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von erix » 13. August 2010, 16:35
Lieber Sahal
Nicht gleich die Fassung verlieren, renk deine AufzÀhlsysteme wieder ein! Ich denke mir meist etwas, bevor ich einen Beitrag schreibe.
Punkt 1 muss der Fragesteller mit mir klÀren, wenn er interessiert ist. Ich habe auch nicht vor, einer wilden Verschleppung von Ameisen in alle Gegenden Vorschub zu leisten.
Punkt B ist ein interessanter Gedanke, daran habe ich noch gar nicht gedacht, das Volk zu markieren. Aber es könnte noch einigen zusĂ€tzlichen Reiz haben, dies zu tun. Isotope als Marker sind nichts besonders Schwieriges, soviel ich weiss. Ein Umzug in ein Winterquartier ist ĂŒbrigens der Zweck der Versuchsanlage, nicht das Behalten des Volkes im Kunstnest.
Punkt III ist tatsĂ€chlich ein Problem, denn ameisenfreie Zonen, die fĂŒr Ameisen geeignet sind, gibt es nicht. Deshalb geht die Sache auch nur mit einem grösseren Volk, das auch "militĂ€risch" genĂŒgend StĂ€rke hat, sich ein Territorium anzueignen.
Punkt "vier": In ein Ytongnest kann man jederzeit schauen. Im neuen Nest des ausgewilderten Volkes hat der Beobachter hingegen nichts zu suchen.
Zur Verdeutlichung: Es geht nicht um Stressforschung, sondern um die Beobachtung eines natĂŒrlichen Vorgangs.
Bei der GrĂŒndung verkriecht sich die Königin irgendwo, denn sie hat keine grossen Möglichkeiten, einen auf Dauer geeigneten Standort zu suchen, im Gegensatz etwa zu einer Wespenkönigin. Erleben sie und die ersten Zwergarbeiterimmen den FrĂŒhling, dann ist der Platz vorlĂ€ufig vermutlich gut. Fast alle Königinnen werden ja gefressen, zertreten, ertrĂ€nkt in der Schneeschmelze, verschĂŒttet usw.
Irgendwann aber ist wohl meist ein Umzug fÀllig, sei es durch Nahrungsbedarf, VerÀnderungen des Platzes durch Pflanzen, Tiere, Wetter usw.
Ein wildes Lasius niger Volk, das sich mehrere Jahre in verschiedenen Pflanzentrögen auf meinem Balkon entwickelt hatte und eine stattliche Grösse erreicht hatte, war ĂŒber Nacht vollstĂ€ndig weg. Die sind nicht ins Blaue hinaus aufgebrochen, wie weiland Moses in die WĂŒste, da bin ich sicher. WĂ€re doch interessant, zu versuchen so etwas zu dokumentieren.
Gruss: erix
PS. Labyrinthversuche halte ich fĂŒr schwer realisierbar. Mit GrĂŒndungsvölkchen geht es nicht, weil die Arbeiterinnen dort nur sehr selten das Nest verlassen. Mit grösseren Völkern zu hantieren ist nicht ganz einfach und setzt Haltungserfahrung voraus. Man merkt sonst bald, dass man es eben nie mit einzelnen Ameisen zu tun hat, sondern meist eine ganze Horde von Arbeiterinnen alarmiert wird, die den schön ausgedachten Versuchsaufbau einfach nicht akzeptieren wollen.