An alle Camponotus ligniperdus Halter!

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Gast
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#81 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!

Beitrag von Gast » 21. März 2010, 18:11

Hier sind die Mundwerkzeuge etwas besser erklärt: www.insektenbox.de/fibel/bau/kopf.htm

Die Mundwerkzeuge der Insekten bestehen im Prinzip aus drei Paaren (stammesgeschichtlich von Extremitäten/ Beinen abgeleitet).

Die Mandibeln (Oberkiefer)
Die Maxillen (Unterkiefer)
Das Labium (Unterlippe, aus den beiden in der Mitte verwachsenen zweiten Maxillen)

Sowohl an den Maxillen als auch am Labium sitzt je ein Paar „Taster“, gegliederte Anhänge, die bei der Feinverarbeitung der Nahrung wichtige Tast- und Schmeckfunktionen haben. Das ist das, was hier im Thread als „Bart“ bezeichnet wurde.
Die Maxillen selber und das Labium umfassen Teile mit Kau- und Siebfunktionen: Ameisen können ja keine feste Nahrung schlucken. Alles Flüssige muss aus den klein gekauten festen Nahrungsbestandteilen herausgefiltert werden. Die festen Reste werden dann bei vielen Ameisenarten an Larven verfüttert, die sie mittels herausgewürgter Enzyme „vor dem Mund“ verdauen können: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Ern%C3%A4hrung_von_Larven

Die „Zunge“ (Hypopharynx) ist ein Gebilde, das sich vom Mundhöhlenboden erhebt, ganz wie unsere Zunge. Auf ihrer Spitze münden bei Ameisen die Speicheldrüsen. Normal ist sie von außen nicht sichtbar.

Über den Mandibeln liegt die „Oberlippe“ (das Labrum), das ist aber keine Extremität, sondern ein schuppenartiger Fortsatz des Kopfskeletts, der den Mundbereich von oben/vorne abdeckt.

In den einzelnen Insektenordnungen sind diese Bauteile unterschiedlich abgewandelt, was in der von Streaker87 einkopierten Abbildung (post # 74) dargestellt ist.

MfG,
Merkur



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keijei
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#82 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!

Beitrag von keijei » 24. März 2010, 20:38

Hallo

Ich wollte mal fragen, op es normal ist dass meine Camponotus ligniperda Kolo noch immer keine Aktivität zeigt?
Sie stellten ihre Aktivität letztes Jahr Anfang September ein. Nun sind sie Fast Sieben Monate In der Winterruhe. Da es für die Kolo der erste Winter war wollte ich mich nur vergewissern und euch um Rat Fragen op alles in Ordnung ist.



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Boro
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#83 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!

Beitrag von Boro » 24. März 2010, 21:07

Hallo keijei!
Ich nehme an, dass du deine C. ligniperda schon auf Zimmertemperatur gebracht hast. Die oft zu beobachtende Wintertraube wird sich nach und nach auflösen.
Wenn du allerdings ein sehr junges Volk hast, kann es durchaus sein, dass einzelne Arbeiterinnen nur nachts furagieren. Futter sollte man jetzt anbieten, etwas Honig/Honigwasser u. dann einmal ein kleines Insekt.
Bei groĂźen Populationen mĂĽsste sich bei Zimmertemperatur schon einiges rĂĽhren.
Abschließend nur noch eine kleine Bemerkung: In der Natur erscheinen die meisten Camponotus-Arten relativ spät. Jetzt sind schon verschiedene Arten "unterwegs", aber ich habe noch keine Camponotus ligniperda, Camponotus vagus od. Camponotus herculeanus gesehen.
Die eher südeuropäische Camponotus piceus ist bei mir im Steingarten aber schon seit ca. 10 Tagen unterwegs. Eigenartig!
L.G.Boro



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keijei
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#84 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!

Beitrag von keijei » 24. März 2010, 21:43

@ Boro

Vielen Dank fĂĽr die Auskunft.
Ja ich habe meine Kolo vor einer Woche auf Zimmertemperatur gebracht, doch da die Kolo eine Größe von 3 Tieren hat, kan man fast keine Wintertraube erkennen.
Man merkt aber, dass die Gyne hin und wieder ihre Position wechselt.

Ich hätte ja eher gedacht, dass sie mittags am aktivsten sind, aber in der Nacht aktiv zu sein ergibt für mich auch Sinn, "Im Schutze der Dunkelheit":)

Nochmals Vielen Dank



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Boro
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#85 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!

Beitrag von Boro » 25. März 2010, 08:49

Richtig keijei! Im Gegensatz zu Camponotus ligniperda- Arbeiterinnen großer Völker, verhalten sich die Mitglieder so kleiner Populationen ängstlich und scheu. Ist auch als Eigenschutz gedacht: Jede einzelne Arbeiterin ist für den Weiterbestand des Nestes besonders wichtig. Das gilt für viele Arten.
Der Nahrungsbedarf ist hier noch sehr gering, erst wenn die Brut wieder heranwächst, steigt die Aktivität der Arbeiterinnen, um Futter heranzuschaffen. Es könnte durchaus sein, dass man bei Tag kaum jemals eine Arbeiterin beim Furagieren sehen kann.
L.G.Boro



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Corsair
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#86 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!

Beitrag von Corsair » 25. März 2010, 10:45

Ich kann Boro nur beipflichten - meine C. ligniperda waren am Anfang selbst in Nestnähe eher scheu und fluchtbereit. Nun mit um die 300 Arbeiter und vielen major-Arbeitern im Rücken - sind sie selbst schon auf dem Glastisch auf dem das Form. steht - sehr angriffsbereit.

Die Aggressivität hängt also sicher auch mit der Volksstärke zusammen.

Weiter ausserhalb also mehr als 1 m vom Form. sind sie aber wieder vorsichtig - und passiv eingestellt. Lassen sich aufnehmen ohne zu beiĂźen.

Gruss Corsair


"Gesegnet sei der Ameisenverstand, der zu klein fĂĽr Zweifel ist."

Imago
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#87 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!

Beitrag von Imago » 25. März 2010, 20:28

Hallo keijei

Camponotus ligniperda zeigt bei wenigen Individuen sehr wenig Aktivität. Kaum wird das Nest verlassen. Im Gegensatz zu anderen Gattungen können viele Camponotus Arten viel Nahrung speichern, dies wirst Du auch in dieser Saiaon ausgiebig beobachten können. Bietest Du Nahrung in Nestnähe an, was zwingend zu empfehlen ist, wird der kurze Abstecher zur Nahrungsquelle schnell mal zum Highlight!

Darum solltest Du in Nestnähe füttern:

Da die Nahrung, die nicht in Nestnähe zu finden ist meist für die Ameisen, wenn sie gefunden wird nicht oder minder interessant ist, da sie dann für gewöhnlich nicht mehr frisch ist. Die Ameisen verlassen ungern das Nest, ist der Hungerreiz ausgeprägt furagieren sie auch weiter vom Nest entfernt, dieses geschieht aber nur, wenn sie schon lange keine Nahrung mehr bekommen haben, ergo Brut nicht optimal versorgen können, somit hast Du Wachstumseinbußen. Die Ameisen relativ selten Nahrung aufnehmen und auch viel Angebotenes liegen bleibt. Der Kropf der Ameisen speichert zu dem viel Nahrung. Nahrung in Nestnähe wird für gewöhnlich bei kleinen Camponotus ligniperda Völkern nicht eingetragen, sie wird vor Ort aufgenommen. Camponotus ligniperda ist für eine ausgeprägte Trophallaxis bekannt (weitergabe der Nahrung zwischen den Individuen).

Diese Saison wirst Du nur in der Hauptzeit der Brutaufzucht (meißte Brut besteht aus Larven) Arbeiterinnen außerhalb des Nestes erblicken, dies erfolgt zu dem noch meißt nachts, darum macht es Sinn in den späten Abendstunden Nahrung anzubieten, damit diese möglichst frisch gefunden und aufgenommen werden kann.

Camponotus ligniperda tauscht häufig und viel Nahrung untereinander aus, gerade bei kleinen Völkern, wir die Nahrung, welche in unmittelbarer Nestnähe angeboten wird über Trophallaxis weitergegeben, bei Bedarf wird eine Arbeiterin mehrmals pendeln, (siehe Haltungsbericht).

In dieser Saison wird noch nicht viel los sein in Deiner Kolonie, aber das Warten und die zum Teil unendliche Gedult wird sich auszahlen.

Aufgrund der warmen Temnperaturen habe ich meine Kolonie doch schon etwas eher ausgewintert als geplant (gestern). Letztes Jahr hat meine Gyne zwei Wochen gebraucht bis sie die ersten Eier abgestezt hat. Genaue Daten lassen sich meinem Haltungsbericht entnehmen.

Deine Kolonie ist bestimmt bereits aktiv, nur ist die Aktivität so gering aufgrund der nicht vorhanden Brut, dass Du es missinterpretierst.

LG Imago



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keijei
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#88 AW: An alle Camponotus ligniperda Halter!

Beitrag von keijei » 26. März 2010, 12:59

Hallo Imago

Also ich biete ihnen Honig, Zuckerwasser und kleine Maden an, mit dem Futter giebt es meiner Meinung nach keine Probleme.
Gester konnte ich beobachten dass Die Gyne über einem großem Eierpacket stand, also ein Zeichen für ihre Aktivität, da sie ohne Eier in die Winterpause ging.

Vielen Dank fĂĽr die tollen Infos:)



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