Blattschneider? Nein, danke!

Allgemeine Fragen und Themen ĂŒber exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
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widar
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#9 AW: Blattschneider? Nein, danke!

Beitrag von widar » 27. Oktober 2007, 15:17

Mal eine ganz andere Frage: Inwiefern könnte man das extreme Anwachsen einer Kolonie (jetzt mal ArtunabhÀngig) denn verhindern.

Ließe sich die Reproduktionsrate nicht regulieren, wenn ich die Nahrungszugabe (speziell von Eiweißen) auf einem gewĂŒnschten Level einfriere?

Meine Frage bezieht sich vornehmlich auf die EffiktivitĂ€t eines solchens Handelns. Dass diesem Aspekt zudem noch ein moralischer Kern innewohnt ist mir durchaus bewußt.(Allerdings kann es auch in der "Natur" zu Nahrungsverknappung kommen.



Sahal
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#10 AW: Blattschneider? Nein, danke!

Beitrag von Sahal » 27. Oktober 2007, 16:54

Hola,

die Reproduktions-Regelung ist nur ĂŒber die Nahrung möglich, bei den wohl meisten Arten durch Verweigerung der Proteinzufuhr.
Bei Blattschneidern hast Du da aber schlechte Karten :-)
Hier hilft es dann, wenn zeitweise (!!!) die Temperatur heruntergeregelt oder die BlÀtterzufuhr gedrosselt wird.

Also: Kolonie hungern lassen.
Ist aber ein Spiel mit dem Feuer, denn nach angehungert kommt gleich verhungert...


Die Auswirkungen des Hungers:
- die Gyne stellt die Produktion von Eiern ein, da der hohe Proteinbedarf nicht gedeckt werden kann.
- die Larven verharren in ihrem derzeitigen Zustand, da Nahrung fehlt
- nach einiger Zeit (Wochen) werden Eier und Larven geschlachtet, um das Volk am Leben zu halten

Nur wenn Du es richtig anstellst, wirst Du damit Erfolg haben.
LĂ€sst Du zu kurz hungern, nutzt es ĂŒberhaupt gar nichts!
LÀsst Du zu lange hungern, wird Dein Volk geschÀdigt bis getötet!


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

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moglie
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#11 AW: Blattschneider? Nein, danke!

Beitrag von moglie » 28. Oktober 2007, 14:49

Hallo,

man sollte aber auch darauf hinweisen, dass so eine Attakolonie weniger Arbeit macht als ein mittelgroßer Hund, wenn man den einigermaßen vernĂŒnftig halten will (3x am Tag 1 h Gassi). Auch ein Grund, weshalb ich mir niemals einen Hund anschaffen wĂŒrde. Als ich die letzte große Atta Kolonie hatte mußte ich alle 1, spĂ€testens 2 Tage einen Stoffbeutel voll BlĂ€tter holen, hat so 10-20 min am Tag in Anspruch genommen, auch im Winter hatte ich nie Probleme genĂŒgend BlĂ€tter zu finden, ausserdem kann man ja auch noch Möhre und Äpfel bei fĂŒttern wenn man mal einen Tag keine Lust hat raus zu gehen. Trotz allem ist der Aufwand den man betreiben muss schon relativ groß, aber wie gesagt, ein Hund macht auf jeden Fall mehr Arbeit.
Es gibt neben Atta und Acromyrmex mindestens noch eine Gattung, die BlĂ€tter schneidet, hatte sie selber mal aus SĂŒdamerika mitgebracht, leider habe ich sie nicht genauer bestimmt, war Atta aber sehr Ă€hnlich (war gedrungener, kleiner, nicht so stark polymorph) hat aber nur ein paar 100 Tiere bekommen.

MfG Sven



Gaster
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#12 AW: Blattschneider? Nein, danke!

Beitrag von Gaster » 28. Oktober 2007, 16:06

@Moglie: Hat sie hauptsĂ€chlich BlĂ€tter geschnitten oder nur zusĂ€tzlich zu einer anderen Hauptnahrungsquelle fĂŒr ihren Pilz? Dass hin und wieder vor allem heruntergefallenes Blattwerk eingetragen wird ist ja von einigen Gattungen bekannt.



Sahal
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#13 AW: Blattschneider? Nein, danke!

Beitrag von Sahal » 28. Oktober 2007, 18:30



Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!

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#14 AW: Blattschneider? Nein, danke!

Beitrag von moglie » 29. Oktober 2007, 00:18

Sie haben natĂŒrlich auch ander Sachen eingetragen, so wie das Atta und Acromyrmex auch machen. So sind mir in manchen Regionen auch Atta aufgefallen, die eigentlich nur Beeren eingetragen haben.



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Fraaap
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#15 AW: Blattschneider? Nein, danke!

Beitrag von Fraaap » 3. November 2007, 18:15

Hallo,

habe momentan kaum Zeit um mal wieder einen kleinen Text zu verfassen, ich werde mich sehr kurz halten.

Ich habe die Angabe ĂŒber die KoloniegrĂ¶ĂŸe und Laub/BlĂ€tterverbrauch ganz bewusst auf das Maximum getrieben. Der Beweggrund ist einfach, ich wollte versuchen diverse Neuankömmlinge bezĂŒglich "Blattschneider" zu verunsichern. Es ist nunmal an der Tagesordnung, dass insbesondere Einsteiger und JĂŒnglinge mit den besagten RasenmĂ€hern beginnen wollen. Blattschneider sind einfach toll anzuhören, es gibt hunderte Berichte ĂŒber sie, jeder kennt sie. Und dann gibt es ja noch die Atta, mit ihren riesen Soldaten! Das ist doch so ziemlich der beste Orgasmus eines jeden exzentrischen Einsteigers! Es mag einige andere Blattschneiderarten geben die klein bleiben und "haltbar" sind, doch mit ihnen werden sich nur die zufrieden geben, die sich schon etwas lĂ€nger mit Ameisen beschĂ€ftigt haben. Diese zu besorgen ist auch fast nur von "Insidern" möglich.
Atta sexdens, Atta cephalotes und Acromyrmex octospinosus sind wohl die hĂ€ufigsten gekauften Blattschneiderarten. Allesamt problematisch! Die Atta sind nicht haltbar, fĂŒr mich keine Frage, und die Acro's haben schon in Köln ihr potenzial gezeigt.

Worauf ich hinaus will: Blattschneider sind (bis auf sehr wenige Ausnahmen..) auf lĂ€ngere Sicht nicht vernĂŒnftigt zu halten und machen zudem mehr Arbeit als jedem lieb ist. Punkt.

Hoffe mein Beitrag ist leserlich und verstÀndlich, kann mich derzeit nicht so konzentrieren.

GrĂŒĂŸe,
Fraaap



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Fraaap
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#16 AW: Blattschneider? Nein, danke!

Beitrag von Fraaap » 22. Juli 2014, 22:16

Liebe Community,

vor gut 7 Jahren schuf ich diesen Thread um AnfÀnger und Atta-Interessierte vor dieser Art zu warnen.

Vor 4 Jahren war ich dann selbst Halter dieser Art. Die Berichte dazu sind hier zu finden:

http://www.ameisenforum.de/technik-bast ... 43144.html

http://www.ameisenforum.de/exotische-am ... 43243.html

Leider sind die Fotos nicht mehr da, aber die Informationen in diesen Threads halte ich fĂŒr Blattschneiderinteressierte dennoch fĂŒr sinnvoll.

Was kann ich als damaliger Kritiker nach der Haltung dieser Art zu meinem frĂŒheren Statement sagen?

Die Haltung und Aufzucht dieser Art ist extrem einfach. Man hat kaum etwas zu beachten, außer dass eine hohe Luftfeuchtigkeit herrschen muss, die aber auf Dauer durch die BlĂ€tter sowieso kommt, und man muss auf mögliche Schimmelbildung und Kondenswasser achten. Die Kolonie wĂ€chst dann von alleine. Und wĂ€chst... und wĂ€chst... und wĂ€chst...

Und eben dieses Wachstum ist nach wie vor das Problem. Meine Kolonie bewohnte innerhalb von 6 Monaten (!!!) zwei komplette Formicarien und gut die HÀlfte des von mir angelegten Röhrensystems.

Die notwendigen Investitionen um die Kolonie weiterhin gedeihen zu lassen sind hoch, vor allem braucht man eines ohne Ende: Platz!

Den Arbeitsaufwand empfand ich nie als Problem. BlĂ€tter sammeln, Becken sauber machen, das dauert alles nicht lĂ€nger als wenn man ein anderes Haustier besitzt. Nur den Platz kann man eben auf Dauer nicht bieten, zumindest nicht, wenn man das Volk auf Dauer nicht kĂŒnstlich klein halten möchte...

Und was ich ganz klar sagen, liebe Jungs: MĂ€dchen (und auch Frauen :D ) finden solche Anlagen widerlich!!! Innerhalb dieser Zeit habe ich als Jugendlicher so gut wie kein MĂ€dchen mehr in mein Zimmer bekommen. Das mĂŒsst ihr unbedingt bedenken :D

Ansonsten sind Atta und Acromyrmex natĂŒrlich wunderschöne und extrem interessante Arten - aber ĂŒber die Nachteile muss man sich absolut im Klaren sein....



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