Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Benutzeravatar
Corsair
Halter
Offline
Beiträge: 909
Registriert: 29. Januar 2004, 16:22
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

#1 Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Beitrag von Corsair » 11. Mai 2010, 10:43

Ich halte schon seit 2004 meine Camponotus ligniperda.
Zuerst hatte ich ein Plexiglas/Ton-Formikarium -> "Formikarium deluxe".

Anfang 2010 hab ich sie nun in ein Glas/Sand/YTONG-Formikarium -> "Formikarium Antiqua" umsiedeln lassen.

Seit längerem sterben immer wieder Arbeiter über Nacht. Dabei sind sie manchmal einfach nur tot und manchmal wurde ihnen von anderen Arbeitern bereits der Hinterleib geöffnet und der Inhalt wohl verwertet.

Die Zahl betrug kurz nach der Umsiedlung 300 Arbeiter. Mittlerweile sind es wohl nur noch 200 Arbeiter. An Larven und Puppen sind derzeit 200-300 Stück vorhanden. Eier leicht über 100 Stück.

Mir fiel auf, dass hin und wieder sogar eigene Arbeiter von eigenen festgehalten werden - also fixiert um dann von einer weiteren am Petiolus (Verbindung Mesosoma - Abdomen) angebissen wird - was auch hin und wieder zur kompletten Amputation des Hinterleibs geführt hat. Und dies bei einer noch lebenden Arbeiterin.

Erst heute habe ich wieder eine Arbeiterin aus den Klauen 2er anderer befreit - die bis auf eine Beinverletzung ganz in Ordnung war.

Vor einigen Tagen hatte ich so eine Arbeiterin die angegriffen wurde - isoliert und sie starb von selbst innerhalb von 2 Tagen.

Was dahinter steckt kann ich mir derzeit nur Zusammenreimen:

1.) Die 300 Arbeiter waren zu viel für das 600x300x300mm Formikarium und es müssen einige alte Arbeiter sterben, damit Platz für neue Arbeiter da ist.

2.) Die alten und schon bald sterbenden Arbeitern werden vorher erkannt und eine Art Zwangseuthanasie wird vollstreckt.

Vielleicht hat jemand von euch,der eine so hohe Zahl an Arbeiterinnen von Camponotus ligniperda bereits erreicht hat dieses Phänomen schon beobachten können? Wenn ja bitte posten!

Ich werde dies weiterhin beobachten - auch wenn die Verluste hoch sind. An eine Vergiftung glaube ich nicht, da würden viel mehr gleichzeitig sterben. Verluste sind derzeit immer zwischen 1-2 Arbeiter pro Tag.

Habe aber auch schon eigenartige Ansammlungen zu dichten Trauben von 20-30 Arbeitern in der Nacht beobachten können. Die Arbeiter stehen dabei dicht an dicht und scheinen mittels ruckartigen Bewegungen zu kommunizieren... so etwas haben sie vorher nie getan - fast unheimlich wenn man dies beobachtet!

LG Corsair


"Gesegnet sei der Ameisenverstand, der zu klein für Zweifel ist."

Benutzeravatar
Boro
Halter
Offline
Beiträge: 6149
Registriert: 28. März 2004, 19:00
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 9 Mal

#2 AW: Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Beitrag von Boro » 11. Mai 2010, 12:05

Hallo Corsair!
Hast du tote Tiere mit einer guten Lupe betrachtet od. unter ein Mikroskop gelegt? Es könnte auch ein Befall durch Parasiten, Pilze etc. stattfinden.
L.G.Boro



Benutzeravatar
Corsair
Halter
Offline
Beiträge: 909
Registriert: 29. Januar 2004, 16:22
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

#3 AW: Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Beitrag von Corsair » 11. Mai 2010, 12:23

Danke für den Tipp - ich werd ein paar Tote Ameisen mal untersuchen. Zum Glück hab ich ja mein 70x Stereoskop dafür.

Verfütter die Toten immer gleich an meine Formica cunicularia - deshalb.
Mit freiem Auge aus nächster Nähe nie etwas ausmachen können.

Auf zum sezieren - kann ja nicht schaden.


"Gesegnet sei der Ameisenverstand, der zu klein für Zweifel ist."

Benutzeravatar
Raimund
Halter
Offline
Beiträge: 950
Registriert: 19. Juni 2007, 21:35
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 6 Mal

#4 AW: Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Beitrag von Raimund » 11. Mai 2010, 12:49

Corsair hat geschrieben:Verfütter die Toten immer gleich an meine Formica cunicularia

Halt ich für eine ganz schlechte Idee. Wie Boro schon sagt, könnte es ich um Parasiten oder Krankheiten handeln. Niemand sagt, das deine Formica davon verschont bleiben, wenn du sie mit Tieren fütterst, die offensichtlich keines natürlichen Todes gestroben sind.



chrizzy
Halter
Offline
Beiträge: 1537
Registriert: 29. Mai 2006, 19:42
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 5 Mal

#5 AW: Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Beitrag von chrizzy » 11. Mai 2010, 16:21

Hey,

was für mich noch plausibel wäre (Parasiten wären für ein Sterben auch meine erste Vermutung, passt aber nicht ganz zum selbstzerstörerischen Verhalten der Ameisen), dass durch eine hohe Duftkonzentration (stell dir mal vor was bei 300 Arbeiterinnen in einem so "kleinen" Formi an Pheromonen rumschwirren muss) o.ä. die Freund-Feind-Erkennung (die ja auf dem Geruchssinn basiert) gestört wird.

Evtl. mal testen, ob es mit einer besseren Belüftung und einer vergrößterten Arena aufhört, das könnte dann diese Theorie untermauern.

Von der Theorie "absichtliches Töten aus Platzmangel" halte ich wenig, zu einer solchen Entscheidung, zumal sie mMn eher der Lebensweise der Tiere widerspricht, halte ich Ameisen für nicht fähig (meine persönliche Einschätzung, man kann auch durchaus plausible Argumente dafür hervorbringen).

Geb aber Raimund recht, da man über die Todesursache nur spekulieren kann, würde ich die Tiere nicht weiterverfüttern.

Gute, interessante Frage!

lg, chrizzy

PS: Bin kein Camponotus-Experte, aber wie lange geht das sterben schon? Nach 6 Jahren eine Volksgröße von 300 Arbeiterinnen ist ja glaub ich nicht die Welt.



Benutzeravatar
Corsair
Halter
Offline
Beiträge: 909
Registriert: 29. Januar 2004, 16:22
Hat sich bedankt: 2 Mal
Danksagung erhalten: 49 Mal

#6 AW: Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Beitrag von Corsair » 12. Mai 2010, 09:38

@ chrizzy: Das mit der besseren Lüftung könnte es auch sein - werd so schnell wie möglich daran arbeiten das viel mehr Frischluft ins Formikarium kommt + eine neue Lage Sand einfüllen. Da hin und wieder Honigwasser daneben ging und den Sand etwas dunkel gefärbt hat (Pilzgefahr).

Mein Formikarium Karthago hat eine bessere Belüftung - und hier fühlen sich meine Camponotus vagus auch sehr wohl. Leider hab ich bei den C. ligniperda nicht so eine Lüftung verbaut.

C. ligniperda haben deshalb immer eine um vieles höhere Luftfeuchtigkeit. Dachte es kommt so näher an ein feuchtes Waldklima ran.

Danke für den Tipp!!! LG Corsair

@ Raimund: Das mit den Parasiten übertragen auf eine viel kleinere Art - kann ich mir nicht vorstellen... F. cunicularia nimmt auch viel zu gerne andere Ameisenarten als Larvennahrung.


"Gesegnet sei der Ameisenverstand, der zu klein für Zweifel ist."

Benutzeravatar
Boro
Halter
Offline
Beiträge: 6149
Registriert: 28. März 2004, 19:00
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 9 Mal

#7 AW: Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Beitrag von Boro » 12. Mai 2010, 11:43

Ich könnte mir auch vorstellen, dass etwa bei einem Pilzbefall (Pilze wachsen aus dem Kopf!!!!) das Zentralnervensystem der befallenen Tiere geschädigt und damit die Erkennbarkeit der eigenen Nestgenossinnen in Mitleidenschaft gezogen wird. Die Schwester wird (am Nestgeruch) nicht mehr erkannt und wie eine Fremde behandelt.
http://www.ameisenwiki.de/index.php/Krankheiten_Parasiten
L.G.Boro



Benutzeravatar
NIPIAN
Halter
Offline
Beiträge: 2429
Registriert: 7. September 2005, 17:57
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 4 Mal

#8 AW: Das Rätsel meines Camponotus ligniperda Arbeitersterbens

Beitrag von NIPIAN » 12. Mai 2010, 12:11

Hoi,


das Brutverhältnis zu Ergaten liest sich eigentlich sehr gut - Nahrungsknappheit/-mangel an bestimmten Bestandteilen ist es damit (eher) nicht. Zum Ausschluß verschiedene Insekten und Kohlenhydratquellen verfüttern.
Wahrscheinlicher ist chrizzys Hypothese. Wobei ich über dieses Thema speziell bislang bei keinem staatenbildenden Insekt gelesen habe. Merkur fragen.
Möglicherweise ist es eine Kombination aus chrizzys Pheromonüberdosierung (^^) und "über"alternden Ergaten. Eine Kombination aus mehreren Stressoren.
Was sagt das Stereoskop/der Kopf dahinter zu Boros Vermutung?

Ich vermute, die Temperatur liegt bei Zimmertemperatur, ~23 - 25°C? Eher niedrigere Temperaturen beibehalten, bis sich das Problem spezifiziert hat - (hoffentlich) verringerter Metabolismus, damit mehr Zeit zum Eingreifen; für die Larven einen warmen Spot. Keine Ahnung, wann der Mai die Sonne auspackt.

So, genügend brain farts für heute.



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Europäische Ameisenarten & Allgemeines“