83. Haltungswoche (21. Kalenderwoche)
 
Markierung von Puppen (Teil 5 - Ende)
 
Einleitung
Vor rund sieben Wochen wurden 33 zum Teil deutlich größere 
Puppen, von denen man annehmen konnte, dass daraus 
Major-Arbeiterinnen schlüpfen würden, mit blauer Tinte markiert. Dies hatte u.a. den Sinn um die Entwicklungszeit etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, was auch z.T. geglückt ist. Des Weiteren sollte das Ergebnis der Metamorphose (Majore oder 
Königin) Aufschluss über die Entwicklung an sich bringen, da alle größeren 
Larven einige Tage vor ihrer Verpuppung heftig von den Arbeiterinnen angegangen wurden. Näheres siehe hier: 
Beißverhalten und Narbenbildungen bei Camponotus fellah-Larven.
Das Nest wurde nachträglich so manipuliert, dass man die obere Plexiglas-Scheibe entfernen konnte, um Zugriff zur oberen Kammer zu haben, in der die 
Puppen gelagert werden. Mit einer Federstahl-Pinzette wurden einen Tag alte 
Puppen, also frisch eingesponnene 
Larven, vorsichtig entnommen, markiert und nach einigen Minuten wieder zurück gelegt. Parallel wurden die bereits markierten 
Puppen kontrolliert, gezählt und im Überblick fotografiert.
Ergebnisse und Diskussion
1) Markierung
Die Markierung mit der blauen Füllfederhalter-Tinte hat, so wie sie durchgeführt wurde, bestens geklappt. Sowohl die eingesponnenen 
Larven als auch die Arbeiterinnen störten sich an den Markierungen augenscheinlich nicht. Die Tinte auf den Kokons musste auch nicht nachgezeichnet werden und war die gesamten 30 Tage über deutlich erkennbar. Einzig nach einem Schlupf oder Tod muss man die gesamten 
Puppen spätestens nach zwei Tagen kontrollieren, da die Markierung auf den zerknüllten Puppenhüllen, die auf dem Abfall landen, nicht mehr richtig erkennbar ist (vorgehen nach Ausschlussprinzip).
2) Kleine "Kontroll-Gruppe"
Drei von mir aus dem Nest separat aufgezogene 
Puppen wurden aus ihrem Kokon befreit um ihre Entwicklung sichtbar zu machen, und um einen besseren Blick auf die Narben zu haben. Dabei hat sich herausgestellt, dass nach der letzten Häutung der Vorpuppe zur vollwertigen 
Puppe diese mit der Puppenhaut verschwinden bzw. abgestreift werden. Eine 
Puppe hat sich, auch nach meinem Zutun, leider nicht entfalten können und wird wohl sterben.  Diese "Fehlentwicklung" kann u.a. als einer der Gründe für den Puppenfraß zum Anlass  genommen werden. Auf der 
Gaster befindet sich noch die Vorpuppenhaut mit den Narben. Die drei 
Puppen hielten sich die ganze Zeit über, d.h. Tag und Nacht, im Schrank bei Raumtemperatur (~ 22 °C) und einer Luftfeuchtigkeit von ca. 50 % auf. Nach nun mehr 40 Tagen sind sie immer noch nicht geschlüpft und sie werden wohl auch noch eine Woche brauchen, vielleicht auch länger.
  

 Große "Nest-Gruppe"
Während des Versuchs hat sich herausgestellt, dass man nicht nur mit 
Major-Arbeiterinnen rechnen konnte. Durch die Puppenhülle ließen sich ebenso bis zu sieben Jung-
Königinnen erkennen. Anders als die drei separierten 
Puppen, waren die im Nest gelagerten 
Puppen einer Temperaturschwankung ausgesetzt. Am Tage brannte für etwa 12 Stunden eine 20 Watt Lampe auf das Nest, wodurch das Nest auf ungefähr 28 °C aufgeheizt wurde, in der Nacht sank die Temperatur wieder auf Raumniveau (ca. 22 °C). Durch den zusätzlichen Wärmeschub wurde die Entwicklungszeit merklich verkürzt. Hier wieder der Hinweis auf die 
RGT-Regel.

 Zahlen und Fakten
Nach rund sieben Wochen ist der Großteil der 33 markierten 
Puppen  geschlüpft. Während der Entwicklung haben es vier 
Puppen, darunter je  zwei Arbeiterinnen und zwei 
Königinnen, nicht überlebt. Sie wurden vor  dem Schlupf entweder getötet, oder vermisst. Eine weitere Jung-
Königin konnte nicht schnell genug von der Kolonie getrennt werden und wurde tödlich verletzt. Im Schnitt lag die Entwicklungszeit von 20 geschlüpften 
Major-
Puppen bei 29,5 Tagen. Die sechs geschlüpften Jung-
Königinnen benötigten 30,3 Tage. Alle Ameisen zusammen brachten es auf einen Schnitt von 29,7 Tage. Vorsichtig ausgedrückt bedeutet das, dass die Jung-
Königinnen etwas länger benötigen als die 
Major-Arbeiterinnen (ca. einen Tag). Das  
Meconium wurde bei 21 
Larven im Schnitt nach etwa 2,9 Tagen abgesetzt und die letzte Häutung der Vorpuppe zur 
Puppe wurde bei vier 
Puppen nach mindestens 8,8 Tagen beobachtet. Die drei separierten 
Puppen benötigten bei geringerer Temperatur 19 Tage, also mehr als doppelt so lange.
 
Schlusswort
Von anfangs 33 
Puppen sind 26 sicher durchgekommen, wobei die drei separierten 
Puppen noch ausstehen. Wenn man darüber hinweg sieht, dass die drei separierten 
Puppen wohl nicht mehr von der Kolonie akzeptiert werden, ist eine Quote von 78,8 % wohl ein Schnitt, mit dem man leben kann. Natürlich hätte ich mir ein aussagekräftigeres Ergebnis mit bis zu 100 
Puppen und mehr gewünscht, aber dieses Experiment ist aufgrund der Kontrollen und Markierungen zeitaufwendig und daher besser zu bewerkstelligen, wenn man ein handlicheres "Labor-Nest" anstelle eines relativ schwer zugänglichen Ytongs nutzt. Aber die gut gefüllte Daten-Tabelle belegt, dass es durchaus machbar ist. Nach wie vor bleibt unklar, warum die 
Larven gebissen werden, und was  für die Entwicklung zu 
Major-Arbeiterinnen oder Jung-
Königinnen  verantwortlich ist. Ebenso wirft die geringe Größe der Jung-
Königinnen  weitere Fragen auf.
Vermutlich werde ich den Versuch in den Semesterferien, (und) wenn mehr Zeit vorhanden ist, wiederholen.
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