Ende.

Bei zwei Tieren musste ich ein RG holen gehen, als sie aus dem Holz fielen (inzwischen schüttle ich das Holz draußen aus, damit ich den Tieren keinen Wärmeschock verpasse). Ich habe sie auf ein Stück Rinde etwas abseits gelegt, und als ich keine drei Minuten später wieder da war, war die Gyne verschwunden. Natürlich nicht wirklich - aber sie war unter die Rinde geklettert! Und das ohne Temperaturänderung. An diesem Tag hatte es draußen etwa 2°C. Ich habe das ganze nun bei zwei weiteren Tieren reproduzieren können: Nachdem das Tier (ohne es mit der warmen Hand zu berühren) auf eine Unterlage gelegt wird und im Tageslicht liegt, dauert es keine 30 Sekunden bevor sich Aktivität einstellt, und das Tier - etwas träge - unter das Trägermaterial (Papier, Rinde) krabbelt. Dort wird sich sogleich wieder eingerollt und weiter geschlafen. Also entweder sind es alle keine "echten Wespen", oder die Winterstarre ist nicht so vollkommen wie angenommen. Klarheit bringt vermutlich nur die Bestimmung der Tiere :)

lg,
- G

*Quelle: Wespenschutz.com



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#6 AW: Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Beitrag von erix » 18. Januar 2012, 17:18

Hallo Gilthanaz

Da eine erstarrte Wespenkönigin am Tageslicht von Vögeln oder Spitzmäusen rasch gefunden und gefressen würde, vermute ich, dass es eine Art Notfall-Bewegungs-Modus gibt um bei Verlust der Deckung oder bei Wassereinbruch usw. die Überlebenschance zu erhöhen. Normalerweise dauert das "Aufwachen" viel zu lange, da ja zuerst der Stoffwechsel in Gang kommen muss.

Vielleicht verbrennen die Tiere den als Frostschutz in der Muskulatur vorhandenen Zucker. Ich glaube deshalb, dass bei Insekten Störungen in der Winterruhe immer mehr oder wenig schädlich sind. Der Vorgang zeigt auch, dass die Sinnesorgane (Augen, Tastsinn) auch in der Winterstarre aktiv sind. Ich habe auch schon gelegentlich im tiefen Winter Wespenköniginnen gefunden und dies beobachtet.

Ein schmutziger Lappen, der unter dem Dachvorsprung an einem Nagel vergessen ging, war einmal eine gesuchte Überwinterungsstelle. Mehrere Wespenköniginnen hingen dort in den Falten des Lappens. Wichtig war, dass der Lappen nie von der Sonne erreicht wird (Nordseite), damit sie nicht zu früh aktiv werden oder austrocknen.

Gruss: erix



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Boro
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#7 AW: Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Beitrag von Boro » 18. Januar 2012, 19:09

Umfassend und inhaltlich sehr gut ist die im AF verlinkte Seite: http://www.hornissenschutz.de/inhalte.htm
Meine Beobachtungen der Winterstarre beziehen sich vor allem auf die Kurzkopfwespen.
Möglicherweise hast du auch eine Polistes sp. erwischt. Letztere sind bei der v. Gilthanaz verlinkten "Bestimmungshilfe" so gut wie nicht vorhanden (die einzige Abb. ist untypisch). Bei den Polistinae gibt es diese Starre nicht, wenn man sie im Winter auf einem alten Nest entdeckt u. berührt, versuchen sie sich auch bei tiefen Temp. (um 0°) sehr umständlich und halb steifgefroren in Sicherheit zu bringen.
Gynen v. P. dominulus siehst du hier:
http://ameisenforum.de/andere-insekten-spinnentiere/33792-geschlechtstiere-v-polistes-dominulus.html
L.G.Boro



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#8 AW: Wespengynen im Heizholz - Was tun?

Beitrag von Gilthanaz » 22. Januar 2012, 18:03

Ahoi!

Wie immer, spät ... aber doch: Einige eher brauchbare Aufnahmen von drei der Wespen, wobei ich mir bei der Feldwespe nicht sicher bin, ob es sich um eine Gyne handelt.

Tier 1:

Bild

Bild

Bild

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Tier 2:
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Thorax/Kopf im Fokus:
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Gaster im Fokus:
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Tier 3:

Im RG, frisch aus der Kälte; schläft tief und fest :)

Bild


Tier 1 und 3 dürften anhand der Bestimmungsschlüssel, die ich finden konnte, Vespula germanica sein (der gelbe Streifen neben den Augen spricht stark dafür, allerdings irritieren mich die beiden Punkte auf dem Kopfschild). Die Feldwespe konnte ich mangels Bestimmungsschlüssel noch nicht zuordnen - aber dafür haben wir ja auch Spezialisten hier im Forum :D

lg,
- G



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