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Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Camponotus
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Toblin
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#9 AW: Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Toblin » 7. April 2009, 15:34

Die ersten Tage im neu gestalteten Formikarium waren insgesamt sehr ruhig. Außerhalb vom Nest waren keine Ameisen zu entdecken und auch innerhalb war kaum Bewegung angesagt. Nur ein Tropfen Wasser, den ich vorsichtig in den Nesteingang gespritzt habe, hauchte dem Volk vorrübergehend richtig Leben ein. Nicht weil ich Panik ausgelöst habe, sondern weil sie scheinbar großen Durst hatten! Vielleicht hätte ich das Nest im Winter etwas feuchter halten sollen. Alle 4 Wochen 1-2 Milliliter waren etwas zu wenig. Das Wasser wurde auf jeden Fall gerne genommen und innerhalb vom Nest an andere Arbeiter weitergegeben (Trophallaxis).

Die erste Ameise die ich außerhalb vom Nest entdecken konnte, machte leider keinen gesunden Eindruck. Ihre Bewegungen waren langsam und schwächlich. Einen Tag später lag sie fast regungslos in einer Ecke vom Formikarium und noch einen Tag später war sie tot. Auch im Nest konnte ich immer mehr tote Ameisen entdecken. Insgesamt 9 Stück. Zum Glück machen die verbliebenen Tiere bisher einen gesunden Eindruck. Vielleicht war der arktische Winter in meinem Kühlschrank einfach zu hart ;)

Am letzten Samstag, also eine Woche nachdem ich die Ameisen langsam aufgetaut hatte, sind sie in das neue Naturkorknest gezogen. Ganz ohne Anreiz lief das natürlich nicht. Mit einer Heizmatte (unter dem Becken) habe ich das neue Nest halbseitig erwärmt. Die Matte war kaum auf Temperatur, als die ersten Ameisen zwischen den Nestern hin und her liefen. Ich wusste sofort, dass der Umzug ansteht. Gegen Abend waren die meisten Arbeiter samt Brut im neuen Nest, der Rest samt Königin folgte in der Nacht. Zwei Meisen wurden als Wachen(?) im alten Nest zurückgelassen. Dann, als sich eine von ihnen kurzzeitig außerhalb aufhielt, kam meinen großer Moment: Ich hab die zweite Wache kurzerhand vor die Tür gesetzt, das alte Nest rausgenommen, und den Stecker von der Heizmatte gezogen. Ein großer Triumph! Ich fühle mich wie ein Ameisendompteur. Und wie ein Schlitzohr :D!
Doch die Rache könnte schon bald folgen. Zur Zeit wird der Kork angeknabbert. Mit den Krümeln werde kleine Lücken und Unebenheiten im Nest aufgefüllt. Ich hoffe, dass sie sich nicht zu tief in den Kork graben, sonst sehe ich sie bald nicht mehr :irre:. Vielleicht wäre ein bisschen Kies oder anderes Baumaterial im Nestbecken besser gewesen als reiner Sand. Ich bin gespannt!

Heute Nacht wurde übrigens die erste Kurzflügelgrille ins Nest geschleppt. Ein gutes Zeichen. Die Verluste der ersten Woche werden hoffentlich bald ausgeglichen sein :)!

[img]http://picmirror.de/thumb.php/35391_haltung4.jpg[/img]


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#10 AW: Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Toblin » 9. April 2009, 12:23

Achtung Bauarbeiten!

Die letzten Tage waren sehr spannend. Im Nest war richtig was los! Ein Bergbauteam hat kubikmillimeterweise Korkkrümel abgebaut und im Nest verteilt. Mittlerweile graben sie hauptsächlich unter Tage. Der meiste Bauschutt wurde oberhalb dieser Baustelle abgelegt, wobei ein ziemlich ebenes Plateau entstanden ist. Ich weis noch nicht genau, was die Meisen vorhaben. Benötigen sie das Plateau als Liegewiese für Larven oder Puppen? Bauen sie eine Kammer für die Königin, so wie sie es ansatzweise schon im letzten Jahr getan haben? Oder graben sie ein ganzes "Nest im Nest", welches sie mit dem Bauschutt zusätzlich abdecken?

Genügend Spielraum haben sie. Wie werden sie ihn nutzen? Die Bauarbeiten dauern an... und es bleibt spannend :)!


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#11 AW: Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Toblin » 17. April 2009, 11:41

Wenig los im Camp Onotus. Die Pioniere bauen gemächlich weiter an ihren tollen Plattformen, die Ranger verweigern das Eiweiß, und die Scouts entdecken den Honig höchstens in der Nacht.... alles relaxt wie im Sommerlager. Nur ich bin in Sorge :

Schon wieder sind zwei Arbeiter gestorben. Wieder machten sie auf ihrer Runde durch das Formikarium einen kraftlosen Eindruck, bevor sie am nächsten Tag tot im Nest lagen. Die anderen Arbeiter haben sie dann fein säuberlich zerlegt. Soweit ich es beobachten konnte wurden sie nicht gefressen sondern als Baumaterial verwendet . So langsam finde ich das alles sehr seltsam. Letztes Jahr machte das Volk einen weniger gestörten Eindruck. Daher habe ich einige Maßnahmen ergriffen: Die Steine und Tillandsien aus dem Nestbecken habe ich vorerst entfernt. Vielleicht hingen ja Giftstoffe dran? Oder Düngerreste? Oder Drogenrückstände? Wer weis was der Baumarktgärtner so in seiner Freizeit gärtnert.... Seit dem gab es auf jeden Fall keine Todesfälle mehr. Trotzdem werde ich zusätzlich den ungewaschenen (und zugegeben sehr staubigen) Sand durch gewaschenen Kies ersetzen. Dann schaffen es die Meisen vielleicht auch wieder vernünftig an den Scheiben hochzuklettern. Bisher macht ihnen der Staub unter den Füssen schwer zu schaffen, glaube ich. Andere Halter im Forum berichten, dass ihre Camponotus ligniperdus scheinbar Sand als Bodengrund meiden. Dies bestätigt mich in meinem Entschluss, obwohl ich den Sand eigentlich sehr schön finde. Bis ich den Boden wirklich austausche, wird allerdings noch etwas Zeit vergehen. Ich werde in den nächsten Tagen und Wochen umziehen und bei der Gelegenheit das Nestbecken neu gestalten. Die andere Arena bleibt wie sie ist. Mit Sand, Pflanzen und Steinen. Falls meine Deko wirklich schädlich sein sollte, werde ich es so mit größerer Sicherheit feststellen können.

Bleibt tapfer!


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#12 AW: Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Toblin » 21. April 2009, 20:44

Ich wollte Euch schnell mal zwei Bilder reinwerfen. Die bin ich irgendwie noch schuldig.... :rolleyes:


Bild

Bild

Der blaue Pfeil zeigt auf die Stelle, von der aus die Grabearbeiten (unterhalb des roten Bereichs) begonnen wurden. Wie man sieht, waren sie sehr fleissig und haben das ganze Nest mit Korkkrümeln eingedeckt. Und die Bauarbeiten dauern an!
Ein Teil der Kolonie sitzt unter der grünen Markierung, an einer relativ geschützten Stelle, der Rest ist scheinbar schon unter dem roten Bereich eingezogen.
Dem Volk geht es übrigens soweit ganz gut. Seit ich die Steine und die Pflanzen aus dem Nestbecken genommen habe, konnte ich keine Auffälligkeiten mehr beobachten. Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass es wirklich an der Deko liegt. Ich bin ja nicht der erste Halter mit Steinen und Tillandsien im Formikarium. Ich werde das weiter beobachten.


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#13 AW: Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Toblin » 7. Mai 2009, 12:21

Samstag, der 2.Mai. Umzug.

Also ich bin umgezogen, nicht die Ameisen. Obwohl sie natürlich mit umgezogen sind. Aber halt nicht selbst. Ich habe sie getragen. Umziehen ohne Umziehen, sozusagen. Warum musste ich eigentlich so viel schleppen? Ameisen sind doch im Verhältnis viel kräftiger als Menschen! Das werde ich mir merken und sie beim nächsten Mal schuften lassen, wenn es schwere Arbeit gibt. Faules Pack! Trotz der Arbeitsverweigerung der Meisen hat aber alles gut geklappt :D.

Für den Transport der zwei Formikarien, habe ich erst mal alle Steine raus geräumt, damit die Glasbecken unter der Last nicht brechen. Zum Glück lag alles lose im Formi. Bei mir ist nichts ist verklebt oder vergraben. Die fast leeren Becken habe ich dann auf ein Reststück Küchenplatte gezogen und rundherum mit angeschraubten Leisten fixiert. So kann im Auto nichts verrutschen und die Glasbecken lassen sich sicher und schonend transportieren. Soweit ich es beobachten konnte waren die Ameisen dabei ruhiger als ich. Ich hatte etwas bammel, aber es hat wunderbar funktioniert. Den Meisen geht es also gut und das erste Insekt in der neuen Wohnung ist schon verputzt. Ich hatte Kartoffelsalat und Würstchen. Entspannen kann ich mich trotzdem noch nicht. Der neue Tisch, auf dem die Formikarien ihren endgültigen Platz finden, muss noch gebaut werden. Das kann ein paar Tage dauern, aber ich halte Euch auf dem Laufenden.

Stay tuned :spin2:!



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#14 AW: Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Toblin » 4. Juni 2009, 16:41

[img]http://picmirror.de/thumb.php/39388_tisch2.jpg[/img]

Wie ihr in meinem Baubericht und im Fotothread sehen könnt, haben meine Formikarien einen neuen Standort bekommen. Der Beckenverbinder ist einem großen Plexiglastunnel gewichen und ich habe neue Lichttechnik installiert.
Dabei hat der Ausbruchschutz durch meine Ungeschicktheit sehr gelitten. Ich muss ihn bei meinen Bauarbeiten wohl an einer Stelle beschädigt haben, denn neuerdings hängen sich die Ameisen zum Wärme tanken auch schon mal direkt an die LED Leiste im Deckel
:fluchen:. Da sollten sie eigentlich gar nicht hinkommen! Nun muss ich immer erst Deckel & Scheiben auf Ameisenbefall prüfen bevor ich den Deckel abnehme. Das kann keine Dauerlösung sein. Ich denke ich werde für den Rest der Saison Paraffin-Öl verwenden, bin mir aber noch nicht sicher ob ich es (ohne Rücksicht) auf die noch vorhandene PTFE-Schicht auftragen kann.

Soviel zur nackten Technik. Den Tieren geht es prima. Die Sterberate ist auf annähernd null zurückgegangen. Ich denke einige Meisen waren nach dem Winter zu geschwächt. Ich hatte ja schon erwähnt, dass ich vermutlich mit der Feuchtigkeit zu geizig war. Aber nun es geht wieder steil bergauf! Ständig sind 5-10 Ameisen in der gesamten Anlage unterwegs. Doch besonders vor dem Nest herrscht viel Betrieb, auch wenn es dort gar nichts zu entdecken gibt. Dafür werden im Eingangsbereich sämtliche Unebenheiten im Sand mit Korkkrümeln ausgeglichen, so dass eine schöne ebene Fläche entsteht. Ameisen sind halt auch irgendwie Formikarienbauer. Und sie fressen wie bescheuert! Das heißt, zurzeit wird es fast wieder etwas weniger, da die meisten Larven aus dem ersten Schwung mittlerweile das Puppenstadium erreicht haben. Dabei sind sie ganz schöne Schnöggel! Eigentlich fressen sie fast nur noch Kurzflügelgrillen. Fliegen, Mehlwürmer und Heimchen werden verschmäht. Hin und wieder habe ich noch mit Fliegenlarven Glück. Neulich hat sich eine Fliegenlarve verpuppt, während sie mühsam in Richtung Nest geschleppt wurde. Die Meisen haben dann tatsächlich das Interesse verloren. Ein seltsames Schauspiel war das!

Ich muss nochmal zurück zur Technik kommen. Die neuen Spotstrahler funktionieren (wie erhofft) hervorragend in Verbindung mit dem Naturkorknest. Der rechte obere Nestbereich liegt noch knapp in dem Licht- und Wärmekegel. Bisher habe ich von der Brut nur selten was zu Gesicht bekommen, aber sobald ich das Licht einschalte wird die ganze Nachkommenschaft in die Wärme transportiert. Schalte ich es wieder aus, wird alles zurück in die sicheren Katakomben geschafft. Die Spotstrahler sind täglich 2-4 Stunden in Betrieb. Mehr traue ich mich nicht, ich möchte den endogenen Jahresrhythmus von meinen Camponotus ligniperdus nicht zu sehr strapazieren.

Das wars schon wieder mit den Neuigkeiten. Im Diskussionsthread könnt ihr Eure Kommentare loswerden.

Gruß
Tobi


PS: Natürlich habe ich auch ein Bild für Euch gemacht. Die Ameisen samt Brut beim Wäreme tanken. So wie oben beschrieben:spin2:.


[img]http://picmirror.de/thumb.php/39517_haltung7.jpg[/img]


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#15 AW: Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Toblin » 2. August 2009, 10:26

Mittlerweile ist der erste groß Schub Nachwuchsameisen raus aus dem Kokon und die Anzahl meiner Camponotus ligniperdus ist erfreulich gestiegen. Die Aktivität außerhalb vom Nest wir immer größer. Letzte Woche gab es einen regelrechten Sturm von einigen Arbeiter auf die Glasscheiben im zweiten Becken. Ein gutes Dutzend Meisen hat dort jeden Winkel abgesucht. Wird die Anlage etwa schon zu klein? Erst nach Einbruch der Dunkelheit (Lampen aus) war der Spuk vorbei. Das kam mir ein wenig seltsam vor. Naja, angesichts der ohnehin vielen fouragierenden Ameisen werde ich wohl bald anbauen müssen....

In den letzen Wochen habe ich immer wieder anderes Futter ausprobiert. Unter anderem auch Fliegenmaden aus dem Angelbedarf. Da sie überbrüht nicht angenommen wurden, war ich mutig und habe, trotz möglicher Milbengefahr, lebend gefüttert. Ich habe die Futtertiere vorher mit der Lupe abgesucht und nichts verdächtiges gefunden. Das muss aber nichts heißen ;) Auf jeden Fall ist das Jagdverhalten der Ameisen wirklich spannend zu beobachten. Camponotus ligniperdus sind stolze Mandibel-Kämpfer. Mit einem kurzen Satz springen sie der Beute entgegen, beißen kurz zu (zumindest sieht es so aus) und gehen wieder auf Abstand. Das wiederholt sich so lange bis sich die ersten Arbeiter festbeißen und die Beute langsam Richtung Nest schleppen.

[img]http://picmirror.de/thumb.php/42389_haltung8.jpg[/img]



Aber auch Mehlwurmkiefer sind verdammt stark! Sie haben sich tatsächlich aus Ihrer Plastikdose rausgebissen. Verdammter Mist. Zum Glück habe ich es noch rechtzeitig bemerkt :D.

[img]http://picmirror.de/thumb.php/42390_haltung9.jpg[/img]




Der Diskussionsthread darf seinem Namen Ehre machen.



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#16 AW: Camponotus ligniperdus - Haltungserfahrungen

Beitrag von Toblin » 19. August 2009, 15:13

Urlaub! Endlich!

Eine Woche lang habe ich mich von meinen Ameisen verabschiedet, um mit meiner Freundin unsere (Ameisen-)Hauptstadt Berlin zu besuchen. Natürlich durfte da ein Besuch im Zoo und beim Antstore nicht fehlen, aber das gehört nicht in diesen Haltungsbericht ;)
Meine Camponotus haben es sich in der Zeit mit einer dicken Kurzflügelgrille, Honig und reichlich Wasser in ihrem Formi gemütlich gemacht. Ich hatte nach meiner Rückkehr nicht den Eindruck, dass es ihnen an irgendwas gefehlt hat. Frisches Einweiß und Wasser wurde zwar gerne genommen, aber ein ausgehungerter Mob sieht anders aus. Trotzdem sind sie sehr aktiv. Während meiner Abwesenheit hatte ich den Strom in der Wohnung weitestgehend abgestellt. Es gab also für die Meisen keine Beleuchtung und somit auch keine Wärme. Ich schätze sie haben jetzt Nachholbedarf und genießen die Sonne beim furagieren :).

Das werde ich jetzt auch noch machen. Also Sonne genießen, nicht furagieren ;)


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