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Camponotus im Norden: Fahndung

Allgemeine Fragen und Themen über europäische Ameisenarten (hier keine Berichte)
DermitderMeise
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#1 Camponotus im Norden: Fahndung

Beitrag von DermitderMeise » 10. Februar 2011, 15:58

Hallo Forum,
uns hier im Norden plagen des öfteren Minderwertigkeitskomplexe wegen des (empfundenen) Artenmangels, wenn man sieht, was "da unten" so alles im Garten herumläuft. Ganz besonders leide nicht nur ich darunter:
Dr_Karrissen hat geschrieben:Und wow, die Camponotus, das ist schon cool, ich habe noch nie welche richtig gesehen, nur auf Bildern oder im Fernsehen...
dass mir in beobachtbarer Entfernung bisher keine Camponotus über den Weg gelaufen sind. Dabei haben wir sogar Termiten!
Ãœber das Vorkommen der Arten im skandinavischen Raum bin ich dank der Arbeit eines Herrn Collingwood im Bilde, dort gibt es ligniperdus und herculeanus, selten vagus und fallax.
Seifert hält 2007 das Vorkommen von C. herculeanus in Schleswig-Holstein & Mecklenburg-Vorpommern für wahrscheinlich, C. ligniperda wurde in McPomm und S-H gefunden. Nur wo? Oder soll ich eher fragen: Wann und wo?

Die unerhörte Unauffindbarkeit der Rossameisen hier macht mir schwer zu schaffen, ich schlafe schlecht deswegen und mein Puls steigt, sobald ich Camponotus und Norddeutschland zusammen lese, so wie hier:
Camponotus ligniperda Königin finden
Aber nichts, wieder nur blinder Alarm. Ich habe die Boberger Dünen und deren Trockenrasen durchforstet, weil ich sie hochverdächtig fand, xerotherme Wegränder mitten im Nirgendwo, verschiedene Nadel- und Nichtnadelforste und namenlose Orte, an denen nie ein Mensch zuvor gewesen ist. (ok, das war ein bisschen dick aufgetragen! :D)
Bisher ohne Erfolg.

Darum möchte ich jetzt einen ernsthaften Aufruf starten, an dieser Stelle alle Camponautensichtungen niederzuschreiben, die nördlich des Harzes und südlich der dänischen Grenze getätigt wurden.


Wer hat mehr?
Bitte!



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Streaker87
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#2 AW: Camponotus im Norden: Fahndung

Beitrag von Streaker87 » 10. Februar 2011, 18:23

Der Beitrag hätte auch von mir stammen können :)
Für uns Norder sind Boro's Bilder meist das einzige, was von der Pracht der einheimischen Camponotus bleibt :(
Die Verbreitungskarte war mir schon immer ein wenig suspekt. Deswegen wollte ich diesen Sommer die hellgrünen Bereich in meiner Umgebung mal genauer unter die Lupe nehmen.




DermitderMeise
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#3 AW: Camponotus im Norden: Fahndung

Beitrag von DermitderMeise » 10. Februar 2011, 20:13

Oha, bei dir auch so schlimm? Dabei wohnst du doch schon deutlich jenseits von Gut und Böse (= südlich der Elbe). ;) Gibt es in der Nähe von Osnabrück Heideflächen außer den Lüneburger, die in Frage kämen? Wer weiß, vielleicht treffen wir uns mal in der Mitte...
Die Verbreitungskarten sind wahrscheinlich nur so gut wie die Daten, die ihnen zu Grunden liegen (wenn sie besser wären wäre mir das suspekt :D); allgemein finde ich, dass sich Herr Seifert "etwas traut", wenn er einfach findet, dass man Camponotus herculeanus in Schleswig-Holstein finden sollte. Immerhin hat er so mein Interesse geweckt. :)
Ich seh es ja ein, dass ich hier keine Messor finden werde, aber wenn Camponotus herculeanus und ligniperdus sogar mit den kurzen und nicht unbedingt heftigen Sommern in Skandinavien einigermaßen zurecht kommen, sollte man die auch hier finden können. Es sei denn unsere lieben Vorfahren haben sie durch die dunklen dichten Fichtenwälder und die Schaffung von artenarmem landwirtschaftlichen Ödland par excellence an den wenigen geeigneten Standorten endgültig weggesiedelt.

PS: Na, welcher Mod merkt es zuerst? Die Suchfunktion freut sich jedenfalls! :D



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Boro
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#4 AW: Camponotus im Norden: Fahndung

Beitrag von Boro » 11. Februar 2011, 11:39

Wenn C. ligniperdus im N tatsächlich so selten vorkommt, müsste man mit Kollegen kiefer reden, damit er die farbliche Darstellung für diesen Bereich vielleicht auf "zerstreute Vorkommen" ändert.
Sahal ist gerade für die großen C.-Arten ein besonderer Spezialist, vielleicht kennt er sich da besser aus u. kann Tipps für Norddeutschland geben.....
Bei uns ist diese Art wirklich eine Allerweltsameise, C. herculeanus kommt aber nur im Mittel- u. Hochgebirge vor, C. vagus ist recht zerstreut überall in geeigneten Habitaten vorhanden, C. fallax u. C. truncatus sind relativ häufig (arboricol, schwer zu finden), C. aethiops u. C. piceus sind sehr selten.
L.G.Boro



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jkiefer
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#5 AW: Camponotus im Norden: Fahndung

Beitrag von jkiefer » 11. Februar 2011, 12:36

Hallo,

bis letzten Sommer dachte ich auch, bei mir in der Gegend wären Camponotus ligniperdus und Camponotus herculeanus sehr selten. Doch Funde von einzelnen Arbeiterinnen lassen darauf schließen, das diese beiden Arten hier weit häufiger sind als gedacht. Tatsächlich lässt sich aus meinen Funden auf mindestens 5 Nester pro Quadratkilometer jeweils bei beiden Arten in geeigneten Habitaten schließen (wenn man mit den Angaben im Seifert vergleicht ein durchschnittlicher Wert und alles andere als selten zu bezeichnen).
Allerdings kenne ich nur bei 2 dieser Nester einen genauen Standort, und diese auch nur weil ich verdammtes Glück hatte (das eine weil grade Schwarmflug war, beim anderen stand direkt neben den Nesteingang eine Orchidee die ich mir näher angeschaut habe). Genaugenommen bin ich an diesen 2 Nestern schon dutzende Male vorher vorbeigegangen. Die Nester sind schlicht äusserst unscheinbar, die Arbeiterinnen furagieren einzeln und meist besteht der sichtbare Teil eines Nestes nur aus einem kleinen Loch am Stammgrund eines Baumes (siehe Bild, das war alles was vom Nest zu sehen war). Das heißt sie sind einfach schwierig zu finden und das (mir verhasste) wahllose Steineumdrehen bringt da auch nicht wirklich viel.
Bild

Man findet auch immer wieder Berichte in den Foren, wo die Leute berichten, dass plötzlich zur Schwarmflugzeit überall Nester dieser beiden Arten auftauchen, an Stellen die vorher gut bekannt waren und wo niemals eine Kolonie dieser Arten vermutet wurde.

Dementsprechend würde es mich wundern wenn bei euch im Norden mit der Zeit auch immer mehr Nester auftauchen würden, wobei zu sagen ist, das gezieltes Suchen kaum was bringen wird.

Lg


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#6 AW: Camponotus im Norden: Fahndung

Beitrag von DermitderMeise » 11. Februar 2011, 14:05

Hallo zusammen,
Boro hat geschrieben:Wenn C. ligniperdus im N tatsächlich so selten vorkommt, müsste man mit Kollegen kiefer reden, damit er die farbliche Darstellung für diesen Bereich vielleicht auf "zerstreute Vorkommen" ändert.

Ja, ich hatte letztes Jahr darüber nachgedacht ihn anzuschreiben; aber mir erscheint es nicht richtig, diese Karten wg. Mutmaßungen meinerseits zu ändern. Da muss schon mehr her.

Sahal ist gerade für die großen C.-Arten ein besonderer Spezialist, vielleicht kennt er sich da besser aus u. kann Tipps für Norddeutschland geben.....

Auf so jemanden hoffe ich jedenfalls, ich hatte in der näheren Vergangenheit mal Kontakt zu einem lokalen Hymenopterenfreund & Mitglied der ASW aufgenommen, der auch schon ein bisschen länger draußen unterwegs ist als ich, aber dort wurden mir auch nur die üblichen Verdächtigen ("Wärmeinseln") genannt.
Die Recherchen die ich bisher getätigt habe, verliefen alle im Sand; ich weiß jetzt zwar, unter welchen Bedingungen sich Coptoformica forsslundi in S-H verlustiert, doch nicht mehr über Camponotus. Aber irgendwo muss doch stehen wer wann wo in S-H Camponotus ligniperdus gefunden hat, wenn Seifert dort eine 1 (= nachgewiesen) stehen hat?

Bei uns ist diese Art wirklich eine Allerweltsameise

Ja mach ruhig, gieß noch Öl ins Feuer! :mad:
;)

jkiefer hat geschrieben:Die Nester sind schlicht äusserst unscheinbar, die Arbeiterinnen furagieren einzeln und meist besteht der sichtbare Teil eines Nestes nur aus einem kleinen Loch am Stammgrund eines Baumes (siehe Bild, das war alles was vom Nest zu sehen war).

Das kommt mir bekannt vor; die Camponotus die ich bisher entdeckt habe (LüHei, Harz und bei Kassel) begegneten mir auch nur in Einzelexemplaren, das Nest war - jedenfalls spontan - nicht zu finden. Nur in der Heide hatte ich das Glück, dass sich ein Stück weiter direkt neben dem Weg ein Nesteingang befand:

Bild
(zwischen dem Sand und der organischen Auflage)

wobei zu sagen ist, das gezieltes Suchen kaum was bringen wird.

Mag sein - aber irgendwo muss man ja anfangen. :) Wenn es dich beruhigt: Ich bin auch sonst gerne draußen, mache Fotos und gucke mir die (Um)Welt an. ;)



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Boro
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#7 AW: Camponotus im Norden: Fahndung

Beitrag von Boro » 11. Februar 2011, 17:06

Bei C. ligniperdus gibt es gar nicht selten Unterstein-Nester und hin und wieder reine Erdnester. Das heißt, dass man nicht unbedingt nur nach Totholz bzw. Holzstrünken suchen soll. Ich hatte bisher schon den Eindruck, dass sie thermisch günstige und meistens gut besonnte Habitate bevorzugen.
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#8 AW: Camponotus im Norden: Fahndung

Beitrag von Gaster » 11. Februar 2011, 17:54

Im alten Grenzgebiet zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt findet sich Camponotus ligniperda recht häufig. Dieser Streifen ist bei mir in der Nähe allgemein sehr artenreich, was Ameisen anbelangt.



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