Die Anzahl der in einem Nest vorhandenen Amazonen würde ich mit der Angabe im SEIFERT (S. 331: bis 1500) gleichsetzen. Das Zählen/Abschätzen der "Kriegsteilnehmer" ist schwierig, die meisten Nester beherbergen ein paar Hundert Amazonen. Je länger ein Nest von intraspezifischen Heimsuchungen verschont bleibt und je höher die Zahl der Wirtsnester ist, desto größer wird die Zahl der Amazonen.
Ich erinnere mich sehr gerne an jenes Nest zurück, von welchem vor kurzem Merkur einen Beleg auf Befall mit Myrmicinosporidium untersucht hat: Es war an anderer Stelle das größte je gesichtete Polyergus-Nest: Beherrschend auf einer Kuppe gelegen, rundherum Ruderalflächen und mindestens3 Dutzend Serviformica-Nester (am Waldrand nur F. fusca, im Trockenrasen nur F. cunicularia und F. rufibarbis) im "Einzugsbereich" der Amazonen. Vor etwa 10 Jahren hatte ich mir die Mühe gemacht und eine möglichst genaue Zählung vorgenommen: Ich kam auf knapp 2000 Tiere. Sicher, so eine Zählung kann nie genau sein, aber etliche Amazonen bleiben auch bei Raubzügen immer im Nest, z. B. die geschlüpften Jungtiere. Man kann also sagen: Gut 2000 Amazonen waren in diesem Nest, der oberflächliche Erdauswurf des Nestes betrug 1 m², es gab mehrere Eingänge, das Gras war in diesem Bereich völlig entfernt.
Jetzt ergibt sich ein Problem: In diesem Nest müssen dann mindestens 6000 Hilfsameisen gewesen sein, das wäre gigantisch u. würde alle Dimensionen von Serviformica-Nestern sprengen. Trotzdem halte ich das für möglich! Die Raubzüge waren ein Traum für jeden Beobachter, häufig wurden hintereinander mindestens 2 Rauzüge pro Tag durchgeführt, einige Male konnte ich gleichzeitig 2 Züge gegen verschiedene Wirtsnester feststellen.
Nun, dann kamen die "Schicksalsschläge": Zuerst wurde das Nest von Rebhühnern ausgiebig zerstört, im getrockneten Kot der Vögel waren fast nur Reste v. Polyergus zu finden. Das Riesennest war nach einer Standortverlagerung nur mehr ein "Nestchen" . Inzwischen musste die Amazonenarmee 2 totale Niederlagen geg. "rabiate" F. rufibarbis durchmachen (Berichte im AF) u. im vorigen Jahr wurde noch ein intraspezifischer Überfall eines bisher unbekannten Nestes (!) mit Mühe abgewehrt. Das ist aber nur das, was ich feststellen konnte, wer weiß, was noch alles in meiner Abwesenheit passiert ist.
Anlässlich des Schwärmens 2012 (Bericht im AF) kamen nur ein paar Männchen zum Vorschein (Bericht AF). Inzwischen gibt es in der Gegend ein anderes, relativ starkes Nest mit fast 1000 Amazonen, von dem der heute folgende Bericht stammt! Noch dazu handelt es sich um ein von mir aufgezogenes und freigesetztes Nest u. das erfüllt mich schon mit ein wenig Stolz!
Noch ein Punkt: Interessanterweise hatte das oben beschriebene Nest damals und es hat heute noch als Hilfsameisen einen Mix aus F. fusca u. F. cunicularia, dieser ungewöhnlichen Kombination! Und das, obwohl immer wieder und wiederholt Nester v. F. rufibaribis ausgeraubt werden. Hier wird die These, dass F. cunicularia wohl mit F. rufibarbis, aber nicht mit F. fusca zu kombinieren wäre, auf den Kopf gestellt. Übrigens gab es ein zweites Nest mit dieser seltenen Kombination v. Hilfsameisen etwa 200m entfernt; es wurde schon vor Jahren intraspezifisch zerstört (Bericht im AF). Was mit den eingetragenen rufibarbis-
In der Natur muss diese Kombination aber funktionieren.
Gestern hatte ich wieder ein interessantes Erlebnis: Das eben genannte, vor ein paar Jahren v. mir freigesetzte Nest liegt auf einem Rain, der sehr gut besonnt, aber ab 16:00 abgeschattet ist. Daher beginnen dort die Raubzüge immer früher: Um diese Zeit muss man spätestens vor Ort sein. Tatsächlich um 16:15 ging es recht überraschend los und zwar über 70 m (76 große Schritte) auf der vegetationslosen Fahrspur eines Feldweges. Zwischen beiden Fahrspuren wurde ein F. cunicularia-Nest überfallen. Der Raubzug dauerte insgesamt 60 Min. und war zur Gänze wegen des fast durchwegs fehlenden Bewuchses sehr gut zu verfolgen.
1. Die Kolonne bestand aus über 900 Amazonen und war fast 5 m lang. Ein Bildausschnitt aus der rasch marschierenden Kolonne:
2. Einmal musste die Grasnarbe zw. den Fahrstreifen überquert werden. Das bremst die Geschwindigkeit etwas ein:
3.Stockungen im Vormarsch kann man immer wieder beobachten: Plötzlich scheint die Orientierung verloren zu gehen, die Ameisen laufen auseinander, es kommt zu einem Stau, die dahinter ankommenden Tiere müssen warten. Das lässt mich an der Theorie mit der Orientierung über Polarisationsmuster des Himmelslichtes zweifeln. Diese vorübergehende Orientierungslosigkeit ist bei fast jedem längeren Ausmarsch mindestens einmal zu beobachten. Nach kurzer Zeit ordnet sich die Marschkolonne neu und strebt dem Ziel entgegen.
4. Das Wirtsnest lag versteckt unter der Grasnarbe. Erst der Ansturm der Amazonen hat die wahren Dimensionen eines volksstarken cunicularia-Nestes zu Tage gebracht. Rasch erschienen hunderte Verteidiger auf der Nestoberfläche, der Großteil versuchte mit der
5. Die Amazonen machten reiche Beute: Der Rückmarsch erfolgt in lockerer Marschformation auf dem Anmarschweg.