Hallo Be-meise,
deine Überlegungen in allen Ehren, doch es gibt dort einfach viel Ungewissheit und keine konkreten Erfahrungswerte. So wünschenswert und natur-romantisch es auch ist, ein sich selbst erhaltendes Mini-Ökosystem à la
Flaschengarten zu haben, so schwierig ist es auch das in der Praxis umzusetzen. Denn...
Be-meise hat geschrieben:wenn das Gelände groß genug ist und sowohl dem einen als auch dem anderen genügend Platz bietet
...das Gelände wird nicht groß genug sein, um naturähnliche Ameisendichten zu erreichen, außer du nimmst ein wirklich großes Becken und
eine klein bleibende Art.
Es geht darum, dass es immer Jungtiere geben wird und die alten Ameisen eben teilweise an einem Sonnentau kleben bleiben werden. So ist das in der Natur auch, dass ein Vogel kommt und zwei drei wegpickt.
Und da sich die Kolonie nur soweit ausdehnt, wie ihr Revier ist, gäbe es also auch immer neue "Babyameisen", die heranwachsen.
Das klingt in der Theorie sehr nett, funktioniert aber nur wenn das System ausbalanciert ist.
Ich hatte vor einiger Zeit eine große Plastikkiste, in der Tausendfüßer, Asseln und anderes Getier über längere Zeit "stabil" zusammengelebt haben, an Pflege war nur ab und zu das Hinzufügen von Nahrung (Streuschicht, Gemüse) und Befeuchtung nötig. Doch auch das geriet aus dem Tritt, als ein unbekannter, aber wohl unschädlicher Pilz die ganze Kiste durchwuchs und alles andere in die Ecken drängte... Es gibt und gab
hier und anderswo einige Experimente mit natürlich eingerichteten Becken (sowohl einheimisch als auch tropisch), die tw. auch über längere Zeit als kleines Ökosystem "funktionieren". So etwas solltest du dir erst einmal ansehen, denke ich.
Ich möchte verhindern, dass die Kolonie zu alt wird und an Altersschwäche stirbt.
Das wirst du nicht verhindern können, denn
wie alt eine Kolonie wird hängt von der
Königin ab, und die wird sich nicht unbedingt freiwillig in die Tentakeln eines Sonnentaus begeben.
Warum sollte man auch verhindern wollen dass eine Kolonie ihr Maximalalter erreicht? - erschließt sich mir nicht!
Sicher wird hier oder da eine Arbeiterin vermisst, also wird es bei der nächsten Brut zwei Eier mehr geben.
So funktioniert es eben nicht. Die Arbeiterinnen schaffen Nahrung heran, je mehr Nahrung desto mehr Nachwuchs (sehr stark vereinfacht und nicht auf alle Arten zutreffend).
Die
Königin weiß nicht um den Verlust und wird ihn nicht aktiv vorausplanend ausgleichen - womit sollte sie das auch tun, wenn vielleicht sogar täglich einige Arbeiterinnen nicht vom Furagieren zurückkehren?
Was ich vorhabe könnte man also eher als eine "Blutspende" sehen. Ein Teil vom alten Blut raus, sodass sich neues bilden kann. Es bleibt genug altes Blut, aber die Plättchen werden frisch nachproduziert.
Ja, das entspräche tatsächlich einigermaßen der Funktion der Arbeiterinnen, auch wenn wir sie als Individuen wahrnehmen. Trotzdem wird bei einer Blutspende sehr streng kontrolliert
wie viel man abgibt und dass man sich bei der Spende in einem einigermaßen
guten Gesundheitszustand befindet - das kannst du bei deinem Vorhaben nicht.
Ich möchte jetzt hier keine Blutspendendiskussion anfangen, aber der Vergleich hinkt auch in dieser Hinsicht, denn man geht nicht Blut spenden,
damit sich neues bilden kann, sondern
weil sich neues bilden kann.
Wem andere Tiere einfallen, die sich vermehren, ab und an mal kleben bleiben und trotzdem ein Leben mit den Pflanzen leben könnten, kann auch gern Vorschläge machen.
Probiere es mit Drosophila melanogaster, der Taufliege. Auch dort halte ich deinen Versuch für schwierig durchzuführen, aber machbarer, weil die Taufliegen nicht als soziale Einheit agieren und weniger voneinander abhängig sind.
Ich halte dein Vorhaben nach wie vor für interessant, aber du solltest wirklich erst einmal eine Kolonie gehalten haben, um ansatzweise zu wissen was alleine da auf dich zukommt.