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Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

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Streaker87
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#33 AW: Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

Beitrag von Streaker87 » 7. Mai 2012, 18:27

81. Haltungswoche (19. Kalenderwoche)

Markierung von Puppen (Teil 3)

Es ist nun genau ein Monat her seit der ersten Markierung.

Nach etwa 30 Tagen ist der Kokon von Puppe 1 und 2 schon deutlich dunkler gefärbt (1) - lange sollte es nicht mehr dauern. Vorpuppen, die 12 Stunden bei ca. 28 °C im Nest liegen (in der Nacht bei knapp 20 °C), häuten sich etwa nach 9 Tagen. Von den drei isolierten Vorpuppen, die im Schrank bei knapp 20 °C liegen, hat sich dagegen erst eine zur Puppe gehäutet (2) - nach 18 Tagen! Hier wieder der Hinweis auf die RGT-Regel.

Puppe 5 wird immer noch vermisst, Puppe 14 ist dagegen wieder aufgetaucht. Dafür wurde eine weitere Puppe mit Sicherheit getötet. Durch das Ausschlussverfahren (siehe Foto 1) wurde Puppe 15 als Todeskandidat ermittelt, da von der Markierung nur noch ein "X" zu erkennen war, welches keine eindeutige Identifizierung ermöglichte.

Zum besseren Größenvergleich wurden noch zwei Minor-Puppen beigelegt (1).

1)
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2)
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Die Taschenlampe gewährt den perfekten Durchblick. In Kokon 1 bis 3 sind eindeutig Majoren zu erkennen (3). Ich bin gespannt, ob auch aus wirklich jeder Major-Puppe eine Arbeiterin schlüpft und nicht etwa eine Jungkönigin, was bis jetzt schon drei Mal vorgekommen ist. Die weißen Flügel lassen sich erst erkennen, wenn die Puppe schon dunkler ist (4).

3)
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4)
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Sobald alle Arbeiterinnen geschlüpft sind, werde ich die Excel-Tabelle anhängen.

Markierung von Arbeiterinnen (Erkenntnis)

Nach nunmehr zwei Monaten sind keine eindeutig-markierten Arbeiterinnen mehr im Becken aufzufinden. Selbst von den über 150 Arbeiterinnen, die auf dem Nest sitzen, ist keine dabei. Die "versaute" Arbeiterin ist ebenfalls nicht mehr auffindbar. Ganz selten erkennt man noch Überreste in Form von weißen Flecken, die an den Beinen haften, was auf eine der markierten Ameisen zurück schließen lässt. Da ich bis jetzt keine der 20 markierten Ameisen tot aufgefunden habe, gehe ich vorerst davon aus, dass sie die Markierung verloren haben, z.B. durch Pflege.

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#34 AW: Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

Beitrag von Streaker87 » 16. Mai 2012, 21:16

82. Haltungswoche (20. Kalenderwoche)

Markierung von Puppen (Teil 4)

Gedankengang: Wie sinnvoll doch die Führung eines Haltungsberichts sein kann... rückblickend.

Vor einem Jahr, am 07.05.2011, ist die erste Jung-Königin geschlüpft - 28 Tage nach ihrer Verpuppung. Bis jetzt kamen in der Kolonie genau drei weibliche Geschlechtstiere vor. Diese Woche tauchten erneut Geschlechtstiere auf, interessanterweise fast zur gleichen Zeit im Mai. Die erste Jung-Königin ist bereits geschlüpft - 30 Tage nach ihrer Verpuppung (1). Nachdem ich die übrigen Kokons etwas genauer im Licht der Taschenlampe begutachtet habe, sind mir mindestens zwei weitere aufgefallen.

Erklärungsversuch:
  • Zwar scheint es sinnig, dass die Geschlechtstiere vermehrt im Frühling/Frühsommer aufgezogen werden, um im Sommer am Schwarmflug teilnehmen zu können (sofern sie nicht erst überwintern müssen; artspezifisch!), allerdings sind die zweite und dritte Jung-Königin damals im November geschlüpft, was die Ãœberlegung wieder zunichte machen würde.
  • Dass die Kolonie mit 1,5 Jahren noch sehr jung ist und unter Laborbedingungen (nachzulesen in wissenschaftlichen Arbeiten) bisher nie Geschlechtstiere aufgezogen wurden, würde ebenfalls gegen die Aufzucht von Geschlechtstieren sprechen - und wo bleiben überhaupt die Männchen?
  • Des Weiteren sollte man nicht außer Acht lassen, dass die Arbeiterinnen, welche für die Kasten-Determination während der Larvenphase zuständig sein könnten, einen "Fehler" begangen haben könnten, so dass sich statt der Majoren Geschlechtstiere entwickeln. Näheres siehe hier: Beißverhalten und Narbenbildungen bei Camponotus fellah-Larven. Dafür spreche z.B., dass die Jung-Königinnen bis jetzt alle nur zwischen 13 und 15 mm messen, also ähnlich groß sind wie Majoren. Die Gyne dagegen misst über 19 mm. Diese Abweichung innerhalb einer Geschlechtstier-Kaste ist m.M.n. zu groß. Von Mircogynen bei Camponotus sp. ist mir bis jetzt nichts bekannt.
1)
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Im Kokon sind die Geschlechtstiere aufgrund ihres Königinnen-Buckels, des verhältnismäßig kleineren Kopfes und der hellen Flügel(anlagen) gut von den Major-Arbeiterinnen zu unterscheiden (1), (2), (3).

2)
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3)
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Reinlichkeit (Toilette und Friedhof)

In den letzten 4,5 Monaten, solange ist der Umbau her, hat sich einiges angesammelt (4). Ich denke, es hält sich noch in Grenzen. Es ist nicht so, dass ich mich von dem Müll belästigt fühle o.ä. Die Ameisen nutzen ganz bestimmte Stellen in der Arena um Chitin-Reste und Puppenhüllen loszuwerden (5). Des Weiteren urinieren die Arbeiterinnen immer nur an diese Stellen. Der charakteristische Maggi-Geruch, wohl vom Meconium der alten Puppenhüllen, ist allgegenwärtig.

4)
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5)
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#35 AW: Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

Beitrag von Streaker87 » 28. Mai 2012, 12:19

83. Haltungswoche (21. Kalenderwoche)

Markierung von Puppen (Teil 5 - Ende)

Einleitung

Vor rund sieben Wochen wurden 33 zum Teil deutlich größere Puppen, von denen man annehmen konnte, dass daraus Major-Arbeiterinnen schlüpfen würden, mit blauer Tinte markiert. Dies hatte u.a. den Sinn um die Entwicklungszeit etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, was auch z.T. geglückt ist. Des Weiteren sollte das Ergebnis der Metamorphose (Majore oder Königin) Aufschluss über die Entwicklung an sich bringen, da alle größeren Larven einige Tage vor ihrer Verpuppung heftig von den Arbeiterinnen angegangen wurden. Näheres siehe hier: Beißverhalten und Narbenbildungen bei Camponotus fellah-Larven.
Das Nest wurde nachträglich so manipuliert, dass man die obere Plexiglas-Scheibe entfernen konnte, um Zugriff zur oberen Kammer zu haben, in der die Puppen gelagert werden. Mit einer Federstahl-Pinzette wurden einen Tag alte Puppen, also frisch eingesponnene Larven, vorsichtig entnommen, markiert und nach einigen Minuten wieder zurück gelegt. Parallel wurden die bereits markierten Puppen kontrolliert, gezählt und im Überblick fotografiert.

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Ergebnisse und Diskussion

1) Markierung

Die Markierung mit der blauen Füllfederhalter-Tinte hat, so wie sie durchgeführt wurde, bestens geklappt. Sowohl die eingesponnenen Larven als auch die Arbeiterinnen störten sich an den Markierungen augenscheinlich nicht. Die Tinte auf den Kokons musste auch nicht nachgezeichnet werden und war die gesamten 30 Tage über deutlich erkennbar. Einzig nach einem Schlupf oder Tod muss man die gesamten Puppen spätestens nach zwei Tagen kontrollieren, da die Markierung auf den zerknüllten Puppenhüllen, die auf dem Abfall landen, nicht mehr richtig erkennbar ist (vorgehen nach Ausschlussprinzip).

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2) Kleine "Kontroll-Gruppe"

Drei von mir aus dem Nest separat aufgezogene Puppen wurden aus ihrem Kokon befreit um ihre Entwicklung sichtbar zu machen, und um einen besseren Blick auf die Narben zu haben. Dabei hat sich herausgestellt, dass nach der letzten Häutung der Vorpuppe zur vollwertigen Puppe diese mit der Puppenhaut verschwinden bzw. abgestreift werden. Eine Puppe hat sich, auch nach meinem Zutun, leider nicht entfalten können und wird wohl sterben. Diese "Fehlentwicklung" kann u.a. als einer der Gründe für den Puppenfraß zum Anlass genommen werden. Auf der Gaster befindet sich noch die Vorpuppenhaut mit den Narben. Die drei Puppen hielten sich die ganze Zeit über, d.h. Tag und Nacht, im Schrank bei Raumtemperatur (~ 22 °C) und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 50 % auf. Nach nun mehr 40 Tagen sind sie immer noch nicht geschlüpft und sie werden wohl auch noch eine Woche brauchen, vielleicht auch länger.

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3) Große "Nest-Gruppe"

Während des Versuchs hat sich herausgestellt, dass man nicht nur mit Major-Arbeiterinnen rechnen konnte. Durch die Puppenhülle ließen sich ebenso bis zu sieben Jung-Königinnen erkennen. Anders als die drei separierten Puppen, waren die im Nest gelagerten Puppen einer Temperaturschwankung ausgesetzt. Am Tage brannte für etwa 12 Stunden eine 20 Watt Lampe auf das Nest, wodurch das Nest auf ungefähr 28 °C aufgeheizt wurde, in der Nacht sank die Temperatur wieder auf Raumniveau (ca. 22 °C). Durch den zusätzlichen Wärmeschub wurde die Entwicklungszeit merklich verkürzt. Hier wieder der Hinweis auf die RGT-Regel.

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4) Zahlen und Fakten

Nach rund sieben Wochen ist der Großteil der 33 markierten Puppen geschlüpft. Während der Entwicklung haben es vier Puppen, darunter je zwei Arbeiterinnen und zwei Königinnen, nicht überlebt. Sie wurden vor dem Schlupf entweder getötet, oder vermisst. Eine weitere Jung-Königin konnte nicht schnell genug von der Kolonie getrennt werden und wurde tödlich verletzt. Im Schnitt lag die Entwicklungszeit von 20 geschlüpften Major-Puppen bei 29,5 Tagen. Die sechs geschlüpften Jung-Königinnen benötigten 30,3 Tage. Alle Ameisen zusammen brachten es auf einen Schnitt von 29,7 Tage. Vorsichtig ausgedrückt bedeutet das, dass die Jung-Königinnen etwas länger benötigen als die Major-Arbeiterinnen (ca. einen Tag). Das Meconium wurde bei 21 Larven im Schnitt nach etwa 2,9 Tagen abgesetzt und die letzte Häutung der Vorpuppe zur Puppe wurde bei vier Puppen nach mindestens 8,8 Tagen beobachtet. Die drei separierten Puppen benötigten bei geringerer Temperatur 19 Tage, also mehr als doppelt so lange.

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Schlusswort

Von anfangs 33 Puppen sind 26 sicher durchgekommen, wobei die drei separierten Puppen noch ausstehen. Wenn man darüber hinweg sieht, dass die drei separierten Puppen wohl nicht mehr von der Kolonie akzeptiert werden, ist eine Quote von 78,8 % wohl ein Schnitt, mit dem man leben kann. Natürlich hätte ich mir ein aussagekräftigeres Ergebnis mit bis zu 100 Puppen und mehr gewünscht, aber dieses Experiment ist aufgrund der Kontrollen und Markierungen zeitaufwendig und daher besser zu bewerkstelligen, wenn man ein handlicheres "Labor-Nest" anstelle eines relativ schwer zugänglichen Ytongs nutzt. Aber die gut gefüllte Daten-Tabelle belegt, dass es durchaus machbar ist. Nach wie vor bleibt unklar, warum die Larven gebissen werden, und was für die Entwicklung zu Major-Arbeiterinnen oder Jung-Königinnen verantwortlich ist. Ebenso wirft die geringe Größe der Jung-Königinnen weitere Fragen auf.

Vermutlich werde ich den Versuch in den Semesterferien, (und) wenn mehr Zeit vorhanden ist, wiederholen.

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#36 AW: Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

Beitrag von Streaker87 » 16. Juni 2012, 15:48

86. Haltungswoche (24. Kalenderwoche)

Puppen-Entwicklung in Abhängigkeit von der Temperatur
Streaker87 hat geschrieben:Nach nun mehr 40 Tagen sind sie [die "Kontroll-Gruppe"] immer noch nicht geschlüpft und sie werden wohl auch noch eine Woche brauchen, vielleicht auch länger.
Bedeutend länger! Schon krass, was ein Temperaturunterschied von nur 6-8 °C ausmachen kann. Und dabei ist die Wärmephase nur für 12 Stunden am Tag angesetzt, wobei in der Nacht nicht beheizt wird. Wie sähe die Entwicklung wohl aus, wenn 24 Stunden am Tag geheizt würde, oder (leicht) über 30 °C? Vermutlich bräuchten die Puppen nur 20 statt der 30 Tage.

1)
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(Stark vereinfacht dargestellter Verlauf der Entwicklungszeit von C. fellah Puppen)

Zur Erinnerung:

Die "Nest-Gruppe" wird für 12/12 Stunden bei 22/28 °C gelagert.
Die "Kontroll-Gruppe" wird für 12/12 Stunden bei 22/22 °C gelagert.

Die drei Puppen, welche die "Kontroll-Gruppe" bilden und sowohl in der Nacht als auch am Tag bei Raumtemperatur (~22 °C) gelagert werden, haben mittlerweile fast die 60 Tage geknackt. Die "Nest-Gruppe", welche den Temperaturschwankungen ausgesetzt war, d. h. am Tag ~28 °C und in der Nacht 22 °C, sind dagegen bereits nach 30 Tagen geschlüpft. Nach nun mehr 58 Tagen reagieren die "Kontroll-Puppen" aber auf erste Berührungen durch leichtes Zucken der Gliedmaßen und der Gaster (siehe Video). Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass die Entwicklung so weit abgeschlossen ist und die Puppen kurz vor dem Schlupf stehen. In ein, zwei Tagen sollte es erfahrungsgemäß so weit sein.

Da die Puppen über zwei Monate ohne Nestgeruch in Quarantäne lagen, werden sie von der Kolonie höchstwahrscheinlich nicht mehr angenommen und getötet. Deshalb werden sie versuchsweise den Jung-Königinnen untergeschoben, in der Hoffnung, dass diese den Puppen beim Schlüpfen behilflich sind, weil sie sich, neben dem Kokon, der aber schon von Hand entfernt wurde, noch von der dünnen Puppenhaut befreien müssen.



Keine Chance für Thronfolgerinnen (Teil 2)

Bis jetzt wurden 15 Jung-Königinnen aufgezogen, 12 davon alleine in diesem Jahr. Ein Drittel konnte nicht schnell genug von der Kolonie getrennt werden und wurde getötet. Drei wurden konserviert. Beim Rest habe ich es nicht übers Herz gebracht und ihnen vorerst eine separate Mini-Arena angeboten. Die sechs verstehen sich sehr gut. Es findet sowohl eine eigenständige Nahrungsaufnahme als auch eine Trophallaxis unter den Jung-Königinnen statt. Um den Jung-Königinnen Honig direkt zu verabreichen, kann man auch ein paar frisch mit Honig genährte Arbeiterinnen hinzu geben. Nach ein paar Minuten der Aufregung geben diese den Süßstoff per Trophallaxis an die Jung-Königinnen weiter. Aggressionen sind in der Fütterungszeit nicht zu beobachten. Eventuell ändert sich das Verhalten bei einer größeren Anzahl an Arbeiterinnen, oder einfach nur in Anwesenheit der Gyne, da keine weitere Thronfolgerin in der Kolonie geduldet wird. Das schreit förmlich nach einem Experiment...

2)
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Eine Jung-Königin hat bereits ihre Flügel abgestreift. Bei einer weiteren waren Versuche erkennbar. Auch wenn ich es mir nicht vorstellen kann, dass es so weit kommt, gebe ich die Hoffnung nicht auf irgendwann nochmal ein paar Männchen zu Gesicht zu bekommen. Da die Jung-Königinnen (14-15 mm) aber deutlich kleiner sind als die Gyne (19 mm), und bei einigen (allen?) Camponotus Arten es üblich ist, dass die Geschlechtstiere erst überwintern müssen um ihre Fortpflanzungsorgane auszubilden, bezweifle ist es stark, dass sie überhaupt fähig sind jetzt schon Eier zu legen.



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#37 AW: Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

Beitrag von Streaker87 » 23. Juni 2012, 22:13

87. Haltungswoche (25. Kalenderwoche)

Keine Chance für Thronfolgerinnen (Teil 3)

Es hat sich ein unerwartetes Ereignis in der Geschichte der "ewig todgeweihten" Thronfolgerinnen ergeben.

Ich hatte seit ein paar Tagen nicht in das Nest geschaut. Wer hätte auch ahnen können, dass drei Tage mittlerweile so viel ausmachen? Beobachtungen im Sekundentakt bin ich fast nur in der Gründungsphase gewöhnt. Heute erblickte ich also eine weitere Jung-Königin. Daran ist erst mal überhaupt nichts Ungewöhnliches festzumachen! Und normalerweise fische ich sie auch sofort aus dem Nest, weil ich genau weiß, was den letzten Jung-Königinnen widerfahren ist (1). Ich habe nun mindestens 16 Jung-Königinnen von Camponotus fellah gesehen, die erfolgreich aufgezogen wurden. Bis jetzt wurden alle, die ich nicht rechtzeitig aus der Kolonie bzw. aus dem Nest entfernen konnte, getötet und vermutlich an die Brut verfüttert. Dieses Mal aber hatte die Jung-Königin ihre Flügel bereits verloren, was vermuten lässt, dass ihr Schlupf schon einige Tage her sein muss. Auch erscheint der Chitinpanzer relativ dunkel und somit ausgehärtet genug (2). Überhaupt fiel sie zwischen all den größeren Ameisen kaum auf (3).

1)
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2)
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3)
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4)
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In der Zeit, wo sie nun unter Beobachtung steht, konnten keinerlei Aggressionen, die von Arbeiterinnen ausgehen, beobachtet werden. Normalerweise werden alate Jung-Königinnen herumgezerrt und im Nest behalten, so dass sie nicht fliehen können, und anschließend getötet. In diesem Fall lief die Jung-Königin allerdings von allen anderen Ameisen unbeachtet frei im Nest herum, als handle es sich um eine gewöhnliche Arbeiterin (siehe Video).



Es konnte Trophallaxis mit mehreren Arbeiterinnen beobachtet werden. Auch ihre Gaster ist leicht gedehnt. Eine Beobachtung, die ich vor ein paar Tagen noch komplett ausgeschlossen hätte! Bisher galt: Aufzucht von weiblichen Geschlechtstieren ist unerwünscht und führt zum Tod.

Ein direkter Kontakt zu der Gyne, d.h. der wahren Mutter der Kolonie, hat scheinbar noch nicht stattgefunden. Die Gyne hält sich zur Zeit in den unteren Kammern auf. Die Jung-Königin dagegen in der obersten warmen Brutkammer, wo sie auch geschlüpft ist.

Fragen, die aufkommen:
  • Wie lange bleibt die Jung-Königin am Leben, ehe sie von den Arbeiterinnen getötet wird? Was könnte der (verspätete) Auslöser für den Mord sein?
  • Wie verhalten sich Gyne und Jung-Königin, wenn es zum Kontakt kommt?
  • Wird sich die Gaster der Jung-Königin weiter dehnen?
  • Welche Aufgaben übernimmt die Jung-Königin in der Kolonie?
  • Ist das pazifistische Verhalten der Arbeiterinnen als "Ja zum Schwarmflug" zu deuten? Aber warum dann die geringe Größe der Jung-Königin(nen)?
  • Ist es normal, dass die Flügel an der rechten Sollbruchstelle nicht sauber abgetrennt wurden und leicht "verkrüppelt" erscheinen (5)?
5)
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Ich werde ein separates Thema zu diesen Beobachtungen erstellen müssen, da ich mir die geringe Größe (~14 mm) der Jung-Königinnen und ihr Auftreten in der Kolonie einfach nicht erklären kann.

Thema: Königinnen-Dimorphismus bei Camponotus fellah?

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#38 AW: Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

Beitrag von Streaker87 » 12. Juli 2012, 14:29

90. Haltungswoche (28. Kalenderwoche)

Keine Chance für Thronfolgerinnen (Teil 4)

Nach knapp drei Wochen lassen sich die ersten Fragen vorsichtig beantworten:
  • Wie lange bleibt die Jung-Königin am Leben, ehe sie von den Arbeiterinnen getötet wird? Was könnte der (verspätete) Auslöser für den Mord sein?
Dass sich die Intermorphe bereits seit drei Wochen in der Kolonie aufhält und noch immer nicht getötet wurde, werte ich als kleinen Erfolg. Man kann nun davon ausgehen, dass das auch so bleibt und sie nicht mehr von den Arbeiterinnen angegangen wird. Schließlich wurden bisher alle weiblichen Geschlechtstiere kurz nach ihrem Schlupf getötet.
  • Wie verhalten sich Gyne und Jung-Königin, wenn es zum Kontakt kommt?
Bisher konnte noch kein engerer Kontakt beobachtet werden. Da Gyne und Intermorphe bereits mehrmals die Kammern gewechselt haben, müssten sie sich aber über den Weg gelaufen sein.
  • Wird sich die Gaster der Jung-Königin weiter dehnen?
Diese Frage kann eindeutig mit "Ja" beantwortet werden. Von anfänglich ca. 14 mm hat sich die Intermorphe auf ca. 15,5 mm vergrößert (1), (2), (3). Damit hätte ich nicht gerechnet, was uns gleich zur nächsten Frage führt:
  • Welche Aufgaben übernimmt die Jung-Königin in der Kolonie?
Die Gaster hat sich jede Woche leicht vergrößert, was wohl auf die regelmäßige Trophallaxis mit Nestgenossinnen zurückzuführen ist. Man könnte ihr also die Stellung eines Speichertieres zuschreiben, wie es auch bei einem Großteil der Majoren und Media-Arbeiterinnen der Fall ist. Durch ihren größeren Körperbau können sie im Gegensatz zu den Minoren auch mehr Nährstoffe, d. h. Fett und Proteine, speichern. Seit Beginn der dritten Woche hält sich die Intermorphe nicht mehr allein nur im Nest auf, sondern ist überwiegend außerhalb des Nestes unter der Lampe anzutreffen, wo sich bis zu 300 Arbeiterinnen sonnen (4).
  • Ist das pazifistische Verhalten der Arbeiterinnen als "Ja zum Schwarmflug" zu deuten? Aber warum dann die geringe Größe der Jung-Königin(nen)?
Wohl eher nicht. Auch scheint sich diese Intermorphe von den anderen Geschlechtstieren zu unterscheiden. Anders kann man die Toleranz in der Kolonie nicht erklären.
  • Ist es normal, dass die Flügel an der rechten Sollbruchstelle nicht sauber abgetrennt wurden und leicht "verkrüppelt" erscheinen?
Das ist der "Knackpunkt". Merkur hatte bereits auf eine mögliche Modifikation angespielt, die die Flügel betreffen könnte (Klick). Leider lässt es sich nicht (mehr) überprüfen, da die Intermorphe unter Ausschluss meiner Anwesenheit geschlüpft war.

1)
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2)
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3)
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4)
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Vandalismus an Becken und Einrichtung (Teil 2)

Eine kleine Bilderserie soll den Verlauf der Grabungen am zweiten Gang dokumentieren (5)-(9). Fleißig, fleißig, kann man da nur sagen. Jedes Mal wirft es die Frage von Neuem auf, wieso die Ameisen gerade dort buddeln. Vor einem halben Jahr hätte ich es der Kolonie nicht zugetraut, dass sie sich durch das Styrodur beißen. Nicht, weil sie es nicht können, sondern weil es "eigentlich" keinen Grund dafür gäbe. Das Ytongnest dürfte noch groß genug sein, dennoch gestalten sie die Umgebung im Becken nach ihren eigenen Wünschen. Hat seine Vor- und Nachteile. Außerhalb des Beckens, d. h. in der Wohnung, möchte ich diese Art aber besser nicht sehen ;)

5)
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6)
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7)
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8)
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9)
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#39 AW: Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

Beitrag von Streaker87 » 21. August 2012, 21:50

96. Haltungswoche (34. Kalenderwoche)

Kleines Update nach 6 Wochen
  • Die Intermorphe lebt nach neun Wochen noch immer in der Kolonie. Ihr fehlt allerdings ein Bein (1). Der Grund dieses Umstandes ist mir nicht bekannt. Aggressionen zwischen ihr und den Arbeiterinnen konnte ich nie beobachten. Auseinandersetzungen mit der Königin kann man zumindest nicht ausschließen. Ich tippe auf einen Unfall, z.B. während der Nahrungszerlegung, oder einer unabsichtlichen "Schnappattacke" durch eine Schwester etc.
  • Im Diskussionsthread hatte ich es bereits erwähnt, die C. fellah Königin ist in der Lage Eier im 5 Minuten Takt zu legen (Klick). Ich bin noch immer sprachlos. Von wegen "langsame Camponotus".
  • Nach etwa zwei Monaten der Physogastrie ist die Gaster der Königin wieder auf Normalgröße zusammen geschrumpft. Dieser extreme Wechsel spricht m.M.n. für einen Zyklus der Legephase.
  • Beim Durchforsten der Bilder sind mir zwei schöne Beispiele aufgefallen, welche die Tag-/Nachtaktivität meiner Kolonie wiedergeben. C. fellah wird sowohl in der Wissenschaft (Labor- und Naturbeobachtung) als auch von privaten Haltern als dämmerungs- und nachtaktiv beschrieben. Irgendwas mache ich anders - vergleiche (2) und (3). Während der Fütterung ist die Aktivität erwartungsgemäß höher und konzentriert (4), (5).
1)
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2)
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#40 AW: Camponotus fellah - Haltungserfahrungen

Beitrag von Streaker87 » 23. September 2012, 00:03

100. Haltungswoche (38. Kalenderwoche)

Brutanteil in der Kolonie - Mögliche Ursachen (Teil 1)

Auffällig ist, dass zur Zeit kaum zehn Puppen, dafür aber
jede Menge kleine Larven (~500) vorhanden sind, welche auf die fünf großen Kammern verteilt sind (1), (2). In der unteren Kammer liegen mittelgroße, verpuppungsreife Larven (3). Des Weiteren sind vier großen Eierpaketen vorhanden. Seit den letzten Wochen wird nur am Sonntag gefüttert. Wasser wird aufgefrischt sobald die Tränke leer ist. Honig gibt es nach Bedarf, aber keine Überfütterung, damit er nicht zu lange herumsteht.

Für das Nichtvorhandensein von Puppen kann es mehrere Gründe geben:

  1. Zum einen die seltene Fütterung, welche nur einmal pro Woche in Form einer Wüstenheuschrecke und 4-5 Heimchen stattfindet.
  2. Die aufgrund der Sommerzeit ausgesetzte Nest-Beheizung, welche der Kolonie mit den nun wieder langsam sinkenden Außentemperaturen eine Diapause vorgaukeln könnte.
  3. Der bei Camponotus sp. auftretende endogene Jahresrhythmus, welcher die Kolonie ebenfalls auf eine Diapause vorbereiten könnte.
Diskussion:
  1. Da die Gastern der Innendienstameisen, welche die Reserven der Kolonie darstellen, bis jetzt immer durchweg gefüllt waren, sollte man diesen Grund ausschließen können (1), (2), (3). Auch ist die Futtermenge für eine Kolonie mit 3000 Arbeiterinnen noch ausreichend, da die Futtertiere bis zu drei Tage in der Arena liegen können bis sie vollständig verwertet wurden. Auch muss die Königin mit Proteinen beliefert worden sein, da mehrere Eierpakete im Nest vorhanden sind.
  2. Die Temperatur ist immer ein gutes Argument. In erster Linie sorgt sie für eine langsamere Brutentwicklung und ist zudem Indikator für die Diapause. Seit über einen Monat wird das Nest nicht mehr beheizt. Vor einer Woche sind die Temperaturen in der Natur und somit auch in der Wohnung merklich abgesunken, bis auf 17 °C. Es ist durchaus denkbar, dass für die Entwicklung der Brut eine bestimme Temperatur nicht unterschritten werden darf, gerade was die weniger anpassungs- und bewegungsunfähigen Eier und Puppen angeht. Nicht ohne Grund überwintern Kolonien nur mit Larven, die sich vorher mit Hämolyphe eindicken. Man darf allerdings auch nicht außer Acht lassen, dass die afrikanischen Camponotus fellah in Wüstenregionen des Nachts mit Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt zu kämpfen haben, auch wenn sie unterirdisch hausen.
  3. Wenn man aber nun noch den endogenen Rhythmus der Camponotus mit einbezieht, ist es durchaus denkbar, dass die Kolonie dies zum Anlass nimmt ihr Aufzuchtprogramm zumindest zu bremsen und, wenn auch etwas verfrüht, die Diapause einzuleiten. In der Regel wäre die Diapause um Januar herum zu erwarten, allerdings ist die Kolonie im Zimmer von der Natur isoliert, so dass solche Schwankungen durchaus vorkommen können. Problematisch ist zudem, dass sich noch ein guter Haufen an Eiern im Nest befindet.
Deshalb habe ich beschlossen das Nest bis vorerst Ende Oktober am Tag zu beheizen, dann wird sich zeigen wie die Kolonie reagiert und ob die Puppenanzahl wieder steigt. In der Nacht bleibt die Lampe aus, somit dürften die Temperaturen wieder auf knapp 17 °C sinken. Wenn die Zimmerheizung in den nächsten Tagen angemacht wird, beträgt die Umgebungstemperatur knapp 20 °C.

1)
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2)
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3)
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Major-Arbeiterinnen und ihre Aufgaben


Nach wie vor speichern die Majoren Nährstoffe in ihrer Gaster und bieten aufgrund ihrer Größe eine Reserve für schlechtere Zeiten (die in der Haltung eigentlich nie eintreten werden/sollten). Ab einer Koloniegröße um die 2500 Individuen konnte man bei meiner Kolonie eine "Wanderung" der Majoren beobachten. Diese verbleiben nun nicht mehr allein im sicheren Nest, sondern halten sich trotz prall gefüllter Gaster auch außerhalb des Ytongs auf - aber immer im Schatten der Wurzeln
(4), (5). Sie gehen nach wie vor jeglicher Konfrontation aus dem Weg. Aggressionen treten nur bei den Minoren und solchen Ameisen mit schlanker Gaster auf.

4)
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5)
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Vandalismus an Becken und Einrichtung (Teil 3)

Die Bauarbeiten gehen weiter. Die Arbeiterinnen haben sich tief in das Styrodurmodell geknabbert (6). Überall lassen sich am Kunststoffmodell weitere Nebeneingänge finden. Wie es im Inneren ausschaut lässt sich nur erahnen. Ich bin auf den nächsten Umbau gespannt, dann wird das Geheimnis hoffentlich gelüftet - wenn bis dahin noch etwas übrig geblieben ist...

6)
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Photophobie (Lichtscheu)

Kennt meine Kolonie "schein"bar nicht, obwohl Camponotus fellah immer wieder damit in Verbindung gebracht wird.
Nachdem die Lampe mit einer Kerntemperatur von ~60 °C eingeschaltet wird, versammeln sich mehrere hundert Ameisen wie gehabt zum Wärmebaden bei bis zu 37 °C direkt unter der Glühbirne (7). Das Nestinnere unter der Lampe erreicht eine punktuelle Temperatur von 30 °C und ca. 4 cm um den Spot wieder Raumtemperatur. Diese Daten lieferte ein Laserthermometer.

7)
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