Hoffentlich haben hier auch andere was davon, bisher fand ich eure Standpunkte super. Macht SpaĂ, mal darĂŒber zu reden! Ist ja sonst eher "Insider Talk".@antsnature
Zu den Museumsexemplaren: Das ist so eine Sache. Hab jetzt schon viele Sammlungen durchgeguckt, drei hier in NRW von Grund auf neu determiniert, weil es einfach ein Chaos war. Oft fehlen Etiketten zum Fundort ganz oder sind ungenau, und die Bestimmung ist je nach Spezialisierung des Vorbestimmers manchmal nicht mal auf Gattungsniveau korrekt. Und selbst wenn alle Bestimmungen sehr kompetent durchgefĂŒhrt wurden, ist die letzte Determination nicht selten 80 Jahre her und mit ĂŒberalteten SchlĂŒsseln passiert.
Wenn sich selbst bei mir als AnfÀnger auf dem Gebiet da die blonden Haare strÀuben, kann ich Seifert verstehen, wenn er sich nicht auf irgendwelche Exemplare in Museen verlÀsst. Immerhin umfasst so eine Sammlung in einem Museum ohne Spezialisierung auf Insekten im Standardfall schon mehrere hundert bis tausend Tiere, die alle neu zu determinieren ist sicher den Erlös nicht wert, den Seifert am Ende davon hÀtte.
Gerade bei Formica clara sind die morphologischen Merkmale im VerhĂ€ltnis zu den anderen beiden Arten der Gruppe sehr Ă€hnlich und eine sichere Determination ohne ausreichende Nestreihen (und die gibts in Museen nicht oft, plus das Problem beim Detail der Fundorte) selten machbar. Wer Seiferts SchlĂŒssel kennt, der kann sich lebhaft vorstellen, wie schwer er es bei der statistischen Auswertung und Festmachung der Merkmale gehabt haben muss.
Mit der Genetik ist es ziemlich fraglich, inwieweit man die Verfahren anwenden kann. Beispiel aus Afrika: Zwei Tetramorium, genetische Messungen zeigen keine Unterschiede, die eine Artabtrennung rechtfertigen. Eine schwarz, eine hell, und beide in streng verschiedenen LebensrĂ€ume ohne Ăberkreuzung. Keine bekannten Zwischenformen und keine bekannte Verpaarung untereinander. Was nun? Als zwei Arten beschreiben (= klassische Biologie) oder nicht (= genetische Verfahren)?

