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Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
anthropod
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#25 AW: Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Beitrag von anthropod » 15. Mai 2009, 13:37

Pheidole pallidula in Privathänden? Ja!

Ich möchte mal einen Vergleich zwischen Ameisen und Hunden anstellen.

Einige Hunde sind angeblich besonders gefährlich, Kampfhunde. Der Begriff Kampfhund ist eine willkürliche Festlegung von Rassen, deren Kiefer eine höhere Beißkraft haben als andere Hunderassen. Sie sind allerdings nicht von Natur aus aggressiver als andere Hunde, sondern haben nur das Potenzial zu mehr Schaden.

Einige Ameisen können gefährlicher als andere sein. Die Meinung gehen etwas auseinander, aber mögliche Kriterien sind: Krankheitsüberträger (für Menschen), Holzschädling, geringe Körpergröße, Giftstachel, polygyn mit schnellem Koloniewachstum. Diese Ameisen sind ja nach Art nicht schwieriger zu halten oder schwieriger abzusichern als andere Arten. Zur Not kombiniert man eben verschiedene Arten des Ausbruchsschutzes, was nicht viel schwieriger, aufwändiger oder teurer ist. Nur falls die Ameisen den Schutz überwinden, haben sie das Potenzial zu mehr Schaden, als 'normale' Ameisen.

Wer würde die Haltung eines Dackels verbieten? Niemand. Aber auch einen Dackel kann man so scharf machen, daß er jeden Spaziergänger anfällt, der ihm in die Quere kommt. Es kommt also fast nur auf den Tierhalter und dessen verantwortungsvolles Handeln an. Wenn man den Hund nicht aggressiv erzieht, geht alles klar. Und wenn man die Ameisen artgerecht und mit einem artentsprechendem Ausbruchsschutz hält geht auch alles klar. Bei Hunden kann man seine Eignung als Halter und Erzieher durch die (kurze) Begleithundeprüfung nachweisen. Aber ein 'Ameisenführerschein', wie sollte das gehn? Wenn man beim Ausbruchschutz nachläßig ist, ist es doch fast egal, ob in der Wohnung 10.000 Pheidole oder 10.000 Lasius rumlaufen, es wär beides eine Katastrophe.

Ich muß allerdings dazusagen, daß mir persönlich das Riskio bei den kleinen Arten (wie Pheidole pallidula) zu groß wär. Aber bei meinen Messor muß ich auch aufpassen, daß sie sich nicht durch Gasbeton und Gips fressen. Wie gesagt, der Halter muß wie bei jeder Tierhaltung verantwortungsvoll sein. Verbote bringen überhaupt nichts, das sieht man bei den Drogen und bei Alkohol und Nikotin für Jungendliche. Besser ist es qualitativ hochwertige Haltungsinformationen zur Verfügung zu stellen und Anprechpartner in Problemfällen zu sein, wie es hier im Ameisenforum teilweise passiert.



Braenen
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#26 AW: Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Beitrag von Braenen » 15. Mai 2009, 13:58

Nur kurz zur sachlichen Richtig-Stellung: Kampfhunde werden als solche bezeichnet, nicht weil ihre Bauart-bedingte Beißkraft erhöht ist, sondern weil ihr Aggressions-Potential erhöht und durch Auslese-Zucht verschärft wurde. Was die lieben Hunde-Hasser dabei allerdings vergessen haben ist, dass diese Auslese sich darauf bezog unter Hunden zu wüten und nicht unter Menschen. Damit ein Hund einen Menschen attackiert, muss er den Menschen als Futter/Art-Feind erkennen. Dies widerspricht von Natur aus zunächst jedem Welpen und muß von perverser Menschen-Hand durch a) Dummheit und Vernachlässigung oder b) bewußt herbeigeführt werden.

Ich erstelle regelmäßig Gutachten für Gerichte zu diesem Thema.
Der Begriff Kampfhund wurde durch die Presse völlig verzehrt und spiegelt überhaupt nicht die Realität wieder. Im übrigen: Die meisten Gutachten werden benötigt bei Hunden, die nicht zu den sog. Kampfhunden zählen!!!
Und jedes Krankehaus kann bestätigen, dass die meisten und vor allem schwersten Beiß-Unfälle nicht durch sog. Kampfhunde-Rassen, sondern durch die vermeintlich harmlosen Rassen entstehen. Einem Kind ist es ziemlich egal, ob ein Pitbull oder ein Dackel das Gesicht geschredert hat. Beide sind in der Lage, ein Kind innerhalb von Sekunden zu töten!!! Der Unterschied liegt allerdings darin, dass es erhebliche Unterschiede in der Darstellung der Presse gibt. Es klingt nun einmal viel netter, wenn der Schreiberling "Kampfhund zerfleischt Kind" schreibt, als wenn da steht "Dackel biß dem 6-jährigen Mädchen auf dem Rückweg von der Schule ins Gesicht, weil er von ihr monatelang geärgert wurde" (Original) und noch gar nicht solange her.
Das ist mittlerweile auch wissenschaftlich belegt/bestätigt und diverse Male untersucht worden. Die Presse kümmert sich darum einen Dreck!!!



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#27 AW: Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Beitrag von anthropod » 15. Mai 2009, 14:10

Danke für die Richtig-Stellung im Detail. Und die Stärkung meines Arguments, daß es keine 'bösen' Arten, sondern nur schlechte Halter gibt.

Daß normale Hunde oft gefährlicher sind ist übrigens auch meine Erfahrung.



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#28 AW: Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Beitrag von Schildkroet » 15. Mai 2009, 14:27

Hey!

Braenen hat geschrieben: Im übrigen: Die meisten Gutachten werden benötigt bei Hunden, die nicht zu den sog. Kampfhunden zählen!!!


Die Wurzel hierfür liegt in meinen Augen bei der Gesetzeslage. Durch die Verschärfung der "Kampfhunsgesetze" in vielen Bundesländern wird der Hund bei kleinen Auffälligkeiten bereits eingeschläfert! Somit ist ein Gutachten nicht mehr gefragt, dass Tier wird auf die Rasse herabgesetzt.

Aber um nicht zu Off-Topic zu werden:
Ich halte jede Ameisenart für privat-haltbar, es hat meiner Meinung nach etwas mit dem erwähnten Verantwortungsbewusstsein zutun.
Allerdings würde ich eine Altersbeschränkung begrüßen, da eben dieses Verantwortungsbewusstsein sich erst entwickeln muss. Zwar gibt es auch ältere Menschen ohne jenes, aber trotzdem ist die Zielgruppe der jüngeren Menschen deutlich belasteter!


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#29 AW: Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Beitrag von swagman » 15. Mai 2009, 15:02

Hallo.

Meiner Meinung nach sollte bei der ganzen Debatte eines nicht vergessen werden, nämlich das natürliche Verbreitungsgebiet von Pheidole pallidula.
Diese Art kommt in Südeuropa vor und ist damit quasi seit der letzten Eiszeit vor etwa 12-10.000 Jahren ständig auf dem Sprung zu uns. Nur hat sie es bisher nicht geschafft. Wie so viele andere Arten aus den Süden auch nicht. Warum wohl?
Könnte diese Art bei uns dauerhaft überleben, wir hätten sie schon lange hier.
Selbstverständlich gibt es natürliche Barrieren, wie Gebirgszüge. Doch hätten es diese Ameisen und viele andere Arten leicht geschafft, solche im "Gepäck" des Menschen zu überwinden.
Nicht erst seit kurzen kommen Unmengen von Gütern vom Süden rauf zu uns in den Norden. Nein, das geht schon Jahrhunderte so. Dazu brauchte es keine Flugzeuge, dass schaffen auch Eselkarren.
Doch selbst ohne den Menschen werden solche Barrieren überwunden, sonst wäre jede neu entstandene Insel noch immer öde und unbewohnt.

Nicht jede Art hat das Potenzial sich invasiv auszubreiten. Gerade die Pheidole um die es hier geht nicht. Bestes Beispiel liefert uns hier Boro, welcher immer wieder aufpassen muss, dass seine Pheidole pallidula, welche bei ihm im Wintergarten leben, nicht von Lasius niger vernichtet werden. Sie haben also schon mal einen natürlichen Feind hier bei uns, welcher eine invasive Ausbreitung unterbindet.
Wie sich dies natürlich in Zeiten der Erderwärmung verhält bleibt noch abzuwarten. Doch kommen seit den letzten Jahren bereits vermehrt südländische Arten bei uns vor. Zum Glück noch nicht dauerhaft.
Doch mal angenommen, Pheidole pallidula schafft es eines Tages sich bei uns zu etablieren, dann machen sie dies sicher auch ohne uns Ameisenhalter um Erlaubnis zu fragen.

Nur mal so meine Gedanken, obwohl ich diese Art nie halten würde. Hab es ja eher mit großen Ameisen und nicht mit solchen kleinen Dingern.^^



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#30 AW: Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Beitrag von Patrick » 15. Mai 2009, 15:18

Schonmal davon gehört, dass Myrmica rubra in den Usa als solche sogenannten Pest Ants gelten ? Ich habe schon einiges darüber gelesen.

Ich schließe mich swagman's und Boro's Meinung an. Das Klima spielt da eine wichtige Rolle. Ich weiß auch nicht, was ich dem noch hinzufügen könnte. Die Meinungen teilen sich hier jedenfalls. Man wird es auch nicht stoppen können, dass Pheidole nicht gehalten werden. Pheidole sind interessante Tiere, ich selbst pflege seit Jahren auch welche, und hatte sogar mit Pheidole angefangen. Ein Hund ist zu schlimmerem fähig, man muss ihn nur unter Kontrolle haben. So sieht das auch mit Ameisen oder sonstigen Haustieren aus.

Grüße



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#31 AW: Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Beitrag von TRIA » 15. Mai 2009, 15:25

Allerdings würde ich eine Altersbeschränkung begrüßen, da eben dieses Verantwortungsbewusstsein sich erst entwickeln muss.

Die gibt es doch, nur was nutzt es wenn Kind nervt und Eltis kaufen? Und was nutzt es wenn "Halter" einfach zu dumm sind? ich kann mit 40 kleingeistig sein, wie auch mit 14.

Ein Verbot halte ich für sinnlos. Wenn Jemand an die Tiere kommen will, wird er/ sie dass auch mit Verbot kommen.

Jop, als ich Vogelspinnen gehalten haben, wurde in Berlin eine Meldepflicht eingeführt. Es kam ein Veterinär zum mir, der meine Anlagen und mein Wissen prüfte. Nur was nutzt es, wenn sie keiner Anmeldet auser die die eh Verantwortung tragen können/wollen?

@ Phil
Solenopsis invicta kannst du beruhigt einführen und aussetzen, die überleben nicht mal eine Woche hier. Das ist einer der Gründe warum ich sie nicht halten würde, einfach zu empfindlich.

edit: Was soll ich sagen, Swagi, du hast es auf den Punkt gebracht :D


Eines Tages wird sich die Sonne zum roten Riesen aufblähen, die Erde verschlingen und das Universum wird über uns herzlich lachen.

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#32 AW: Pheidole pallidula in Privathänden, Ja oder nein!

Beitrag von Schildkroet » 15. Mai 2009, 15:59

Hey!

TRIA hat geschrieben:Die gibt es doch, nur was nutzt es wenn Kind nervt und Eltis kaufen? Und was nutzt es wenn "Halter" einfach zu dumm sind? ich kann mit 40 kleingeistig sein, wie auch mit 14.


Schildkroet hat geschrieben: Zwar gibt es auch ältere Menschen ohne jenes (Verantwortungsbewusstsein), aber trotzdem ist die Zielgruppe der jüngeren Menschen deutlich belasteter!


Stichwort absolute und relative Häufigkeit.

TRIA hat geschrieben: Jop, als ich Vogelspinnen gehalten haben, wurde in Berlin eine Meldepflicht eingeführt. Es kam ein Veterinär zum mir, der meine Anlagen und mein Wissen prüfte. Nur was nutzt es, wenn sie keiner Anmeldet auser die die eh Verantwortung tragen können/wollen?


Ich denke die Einfuhr von exotischen Ameisen, auch wenn sie nur aus Südeuropa kommen, lässt sich durch bestimmte Gesetzeslagen beobachten.
Ich sag mal ganz salopp, hier hält ja auch keiner Formica rufa, was wohl vorallem an dem Bußgeld liegt :spin2:
Es gibt aber auch hier Sondergenehmigungen für bestimmte Einrichtungen. Mit ähnlicher Vorgehensweise wäre es denkbar das der Verkauf von Ameisen an verantwortungslose Menschen stagnieren würde, da sie nicht mehr einfach nur den "Bestellbutton" drücken müssten.
Für ernsthafte Ameisenhalter ist dies zwar ein kleiner Zettelkrieg, aber der sollte für das Hobby durchaus zu überwältigen sein!

Aber das ist nur meine Meinung und ich mag die nicht noch weiter groß begründen.
Ich kann ebenfalls swagman zustimmen, allerdings ist die verminderte Ãœberlebenschance in meinen Augen kein Freifahrtsschein es nun drauf ankommen zu lassen. Je mehr Kolonien versuchen sich hier zu etablieren, desto eher gelingt es einer dieser vielen.
Aber auch diese Aussage ist wieder meinungsabhängig!


___Schildkroet


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