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von PHiL » 16. Juni 2009, 16:23
Hi,
EDIT: Woops, jetzt habe ich so lange geschrieben und etliche Beiträge verpasst. Sorry!
ich glaube ich überspanne das "Kurz" ein wenig, aber ich hoffe doch, die Mods drücken mal ein Auge zu.
Zu der Ernährung in der Natur habe ich mir natürlich jede Menge Gedanken gemacht, und eigene Experimente durchgeführt.
Eines davon ist sehr simpel und einfach; Fliegenfüttern. Meine beiden Versuchskolonien waren die so häufig in der Haltung zu findende Lasius niger und weniger häufige Tetramorium sp. Probiert es selbst auf, werft den beiden Arten mal eine Fliege hin. Die Reaktion bei den Lasius ist ziemlich öde, möchte ich fast sagen. Sogar direkt vor dem Bau dauert es einige Zeit, bis die Rekrutierung stattfindet. Und dann auch nie ein richtiger "Ameisenhaufen", wie man es von den riesen Volk erwarten würde, nur einige dutzend Arbeiterinnen schleppen die Fliege weg. SÃe wird sogar von vorbeilaufenden Arbeiterinnen hin und wieder ignoriert.
Das krasse Gegenbeispiel, Tetramorium. Die schnellste Rekrutierung die ich je erlebt habe, der Abtransport ging ebenso schnell wie Problemlos. Da werden schon während des Abtransportes Gliedmaßen abgebissen, nur um schnellstmöglich die Fliege abzustransportieren. Ein Verhalten, was wahrscheinlich das enge Zusammenleben mit anderen Ameisenarten, in diesem Fall Lasius niger, erlaubt. Soviel zu der Fliege, jetzt zu dem Honig.
Zumindest die Lasius fahren drauf ab, da hat sich schnell eine große Meute gesammelt, welche schnell den Honig wegsaugt.
Ihr könnt euch schon denken- die Tetramorium hatten kaum Aktivität bei dem Honig, zumindest nicht die, die ich mir erhofft hatte. Vereinzelt Arbeiterinnen, aber bei langem nicht so viele wie bei der Fliege.
Was lerne ich daraus? Die Ernährung ist sehr abhängig von der Art, in der Haltung wird wohl seltener darauf geachtet. Doch dieses kleine Beispiel verdeutlicht unter anderem auch, wie es mit der Ernährung in der Natur aussieht; Lasius niger als wohl häufigste und teilweise dominanteste Art hat eine Vorliebe für Honig.
Honig soll ja eigendlich den Honigtau simmulieren; Daraus schließe ich, dass
a) Lasius niger viele Blattläuse als Nahrungsmittel verwendet, wie man es auch sehr oft beobachten kann, zumindest bei mir werden 90% aller Blattläuse von Lasius bewirtschaftet
b) Proteine daher gar nicht so wichtig sind; Ja, nun, Honig hat Proteine. Nicht viele zugegeben, Smaug. Aber man vergleiche doch mal mit Honigtau, dem eigendlichen simulierten Produkt. Da sind um einiges weniger Proteine drin
Geht man nun einen Schritt weiter, denkt man also an Arten wie Lasius fuliginosus, dann scheinen Proteine zumindest bei diesen Arten kaum eine Rolle zu spielen. Lasius fuliginosus ist überhaupt kein Jäger, aber die Blattlauskolonien von denen, oho. Und shcaut man sich die Gaster solcher angepasster Arten an, erkennt man schnell, wofür die gemacht sind. Die können sich richtig dolle vollsaugen.
Natürlich heißt das jetzt nicht, los, nie mehr Fliegen/Mehlwürmer aka "Proteine" verfüttern, versteht mich nicht falsch. Doch nun, diese extrafloralen Nektarien welche ich in meinen Waldterrarium habe, sind ja auch so in der Natur und werden genausogut bewirtschaftet wie Blattläuse.
Wie wichtig sind dann also noch "Proteine"? Und überhaupt, wie hoch ist der eigendliche Nahrungsbedarf? Also, so stark wie wir unsere Ameisen überfüttern, sie neigen ja schon zur fettleibigkeit, kann ich mir nicht vorstellen, dass es auch nur ansatzweise so in der Natur aussieht.
Wenn tote Insekten mal rumliegen, klar können die dann die Ameisen aufsammeln. Aber das sind ja gar nicht so viele. Man bedenke,
- Die Anzahl der toten Fliegen ist doch gar nicht so hoch. Die Völker sind mehrere Tausend Indivudeen groß, wenn man mit der Menge, die wir verfüttern vergleich, müssten ja stündlich Rieseninsektenhaufen da rumliegen.
-Kleine Völker, wie wir sie haben, haben praktisch keine Chance- eine mögliche Futterquelle würde doch theoretisch sofort von einer größeren Kolonie belagert werden.
So ähm, wo wollte ich jetzt nochmal hinaus? Achja, ist mein Gedankengang richtig und eine Zufütterung von meinen natürlichen lebenden Ameisen im Waldterrarium ist nicht nötig? Außerdem könnten sie ja theoretisch selbst Proteine erjagen, wenn nötig. Nacktschnecken, Regenwürmer, Asseln und Springschwänze hätte es ja genug. Nur habe ich noch nie eine Arbeiterin jagen gesehen- vielleicht tun das so kleine Völker ja gar nicht?
Grüße, PHiL