Harpegnathos venator - ein Bericht

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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Baumarkthammer
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#9 AW: Harpegnathos venator - ein Bericht

Beitrag von Baumarkthammer » 25. Juni 2011, 18:21

Handelt es sich bei den in Deutschland so oft gehaltenen Ameisen wirklich um Harpegnathos venator?
Diese Frage stellt sich einem Halter dieser Art wahrscheinlich ziehmlich sofort, wenn er sich die Bilder auf einigen wissenschaftlichen Seiten ansieht.
So z.B. auf antweb.com, einer sehr oft sehr hilfreichen Seite mit vielen Bildern zu den meisten Gattungen.
Doch ist diese Seite wirklich unfehlbar?
Klickte man letzte Woche auf die Gattung Harpegnathos auf dieser Seite, so sah man folgendes:

Bild

Die Ameise die dort unter Harpegnathos venator venator abgebildet wurde, ist mit Sicherheit keine der Ameisen die hier gehalten werden.
Dies war der Anlass für mich die Gattung Harpegnathos mal genauer unter die Lupe zu nehmen, was die Bestimmung angeht. Das ist wenn man sich mal damit beschäftigt garnicht so viel zu lesen. Es gibt bloß 7 Arten und 4 Unterarten. Dabei sind von Harpegnathos venator 2 Unterarten bekannt neben der eigentlichen Art.

Harpegnathos venator wurde in der Erstbeschreibung im wesentlichen als schwarze Ameise mit blassen Mandibeln und Beinen beschrieben. Die Gaster hat eine rote Färbung am Ende

Bild

und die Beine haben schwarze Längsstreifen.

Bild

Die Ameisen sind längsgerunzelt,

Bild

die Gaster hingegen fein punktiert und sehr fein längszunzelig.

Bild

Die Behaarung ist recht stark und die Ameise hat eine Gesamtlnge von etwa 2cm.

Bild

Das stimmt soweit alles zu der Ameise die in Deutschland als Harpegnathos venator gehalten wird. Allerdings scheinen die Beine der Ameisen ganz und garnicht blass.
Sie scheinen auf den meisten Fotos dunkel rot, eben so die Mandibeln.
Die Beine sind allerdings von unten betrachtet deutlich blasser, das liegt an den besagten Längsstreifen.
Die Mandibeln allerdings sind bei lebendigen Ameisen tatsächlich nicht blass, legt man eine Ameise allerdings in Alkohol ein, so weicht die Farbe der Mandibeln aber etwas und das schon nach wenigen Tagen. Meiner Meinung nach hat Smith vor 150 Jahren also eine Ameisne in Alkohol beschrieben und kam so dazu die Mandibeln ebenfalls als "pale" also blass zu beschreiben.

h6.jpg


Was ist nun aber die Ameise aus antweb.com, die uns als Harpegnathos venator verkauft wird.
Nach ausgiebigen Lesen aller Erstbeschreibungen bin ich zum Schluss gekommen, dass diese eine Harpegnathos macgregori sein muss.
Die komplett blassen Beine ohne Längsstreifen, die blasse Stelle an der Gaster lassen da wenig Platz für Zweifel. Der Verantwortliche hat auf eine Email sehr dankbar geantwortet und schnell reagiert. Die Seite wurde nach meiner Email auch verbessert. Also schreibt antweb.com wenn ihr Fehler findet, es kann vielen anderen helfen!

Die Ameisen sind also auf jeden fall Harpegnathos venator.
Es handelt sich meiner Meinung nach außerdem um Harpegnathos venator venator. Das ist leicht zu begründen.
Von Harpegnathos existieren nur zwei Unterarten neben der eigentlichen Art. Das ist einem Harpegnathos venator rugosus. Diese passt nicht zu meinen Ameisen, sie haben im Gegensatz zu meinen Tieren einen roten Stirnsreifen und sind an der Unterseite des Petiolus ebenfalls rötlich.
Harpegnathos venator chapmani passt ebenfalls nicht, diese Ameisen scheinen komplett schwarze Hinterbeine zu haben.

Es handelt sich also bei meinen Ameisen, und auch bei den Ameisen auf allen Fotos aus Foren die ich bisher gesehen habe, um Harpegnathos venator venator.


Wenn die Bilder nicht sichtbar sind, dann bitte eine PM schreiben!



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Baumarkthammer
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#10 AW: Harpegnathos venator - ein Bericht

Beitrag von Baumarkthammer » 8. September 2011, 00:00

Gestern den 6.9.2011 kam es zur ersten Verpuppung bei den Harpegnathos venator.

Bild

Jetzt muss man nur noch die paar Monate abwarten, die zum Schlupf der Puppe nötig sind.
Die Zeit die für die Larvenstadien benötigt wird hängt tatsächlich eben so stark vom Futterangebot ab wie bei Harpegnathos saltator.
Die Nahrung ist immernoch nicht sehr abwechslungsreich. Die Kolonie wird meistens mit Heimchen gefüttert. Das kann einer der Gründe sein, weswegen meine Königin nicht ihre erhoffte Produktivität in punkto Eierlegen hat. Tatsächlich wurden seit die Kolonie bei mir ist kaum Eier gelegt.

Diese Art scheint aber tatsächlich verflucht zu sein. Einige Tage her habe ich an den Arbeiterinnen, wie bei vielen anderen Haltern auch, Milben an den Mandibeln und um die Augen der Tiere entdeckt.

Bild

Auf dem Bild sieht man außerdem die kleine Menge Eier.
Möglicher Weise ist die geringe Produktivität der Königin durch die Milben verursacht?

Ich habe meine Harpegnathos venator und Harpegnathos saltator immer mit den selben Heimchen gefüttert, immer vom selben Händler und auch meist aus der selben Schachtel. Meiner Meinung nach ist eine Übertragung der Milben durch das Futter der Tiere deshalb fast auszuschließen.
Heimchen die mit dem Mikroskop untersucht wurden waren außerdem frei von adulten Milben oder Nymphen, die Anwesenheit von Eiern kann ich allerdings nicht ausschließen, halte sie aber ebenfalls für unwahrscheinlich, da ansonsten die Harpegnathos saltator Kolonie infiziert wäre.

Als die Kolonie ankam war sie augenscheinlich auch milbenfrei.

Woher also kommen die Milben?
Warum haben Harpegnathos venator sie aber Harpegnathos saltator nicht?

Vielleicht mag es etwas mit einer Beobachtung zu tun haben, die ich schon länger gemacht habe, aber noch nicht wirklich niederschreiben wollte; Harpegnathos venator putzen sich viel seltener als Harpegnathos saltator und putzen sich, nach meinen bisherigen Beobachtungen nach, auch nicht gegenseitig.
Meiner Meinung nach könnte daraus dieses omnipräsente Problem der Milben entstehen.

Was mich erstaunt ist, dass ich bisher keine deutlichen Veränderungen im Verhalten der Tiere beobachten konnte. Meinen bisherigen Erfahrungen nach laufen vermilbte Insekten gestresst rum und ziehen nicht weiterhin Brut auf. Diese Milben scheinen für diese Ameisen kein Problem darzustellen. Es ist keine Ameise gestorben bisher und es ist ebenfalls die Brut nicht befallen.
Ich werde deshalb denke ich das Problem also einfach einige Zeit lang ignorieren?
Dateianhänge
GEDC0200.JPG
GEDC0187.JPG



Zack
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#11 AW: Harpegnathos venator - ein Bericht

Beitrag von Zack » 18. September 2011, 17:49

This spiece are activ or not ? They are difficult no ?



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Baumarkthammer
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#12 AW: Harpegnathos venator - ein Bericht

Beitrag von Baumarkthammer » 19. September 2011, 21:10

The Genus Harpegnathos in general is only active when hungry, that means that they only come out when they don´t have any food in their nest. Sometimes the nest even gets closed when enough food is there.
But when the colony has nearly eaten all it´s food the ants start to be very active.

It is hard to tell weather the ants are hard to keep or not. I have kept Harpegnathos saltator for more than a year before I got Harpegnathos venator, so I already knew how to keep them and had figured out the best ways to keep them.
BUT Harpegnathos venator seems to have a heavy problem with mites. I barley ever heared of a keeper who had a Harpegnathos venator colony without mites and I can tell for sure that the mites don´t come from the food.
Come to think of it, I really never really heard of a keeper of this ants that had them for long time without mites.


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Übrigens generell scheint es auch nicht an der mangelnden Hygene der Tiere zu liegen. fehlfarbe berichtet in seinem Haltungsbericht, dass diese Art wohl auch eine Art des sozialen Putzens betreibt.

Was meine Kolonie angeht, so gibt es nichts wirklich neues zu berichten.
Es ist vielleicht auch gut, wenn es trotz Milbenbefall nichts neues gibt?

Die Milben sitzen übrigens überall im Nest außer an der Brut der Ameisen.
Ich habe das Nest der Ameisen mit meinem kleinem USB Mikroskop etwas unter die Lupe genommen und bemerkt, dass die Brut tatsächlich milbenfrei ist.

Die erjagten Beutetiere wimmeln allerdings vor Milben, die vor der Verfütterung ganz sicher nicht auf den Heimchen waren.

An den Ameisen sitzen alle Milben noch auf den Augen und zwischen den Mandibeln.
Ich finde diesen Milbenbefall bei Harpegnathos venator äußerst untypisch...



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#13 AW: Harpegnathos venator - ein Bericht

Beitrag von fehlfarbe » 19. September 2011, 23:04

Hi Baumarkthammer,

gut, dass du mich mit deinem Bericht an das gegenseitige putzen erinnert hattest, sonst hätte ich es wohl glatt vergessen in meinem Bericht zu erwähnen.
Wenn ich mich recht erinnere, saß dabei eine Arbeiterin teilweise auf einer anderen und hat mit auseinander gestreckten Mandibeln am Thorax und Hinterkopf "geleckt". Leider konnte ich dieses Verhalten bisher nur einmal beobachten.



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swagman
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#14 AW: Harpegnathos venator - ein Bericht

Beitrag von swagman » 20. September 2011, 14:41

Hallo.

Es könnte gut sein, dass es keine parasitären Milben sind. Die Beobachtung, dass die Beutetiere stark befallen werden und die Milben an den Mandibeln oder am Kopfbereich sitzen spricht sehr dafür. Einige Arten von Milben setzen sich bei Insekten gezielt an den Kopf, bzw. die Mundwerkzeuge um sich schnell und effektiv zu neuen Nahrungsquellen tragen zu lassen.
Bei meinen Myrmecia michaelseni und M. fulvipes hatte ich auch solche Milben entdeckt. Bei beiden Kolonien hatten diese Milben keinen negativen Effekt auf die Ameisen.
Ob es sich bei meiner M. chrysogaster Kolonie um die selben Milben gehandelt hat, kann ich leider nicht sagen. Dort kam es jedoch durch einen Fehler zu falschen Haltungsparametern (sehr warm und feucht) und einer explosionsartigen Vermehrung der Milben. Am Schluss war auch die Brut befallen und es kam zu vermehrten Todesfällen bei den Ameisen. Aber da waren wirklich zigtausende von Milben im Nest.



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#15 AW: Harpegnathos venator - ein Bericht

Beitrag von Baumarkthammer » 20. September 2011, 15:52

Hallo ihr beiden,
swagman, ja, daran habe ich auch schon gedacht. Ich halte die Theorie auch für sehr plausibel. Wie gesagt benehmen sich die Ameisne nicht wie zwei andere Ameisenkolonien, die bei mir mal von Milben befallen waren. Ich werde wie gesagt die Ameisen einfach weiter halten wie gehabt, viel tuen kann ich ja eh nicht.

fehlfarbe, das ist das Verhalten, das ich auch bei meinen Harpegnathos saltator beobachtet habe. Diese haben sich allerdings vorallem auf die Mandibeln und den Kopf konzentriert.

Gruß
Kaj



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#16 AW: Harpegnathos venator - ein Bericht

Beitrag von Zack » 20. September 2011, 16:11




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