Territorialverhalten und -kämpfe bei Ameisen.

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Frank Mattheis
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#17

Beitrag von Frank Mattheis » 10. Februar 2006, 14:24

Hallo Boro,
da hab ich mich sicher falsch oder missverständlich ausgedrückt. Die Königinnen der Raptiformica haben nach meiner Meinung nur ein breiteres Potenzial möglichen Verhaltens, Nester von Wirtsameisen zu erobern als die von Polyergus. Als weniger hochspezialisierter Sozialparasit scheinen sie nicht so festgelegt zu sein und "probieren" verschiedene Strategien aus.
Bei eindringenden Polyergus-Königinnen in Beobachtungsnester von serviformica sah ich immer unbändige Agression, selbst ganz junge Ameisen aus der Wirtsameisen-Kolonie wurden meisst unbarmherzig getötet, obwohl diese sich völlig harmlos verhielten und der okkupierenden Polyergus-Königin freundschaftlich gegenüber standen.
Raptiformica-Königinnen sind auch oft sehr agressiv und töten einige Arbeiterinnen, jedoch nicht alle. Selbst ausgefärbte, ältere fusca wurden geduldet, wenn sie gegenüber der Raptiformica-Königin friedlich waren.
Die Raptiformica-Königinnen sind zu einer grösseren Bandbreite möglichen Verhaltens bei der Koloniegründung fähig, ihr Verhalten ist weniger schematisch und festgelegt. Sie können agressive fusca leicht töten, vermögen aber auch, solche nach Art der Waldameisenköniginnen für sich zu gewinnen und diese zu umwerben.
Grüsse, Frank.



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Boro
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#18

Beitrag von Boro » 17. November 2006, 21:41

Ich habe diese Seite wiederbelebt, weil das Territorialverhalten im Rahmen der sozialen Verhaltensweisen eine sehr wesentliche Rolle spielt, wie ich meine.
In mehreren Diskussionsbeiträgen wurde damals auf ein breites Spektrum von Verhaltensweisen in diesem Zusammenhang hingewiesen. Da gibt es bekanntlich friedfertige Ameisen, die fremden Arten oder auch anderen Populationen der eigenen Art ausweichen und da gibt es Arten mit hohem Aggressionspotential gegenüber anderen Nestern der eigen Art oder gegenüber fremden Arten.
Es geht jedenfalls immer um Konkurrenz bei Futterquellen, günstige Nistmöglichkeiten usw.
In diesem Zusammenhang habe ich auf rituell geprägte Streitigkeiten etwa zwischen verschiedenen Nestern von Lasius niger hingewiesen.
Das unten dargestellte Bild zeigt das Aufeinandertreffen von zwei verschiedenen Nestpopulationen von Tetramorium sp.(caespitum). Beide etwa gleich starken Völker schickten ihre jeweilige Streitmacht in die Arena. Da wurde gezogen, gebissen und hin und wieder wohl auch der Stachel eingesetzt (nur zur Machtdemonstration?) und es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen: Ich hatte den Eindruck, dass jede einmal "drankommen" wollte, um den Gegner zu testen.
Innerhalb von 1,5 Stunden habe ich den Kampfort mehrmals kontrolliert und konnte in dieser Zeitspanne keine einzige tote Tetramorium-Arbeiterin feststellen.
Also auch hier: ein rituelles Kampfgeschehen, welches möglicherweise zur Auslotung der Kampfstärke des Gegners diente und gleichzeitig wohl auch einem Abstecken der Territorialansprüche.
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