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von Skia » 13. Februar 2015, 12:20
15.10.2010
Jetzt kommt die wohl bislang größte Flop-Aktion in meiner Ameisenhaltung, Thema "Einwinterung":
Vorgeschichte:
Nachdem sich die Anbringung der Balkone weiterhin verzögert, befand sich die Kolonie (d.h. die Farm, verbunden mit der Glasarena) rund 1 Woche in meinem Keller (konstant 16 Grad, besser als nix) als Vorbereitung auf die Winterruhe. Beim Reichleuchten durch die rote Folie gab's noch eine freudige Entdeckung: viele der Kammern, die ich für leer gehalten hatte, waren ausgekleidet mit Larven! Es gab noch Honig, aber nur noch 2x Fleisch. Statt jedoch in die Ruhephase zu gehen, wurden die scheint's immer munterer. Es hielten sich immer Ameisen im Schlauch auf, v.a. das Fleisch wurde gierig genommen. Beliebt war auch die Tränke, an der Watte schienen sie sich eingraben zu wollen. Nun ja, also Ameisen im Keller.
Anfang der Woche wanderte sie in meinen Kühlschrank (damals 12 Grad). Dabei ging's schon los: ich dachte, vor dem Reinstellen in den Kühlschrank checke ich nochmal gescheit die Feuchtigkeit. Hab ich auch gemacht. Nur verursachte das Hochtragen aus dem Keller und das Wegklappen der Folie danach einen Riesenwirbel: die Arbeiter räumten eilig die Larven aus den Kammer, der Schlauch entvölkerte sich. Dummerweise musste ich feststellen, dass die Farm wahrscheinlich zu nass ist: unten ist knapp 1mm Wasser, der Ton ist sichtlich sehr satt nass. Na ja. Vorhanden war nun also eine aufgeregte Kolonie in einer Farm, ein leerer Schlauch und eine zwar bevölkerte, aber ruhige Arena. In der Hoffnung, dass sie in der Kälte schon reingehen werden, steckte ich alles in den Kühlschrank. Leider gewann dort der Schlauch immer mehr an Attraktivität, vielleicht weil die Farm zu nass und/oder der Kühlschrank gleichmäßig dunkel ist. Nun hätte ich zum einen gern den Platz im Schrank. Zum anderen macht der Schlauch aus Platzmangel einen so engen Knick, dass die eh nicht so tolle Belüftung noch mieser ist. Auch fragte ich mich, wie dass dann gehen soll, wenn mit wachsender Koloniestärke dann mal mehr Becken in den Kühlschrank müssen (Platz). Nach dem Motto „das muss auch anders gehen“ daher
Mein Plan:
Alles nochmals raus aus dem Kühlschrank. Durch die Erschütterung bzw. das Licht, laufen die Ameisen aus dem Schlauch in die Farm. Dann einfach die Tiere in der Arena raussammeln, über den Schlauch ebenfalls in die Farm die Farm scheuchen, alles abkoppeln und Farm mit einem Wattepropf verschließen. Zeitansatz: ca. 15 Minuten
Ergänzend muss ich vielleicht noch sagen, dass der Kühlschrank auf ca. 10 Grad eingestellt war, also noch nicht richtig kalt und dass die Ameisen meinen Ausbruchschutz in der Farm schon früh ausgehebelt haben. Die Öl/Vaselineschicht ist komplett mit Sand beklebt, der Sand ist an einer Stelle auch bis zur Decke aufgeschichtet. In dem „Hügel“ befinden sich ebenfalls Gänge und Kammern.
Die Realität bzw. das Fiasko:
Durch das Heraussnehmen aus dem Kühlschrank sah sich ein ganzer Trupp veranlasst, aus der Farm in Schlauch zu stürmen. Also Trichter aus dem Schrank, oben auf die Schnelle Salatöl rum, unten Watte rein rein. Schlauch von Farm abgekoppelt, Farmeingang verstopft. Tiere aus Schlauch in Trichter geschüttelt, aus Arena eingesammelt + dazu. Festgestellt, dass Ölrand nicht funktioniert und es (zumindest mir) nicht möglich ist, mit der linken Rand einen Trichter geradezuhalten und mit der rechten Hand und der Pinzette Ameisen einzufangen, die rund um Steine und Zietzen und an der Pinzette hoch und runter sausen um zusammen mit den Füchtlingen die Tischplatte anzupeilen. Also rumstehende Apfelsaftflasche aufgemacht, Trichter reingestellt, aus Nebenzimmer Paraffin geholt und damit den Rand eingeschmiert. Die schwarze Tischplatte verflucht und wie wild gesammelt. Irgendwann war alles halbwegs beisammen.
Nun kürzeres Schlauchstück gezogen, an Farm angeschlossen, um Ameisen vom Trichter in den Schlauch zu verfrachten. Festgestellt dass Schlauch für Trichter um knapp 1mm zu klein ist. Also Watte ins Schlauchende gestopft, aus Papierstück schmalen Trichter geformt, um den Plastiktrichter mit dem Schlauch zu verbinden. Ausreiser in den Plastiktrichter zurückbugsiert. Plastiktrichter über Papiertrichter an Schlauch angeschlossen. Festgestellt, dass Papiert undicht, Ameisen statt runter in den Schlauch aus der Farm nach oben laufen. Schnell alles rückgängig gemacht.
Da stand ich nun da, mit einem Trichter voller Ameisen, die es trotz Paraffin immer wieder schafften, sich vom Acker zu machen und einem kurzen Schlauchstück mit Wattepropfen, ebenfalls voller Ameisen. Nicht zu vergessen, die Truppe auf dem Tisch. Ein kurzer Blick von oben in die Farm zeigte eine lauernde Horde, die schon begann die Fühler zu strecken. Also schnell Deckel wieder drauf und Plan gestrichen, die Ameisen direkt da rein zu setzen. Ausreiser vom Tisch gesammelt.
Neuer Plan:
Ameisen vom Trichter ins kurze Schlauchstück setzen, dann den Schlauch an die Farm hängen und mit Watte zu schließen. Also Trichter diesmal mit der hohlen Hand mit dem Schlauch verbunden und versucht Ameisen nach unten zu befördern. Am effektivsten erwies sich noch das Schieben mit dem hinteren Pinzettenende. Blasen pustete die Ameisen eher raus. Als Trichter leer, Daumen drauf auf den Schlauch. Heerschar der Flüchtigen begutachtet. Zum wiederholten Mal den schwarzen Tisch verflucht. Versucht, durch permanentes Schütteln, die Ameisen vom Daumen abzuhalten, gleichzeitig mit der anderen Hand Ameisen vom Tisch, dem Boden und den Wandfliesen gesammelt. Mit der Zeit verbesserte sich meine Technik, Ameisen schneller in den Schlauch zu füllen, als diese wieder rausquellen.
Irgendwann war’s dann endlich soweit, der Schlauch landete an der Farm und die Farm wieder im Kühlschrank. Interessanterweise zeigte mir ein Blick in die Farm kammerweise „schlafende“ oder sehr träge Tiere. Meine „Hektiker“ waren eindeutig in der Minderheit.
Ergebnis nach ca. 1 Stunde:
Farm immer noch mit abgeknicktem Schlauch im Kühlschrank, wenn auch dieser immerhin kürzer
Rund 20 tote Ameisen, davon etwa die Hälfte bei der „Sammelaktion“, der Rest durch Daumendruck, da er erst später auftauchte und ich keine Chance sah, die in die Farm zu kriegen, ohne ein neues Chaos auszulösen.
Lehre für die Zukunft (sofern es eine gibt...):
- Wassercheck etc. VOR dem Kühlstellen, damit nicht wieder alles auf einmal kommt
- Abkoppeln der Arena möglichst vor der Kühlschrankstellung, da die Tiere offenbar nicht in der Farm verschwinden.
- Falls sich noch Tiere in einer Arena befinden, die abgekoppelt werden soll: entweder tatsächlich killen oder Arena mit in den Kühlschrank. Oder darauf hoffen, dass ein Nest da ist, das einen funktionierenden Ausbruchsschutz besitzt, so dass man sie doch noch ins Nest kippen kann. Aber KEINE FANG-/UMSETZAKTIONEN MEHR!#
- nochmals gründlich überlegen, ob nächstes Jahr (wie eigentlich angedacht) eine weitere Kolonie her soll: bei Unterbringung mit der Arena haben weitere Becken im Kühlschrank definitv keinen Platz. zudem die Lasius niger wohl nächstes Jahr ein weiteres Nest; wenn die sich dann nicht im Winter in 1 Nest ballen, stehen schon 2 Farmen im Kühlschrank. Oder ich muss mich doch mal mit dem Balkon zum Überwintern anfreunden
- bei Aktionen aller Art: andersfarbiger Untergrund!
Im Moment bleibt mir nur die Hoffnung, dass sich die vielzitierte Robustheit von Lasius niger bewahrheitet und die Kolonie trotz feuchter Farm, Stress und Energieverbrauch gut über den Winter kommt.